Wie haben wir die Pfingst- und charismatische Bewegung zu beurteilen


Wie haben wir die Pfingst- und charismatische Bewegung zu beurteilen?

Inhaltsverzeichnis

1. Historischer Hintergrund:

Der Methodismus John und Charles Wesleys

Die Heiligungsbewegung und deren Perfektionismus

Die Pfingst- und charismatische Bewegung ist unionistisch, ökumenisch und synkretistisch

2. Geistestaufe:

Taufe mit dem Heiligen Geist und Erfülltsein mit dem Heiligen Geist

Das Amt des Heiligen Geistes – christozentrisches Wirken

3. Zeichen und Wunder:

Die Zungenrede

Heilung

Eines Apostels Zeichen

Die Gemeinde Jesu Christi – vollmächtig ausgerüstet mit den Gnadenmitteln

Der Heilige Geist ist souverän und ist Person

Die unterschiedlichen Gaben

Warnung Jesu Christi vor den falschen Zeichen und Wundern in der letzten Zeit

Der Glaube gründet auf dem Wort und den Sakramenten

Sogenannte „Geistliche Kampfführung“

1. Historischer Hintergrund:

Der Methodismus John und Charles Wesleys

Die moderne Pfingst- und charismatische Bewegung, wie sie Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA entstanden ist, ist theologiegeschichtlich ein Kind der Heiligungsbewegung und damit ein Enkel des Methodismus, wie er von den Brüdern John und Charles Wesley im 18. Jahrhundert geformt wurde. Dieser wiederum empfing entscheidende Prägung vom Arminianismus (freier Wille, Entscheidungsdenken) und dem herrnhutischen Pietismus (Erfahrungsorientierung). Bedeutend für den wesleyanischen Methodismus ist sein Hang zum Perfektionismus, also die Behauptung, dass „Sündlosigkeit“ möglich sei, und, damit verbunden, das Sehnen nach einer „zweiten Segnung“ oder besonderen Erfahrung nach der Bekehrung, einer Segnung, die zu einer „völligeren“ Heiligung, eben zur Sündlosigkeit (gegen 1. Joh. 1) führen sollte. Dieses Sehnen ist immer wieder für den Methodismus in seiner weiteren Entwicklung im 18. und 19. Jahrhundert ausschlaggebend gewesen. Sein Ringen um Erweckungen hatte nicht zuletzt solche „zweite Segnung“, begleitet von emotionalen und physischen Phänomenen (etwa 1775 bei der Jarrott-Erweckung), zum Ziel.

Die Heiligungsbewegung und deren Perfektionismus

Daraus erwuchs ab 1867 die „Heiligungsbewegung“, der es um die „völlige Heiligung“ ging, und zwar, in Verbindung mit den „Camp meetings“ dadurch, dass der Heilige Geist in einer besonderen Weise komme und eine Erneuerung bewirke. Man sprach von der „völligen Heiligung“ als von einem Zustand, in dem keine willentliche Sünde mehr getan werde, in dem man sich und seinen Willen völlig Gott übereignet habe. Der Unterschied zu Wesley war hier nur, dass er meinte, dieser Zustand werde allmählich erreicht, während die Heiligungsbewegung ihn augenblicklich, durch eine „zweite Segnung“ erreichen wollte. Hier zeigt sich, dass die biblische Theologie des Kreuzes, wie sie 1. Kor. 1 und 2 und Röm 7 gelehrt wird, überhaupt nicht verstanden wurde, ja völlig unbekannt war und ist. Dort wird, wie 1. Joh. 1, deutlich gelehrt, dass auch der Wiedergeborene, der an Jesus Christus als seinen Heiland Gläubige, Gerechter und Sünder zugleich ist (simul iustus et peccator) und der alte Mensch, wiewohl in der Taufe und Wiedergeburt gekreuzigt, dennoch noch lebendig ist und täglich sündigt und darum auch täglich neu in den Tod gegeben werden muss (Eph. 4,22-24), wir auch als Christen nie über den Stand hinaus kommen, Sünder zu sein, die allein aus der Vergebung leben. Der Methodismus wie die Heiligungsbewegung – und in ihrem Gefolge dann die Pfingst- und charismatische Bewegung – hängen dagegen einer Herrlichkeitstheologie an, die eben diesen Kreuzesweg nicht gehen will, sondern die himmlische Herrlichkeit schon hier auf Erden haben möchte. Wie im Methodismus und der Heiligungsbewegung, so gelten auch in der Pfingst- und charismatischen Bewegung die Gnadenmittel Gottes, das Evangelium in Wort, Taufe und Abendmahl, wenig, wird insbesondere geleugnet bzw. nicht beachtet, dass der Heilige Geist durch diese Mittel den Glauben wirkt und erhält. Die Bedeutung des Gesetzes für den Christen wird völlig verkannt.

Dabei kommt es zugleich dazu, dass der Sündenbegriff und damit die Sündenerkenntnis entscheidend abgeschwächt wurde, nämlich die Erbsünde nicht mehr als Schuld gesehen wurde, solange sie nicht willentlich bewusst akzeptiert worden sei. Auch die Heiligung wird deshalb sehr abgeschwächt und „völlige Heiligung“ dann erreicht, wenn der Gläubige Christus gemäß seiner Erkenntnis völlig diene. Für einige in der Heiligungsbewegung spielt dabei die Lehre von „Christus in uns“ eine besondere Rolle, ein Eingießen Christi in den Gläubigen. Die Bibel kennt diese Art von Einwohnung und Einssein mit Christus nicht. Christus wohnt in uns durch den Glauben, leitet und regiert uns durch sein Wort – aber wir haben ihn auch nur allein durch Wort und Sakrament im Glauben. Der Hintergrund des Perfektionismus ist die rationalistische Behauptung, dass, weil Gott etwas fordere, es auch möglich sein müsse, es auszuführen.

In der Heiligungsbewegung wurde die „zweite Segnung“ zu einem besonderen, entscheidenden Faktor für das Wesen des Christseins, zu einem zweiten Gnadenakt des Heiligen Geistes. Als aber auch damit noch nicht erreicht werden konnte, was man suchte, weil immer neue Erfahrungen nötig waren, sprach Benjamin Irwin dann von der „Feuertaufe“ als einer „dritten Segnung“. Während die „zweite Segnung“ zuvor die „völlige Heiligung“ gebracht habe, sollte diese „Feuertaufe“ eine besondere Fülle des Heiligen Geistes bringen. Sie war dort, wo sie angeblich auftrat, begleitet von Schreien, angeblicher Zungenrede, Fallen in Trance, „heiligem Tanzen“, „heiligem Lachen“ – Phänomenen, die dann später auch in der Pfingst- und charismatischen Bewegung auftreten.

