V O M H E I L I G E N A B E N D M A H L
Predigt und Aufsätze zum heiligen Abendmahl
Herausgegeben von Roland Sckerl
Inhaltsverzeichnis
ÜBER DAS WESEN UND DEN NUTZEN DES HEILIGEN ABENDMAHLES
„Was ist das Sakrament des Altars?“
„Was nützet denn solch Essen und Trinken?“
„Wie kann leibliches Essen und Trinken solche großen Dinge tun?“
„Wer empfängt denn solches Sakrament würdig?“
WORIN UNTERSCHEIDET SICH DIE BIBLISCH-LUTHERISCHE ABENDMAHLSLEHRE VON DER RÖMISCH-KATHOLISCHEN?
WORIN UNTERSCHEIDET SICH DIE BIBLISCH-LUTHERISCHE ABENDMAHLSLEHRE VON DERJENIGEN DER REFORMIERTEN?
ÜBER DAS WESEN UND DEN NUTZEN DES HEILIGEN ABENDMAHLES
Predigt von Pfarrer Wilhelm Oesch, Stuttgart, zum Sonntag Judica, den 6. April 1930 und den 9. April 1930.
Text: 1 Kor. 11,23-26: Ich habe es von dem Herrn empfangen, das ich euch gegeben habe. Denn der Herr Jesus in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankete und brach’s und sprach: Nehmet, esset; das ist mein Leib, der für euch ge-brochen wird. Solches tut zu meinem Gedächtnis! Desselbigengleichen auch den Kelch nach dem Abendmahl und sprach: Dieser Kelch ist das neue Testament in meinem Blut. Solches tut, sooft ihr’s trinket, zu meinem Gedächtnis! Denn sooft ihr von diesem Brot esset und von diesem Kelch trinket, sollt ihr des Herrn Tod verkün-digen, bis daß er kommt.
Gebet: Jesus, wahres Brot des Lebens, hilf, daß ich doch nicht vergebens oder mir vielleicht zum Schaden sei zu deinem Tisch geladen! Laß mich durch dies Seelenes-sen deine Liebe recht ermessen, daß ich auch, wie jetzt auf Erden, mög dein Gast im Himmel werden! [aus: Schmücke dich, o liebe Seele!]
In Christo Jesu, herzlich geliebte Zuhörer!
I. Was ist nach den Einsetzungsworten das heilige Abendmahl?
Das Passahmahl war beendet, das gefeiert wurde zur Erinnerung an den Auszug aus Ägypten und zum Hinweis auf das größere Lamm, das Lamm Gottes, durch das die Menschen aus des Teufels Ägypten in Gottes Kanaan einziehen. Das Passahlamm ist aufgezehrt. Da, was tut Jesus? Wieder nimmt er das Brot. Will er gegen die Ordnung das Mahl von neuem beginnen? Ein Augenblick höchster Spannung und Erwartung! Er nimmt selbst diesmal nichts, er dankt nur, „gibt’s seinen Jüngern und spricht zu ihnen: Nehmt hin und esset!“ Aber hören sie richtig, die Jünger? Er spricht weiter: „Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird.“ Daß sein Leib für sie und alle Welt gegeben würde, hatte er ihnen nun schon oft genug gesagt, hatte ihnen gestern noch gesagt, daß es übermorgen geschehen würde. Aber was tut er hier? Er spricht: „Nehmt hin und esset; das ist mein Leib, der für euch gegeben wird.“ Er spricht gleichsam: Es ist ein wichtiger Augenblick! Nicht bloßes Brot reiche ich euch noch einmal, nun nach beendeter Mahlzeit, sondern ich gebe euch mit und unter demBrot meinen Leib, eben den, der für euch gegeben wird! Sie sehen das Brot, aber sie hören die Worte: „Das ist mein Leib.“ Wie, wenn ich jemandem ein Glas mit einer bestimmten Medi-zin reichen würde. Dann würde ich auch sagen: Nimm dies ein, das ist Nux Vomica oder Belladonna. Der es nimmt, sieht nur das Glas, wie die Jünger das Brot sahen, aber er weiß aus meinen Worten, daß er aus dem Glas und in dem Wasser das genann-te Mittel bekommt. So wußten die Jünger aus den Worten, daß sie mit dem Brot, den ungesäuerten Osterfladen, von denen Jesus jedem ein Stück gab, empfingen in ihrem leiblichen Mund den wahren Leib ihres Herrn, der ihnen nicht lügen konnte. Sie merkten, daß das gleichsam eine verstärkte, eine über alle Maßen wunderbar verstärk-te und versiegelte Predigt war. Daß er seinen Leib zu einer Bezahlung für viele, für das Leben der Welt geben werde, hat er oft gesagt. Jetzt, unmittelbar ehe es geschieht, sagt er’s ihnen nicht bloß nochmals, spricht nicht bloß nochmals tröstlich „für euch“, sondern er gibt ihnen mit und unter dem Brot den Leib zu essen. Wie hätte er die Pre-digt gewalter verstärken und versiegeln können!
Aber mehr: Er fügt hinzu: „Solches tut zu meinem Gedächtnis!“ Diese verstärkte und versiegelte Predigt soll in der Jüngerschaft bleiben; wenn sein Tod geschehen ist, wenn er nicht mehr sichtbar unter ihnen weilt, dann sollen sie eben solches, was jetzt geschah, tun zu seinem Gedächtnis. Dann sollen sie Brot nehmen, mit solchen Worten es einander reichen, dann wird immer wieder mit und unter dem Brot der Leib, den er für sie gab, zu essen sein.
Doch die Handlung geht weiter, „desselbigengleichen nahm er auch den Kelch nach dem Abendmahl, gab ihnen den und sprach: Nehmet hin und trinket alle daraus.“ Diesmal erläutert er: „Das ist mein Blut des neuen Testaments“ (wie es bei den ersten beiden Evangelisten heißt), oder: „Dieser Kelch ist das Neue Testament in meinem Blut“, wie es Lukas und Paulus schreiben. Und er fügt wieder hinzu: „Das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden.“ Wieder sahen und hörten die Jünger, daß Jesus nicht die Mahlzeit fortsetzte, wenn er ihnen auch sagte: „Nehmet hin und trinket alle daraus“, daß Jesus vielmehr etwas ganz Neues stiftete, daß er ihnen mit und unter dem Wein gab sein wahres Blut, das er für sie und alle Welt am nächsten Tag vergoß. Sie fühlten, daß er hier in unfaßlicher Liebe seine Predigt von seinem Blut, die er bisher mündlich gehalten, verstärkte und versiegelte mit dem für ihre Rettung bestimmten Blut als Trank. Die ganze Macht dieser Handlung und die Liebe, die darin lag, und der ganze Nutzen kam ihnen allerdings erst später zum vol-len Bewußtsein. Sie wußten alsbald auch bei diesem Stück der Stiftung, daß es für alle Zeiten bestimmt wurde; denn wieder sprach der Herr: „Solches tut, so oft ihr’s trinket, zu meinem Gedächtnis.“ Es war das ganze anstelle des alttestamentlichen Bundesmahles das neutestamentliche Bundesmahl.