Ein entscheidender weiterer Schritt von der Heiligungsbewegung zur Pfingstbewegung geschah durch Charles F. Parham, der ursprünglich von den Bischöflichen Methodisten kam, dann zur Heiligungsbewegung ging und kirchliche Bindung ablehnte. Er brachte nun die Frage auf nach einem „Zeichen“ für das Erwerben der „zweiten Segnung“ und verfiel da nun auf die „Zungenrede“ als eben diesem Zeichen und sah ihren Empfang als „dritte Segnung“ an

Im Jahr 1900 gründete Parham eine Bibelschule in Topeka, Kansas, und lehrte dort unter Bezugnahme auf die Apostelgeschichte, dass die Zungenrede notwendiges Zeichen sei, das man sie und den Heiligen Geist durch lange Gebete suchen müsse. Am 1. Januar 1901 redete dann Agnes Ozman, nachdem er ihr die Hände aufgelegt hatte, in Zungen, wie sie meinte, in Chinesisch. William J. Seymour hörte Parham 1905 in Houston, Texas, und brachte 1906 dessen Lehren nach Los Angeles, wohin er eingeladen wurde. Dort kam es dann unter dem Eindruck seiner Predigt im Hause Richard Asburys zu Ekstase, Zungenrede und damit zu den Anfängen der modernen Pfingstbewegung, die sich von dort aus über die USA und andere Länder und Kontinente ausbreitete.

Die Pfingst- und charismatische Bewegung ist unionistisch, ökumenisch und synkretistisch

Während diese ältere Pfingstbewegung (die auch den Perfektionismus der Heiligungsbewegung übernommen hatte) sich zunächst, da die bestehenden Konfessionen deutlich sich gegen sie positionierten, als eigenständige Konfession etablierte, ging sie in den 1960er Jahren dazu über (ausgehend hauptsächlich von den Assemblies of God), diesen Geist in die anderen Konfessionen hineinzutragen, zunächst die anglikanische Kirche, dann auch in andere protestantische und auch die römisch-katholische, die sich im 2. Vatikanischen Konzil offiziell dieser Bewegung öffnete, die unter dem Namen „Charismatische Bewegung“ bekannt wurde (die oftmals dem Perfektionismus nicht huldigt). Der Weg dieses Geistes in alle Konfessionen zeigt, dass es ihm nicht um eindeutige, klare, verbindliche biblische Lehre geht, um Trennung von Wahrheit und Irrlehre, sondern dass er wirken kann unabhängig von der Konfession. Er ist also eindeutig ein unionistischer, ja, ökumenistischer und synkretistischer Geist und damit auch in dieser Hinsicht deutlich antibiblisch, gegen Röm. 16,17.18; 2. Kor. 6,14-18; 1. Joh. 4,1-3, 2. Joh. 8-11 gerichtet. Daher ist es nicht verwunderlich, dass in den USA ca. 25 % der Pfingstler Unitarier sind, also die Dreieinigkeit leugnen und damit überhaupt außerhalb des Christentums stehen, und dass bei den Kimbanguisten, die ebenfalls weit außerhalb des Christentums stehen, ganz vergleichbare Phänomene auftreten. Ähnlich wie schon im alten Pietismus (Spener, Francke) und noch stärker im Neupietismus, so spielt auch in der Pfingst- und charismatischen Bewegung die Lehre, soweit sie überhaupt vorhanden ist, eine eher untergeordnete Rolle, entscheidend ist die „gleiche Erfahrung“, die dann verbinden soll. In der charismatischen Bewegung wird die Bedeutung der Bibel auch dadurch relativiert, dass sie dort als „vergangenes Wort“ angesehen wird, die angebliche derzeitige „Prophetie“ aber als „gegenwärtiges Wort“. Die Gemeinde Jesu Christi ist aber an das Wort der Apostel gebunden, Joh. 17,20, ist gegründet auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist, Eph. 2,19-21. Vorzeiten hat Gott durch die Propheten geredet, in der letzten Zeit aber durch seinen Sohn, Hebr. 1,1.2, womit auch angezeigt ist, dass wir keine neuen Offenbarungen mehr zu erwarten haben und damit alle neuzeitliche Prophetie unnötig und irreführend ist, denn wir haben alles mit dem Wort der Bibel. Neue Offenbarungen sind uns darum nicht verheißen; ja, wer vorgibt, neue Offenbarungen zu haben, verstößt eindeutig gegen Gottes Wort, Offenb. 22.

Jesus Christus aber will, dass wir „sie sollen lehren halten alles, was er uns gelehrt hat“, Matth. 28,19, dass die Gemeinde Jesu Christi, als das Haus Gottes, ein Pfeiler und eine Grundfeste der Wahrheit sei, 1. Tim. 3,15, und wir wie Paulus daher den ganzen Ratschluss Gottes verkündigen sollen, Apg. 20,27, und die ganze biblische Lehre auch für verbindlich erachten und demgemäß in Gemeinde und Mission lehrhaft verkündigen, unterweisen und konsequent zwischen Wahrheit und Irrlehre und damit auch zwischen rechtgläubiger und falschgläubiger Kirche unterscheiden, Röm. 16,17.18; 2. Kor. 6,14-18; 2. Joh. 8-11, und uns von letzterer getrennt halten.

2. Geistestaufe:

Im Zentrum der Aussagen der Pfingst- und charismatischen Bewegung steht die „Geistestaufe“, nämlich die Forderung, jeder solle danach ernsthaft suchen, mit dem Heiligen Geist erfüllt zu werden und den Geistesempfang durch die Zungenrede ausdrücken und weitere Gaben empfangen. Diese „Geistestaufe“ wird von der Taufe wie auch von der Wiedergeburt und Bekehrung getrennt als eine „zweite Segnung“. Die Pfingst- und charismatische Bewegung unterscheidet also zumindest ein zweistufiges Christentum, nämlich solche Christen, die zwar wiedergeboren sind, aber diese „Geistestaufe“ nicht hätten, daher nicht den Heiligen Geist im Herzen wohnen hätten, daher nicht das „volle Evangelium“ hätten, und solchen Christen, die die „Geistestaufe“ empfangen hätten und nun das „volle (oder „vierfache“) Evangelium hätten, nämlich den Heiligen Geist im Herzen wohnen, die volle Heiligung, körperliche Heilung und geistliche Gaben. Diese Geistestaufe wird als eine „Erfahrung“ postuliert, die für eine „volle Beziehung“ zu Christus notwendig sei, um die nötige Kraft für ein christliches Leben und den Dienst zu haben. Das „vierfache Evangelium“ meint dabei Jesus Christus als den „Erlöser, den Heiliger, den Heiler und den zukünftig kommenden König“.

Diese „Geistestaufe“ wird in ihrer Bedeutung ins Zentrum des christlichen Glaubens gestellt, während die Rechtfertigung des Sünders allein aus Gnaden, allein um Christi Verdienst willen, allein durch den Glauben dann nur eine Randbedeutung hat.