Das ist kurz der geschichtliche Vorgang bei der Einsetzung des heiligen Abend-mahls, wie ihn die drei Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und der Apostel Paulus, dem der Herr darüber später eine besondere Offenbarung gegeben hatte, mit-teilen. Wir sind über die kurzen Angaben des Matthäus in sofern hinausgegangen, als wir die Ergänzungen, die die andern bringen, gleich in unseren Bericht hineingenom-men haben, wie es ja auch Luther im Kleinen Katechismus tut.
Das ist die Einsetzung des Herrn Jesu Christi, der da ist wahrhaftiger Mensch, von der Jungfrau Maria geboren, dessen Wort die göttliche Wahrheit selbst ist, der kraft seiner ewigen Gottheit überschwänglich tun kann über alles, was wir bitten und ver-stehn. – Ich frage: Was ist kraft diesser Einsetzung das heilige Abendmahl oder Sa-krament des Altars, wie es in der Kirche genannt wird?
Wer auf die Einsetzung richtig hingehört hat, der kann nun nicht anders als aus vol-lem Herzen einstimmen in die Antwort des Kleinen Katechismus Dr. Martin Luthers: „Es ist der wahre Leib und Blut unsres Herrn Jesus Christus, unter dem Brot und Wein uns Christen zu essen und zu trinken von Christo selbst eingesetzt.“
Urteilt selbst, liebe Zuhörer! Der herr setzt anstatt des alttestamentlichen Passah-mahles ein neues Mahl für die Zeit des neuen Testamentes ein; und weiter, er tut es in der Nacht, da er verraten ward; und weiter, es ist sein Testament, in dem er alles, was er den Seinen läßt und schenkt, zusammenfaßt. Meint ihr nicht, daß er Herr da mit klaren, dürren Worten reden wird, er, der die ewige Wahrheit selbst ist? Wenn man ohne diese Umstände sonst im Leben jemandem zu essen gibt und sagt: „Das ist das und das“, so wird der andere die Worte nehmen, wie sie lauten. Erst recht nimmt man in menschlichen Testamenten die Worte, wie sie dastehen. Wieviel mehr sind die Worte eigentlich zu nehmen, wenn er Herr vom Himmel unter den eben beschriebe-nen Umständen das neutestamentliche Bundesmahl seinen Jüngern beim Abschied einsetzt!
Und nun! Es steht in allen vier Berichten, daß Jesus sprach: „Nehmet hin und esset, das ist mein Leib!“ Keine Auslege- und Redekunst kann diese Tatsache wegschaffen. Ebenso sprach er: „Das ist mein Blut“, „Das ist das neue Testament in meinem Blut.“ Wenn er bloß hätte sagen wollen, da bedeute oder bilde ab oder stelle sinnbildlich dar seinen Leib, wie die Reformierten behaupten, dann wäre in den vier Berichten minde-stens ein Ausdruck, der das andeutete. So aber stehen überall die dürren Worte: Das ist. Wenn man diese Worte nicht nehmen will, wie sie lauten, welche Worte in der Bi-bel soll man dann noch stehen lassen? Kein Wunder, daß Luther sie in Marburg mit Kreide vor sich auf den Tisch schrieb. So ist denn der ungeheuerliche Gedanke, diese letzten Testamentsworte Jesu nicht eigentlich zu nehmen, sondern sie willkürlich in ‚bedeutet’ umzudeuten, in den ersten 15 Jahrhunderten der Christenheit so gut wie überhaupt nicht aufgetaucht, sondern erst mit Zwingli hervorgetreten. Aber zu den Einsetzungsworten, die schon die Sache entscheiden, kommen noch die Worte Pauli im ersten Korintherbrief, die auch mit gewaltiger Stimme rufen: „Es ist der wahre Leib und Blut unseres Herrn Jesus Christus.“ „Der gesegnete Kelch“, fragt Paulus, „welchen wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi?“ Laut „Gemein-schaft“ sind da zwei Dinge, und wir bekommen sie mit und unter dem Kelch: das Blut; mit und untr dem Brot: den Leib. Und so schreibt denn derselbe Paulus im selben Brief: „Welcher unwürdig von diesem Brot isset und von dem Kelch des Herrn trinket, der ist schuldig an dem Leib und Blut des Herrn.“ Frage dich selbst: Wie kann der gerade durch das Essen und Trinken schuldig werden an dem Leib und Blut, wenn er Leib und Blut doch gar nicht ißt und trinkt? Wie könnte dann Paulus auch schreiben: „Welcher unwürdig isset und trinket, der isset und trinket sich selber das Gericht, damit, daß der nicht unterscheidet den Leib des Herrn.“? Seht, auf wel-chem Felsengrund die lutherische Lehre ruht: „Es ist der wahre Leib und Blut unsers Herrn Jesu Christi.“
Wie das sein kann, überlassen wir dem allmächtigen und allwissenden Gott und Heiland. „Bei Gott ist kein Ding unmöglich.“ „So er spricht, so geschieht’s, so er ge-bietet, so steht’s da.“ Sein Wort „Das ist“ usw. hat er für alle Zeiten gegeben. Kraft der Einsetzung: „Solches tut zu meinem Gedächtnis“ bewährt dieses Wort „Das ist“ in jedem nach der Einsetzung Christi verwalteten Abendmahl seine Kraft bis an den lieben Jüngsten Tag. Auch läßt uns ja die Schrift in das große Geheimnis der Mittei-lung der Eigenschaften der Person Christi, des Gottmenschen, blicken. Da erkennen wir: Durch die Verbindung mit der göttlichen Natur ist auch der menschlichen, ob-schon sie eine wahre menschliche Natur bleibt, die Allgegenwart nebst den anderen göttlichen Eigenschaften beigelegt. Wie können wir da zweifeln, daß sein wahrer Leib in jedem Abendmahl mit und unter dem Brot da sein kann?