Taufe mit dem Heiligen Geist und Erfülltsein mit dem Heiligen Geist

Wie ist diese „Geistestaufe“ von der Bibel her zu beurteilen? Die „Geistestaufe“, wie sie in der Pfingst- und charismatischen Bewegung auftritt, ist nicht Wirkung des Evangeliums, sondern tritt auf durch die Verbindung zu anderen Personen, die in dieser Weise „geistesgetauft“ sind, soweit man sich diesem Geist öffnet, ihm nicht beharrlich und bewusst widersteht. Das heißt, dieser Geist legt sich über den schon bestehenden Glauben, der aber dadurch verändert wird. Daher kann dieser Geist in den verschiedensten Konfessionen, ja auch außerhalb des Christentums, auftreten. All dies widerspricht der Heiligen Schrift. Nach Gal. 3,2.5.14 ist der Geistempfang eine Wirkung der Evangeliumspredigt, geschieht mit dem Glauben an Jesus Christus, dem Retter für Sünder, fällt also zusammen mit der Wiedergeburt, Bekehrung. Darum heißt es auch von den Christen in Röm. 8, dass der Heilige Geist in ihnen wohnt, dass umgekehrt ohne dieses Wohnen des Heiligen Geistes im Herzen ein Christsein gar nicht möglich ist. Die Trennung von Wiedergeburt und Geistesempfang ist also unbiblisch. Die „Geistestaufe“ fällt daher mit der Wiedergeburt zusammen, wie ja auch die Bekehrung und Wiedergeburt ein Werk des Heiligen Geistes durch das Evangelium in Wort und Taufe ist. Auch in der (Wasser-)Taufe wird der Heilige Geist gemäß Joh. 3,3.5 und Tit. 3,4-7, dargereicht und da empfangen, wo die Taufe im Glauben empfangen, ergriffen wird. Es ist daher auch nicht mit der Bibel vereinbar, dass um eine besondere Geistestaufe lange gerungen, gebetet werden müsse. Nirgends werden die Christen in der Bibel dazu aufgefordert, dass sie sich um den Heiligen Geist gemühen, ihn suchen, um ihn ringen müssten. Apg. 2,38.39 macht deutlich, dass zwischen der Taufe im Namen Jesu und der Geistestaufe kein zeitlicher Zwischenraum besteht.

Ebenso finden wir nirgends irgendwelche Vorbedingungen für den Geistesempfang – außer eben dass der Mensch zum rettenden Glauben an den Herrn Jesus Christus kommt, denn ohne die Wiedergeburt, Bekehrung gibt es keine Taufe mit dem Heiligen Geist. Aber es gibt keine menschlichen Anstrengungen, die voran gehen müssten, s. Apg. 1,4.5; 8; 10; 19, denn der Heilige Geist kommt nicht durch das Gesetz – also menschliches Wirken, Anstrengen, Bemühen -, sondern durch das Hören des Evangeliums der Gnade Gottes in Jesus Christus.

Etwas völlig anderes ist es, dass wir auch als Christen immer wieder darum bitten müssen, dass wir in der Fülle des Heiligen Geistes stehen, dass wir für unsere Aufgaben mit ihm ausgerüstet sind, dass wir von ihm geführt werden, Eph. 5,18; Apg. 6,3.10. Das hat aber nichts mit einer besonderen Geistestaufe zu tun und ebensowenig mit besonderen „Gaben“. Vielmehr hat der Heilige Geist, wie der dreieinige Gott insgesamt, Wohnung im Herzen des Christen, ist unser Leib als Christ ein Tempel auch des Heiligen Geistes, 1. Kor. 3,16 f.; 6,19.

Die Phänomene, wie sei bei der „Geistestaufe“ der Pfingstler und Charismatiker auftreten, wie Schreien, Umfallen auf den Rücken, Daliegen, als sei man tot, Lachen, Kreischen, Tanzen, sind allesamt unbiblisch und entsprechen keineswegs dem, was in der Bibel von Pfingsten und dem Geistesempfang gesagt wird. Ekstase hat mit Wiedergeburt nichts zu tun, sie ist vielmehr gerade in den heidnischen Religionen zu finden.

Joel 2,28-29 wartet nicht noch auf Erfüllung, sondern ist, gemäß Apg. 2, bereits mit dem Pfingsten damals in Jerusalem erfüllt. Allerdings hat jeder Christ in sofern sein „eigenes Pfingsten“, als jeder Christ mit der Wiedergeburt und Bekehrung für sich den Heiligen Geist empfängt – aber er bedarf keiner weiteren, zusätzlichen „Geistestaufe“.

Das Amt des Heiligen Geistes – christozentrisches Wirken

Die Bedeutung und das Amt des Heiligen Geistes werden in der Pfingst- und charismatischen Bewegung völlig schief gesehen. Der Schwerpunkt liegt auf Zeichen und Wundern, auf „völliger Heiligung“ (Sündlosigkeit), Heilungen, Prophetien, besonderen Erfahrungen. Die biblische Lehre tritt, trotz oftmals guter Bibelkenntnis, dagegen in den Hintergrund; und da, wo Lehre geübt wird, hat sie nicht den verbindlichen, scheidenden Wert, wie es gemäß Röm. 16,17.18 in der Bibel sein sollte, denn wie schon oben dargestellt, ist die Pfingst- und charismatische Bewegung stark ökumenisch ausgerichtet. Gemäß der Heiligen Schrift aber kann das Wirken des Heiligen Geistes gar nicht von Jesus Christus, dem Heiland der Welt, und seiner Lehre getrennt werden. Nach Joh. 15,26 ist er der Geist der Wahrheit, der darum auch in alle Wahrheit leitet, Joh. 16,13, und von Christus zeugt. Er ist also ein lehrhafter Geist, dem es wirklich darum geht, wie unser Herr und Heiland Matth. 28,19 uns aufgetragen hat, dass gelehrt wird alles, was er, Jesus Christus, uns befohlen hat. Sein Amt ist es, Jesus Christus zu verklären, ihn groß zu machen, das zu reden, was Christus ihm gegeben hat, Joh. 16,13-15. Sein Ziel ist es nicht, besondere, auffällige „Gaben“ zu verteilen, besondere „Erfahrungen“ zu bewirken, sondern vielmehr die Christen zu befähigen, Zeugen zu sein, Apg. 1,8, ist es, Menschen der Sünde zu überführen und durch das Evangelium den Glauben an Jesus Christus, den Heiland der Sünder, zu wecken, Joh. 16,8-11. Im Zentrum seines Wirkens steht daher Jesus Christus, der Gekreuzigte und Auferstandene, der darum auch im Zentrum des christlichen Glaubens und der christlichen Lehre steht, 1. Kor. 2,2; Röm. 4,25. Der Heilige Geist ist der Geist Christi, sein Wirken ist christozentrisch; er ist ein dienender Geist. Die gesamte biblische Theologie ist, 1. Kor. 2,2; Luk. 24,26, christozentrisch. Und wer Jesus Christus durch den Glauben hat, der hat damit auch seinen Geist. Die Rechtfertigungslehre ist die Zentrallehre des biblischen christlichen Glaubens, nicht die Lehre von einer besonderen „Geistestaufe“.