Doch laßt mich eure Aufmerksamkeit noch auf einen Punkt richten, der aus den Einsetzungsworten klar ist: „Es ist der wahre Leib und Blut unter dem Brot und Wein.“ (So auch Brenz in seinem Katechismus: „Das Nachtmahl Christi ist ein Sakra-ment und göttlich Wortzeichen, darin uns Christus wahrhaftig und gegenwärtig mit Brot und Wein seinen Leib und Blut schenket und darreicht.“) Die römische Kirche lehrt bekanntlich seit dem vierten Laterankonzil 1215, Brot und Wein seien nach der Konsekration oder Weihe verschwunden; was man mit den Augen noch sehe, täusche völlig, in Wirklichkeit seien Brot und Wein verwandelt in Leib und Blut, so daß von Brot und Wein nichts mehr da sei. Dem widerspricht nun unser Katechismus mit den fünf Worten: „Unter dem Brot und Wein.“ (Brenz mit den vier Worten: „mit Brot und Wein“, und zwar mit gutem Recht). Denn der Apostel Paulus nennt ausdrücklich auch den gesegneten Kelch noch ‚Kelch’, das Brot bei der Austeilung noch ‚Brot’ (sagt von Kelch und Brot: Ist das nicht die Gemeinschaft des Blutes, des Leibes? Beide Dinge sind da: Wein und Blut, Brot und Leib.) So spricht er auch: „Welcher unwür-dig von diesem Brot isset oder von dem Kelch des Herrn trinket, der ist schuldig an dem Leib und Blut des Herrn.“ So könnte er nicht reden, wenn tatsächlich die römi-sche Verwandlungslehre recht wäre.
Aber sie ist nur ein Menschenfündlein, von dem die erste Kirche nichts gekannt hat. Nein: „Es ist der wahre Leib und Blut unseres Herrn Jesu Christi unter dem Brot und Wein.“
Und wir fügen noch hinzu: „Uns Christen zu essen und zu trinken von Christo selbst eingesetzt.“ Ihr habt’s aus den Worten vernommen, daß Christus sagt: „Nehmet hin und esset“ und „Nehmet hin und trinket alle daraus.“ Damit fallen zwei römische Irrlehren über den Haufen. Die eine, den Laien gebühre bloß das Essen der Hostie; mit dem Leib, wie sie spitzfindig sagen, würde ja auch schon das Blut gereicht und empfangen. Nein, Christus spricht auch: „Trinket“ und spricht’s für alle Zeiten. Die andere römische Irrlehre, die durch diese Worte hinfällt, ist die von Anbetung und von dem Opfer für die Sünden der Lebendigen und der Toten. Denn Christus sagt ja nicht: „Opfert!“, sondern er sagt: „Esset und trinket!“ und zwar „zum Gedächtnis“ des einen geschehenen Opfers.
Daß endlich dies Sakrament uns Christen, nicht den Unchristen, zu essen und zu trinken von Christo selbst eingesetzt ist, erkennen wir noch deutlicher, wenn wir uns nun die zweite Frage aufgrund der Einsetzungsworte klar gemacht haben, die Frage nämlich: „Was nützt denn solch Essen und Trinken?“
II.
Schaut, wenn das heilige Abendmahl ist „der wahre Leib und Blut unsers Herrn Jesu Christi unter den Brot und Wein uns Christen zu essen und zu trinken von Chri-sto selbst eingesetzt“, dann muß es einen großen, seligen Nutzen haben. Dann hat die Absicht, einen großen, seligen Nutzen den Seinen zuzuwenden, den Herrn veranlaßt, dies über alle Maßen wunderbare Bundesmahl des Neuen Testaments noch vor seinem Kreuzestode einzusetzen.
Und wahrlich, meine Lieben, der Nutzen muß aus den Einsetzungsworten selbst hervorgehen, denn den Nutzen sollten doch gleich an jenem Abend, trotz, ja gerade wegen ihres schwachen Zustandes, die lieben Apostel haben. Und wenn wir nun die Worte, die Jesus sprach, überdenken, so finden wir neben den Worten, die das Wesen des ersten Teils dieser Stiftung kenntlich machen: „Nehmet hin und esset, das ist mein Leib“, auch gleich Worte, die einen Nutzen angeben und verschenken, „der für euch gegeben wird“. Ebenso beim zweiten Teil des Mahles. Nach den Worten: „Nehmet hin und trinket alle daraus, das ist mein Blut“, finden wir gleich den nutzanzeigen-den Zusatz: „des neuen Testaments“ und den einladenden Zusatz: „das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden“.
Ja, indem der Heiland den Becher einem nach dem anderen reichte, stellte er auch einmal den Nutzen ganz in den Vordergrund, wie die Worte bei Matthäus zeigen: „Dieser Kelch ist das neue Testament in meinem Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden.“ Was ist das neue Testament? Das lernen wir aus Jeremia 31 (worauf Paulus Römer 11,27 hinweist). Im Gegensatz zum alten, am Sinai ge-schlossenen Gesetzesbund ist der neue Bund, von dem schon die Gläubigen des Al-ten Testaments durch die Verheißung lebten, ein Gnadenbund: „Das wird der Bund sein, den ich mit ihnen machen werde nach diesen Tagen... Ich will ihnen ihre Sünden vergeben und ihrer Missetat nicht mehr gedenken.“ Also mit großem Nachdruck sagt der Heiland das, was der Katechismus in die Worte zusammenfaßt: „Für euch gege-ben und vergossen zur Vergebung der Sünden.“ Fest, fest gilt’s nun zu halten an dem, was Jesus im Mahl selbst vom Nutzen sagt. Das tut der Kleine Katechismus. Auf die Frage, die wir stellten, „Was nützt denn solch Essen und Trinken?“ schreibt er: „Das zeigen uns die Worte: ‚Für euch gegeben und vergossen zur Vergebung der Sünden.’ nämlich daß uns im Sakrament Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit durch solche Worte gegeben wird; denn wo Vergebung der Sünden ist, da ist auch Leben und Seligkeit.“
Ja, diese Worte zeigen uns den Nutzen, liebe Christen. Denkt nun noch mit mir einen Augenblick nach darüber, wie sie ihn uns zeigen! Vergessen wir nicht, wir han-deln von dem Nutzen des Essens und Trinkens. Die Worte aber enthalten eine Predigt über den Leib und das Blut Christi. Wir wollen uns erst das Allgemeine vorhalten. Sie sagen von diesem Leib und Blut, daß Christus seinen Leib für die Jünger und alle spä-teren Empfänger des Sakraments gebe – und jetzt, woe sie zu seinem Gedächtnis ge-sprochen werden - gegeben habe. Und sie sagen, daß damit die Vergebung der Sün-den beschafft sei, daß damit, mit diesem Geben des Leibes, Vergießen des Blutes das neue Testament der freien Vergebung der Sünden für alle Welt und darum insbeson-dere für die Empfänger ausgerichtet sei. Die Worte sagen: „Euch, euch! Euch gehört das alles, Leib und Blut, gegeben und vergossen, und die Frucht: Vergebung der Sün-den, ein neues Testament.“ Und nun gehen die Worte voraus und flechten alles in die Handlung, alles ist Handlung: „Nehmet hin und esset, das ist mein Leib.“ Was heißt das anders als: Weil eben dieser Leib für euch gegeben, darum empfangt ihn nun auch unter dem Brot zu essen.
Nun ist die Handlung da, nun heißt’s: „Nehmet hin und trinket, das ist mein Blut.“ Was heißt das anders als: „Weil eben dieses Blut für euch vergossen, darum empfangt es nun auch unter dem Wein zu trinken.“ So ist denn klar, wozu wir essen und trin-ken in diesem Sakrament. Was wir mit den Ohren hören, was das Herz aufgrund der Worte glauben soll, eben das sollen wir mit dem Munde empfinden: daß uns alles ge-hört, das Opfer Christi und seine Frucht, unsere Seligkeit! „Weil mir’s gehört, dies sündentilgende Lösegeld, darf ich’s sogar essen und trinken in wunderbarer, sakra-mentlicher Weise“, so soll’s im Herzen des gläubigen Kommunikanten heißen. So sollte es schon damals in den Herzen der Jünger heißen, so sollten sie alles recht ver-stehen und sich zum Trost ergreifen, was am Tage darauf geschehen sollte. So soll es heute bei dir und mir heißen. Die Worte geben uns die Vergebung. Aber sie tun es im Sakrament, sie werden durch dies einzigartige Essen und Trinken, das Essen und Trinken des Leibes und Blutes unseres lieben Heilandes, verstärkt und versiegelt in einer unfaßlich gewaltigen Weise. Unsere Vernunft kann’s nicht erreichen, wie die große Liebe zu uns, den Seinen, den Heiland trieb, ein solches Pfand und Siegel ein-zusetzen und bis an den Jüngsten Tag in dieser Stiftung zu geben.
So haben wir denn von der Einsetzung des heiligen Abendmahls miteinander ge-handelt, und eben aus dieser Einsetzung haben wir erkannt das Wesen und den Nut-zen dieses Sakraments. Luther nennt’s mit Recht: Sakrament des Altars etc. Wir kön-nen es auch einmal in die Worte von Brenz fassen: „Das Nachtmahl Christi ist ein Sakrament und göttlich Wortzeichen, darin uns Christus wahrhaftig und gegenwärtig mit Brot und Wein seinen Leib und Blut schenkt und darreicht, und vergewissert uns damit, daß wir haben Verzeihung der Sünden und ein ewiges Leben.“
So ist’s aber auch klar, für wen das heilige Abendmahl eingesetzt ist von Christus, nämlich „uns Christen zu essen und zu trinken“. Denn es gilt im heiligen Sakrament nicht nur zu essen und zu trinken, auch nicht nur zu essen und zu trinken in der richti-gen Überzeugung, Leib und Blut Christi zu genießen. Die Gebe- und Schenkeworte wollen dabei richtig verstanden und ins Herz aufgenommen werden, und das Essen und Trinken will dann als Versiegelung der Worte aufgefaßt werden. Das aber kann alles nur durch den Glauben geschehen. Wer den Glauben nicht hat, der soll auch dies Mahl nicht essen und trinken; denn ihm wird es nur zum Gericht gereicht. Er wird nur schuldig „an dem Leib und Blut des Herrn“, den auch er empfängt kraft der Stiftung, zu der er im Mißbrauch hinzugeht.
So kommt’s denn wahrlich nicht bloß auf den äußerlichen Gebrauch an, wie die Römischen meinen und wie auch manche evangelische Christen sich selbst vortäu-schen, sondern darauf kommt es an, daß man dieses hohe Mahl durch den kindlichen bußfertigen Glauben nun auch mit Nutzen ißt und trinkt. Wie Luther sagt: „Essen und Trinken tut’s freilich nicht“ – nämlich für sich – „sondern die Worte, so da stehen: Für euch gegeben und vergossen zur Vergebung der Sünden, welche Worte sind neben dem leiblichen Essen und Trinken als das Hauptstück im Sakrament; und wer denselbigen Worten glaubet, der hat, was sie sagen und wie sie lauten, nämlich Ver-gebung der Sünden.“
O, so hört doch hin auf die Worte, die neben dem leiblichen Essen und Trinken als das Hauptstück im Sakrament sind; o, glaubt doch diese freundlichen Worte, die euch alles aus Gnaden geben, ihr armen Sünder, was ihr zum ewigen Trost und zur Stär-kung braucht! Und dann eßt und trinkt, dann genießt den wahren Leib und Blut unter dem Brot und Wein zur Versiegelung! Damit wollte der Herr damals die schwachen Jünger stärken, darum setzte er dies Mahl schon ein in der Nacht, da er verraten ward. Damit will der treue Heiland und Hirte auch uns schwache Jünger heute stärken. Wie heißt es doch in der 68. württembergischen Konfirmationsfrage: „Wozu nützt hinge-gen das heilige Abendmahl, wenn du es mit bußfertigem Herzen empfängst?“ Ant-wort: „Zur Stärkung meines Glaubens, zum Trost meines Gewissens, zu gewisser Versicherung der Vergebung meiner Sünden und zur Besserung meines Lebens.“ Ja, die Besserung des Lebens folgt stets aus innerer Kraft, aus der innigeren, festeren Verbindung mit dem Herrn durch Versiegelung der Vergebung der Sünden, Stärkung des Glaubens. „Wenn du mein Herz tröstest, so laufe ich den Weg deiner Gebote.“ (Ps. 119,32) O, so kommt doch fleißig zum tröstenden, stärkenden neutestamentlichen Bundesmahl, das deer Herr gestiftet hat in der Nacht vor seinem Kreuzestod, ihr neu-testamentlichen Bundeskinder! Er spricht: „Solches tut, so oft ihr’s trinket“ – nicht: so selten ihr’s trinket – „zu meinem Gedächtnis“. Die ersten Christen „blieben be-ständig in der Apostel Lehre und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Ge-bet.“ O wahrlich, ihr braucht nicht immer ein Vierteljahr warten, viel weniger gar noch länger. Der Herr hat’s eingesetzt als felißig zu gebrauchende Wegzehrung auf dem Weg zur ewigen Heimat, wo wir mit ihm essen und trinken werden in der Voll-endung im Reich Gottes.