Der Heilige Geist leitet darum durch das Wort die Gemeinde und die missionarische Arbeit (als wirkliche missio Dei), Joh. 15, 26 f.; Apg. 8,29; 13,1-3; 16,6-10.

Wie also ist die „Geistestaufe“ der Pfingstler und Charismatiker zu beurteilen? Aufgrund der Umstände, wie der Geist empfangen wird, wie auch aufgrund der Wirkungen, die dieser Geist hervorbringt, sowohl in den direkten Auswirkungen, wie auch im Blick auf die Lehre, wie auch hinsichtlich der „Zeichen und Wunder“, wie auch der Tatsache, dass er völlig unabhängig von der Lehre und der Religion empfangen wird, ist es eindeutig, dass in dieser „Geistestaufe“ nicht der Heilige Geist, sondern ein anderer Geist, ein Geist von unten, empfangen wird, der zwar mächtig ist, aber ein Finsternisgeist, ein verführerischer Geist, der den Heiligen Geist auch imitiert. In der Seelsorge an Menschen aus dem Pfingst- und charismatischen Bereich ist es zunächst wichtig festzustellen, ob diese Menschen überhaupt im rettenden Glauben an Jesus Christus stehen, also rechte Sündenerkenntnis haben, an Jesus Christus als dem Retter für Sünder glauben, die Rettung allein aus Gnaden, allein um Christi Verdienst willen, allein durch den Glauben bekennen und für sich persönlich bewusst in Anspruch nehmen. Dann sind mit diesen Menschen anhand der Bibel die Unterschiede zu betrachten zu dem biblischen Geistempfang und dem Empfang dieses falschen Geistes, zwischen den Wirkungen des Heiligen und dieses falschen Geistes, um sie so Schritt für Schritt aus dieser Bindung zu lösen.

3. Zeichen und Wunder:

Engstens mit der „Geistestaufe“ der Pfingstler und Charismatiker verbunden ist das Phänomen der Zeichen und Wunder. Insbesondere wird ja behauptet, die Zungenrede müsse als Merkmal dafür, dass man die „Geistestaufe“ empfangen habe, vorhanden sein, und dann kämen noch weitere Dinge hinzu, etwa völlige körperliche Heilung, Krankenheilungen, Prophetien. Wie ist das zu beurteilen?

Die Zungenrede

Es ist richtig, dass in der frühen Gemeinde zur Apostelzeit, und in Anlehnung an sie und ihre direkten Schüler manche besonderen Zeichen und Wunder aufgetreten sind. Wir lesen in der Apg 2., dass die Apostel und anderen Jünger, die an Pfingsten gepredigt haben, in fremden Sprachen predigten, die sie zuvor nicht erlernt hatten; wir lesen Apg. 8, dass die Apostel nach Samarien kommen mussten, um den dort bekehrten Samaritanern zu einem besonderen Geistesempfang die Hände aufzulegen; in Apg. 10, dass Hauptmann Cornelius und die anderen Heidenchristen in seinem Haus in Zungen redeten und in Apg. 19, dass die Johannesjünger, die von Paulus getauft wurden, ebenfalls nach dem Geistempfang in Zungen redeten. Ist also die Zungenrede ein geläufiges Phänomen nach der Bekehrung? Nein! Wir lesen nichts davon, dass die 3000 Menschen, die an Pfingsten durch die Predigt des Petrus bekehrt wurden und in Buße und Taufe den Heiligen Geist empfingen, der so auch uns allen verheißen ist, Apg. 2,36 ff., in Zungen geredet hätten. Überhaupt hat die Zungenrede in der christlichen Gemeinde in der Bibel überhaupt nicht diesen Stellenwert, der ihr in der Pfingst- und charismatischen Bewegung beigemessen wird. Wir lesen neben dem besonderen Ereignis an Pfingsten nur an drei Stellen im Neuen Testament von ihr, nämlich in Verbindung mit Hauptmann Cornelius, mit den Johannesjüngern in Ephesus und dann in den Ausführungen des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth, 1. Kor. 12-14. Schon das zeigt, wie gering die Bedeutung der Zungenrede bereits damals war. Und Paulus spielt ihre Bedeutung im ersten Korintherbrief noch weiter herunter, gerade weil sie bei den zur Schwärmerei neigenden Korinthern so hoch angesiedelt war. Und welcher Sinn wurde ihr zugemessen? Für denjenigen, der in Zungen redete, war sie gar kein Zeichen, schon gar keine Bestätigung dafür, dass er Christ sei. Für den Gemeindegottesdienst hatte sie nur dann eine Bedeutung, wenn eine Auslegung folgte, sonst auch nicht. Und selbst dann siedelt der Apostel Paulus die normale Rede weit höher an. Ja, er stellt ins Zentrum der Gaben des Geistes die Liebe, und dann als besondere Gabe für den Dienst in der Gemeinde die Weissagung, was hier, wie der Zusammenhang zeigt, nicht Voraussagen, sondern wie zumeist im Alten und Neuen Testament, Schriftauslegung bedeutet, also das Lehren der Gemeinde anhand der Bibel.

Eine besondere Bedeutung hatte die Zungenrede an Pfingsten, bei Hauptmann Cornelius und den Johannesjüngern und der besondere Geistempfang bei den Samaritanern. Die Bedeutung ist jeweils ähnlich: Wenn wir Apg. 1,8 ansehen, so wird da in konzentrischen Kreisen das missionarische Wirken beschrieben. Pfingsten ist der Anfang, die Grundlegung der neutestamentlichen Gemeinde Jesu Christi. In Samarien wird ein neuer Kreis der Missionsarbeit eröffnet; mit Hauptmann Cornelius beginnt der Übergang zu den Heiden, was ja auch Entsetzen bei den Judenchristen hervorrief und eine Auseinandersetzung in der Jerusalemer Gemeinde für den Apostel Petrus zur Folge hatte. Die Zungenrede war hier für die Judenchristen ein Zeichen, dass auch die Heiden das Evangelium und damit den Heiligen Geist empfangen hatten. Was die Johannesjünger in Ephesus angeht, so bezeugte hier die Zungenrede, dass ein Übergang von Johannes dem Täufer zu Jesus Christus nötig ist.

Heilung

Die meisten Pfingst- und auch viele charismatische Kreise behaupten, dass körperliche Heilung durch „völlige Übergabe an Christus“ bewirkt würde, denn Christus habe uns „das volle Heil“ gebracht. Krankheit wird dabei grundsätzlich mit einer konkreten Sünde in Verbindung gebracht. Dies aber widerspricht z.B. Joh. 9,3, ebenso Hiob 1 und 2 sowie Phil. 2,30 und 3. Joh. 2. Außerdem machen die Beispiele von Krankheiten bei Paulus, Epaphroditus und Timotheus deutlich, dass allerdings auch der Christ krank werden kann und nicht durch Wunder geheilt wird, sondern den „gewöhnlichen“ medizinischen Weg gehen muss (so der Rat des Paulus an Timotheus, 1. Tim. 5,23, oder die Bezeichnung für Lukas, „geliebter Arzt“, Kol. 4,14) oder auch mit der Krankheit leben muss, wie z.B. Paulus (2. Kor. 12,7-10). Umgekehrt hat Christus auch nicht nur solche geheilt, die an ihn geglaubt haben.

Jes. 53 wird völlig schief aufgefasst, wenn damit behauptet wird, weil Christus alles auf sich genommen habe, sei damit auch die Krankheit beseitigt. Dies ist vielmehr ein sehr typischer Ausdruck der Herrlichkeitstheologie. Jesaja 53,4 aber ist ein prophetischer Hinweis auf Jesus Christus; mit „Krankheit“ und „Schmerzen“ sind hieer keineswegs körperliche, sondern geistliche Leiden gemeint, wie der Zusammenhang deutlich macht (die Verben „tragen“, „aufladen“ werden in den Versen 11 und 12 eindeutig auf das Erlösungshandeln bezogen.) Die hebräischen Wörter für Krankheit und Schmerzen können nämlich sowohl körperliche als auch geistliche Leiden beschreiben. Matthäus 8,14-17 ist keineswegs ein Zitat aus Jesaja, sondern nur eine Anspielung auf diesen Text, wobei die Verben so verändert sind, dass sie im Zusammenhang von Matth. 8 sich auf körperlich-medizinische Dinge beziehen. Der Heilige Geist macht damit deutlich, dass die körperlichen Heilungen und Exorzismen Jesu Christi in Kapernaum eine Vorschattung sind auf die viel größere geistliche Heilung, die in Jesaja 53 angekündigt und dann auf Golgatha vollbracht wurde.

Die Heilige Schrift zeigt uns, auch durch die angeführten Beispiele, dass Christus nicht als der Wunderheiler gekommen ist, denn er hat auch keineswegs alle Kranken seiner Zeit geheilt, s.a. Mark. 1,32-39, wo er ausdrücklich die Menschen in Kapernaum, die in ihm einen Wunderheiler sahen, verlässt, um anderswo zu predigen, sondern als der Hohepriester, Prophet und König. Die Krankenheilungen (wie die Dämonenaustreibungen, Sturmstillungen, Totenauferweckungen) waren messianische Zeichen, die punktuell die zukünftige Herrlichkeit vorweg nahmen, eine Herrlichkeit, wie wir sie erst im Himmel, im neuen Jerusalem haben werden, Offenb. 21,4. Die geistliche Heilung des Herzens steht nach der Heiligen Schrift im Wirken Jesu Christi, die allein geschieht durch den Glauben an den Herrn Jesus Christus, Apg. 16,31; Mark. 1,15; Apg. 4,12. Dies hebt unser Heiland deutlich hervor in Mark. 2,1-12, ebenso Matth. 10,28; 16,26. Die Vergebung der Sünden ist das Eigentliche, was wir brauchen, die körperlichen Heilungen damals waren eine Bekräftigung der geistlichen Vollmacht Jesu.

Jesus Christus hat auf Golgatha für uns die vollkommene Erlösung erworben – aber bestimmte Folgen des Sündenfalls werden erst in der Herrlichkeit endgültig aufgehoben sein, Offenb. 21,3-5. Bis dahin sind wir wohl bereits gerettet – aber auf Hoffnung, Röm. 8,24. Paulus, Trophimus, Epaphroditus, Timotheus sind beredte Beispiele dafür, dass zu diesen Folgen eben auch Krankheit gehört, 2. Kor. 12,9; 2. Tim. 4,20; 1. Tim. 5,23.

Die Gemeinde Jesu Christi ist in dieser Welt Gemeinde unter dem Kreuz, nicht schon Gemeinde in der Herrlichkeit, und lebt daher in der Spannung, dass sie schon jetzt vollständig gerechtfertigt ist, Vergebung der Sünden hat, 1. Joh. 1,8 f., Bürgerrecht im Himmel, Phil. 3,20, Trost des Heiligen Geist, Eph. 1,13, die Gotteskindschaft, Joh. 1,12; Röm. 8,14, aber erst in der Herrlichkeit vieles noch dazu geschenkt bekommt. Hier auf Erden gilt es, noch vom Herrn erzogen zu werden, um in der Heiligung zu wachsen, Eph. 2,10; 1. Joh. 3,3; 2. Kor. 3,18.

Nach Jakobus 5,13-20 hat die Gemeinde Jesu Christi an den Kranken keinen Heilungsdienst, sondern den Gebetsdienst zu verrichten, durch die Gemeinde wie durch die Ältesten, 5,16.14. Wir haben keine Verheißung, dass der Kranke in jedem Fall gesund wird, wohl aber, dass der Herr ihn „aufrichten“ wird (V. 15), was unter Umständen auch körperliche Heilung heißen kann, aber ebenso auch „nur“ körperliche Erleichterung, oder Kraft zum Tragen, Trost, Ermutigung. (Es ist übrigens das Gebet des Glaubens der Ältesten, dem hier diese Wirkungen zugeschrieben werden, nicht, wie die Pfingstler und Charismatiker behaupten, sei es der Glaube des Kranken, aufgrund dessen er gesund würde.) Wie Gott antwortet, das liegt in seiner Souveränität und nicht in unserer Verfügbarkeit. (Zu beachten ist auch, dass in Jak. 5,15 b.16 von einer Krankheit die Rede ist, die als Folge einer Sünde über den Menschen verhängt wurde. In diesem Zusammenhang haben wir eine Verheißung der Gesundung, wenn zuvor die Ursache der Krankheit, die Sünde, durch Buße, Bekenntnis, Umkehr ausgeräumt wurde.) Wir haben keine Verheißung, dass wir unbeschwert den Pilgerweg gehen werden oder dass Gott auf unser Gebet alle Schwierigkeiten wegnehmen wird. Vielmehr müssen wir durch viel Trübsal in das Reich Gottes eingehen, Apg. 14,22, und der Herr will uns dadurch umgestalten in das Bild seines Sohnes Jesus Christus, 2. Kor. 3,18. Die Leiden aber dieser Zeit sind nicht wert der Herrlichkeit, die an uns einst soll offenbar werden, ja, verglichen mit der Herrlichkeit, sind sie zeitlich und leicht, Röm. 8,18; 2. Kor. 4,17.18