So erneuern auch wir alle immer recht unseren Taufbund, so bekräftigt ihr lieben Neukonfirmierten eure letzten Sonntag geschehene Konfirmation. Denken wir in die-ser heiligen Passionszeit aber auch recht an das, was es unseren lieben Heiland ge-kostet. Schön heißt es in den Konfirmationsfragen: „Was ist die Pflicht und Schuldig-keit aller gläubigen Kommunikanten?“ Antwort: „Wir sollen des Herrn Christi und seines Todes gedenken, seinen Namen preisen und ihm mit Herzen und Werken für seine Wohltat danken. 1 Kor. 11,26.“ „Sage mir dieses noch deutlicher, wie du es an-greifen mußt, daß du Christi Tod verkündigest?“ Antwort: „Ich muß bei und nach dem Gebrauch des heiligen Abendmahls vor allen Dingen den Kreuztod Christi fleis-sig und gläubig betrachten und wohl bedenken, wie sauer es dem lieben Heiland ge-worden, da er meine und aller Welt Sünden getilgt und mir die Seligkeit erworben mit Aufopferung seines Leibes und Vergießung seines Blutes.“
„Was gehört hernach noch mehr zu solcheer Todesverkündigung, und was fließt noch weiter aus dieser Betrachtung?“ Antwort: „Weil meine Sünden dem Herrn Jesus die größten Schmerzen, ja den bitteren Tod verursacht, so soll ich an der Sünde keine Lust haben, sondern dieselbe ernstlich fliehen und meiden; hingegen soll ich meinem Heiland und Erlöser als sein Eigentum allein zur Ehre leben, leiden und sterben, damit ich in meiner letzten Todesstunde freudig und getrost sprechen möge: Herr Jesu, dir leb ich, dir leid ich, dir sterb ich, dein bin ich tot und lebendig; mach mich, o Jesu, ewig selig! Amen.“ Das helf’ uns Gott! Dem Herrn sei Dank für die Einsetzung des heiligen Abendmahls! Amen.
S.D.G.
(Diese Predigt hat Pastor Oesch offenbar auch noch in der Karwoche, der 9. April wäre wohl der Mittwoch nach Judica gewesen) andernorts gehalten. Damals war Oesch in Stuttgart Pfarrer. Wo er gepredigt hat, ist nicht sicher, Sperlingshof/Pforzheim wäre u.U. möglich.)
VOM HEILIGEN ABENDMAHL
Von Prof. Pastor Georg Mezger
(entnommen aus: Entwürfe zu Katechesen über Luthers Kleinen Katechismus)
„Was ist das Sakrament des Altars?“
Einleitung: Dieses zweite Sakrament wird also das Sakrament des Altars genannt. Wir nennen es so, weil dieses Sakrament gewähnlich in der Kirche am Altar gefeiert wird. Dieses Sakrament trägt aber in der Heiligen Schrift noch andere Namen. Es heißt z.B. der Tisch des Herrn, 1 Kor. 10,21. Gott ist es, der uns in diesem Sakrament den Tisch deckt, uns ein Mahl bereitet, uns etwas zu essen und zu trinken gibt, herrli-che, himmlische Speise und herrlichen, himmlischen Trank. Es wird ferner genannt das Brotbrechen, Apg. 2,42. In diesem Sakrament wird das gesegnete Brot gebrochen oder ausgeteilt. Vor allen Dingen heißt es auch das Abendmahl oder Nachtmahl, 1 Kor. 11,20. Der Herr Christus hat ja dieses Sakrament eingesetzt in der Nacht, da er verraten ward, am Abend vor seinem großen Leiden und Sterben. Darum trägt es die-sen Namen. Und endlich nennen wir es noch die Kommunion. Kommunion heißt Ge-meinschaft. Wir Christen alle gehen zusammen zum heiligen Abendmahl und essen von einem Brote und trinken aus einem Kelch, und so sind wir viele ein Leib, 1 Kor. 10,17. Wir treten gerade durch das heilige Abendmahl mit Christus und auch mitein-ander in die engste und innigste Gemeinschaft.
Vier Stücke sind es, über die wir nach unserm Katechismus bei der Lehre vom Abendmahl zu sprechen haben; wir haben nämlich zu handeln vom Wesen, vom Nut-zen, von der Kraft und vom würdigen Empfang des heiligen Abendmahls. So fragt unser Katechismus zurst: „Was ist das Sakrament des Altars?“ Da wird uns in der Antwort das Wesen des Abendmahls angegeben. Die Antwort auf diese Frage sagt uns, daß das Abendmahl der wahre Leib und das wahre Blut Christi sei, und zwar un-ter dem Brot und Wein, daß es eingesetzt sei für uns Christen, und zwar es zu essen und zu trinken, und endlich, daß es von Christus selbst eingesetzt sei. Wir richten un-ser Augenmerk zuerst auf diesen letzten Punkt.
1. Unser Katechismus sagt uns, daß das Sakrament des Altars von Christus selbst eingesetzt sei.
a. Wie alles, was in unserem Katechismus steht, so ist auch seine Lehre vom Abendmahl aus der Schrift, aus Gottes Wort genommen. Daher fragt unser Katechis-mus auch gleich weiter: „Wo steht das geschrieben?“ und führt dann die Worte der Einsetzung des heiligen Abendmahls an. Da heißt es zunächst also: „So schreiben die heiligen Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und der Apostel Paulus.“ Die Ein-setzung des heiligen Abendmahls wird uns nicht nur einmal in der Schrift berichtet, sondern viermal, von drei Evangelisten und dann von dem Apostel Paulus auf beson-dere Offenbarung Gottes hin in seinem ersten Brief an die Korinther. Es wäre ja gut, wenn Gott uns einmal in der Schrift gesagt hätte, was das Abendmahl ist, aber um un-sertwillen hat er die Einsetzungsworte viermal wiederholt, und zwar nicht mit ganz genau denselben Worten. Er will uns dadurch die Worte deutlicher machen, daß wir seinen Sinn und seine Meinng genau verstehen. Der Herr will uns dadurch zeigen, wie fest und gewiß seine Worte sind. Wie wichtig muß uns jedes Wort der Schrift sein, weil es das Wort Gottes ist; um wieviel wichtiger müssen uns diese Worte der Ein-setzung sein, da der Herr sie uns viermal hat aufzeichnen lassen. Deshalb stehen die Worte der Einsetzung viermal in der Schrift, damit sie uns desto deutlicher, gewisser und wichtiger werden. Die Worte der Einsetzung nun, welche als Beweis aus der Schrift in unserm Katechismus folgen, sind aus diesen vier Berichten zusammengezo-gen.