Eines Apostels Zeichen

Diese Ereignisse, wie auch überhaupt das Auftreten besonderer Zeichen und Wunder – und zwar in Verbindung mit den Aposteln, denn sie waren die „Zeichen eines Apostels“, 2. Kor. 12,12 – stehen durchaus in Parallelität zu den Zeichen und Wundern zur Zeit des Mose und der frühen Propheten (Elia, Elisa). Wir finden solche Zeichen und Wunder bei besonderen heilsgeschichtlichen Schnittstellen, nämlich der Formung des Bundesvolkes unter Mose, dem Beginn der Prophetenzeit und dann die messianischen Zeichen und Wunder Jesu Christi als Bezeugen seiner Autorität (der Begriff „Zeichen“ hat eine große Bedeutung im Evangelium nach Johannes) und die Zeichen der Apostel bei der Grundlegung der neutestamentlichen Gemeinde. Wir finden keinerlei ähnliche Zeichen und Wunder bei den Erzvätern und Patriarchen, auch nicht bei den großen Gottesmännern wie Samuel oder David, auch nicht bei den anderen frommen Königen, wie Josia, und ebenso nicht bei den späteren Propheten. Dies macht deutlich, dass sie besondere Zeichen für besondere heilsgeschichtliche Zeiten sind, für die der dreieinige Gott sie als wichtig und notwendig erachtete. Deshalb heißt es in Hebr. 2,4, dass „Gott ihr Zeugnis gegeben hat mit Zeichen, Wundern und mancherlei Kräften und mit Austeilung des Heiligen Geistes nach seinem Willen“. Die Zeitform, die im Griechischen dort steht, macht deutlich, dass diese Beigabe der Zeichen, Wunder und Kräfte abgeschlossen ist. Dies stimmt auch mit 1. Kor. 13,8 überein, wo es heißt, dass die Weissagungen (Schriftauslegung, Lehren) aufhören wird, die Sprachen (Zungenrede) aufhören (beendet werden) wird, die Erkenntnis aufhören wird. In den Versen 9 und 10 wird verdeutlicht, dass dies hinsichtlich des Weissagens und der Erkenntnis mit Jesu Wiederkunft, also am Jüngsten Tag, der Fall sein wird. Für die Zungenrede dagegen wird nicht ausgesagt, dass sie bis zum Jüngsten Tag andauert. Sie hört also vorher auf. Sie gehört, wie aus all den Umständen ihres Auftretens in der Apostelgeschichte und den Briefen deutlich ist, zu der „Apostel Zeichen“ und hört damit auf mit der Zeit der Apostel und ihrer unmittelbaren Schüler. Wir haben also keinerlei Verheißungen für die außerordentlichen Gaben (Apostelzeichen) über die Apostelzeit hinaus. (Damit ist Gott nicht gehindert, sie in besonderen Missionssituationen zu geben, aber das liegt in seiner Souveränität. So wurde etwa Ludwig Nommensen von heidnischen Bataks das Essen vergiftet – und er starb nicht daran. Wir hören immer wieder, dass der dreieinige Gott unter Moslems zunächst durch Träume wirkt, um sie auf das Evangelium aufmerksam zu machen. Andererseits aber werden Missionare umgebracht oder sterben an Krankheiten – und Gott verhindert das nicht.) Dies ist auch nicht nötig, denn wir haben als Gemeinde Jesu Christi diejenigen Zeichen und Wunder, die unser Heiland Jesus Christus und seine Apostel getan haben – und sie reichen aus für die gesamte neutestamentliche Heilsgeschichte.

Dabei gilt es weiter zu bedenken, dass die Gaben des Geistes gegeben wurden, um die rechte biblische Lehre zu bekräftigen. Satan aber kann mit seinen Dämonen sehr wohl auch Zeichen und Wunder nachäffen, wie wir es insbesondere für den Antichristen und die letzte Zeit lesen – dann aber, um seine falsche Lehre damit zu bekräftigen. Darum ist es auch wichtig, welche Lehre denn bekräftigt werden soll, s.a. 5. Mose 13,1-4; Matth. 24,24; 2. Thess. 2,9 ff. Falsche Lehre kann gar nicht durch Zeichen und Wunder des dreieinigen Gottes bekräftigt werden.

Wenn die Pfingstler und Charismatiker behaupten, dass bei ihnen die Zeichen und Wunder der Apostelzeit wieder vorhanden wären, dann sind sie verpflichtet, sie allesamt aufzuweisen, etwa auch, dass giftige Schlangen ihnen nichts anhaben können, dass Gift ihnen nichts tun kann. (Wobei die Haltung der Pfingstler und Charismatiker auch in sofern falsch ist, als sie sich souverän meinen über die Gaben, Zeichen und Wunder und damit verkennen, dass allein der Heilige Geist souverän ist und nur er sie in den besonderen Lagen einsetzt.)

Mark. 16,17-18 besagt nicht, dass alle Christen aller Zeiten die dort angeführten Gaben haben müssten, das war nicht einmal in der Apostelzeit so, 1. Kor. 12,26 ff., sondern besagt nur, dass Gott der Herr zur Bekräftigung der Predigt diese Zeichen und Wunder geben kann, wann und wo er es für nötig hält. Die Zeitform in Vers 20 macht dabei übrigens deutlich, dass diese besondere Bekräftigung der Predigt durch Zeichen und Wunder abgeschlossen ist.

Die Gemeinde Jesu Christi – vollmächtig ausgerüstet mit den Gnadenmitteln

Die Gemeinde Jesu Christi ist durch ihren Herrn und Heiland Jesus Christus gemäß Matth. 28,18-20; Joh. 20,21-23 bestens ausgerüstet, um ihren Auftrag, das rettende Evangelium allen Völkern zu bringen und sie zu Jüngern zu machen, auszuführen: nämlich mit dem Evangelium in Wort und Sakrament. Gottes Wort ist kein leeres, wirkungsloses Wort, die Sakramente sind keine leeren Zeichen, sondern Gottes Wort ist in ihnen kräftig und im Wort Gottes ist der Heilige Geist wirkend gegenwärtig. Wir haben keinerlei Verheißung, dass der Heilige Geist unabhängig von den Gnadenmitteln wirkt, aber die feste Zusage, dass er durch die Gnadenmittel sein Werk tut, wann und wo er will. Das Evangelium ist darum vollmächtig und wirkkräftig, Jes. 55,10.11; Röm. 1,16.17; 10,14-17; 1. Petr. 1,23; Joh. 3,3.5; Eph. 5,25; Tit. 3,4-7. Die Wirkkraft der Gnadenmittel ist also nicht abhängig von demjenigen, der sie austeilt, dass er sie erst kräftig machen müsse, sondern sie sind kräftig, weil der Heilige Geist in ihnen wirkend gegenwärtig ist, Joh. 6,62. Unabhängig vom Wort, das machen all diese Stellen deutlich, gibt der dreieinige Gott weder seine Gnade noch seiner Gemeinde seine Gaben. Auch den Heiligen Geist haben wir, wie oben dargelegt, allein durch das Wort.

Der Heilige Geist ist souverän und ist Person

Wenn wir weiter durch 1. Kor. 12-14 bedenken, was über die Gaben des Heiligen Geistes gesagt wird, so erkennen wir, dass der Heilige Geist souverän darüber ist, 1. Kor. 12,4-6.11.18, dass er gibt, wann, wo und wem er will, so, wie es für die Gemeinde Jesu Christi am Besten ist. Hier ist nicht von einem Gebetsringen, etwa tage- und nächtelang, die Rede, nicht also von einem faktischen Erzwingen irgendwelcher Gaben. Diese Gaben dienen weder der Selbstverwirklichung, noch der Demonstration oder Selbsterbauung, sondern dem allgemeinen Nutzen, 1. Kor. 12,7.

Der Heilige Geist ist Person (denn er tröstet, Joh. 15,26; er straft die Welt, Joh. 16,8-11; er sendet aus, Apg. 13,1-3; er kann belogen werden, Apg. 5,9). Dem widerspricht eine Tendenz in der Pfingst- und charismatischen Bewegung, den Heiligen Geist nicht (oder nicht ausschließlich) als Person zu verstehen, sondern primär als „Kraft“ oder „Energie“, womit sich die Pfingst- und charismatische Bewegung eindeutig heidnisch-magischen Einflüssen öffnet (etwa auch im Zusammenhang mit der „inneren Heilung“, die eindeutig tiefenpsychologisch-okkulten Hintergrund hat und mit Suggestion arbeitet). Die Methode der Visualisierung, die dabei verwendet wird, ist schamanistisch, nämlich der Weg, durch die „Kraft der Gedanken“ mit „geistigen Führern“ (Kontrollgeistern) in Verbindung zu treten.

Damit wird auch, wie schon im Blick auf die „Zeichen“ und „Gaben“, in der Pfingst- und charismatischen Bewegung versucht, über den Heiligen Geist zu verfügen, denn er wird dann nur wie eine „Kraftwirkung“ verstanden, die man einsetzen und durch die man bestimmte Phänomene machtvoll ausführen könne (ähnliches geschieht auch bei dem sogenannten „Befreiungsdienst“ in der charismatischen Okkultseelsorge), etwa „energiegeladene Hände“, ein Phänomen, das so auch bei okkulten Geistheilern auftritt.

Dem aber steht Gottes eindrückliche Warnung 5. Mose 18,9-12 entgegen, nicht durch bestimmte Techniken in die verborgene Welt einzudringen. Wir haben nur einen einzigen Weg, mit der unsichtbaren Welt in Verbindung zu treten – das Gebet. Und damit können und dürfen wir auch allein zu dem dreieinigen Gott kommen.

Die unterschiedlichen Gaben

Weiter lässt sich anhand der Bibel, wie schon dargelegt, ein Unterschied im Blick auf die verschiedenen Geistesgaben feststellen: Offenbarungsgaben, Zeichengaben und Dienstgaben. Die Offenbarungsgabe war diejenige, durch die der Heilige Geist bis dahin unbekannte göttliche Wahrheit offenbarte, also die Inspiration, durch die die Propheten und Apostel sprachen und schrieben, Röm. 16,25; 1. Kor. 14,6.26.30; 2,13; Joh. 17,20. Sie hat ihren Abschluss gefunden mit der Vollendung des Neuen Testamentes, denn damit ist die Offenbarung Gottes hinsichtlich neuer Wahrheiten abgeschlossen, Joh. 17,20; Hebr. 1,1.2; Offenb. 22,18.19.

Die Zeichengaben umschreiben die Zeichen und Wunder der Apostel, also die besonderen Zeichen und Wunder, die der Heilige Geist durch sie wirkte, um ihre Predigt bei der Grundlegung der neutestamentlichen Gemeinde zu bekräftigen, 2. Kor. 12,12. Sie zielten in erster Linie auf die Ungläubigen, nur beschränkt in zweiter Linie auf die Gläubigen, und hatten ihren Sinn und Zweck, solange die Bibel noch nicht vollendet und die Gemeinde nicht fest gegründet war. Zu diesen Zeichengaben lassen sich die Sprachenrede (mit Übersetzung), die Wunderkräfte, die Heilungen rechnen, und fanden mit der Apostelzeit ihren Abschluss, Hebr. 2,4; 2. Kor. 12,12.

Die Dienstgaben nun sind diejenigen Gaben, die nötig und wichtig sind zum Bau der Gemeinde Jesu Christi, bis er wiederkommt am Jüngsten Tag. Sie werden z.B. Röm. 12,6-8 dargestellt. Zu ihnen zählen: Schriftauslegung unter Geistesleitung (prophetische Rede); Diakonie; Lehren als Unterweisung im Wort; Ermahnen durch das Wort; Vorstehen. Diese Dienstgaben teilt der Heilige Geist bis zu Christi Wiederkunft aus, sie werden besonders im Zusammenhang mit dem Ältesten- oder Hirtenamt erwähnt, 1. Tim. 3,1 ff.; Tit. 1,5 ff.

Wenn nun die sogenannten „Zeichen und Wunder“ bei den Pfingstlern und Charismatikern betrachtet werden, so können wir feststellen, dass Jesus Christus und die Apostel, wenn sie Zeichen und Wunder taten, immer „Erfolg“ damit hatten – die Wundertäter der Pfingstler und Charismatiker keineswegs. Die Zungenrede in der Heiligen Schrift ist stets Reden in einer Fremdsprache, die nicht erlernt wurde; bei den Pfingstlern und Charismatikern ist es keineswegs so (wenn es in einer Fremdsprache geschieht, ist das, was dabei zu hören ist, oftmals sogar gotteslästerlich; vielfach aber ist das, was als „Zungenrede“ behauptet wird, überhaupt keine Sprache, sondern nur ein Plappern und Lallen ohne jegliche Grammatik). Die Zungenrede wird bei den Pfingstlern und Charismatikern als ein Erweis des Glaubens und des Geistempfanges gewertet. Gemäß der Schrift, Röm. 8, aber gibt der Heilige Geist Zeugnis unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind, also ohne solche „äußeren Zeichen“. Prophetie ist in der Schrift nur in bestimmten Fällen Vorhersagen bestimmter Ereignisse der Zukunft, dann aber eindeutig, sonst Schriftauslegung. Die „Prophetie“ der Pfingstler und Charismatiker dagegen hat nur manchmal etwas mit der Wahrheit zu tun, ist oft zweideutig und vielfach falsch. Die „Verheißungen“ oder Versprechungen, die die Pfingstler und Charismatiker machen, gehen über die Verheißungen Gottes hinaus. Nirgends wird in der Heiligen Schrift uns verheißen, dass durch den Glauben wir auch körperlich geheilt werden. Gott kann dies tun, und Jesu Heilungen waren messianische Zeichen und Wunder, eine Vorwegnahme der himmlischen Herrlichkeit. Aber er hat auch damals nicht alle Menschen geheilt, siehe etwa Markus 1,32-39. Auch die Apostel haben nicht alle heilen können. Paulus selbst ist krank gewesen, ebenso Timotheus, Epaphroditus. Krankheiten sind keineswegs und stets ein Zeichen für unbewältigte Sünde (siehe auch Joh. 9), sondern haben vielerlei Gründe und sind immer auch Gottes Arbeiten an uns. Jak. 5 verheißt keineswegs, dass auf das Gebet stets völlige körperliche Heilung erfolgt. Es ist von Besserung die Rede, die keineswegs nur körperlich sein muss, auch geistlich-seelisch sein kann. Gott verbietet nicht die Medizin. Christus hat unsere Sünde getragen, aber er hat, wie dies und auch Röm. 7 deutlich macht, nicht die Folgen der Sünde in dieser Zeit für uns schon völlig beseitigt. Hier wird deutlich, wie weit die Pfingst- und charismatische Bewegung von der biblischen Theologie des Kreuzes entfernt ist, wie sehr sie einer Theologie der Herrlichkeit fröhnt (was sich übrigens auch darin zeigt, wie wenig letztlich, trotz formalem Bekenntnis zur Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift zumindest bei der alten Pfingstbewegung, tatsächlich die Bibel und ihre Lehre und die vollmächtige Wirkung des Wortes, Joh. 6,62, gilt).