b. So beginnen die Worte: „Unser Herr Jesus Christus.“ Damit wird uns die Per-son angegeben, die dieses Sakrament gestiftet und eingesetzt hat. Es ist unser Herr Jesus Christus. Er hat es eingesetzt „in der Nacht, da er verraten ward“, also unmit-telbar vor seinem bitteren Leiden und Sterben. Da hatte der Herr nochmals seine Jün-ger um sich versammelt und mit ihnen das Osterlamm, das Passahmahl, das Sakra-ment des Alten Testaments, gegessen. Und nach dieser Feier setzte er an Stelle dieses alttestamentlichen Sakraments das Abendmahl ein. – Unser Herr Christus hat das Abendmahl eingesetzt; und es ist sehr wichtig, daß wir wohl darauf achten. Der Herr Christus ist ja nicht ein bloßer Mensch, sondern der wahre Gottmensch, er ist Gott und Mensch in einer Person. Hat er das Abendmahl gestiftet, so hat es eben Gott ge-stiftet. Das Sakrament des Altars ist göttlicher Stiftung und Einsetzung, eine Hand-lung, die Gott geordnet hat. Wir finden also auch beim Abendmahl dieses Stück, welches dazu gehört, um eine Handlung zum Sakrament zu machen. Es ist eine von Gott geordnete Handlung. („Hier wollen wir uns auch nicht in die Haar legen und fechten mit den Lästerern und Schändern dieses Sakraments, sondern zum ersten ler-nen, da die Macht an liegt, wie auch von der Taufe, nämlich daß das vornehmste Stück sei Gottes Wort und Ordnung oder Befehl. Denn es ist von keinem Menschen erdacht noch aufgebracht, sondern ohne jemandes Rat und Bedacht von Christus ein-gesetzt. ... Solches muß man immerdar treiben: Denn damit kann man fast aller Rot-tengeister Geschwätze zurückstoßen, denn sie die Sakramente außer Gottes Wort an-sehen als ein Ding, das wir tun.“ Gr. Kat. Par. 243) – Christus hat dieses Sakrament eingesetzt. Christus ist der wahre Gott. Gott ist aber nicht ein Lügner. Er ist wahrhaf-tig. Was er uns zusagt, das hält er gewiß, Ps. 33,4. Auch hier hält er gewiß, was er uns zusagt. Er sagt uns, er gibt uns seinen Leib und sein Blut, und so tut er es auch gewiß-lich. An Gottes Wort dürfen wir nicht zweifeln. Gott ist der Allweise. Er weiß, was er tut und sagt. An seinen Worten dürfen wir nicht drehen und deuteln, als ob wir sie verbessern müssten. Gott ist auch der Allmächtige. Er kann tun, was er will und sagt. Wohl können wir es nicht verstehen, wie es möglich ist, daß Christus uns seinen Leib und sein Blut zu essen und zu trinken gibt. Aber der Herr kann überschwenglich tun über alles, was wir bitten und verstehen, Eph. 3,20. Weil Gott dieses Sakrament ein-gesetzt hat, so glauben wir, daß er tun kann und wird, was er uns hier zusagt.
2. Unser Katechismus sagt vom Sakrament des Altars: „Es ist der wahre Leib und Blut unsers Herrn Jesu Christi unter dem Brot und Wein.“ Damit gibt uns der Kate-chismus das eigentliche Wesen des Sakraments an.
a. „Unter dem Brot und Wein“, so heißt es. Es ist also im Abendmahl Brot und Wein da. Es heißt in den Worten der Einsetzung: Der Herr nahm das Brot und nahm den Kelch, das heißt, ein Trinkgefäß. Es wird uns in diesen Worten nicht gesagt, was in dem Kelche war; aber unmittelbar vorher hatte der Herr gesagt: „Ich werde von nun an nicht mehr von diesem Gewächs des Weinstocks trinken bis an den Tag, da ich’s neu trinken werde mit euch in meines Vaters Reich.“ (Matth. 26,29) In dem Kelch war das Gewächs des Weinstocks, also Wein. [‚Gewächs des Weinstocks’ ist ein He-braismus, also ein aus dem Hebräischen kommender Ausdruck, der im Hebräischen, anders als im Deut-schen, eindeutig Wein bezeichnet und nicht stehen kann für Traubensaft. Dieser Ausdruck schließt damit die Verwendung eines anderen Getränks als Wein im Abendmahl eindeutig aus. Anm. d. Hrsg.] Der Herr hat seinen Jüngern im Kelch Wein zu trinken gegeben. Wie bei der Taufe, so finden wir auch in diesem Sakrament gewisse äußerliche Mittel, die durch das Wort der Einsetzung bestimmt sind, nämlich Brot und Wein. Das sind die Mittel, die auch wir beim Abendmahl anwenden müssen, Brot, aus Mehl bereitet, und Wein, den Saft von Weintrauben, das Gewächs des Weinstocks. Auf Gestalt und Farbe dieser Mittel kommt es nicht an. Wir gebrauchen als Brot die Hostien, kleine runde Brötchen, aus Weizenmehl und Wasser bereitet. Doch könnte man auch gewöhnliches, gesäuertes Brot dazu verwenden. Es ist auch gleichgültig, ob wir roten oder weißen Wein nehmen, nur muß es wirklich Wein, Gewächs des Weinstocks, sein. Haben wir kein Brot oder keinen Wein, so können wir kein Abendmahl feiern.
b. Wir haben bei der Lehre von der Taufe gehört, daß die Taufe ist nicht allein schlicht Wasser, sondern daß Gottes Wort mit dem Wasser verbunden ist. So ist es auch beim Abendmahl. Die äußerlichen Mittel sind hier Brot und Wein; aber das ist auch nicht schlichtes, gewöhnliches Brot und gewöhnlicher Wein, sondern Brot und Wein sind mit Gottes Wort verbunden. Wir haben also auch in diesem Sakrament ge-wisse äußerliche, mit seinem Wort verbundene Mittel. („Und wie von der Taufe ge-sagt, daß sie nicht schlicht Wasser ist, so sagen wir auch hier, das Sakrament ist Brot und Wein, aber nicht schlicht Brot und Wein, so man sonst zu Tisch trägt, sondern Brot und Wein in Gottes Wort gefaßt und daran gebunden. Das Wort, sage ich, ist das, was dies Sakrament macht und unterscheidet, daß es nicht lauter Brot und Wein, sondern Christi Leib und Blut ist und heißt, denn es heißet: Accedat verbum ad elementum et fit sacramentum: Wenn das Wort zum äußerlichen Ding kommt, so wird’s ein Sakrament. ...Das Wort muß das Element zum Sakrament machen; wo nicht, so bleibt’s ein lauter Element.“ Gr. Kat., Par. 244.245) – Das Wort Gottes, das mit dem Brot und Wein verbunden ist, finden wir natürlich auch in den Worten der Einsetzung. Es sind diese Worte: „Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird.“ „Dieser Kelch ist das Neue Testament in meinem Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden.“ Als der Herr seinen Jüngern das Brot reichte, fügte er hinzu: „Das ist mein Leib.“ Er hat ihnen also nicht nur Brot gereicht, sondern auch zugleich mit dem Brot und in und unter demselben seinen Leib. Und als er ihnen den Wein zu trinken gab, sagte er: „Dieser Kelch ist das Neue Testament in meinem Blut.“ Diese Worte lauten bei dem Evangelisten Markus so: „Das ist mein Blut des Neuen Testaments.“ Mark. 14,24. Das Neue Testament in seinem Blut ist sein Blut des Neuen Testaments. Der Herr nennt sein Blut das Blut des Neuen Testaments. Das Blut des Alten Testaments war das Blut der Tiere, die geopfert wurden für das Volk, auch das Blut des Passahlammes. Im Neuen Testament hat Christus sein Blut für uns vergossen am Stamme des Kreuzes. Darum heißt es das Blut des Neuen Testaments. Der Herr hat also seinen Jüngern nicht nur Wein gegeben, sondern zugleich mit und in und unter dem Wein sein Blut. Es ist also nach diesen Worten Christi im Abend-mahl gewiß und wahrhaftig gegenwärtig Christi Leib und Blut mit, in und unter dem Brot und Wein und wird von allen denen, die zum Abendmahl kommen, gegessen und getrunken. Das Sakrament des Altars ist also „der wahre Leib und Blut unsers Herrn Jesus Christus unter dem Brot und Wein“.
c. Unser Katechismus sagt uns: „Es ist der wahre Leib und Blut unsers Herrn Jesus Christus.“ Das soll heißen, es ist der wirkliche, natürliche Leib Christi und sein wirk-liches, natürliches Blut. Warum setzt unser Katechismus das hinzu? Er tut es vor-nehmlich um der falschen Lehrer und Kirchen willen, die das Geheimnis des Abend-mahls nicht glauben wollen. Es sind das besonders die reformierten Kirchen und Sekten, Methodisten usw., ja, wohl alle andern Kirchen außer der lutherischen. Die wollen diesen Worten Christi im Abendmahl nicht glauben, wollen es nicht glauben, daß im Abendmahl wirklich Christi Leib und Blut gegenwärtig ist und von denen ge-gessen und getrunken wird, die zum Sakrament kommen. Es ist ja auch ein wunder-bares Geheimnis. Wir Menschen können es mit unserer Vernunft nicht begreifen. Es scheint uns unmöglich zu sein. So lehren denn diese Kirchen, man müsse Christi Worte bildlich, in einem andern Sinne verstehen. Christus habe nicht gemeint, nicht sagen wollen, daß im Abendmahl wirklich sein wahrer, natürlicher Leib sei, sondern er habe nur sagen wollen, das Brot bedeute seinen Leib, bilde ihn ab. Es sei nur der geistliche Leib Christi gemeint, die Christen sollten im Abendmahl diesen geistlichen Leib, das heißt, Christus mit seinen Wohltaten, im Glauben genießen, während der wahre, natürliche Leib des Herrn im Himmel sitze u. dgl. Diesen falschen Lehren, die aus der Vernunft geflossen sind, gegenüber sagt unser Katechismus: „Es ist der wah-re“, das heißt, der natürliche, wirkliche, „Leib und Blut unsern Herrn Jesus Christus.“
Und so sagen und bekennen wir nach der klaren Lehre der Heiligen Schrift. Der Herr sagt selbst ausdrücklich: „Das ist mein Leib.“ „Das ist mein Blut.“ Und diese Worte sind nicht bildlich und uneigentlich zu verstehen. Der Herr redet von seinem wahren, natürlichen Leib und Blut. Er sagt ja selbst, er reiche uns seinen Leib, der für uns gegeben, und sein Blut, das für uns vergossen ist. Den Leib essen wir im heiligen Abendmahl, der am Kreuz für uns gehangen hat und auferstanden und verklärt ist. Das Blut trinken wir, das der Herr auf Golgatha vergossen hat. Nun hat er nicht einen bildlichen, einen geistlichen Leib für uns gegeben, sondern seinen wahren, natürli-chen Leib. Also ist im Abendmahl der wahre Leib des Herrn und sein wahres Blut ge-genwärtig.
Auch noch aus andern Sprüchen der Schrift, die vom Abendmahl reden, sehen wir das. So z.B. aus 1 Kor. 10,16. Da sagt der Apostel, daß der gesegnete Kelch die Ge-meinschaft des Blutes Christi und das gebrochene, das heißt, ausgeteilte Brot die Ge-meinschaft des Leibes Christi ist. Es ist also im Abendmahl nicht Brot und Wein al-lein, sondern mit dem Brot und Wein ist noch etwas verbunden, nämlich der Leib und das Blut des Herrn. So ist also auch der Leib und das Blut des Herrn im Abendmahl gegenwärtig und wird zugleich mit und unter dem Brot und Wein gegessen und getrunken. – Eine andere wichtige Stelle ist 1 Kor. 11,27. Da sagt der Apostel, daß die, die unwürdig von diesem Brot essen, oder von dem Kelch des Herrn trinken, schuldig sind nicht am Brot und Wein, sondern an dem Leib und Blut des Herrn. Ver-greifen solche Leute aber durch unwürdigen Genuß sich an dem Leib und Blut des Herrn, so müssen sie ja diesen Leib und dieses Blut des Herrn auch essen und trinken. Es ist also im Abendmahl der Leib und das Blut des Herrn gegenwärtig und wird von allen denen gegessen und getrunken, die zum Abendmahl gehen, selbst von den Un-würdigen. Es sind also die Worte Christi eigentlich zu verstehen, wie sie dastehen und lauten.