Was ist daraus zu schließen? Wie wir schon feststellen mussten, dass der Geist, der bei der „Geistestaufe“ der Pfingstler und Charismatiker weitergegeben wird, ein falscher Geist, ein Geist von unten ist, so ist es nur folgerichtig, dass auch die „Zeichen und Wunder“, die er hervorbringt, nur Imitationen, Nachäffungen dessen sind, was der wahre Heilige Geist bewirkt – und dazu dem widerspricht, was wir in der Heiligen Schrift finden, sowohl was das Auftreten der damaligen Zeichen und Wunder angeht, die anders waren, als auch, was die Frage angeht, ob für heute überhaupt solche Zeichen und Wunder zu erwarten sind, eine Frage, die gemäß Mark. 16,20 und Hebr. 2,4 klar mit Nein zu beantworten ist. Tatsache ist weiter, dass die Gemeinde Jesu Christi zu ihrem missionarischen Wirken diese Zeichen und Wunder auch gar nicht benötigt, wie auch Jesu Christi sie in seinen Lehrreden über das Wirken des Heiligen Geistes Joh. 14-16 nicht erwähnt. 1. Kor. 12-14 sind daher auf die „Zeichen und Wunder“ der Pfingstler und Charismatiker gar nicht anwendbar, da es sich dabei ja nicht um Zeichen und Wunder des Heiligen Geistes handelt.

Warnung Jesu Christi vor den falschen Zeichen und Wundern in der letzten Zeit

Tatsache ist weiter, und das sollte allen sehr zu denken geben, dass vielmehr unser Heiland und Herr in der Endzeitrede Matth. 24 die letzte Zeit als eine solche beschreibt, in der viele Verführer auftreten, V. 5, sich viele falsche Propheten erheben und viele verführen, V. 11, dass falsche Christusse erscheinen werden, V. 23.24, dass die falschen Propheten große Zeichen und Wunder tun werden, eben um in den Irrtum zu verführen, V. 24. (In besonderer Weise gilt dies ja vom Antichristen, 2. Thess. 2,9.10, weshalb gerade bei Rom die (falschen) Wunder überhäufig sind und viele dadurch verführt werden.)

Der Glaube gründet auf dem Wort und den Sakramenten

Unser Glaube soll gemäß Luk. 16,31; Joh. 17,20; Eph. 2,19-21; 2. Tim. 3,14-17 nicht auf Zeichen und Wunder, nicht auf besondere Erfahrungen, nicht auf besondere Ereignisse gegründet sein, sondern allein auf das Wort, die Heilige Schrift. Jesus Christus warnt davor, unseren Glauben auf Zeichen und Wunder zu gründen, Joh. 4,48 ff.; 1. Kor. 1,22; 12,31. Dies gilt besonders in der letzten Zeit, wo die Verführung durch falsche Lehrer, falsche Christusse, auch falsche Zeichen und Wunder besonders groß ist. Darum ist es unbedingt wichtig, dass die Gemeinde Jesu Christi fest gegründet ist in der biblischen Lehre – und diese Lehre auch verbindlich ist für Lehre und Leben der Kirche und der einzelnen Christen, etwa gerade auch hinsichtlich Kirchengemeinschaft und missionarischer Arbeit. Die Pfingst- und charismatische Bewegung hat dagegen eine sehr starke Neigung, der persönlichen Erfahrung, dem Sensationellen, Spektakulären ein großes Gewicht zu geben, das dann auch das objektive Gotteswort verdrängt. Damit hängt auch eine Neigung zur Mystik zusammen.

Es ist auch irrig, wenn behauptet wird, durch Zeichen und Wunder kämen Menschen zum Glauben. Die Bibel, besonders im Johannesevangelium 2; 3; 6-8; 12,37 f., bezeugt es anders. Der „Glaube“, der da entspross, war kein rettender Glaube, sondern bloßes oberflächliches Hängen an dem Wundermann Jesus. Wahrer, rettender Glaube entsteht durch das Wort, hält sich an das Wort und gehorcht ihm, Joh. 6,63 ff.

Wir sind vor dem Jüngsten Tag als Gemeinde Jesu Christi zum Glauben aufgerufen, nicht zum Schauen, 2. Kor. 5,7, und darum allein an das Wort Gottes, die Bibel, gebunden, nicht an menschliche Erfahrungen. Die Macht Jesu können und sollen wir erkennen durch die Wunder, die unser Herr damals getan hat, Joh. 20,31.

Sogenannte „Geistliche Kampfführung“

Durch die Charismatische Bewegung und die sogenannte „Dritte Welle“ ist eine angebliche „geistliche Kampfführung“ aufgebracht worden. Damit in engem Zusammenhang steht die Behauptung, dass Städte, Regionen, Länder, Kontinente von Dämonen gefangen gehalten würden und durch Gebetsversammlungen, Gebetsmärsche („Jesusmärsche“) und ähnliches diese Dämonen vertrieben werden könnten, so dass diese Gebiete dann für Erweckungen frei würden.

Die Bibel aber kennt diese geistliche Kampfführung überhaupt nicht. Wir wissen nur, dass es in der unsichtbaren Welt Kämpfe gibt, mehr nicht. Sie gibt uns nirgends Anweisungen, Dämonen zu identifizieren; wir sollen auch nicht offensiv den Kampf gegen die finsteren Mächte führen, sondern nur da, wo wir angegriffen oder herausgefordert werden, ihnen entgegen treten.

Quellenangaben:

Rudolf Ebertshäuser: Die Charismatische Bewegung im Licht der Bibel. Bielefeld 1995.

Robert J. Koester: The Pentecostal and Charismatic Movement (Wisconsin Lutheran Seminary Library, Internet)

Robert Krueger: The Pentecostal Movement and Lutheran Theology (WLS Library, Internet)

Lutheran Church – Missouri Synod, Commission on Theology and Church Relations: The Charismatic Movement and Lutheran Theology. 1972.

F.E. Mayer: The Religious Bodies of America. 4th ed. St. Louis, Missouri 1961.

Richard Mayhue: Dein Glaube hat dich geheilt. Bielefeld 1999.

Wolfgang Nestvogel, Manfred Weise (Hrsg.): Heil oder Heilung? Oerlinghausen 2007.