Und wie sollte es auch anders sein? Diese Worte hat Christus selbst gesprochen. Sie sind Worte Gottes. Wer dürfte wagen, an den Worten des allweisen und allmäch-tigen Gottes zu ändern? Wenn er etwas einsetzt und stiftet, so müssen wir bei seiner Stiftung bleiben. – Noch mehr. Der Herr hat sein Abendmahl eingesetzt in der Nacht, da er verraten ward, unmittelbar vor seinem Leiden und Sterben. Dieses Abendmahl ist also sein Testament, Mark. 14,24, sein letzter Wille. Die Worte Christi sind Worte eines Testaments, und zwar nicht eines menschlichen, sondern eines göttlichen Te-staments. Nun verachtet man schon eines Menschen Testament nicht, Gal. 3,15, tut nichts zu den Worten hinzu und nichts davon ab, verändert sich auch nicht, sondern nimmt sie an, wie sie dastehen und lauten. Wieviel mehr müssen wir das tun mit den Worten dieses göttlichen Testaments. Es ist ein schrecklicher Frevel, wenn wir an die-sen Worten drehen und deuteln. Wir müssen die Worte nehmen, wie sie lauten, und unsere Vernunft beugen unter Gottes Wort. („Nun ist’s nicht eines Fürsten oder Kai-sers, sondern der hohen Majestät Wort und Ordnung, davor alle Kreaturen sollen zu Füßen fallen und Ja sprechen, daß es sei, wie er sagt, und mit allen Ehren, Furcht und Demut annehmen. Aus Gottes Wort kannst du dein Gewissen stärken und sprechen: Wenn hunderttausend Teufel samt allen Schwärmern herfahren: Wie kann Brot und Wein Christi Leib und Blut sein? So weiß ich, daß alle Geister und Gelehrten auf einen Haufen nicht so klug sind als die göttliche Majestät im kleinsten Fingerlein. Nun stehet hier Christi Wort: ‚Nehmet, esset, das ist mein Leib; trinket alle daraus, das ist das Neue Testament in meinem Blut’ usw. Da bleiben wir bei und wollen sie ansehen, die ihn meistern werden und anders machen, als er es geredet hat. Das ist wohl war, wenn du das Wort davon tust oder ohne Wort ansiehest, so hast du nichts als lauter Brot und Wein. Wenn sie aber dabei bleiben, wie sie sollen und müssen, so ist es, laut derselben, wahrhaftig Christi Leib und Blut. Denn wie Christi Mund redet, so ist es, als der nicht lügen noch trügen kann.“ Gr. Kat., Par. 245)
d. Unser Katechismus sagt vom Sakrament des Altars: „Es ist der wahre Leib und Blut unsers Herrn Jesus Christus unter dem Brot und Wein.“ Wir bekennen also, daß im Abendmahl der Leib und das Blut des Herrn unter dem Brot und Wein gegessen und getrunken wird, daß also auch im Abendmahl noch Brot und Wein da ist. Wir bekennen das gegen die falsche Lehre der römisch-katholischen Kirche. Der Papst und seine Anhänger lehren, daß im Abendmahl Brot und Wein in Christi Leib und Blut verwandelt werde, so daß also, nachdem diese irdischen Dinge vom Priester ge-segnet sind, kein Brot und Wein mehr da ist, sondern nur der Leib und das Blut Chri-sti. Dagegen lehrt uns die Schrift, daß wir im Abendmahl auch Brot essen und Wein trinken. 1 Kor. 11,26.28; 10,16. Das Brot ist also im Abendmahl noch Brot, und der Wein ist noch Wein. Aber indem wir im Abendmahl Brot essen, essen wir zugleich mit den wahren Leib des Herrn. Und indem wir im Abendmahl Wein trinken, trinken wir zugleich mit das wahre Blut des Herrn. So ist nach dem klaren Wort Gottes das Abendmahl der wahre Leib und das wahre Blut unsern Herrn Jesus Christus unter dem Brot und Wein.
3. Unser Katechismus sagt uns ferner, daß Christus seinen Leib und sein Blut gibt, „uns Christen zu essen und zu trinken“.
a. Daß der Herr uns im Abendmahl seinen Leib und sein Blut zu dem Brauch gibt, daß wir es essen und trinken sollen, sagen uns die Worte der Einsetzung. Der Herr sagt seinen Jüngern: „Nehmet hin und esset, das ist mein Leib.“ „Nehmet hin und trinket alle daraus; dieser Kelch ist das Neue Testament in meinem Blut.“ Zu essen und zu trinken hat der Herr sein Abendmahl eingesetzt. Und zwar sollen alle Christen, die zum Abendmahl gehen, sowohl essen als auch trinken. Gegen diesen Befehl Christi handelt wieder die römisch-katholische Kirche, die den Christen allein das Brot zu essen gibt. Den Wein trinkt der Priester allein [und selbst da, wo es heute an-ders ist, geschieht dies allein aus Erlaubnis des Papstes, der sich also anmaßt, in Din-gen etwas zu erlauben oder zu verbieten, die Christus geordnet hat, Anm. d. Hrsg.] Dagegen sagt der Herr Christus klar und deutlich: „Trinket alle daraus.“ Matth. 26,27. Und der Evangelist Markus berichtet uns ausdrücklich, daß sie alle, alle Jünger, daraus getrunken haben. Mark. 14,23. Es ist also eine schändliche Auflehnung gegen Gott, wenn der Papst dem klaren Gebot Christi zuwider den Christen den Kelch im Abendmahl entzieht. – Wir Christen sollen nach Christi Worten den Leib und das Blut des Herrn nehmen, essen und trinken. Der Papst lehrt, daß man es auch anbeten soll. Davon haben wir keinen Befehl Gottes. Der Herr sagt, daß wir seinen Leib und sein Blut essen und trinken sollen. Wenn die Römischen die Hostie anbeten, so beten sie ein Stückchen Brot an und nicht den Herrn Christus oder seinen Leib. Ihre Anbe-tung ist Abgötterei. – Und noch schändlichr ist es, wenn sie lehren, daß der Priester im Abendmahl den Leib und das Blut des Herrn zum unblutigen Opfer darbringe für die Sünden der Lebendigen und der Toten im sogenannten Meßopfer. Damit handeln sie nicht nur gegen Christi klaren Befehl, daß wir seinen Leib und sein Blut essen und trinken und nicht opfern sollen, sondern sie lästern und schänden damit aufs höchste Christi Verdienst und Opfer. Christus hat am Kreuz das rechte Opfer dargebracht für unsere Sünden. Sein Opfer ist das einzige Opfer für unsere Sünden. Hebr. 10,14.18. Mit diesem Opfer hat er in Ewigkeit vollendet, die geheilgt werden.
b. Der Herr sagt, indem er das Brot seinen Jüngern darreicht: „nehmet, esset, das ist mein Leib.“ Und ebenso sagt er auch bei dem Kelch. Wir essen und trinken also im Abendmahl Brot und Wein, und zwar mit dem Munde unsers Leibes. Aber indem wir Brot und Wein essen und trinken, essen und trinken wir zugleich auch die himmli-schen Güter, Christi Leib und Blut, auch mit dem Munde des Leibes. Es ist ein Essen des Brotes und des Leibes Christi, und es ist ein Trinken des Weines und des Blutes Christi. Brot und Wein genießen wir auf natürliche Weise, wie andere Speise auch. Christi Leib und Blut genießen wir auf übernatürliche Weise. Wir genießen also Christi Leib und Blut im Abendmahl nicht nur geistlicherweise, wie die Schwärmer und Sekten sagen. Christi Fleisch und Blut geistlich essen heißt nichts anderes als an Christus glauben. Im Sakrament geschieht aber mehr. Da empfangen wir Christi Leib und Blut mit dem Munde auf übernatürliche Weise. – Wie das geschieht, das können wir allerdings nicht begreifen, sollen es aber auch nicht begreifen wollen, sondern den klaren Worten des Herrn glauben und alles andere dem allmächtigen Gott überlassen. Um diese wunderbare und geheimnisvolle Weise anzuzeigen, reden wir von einem sakramentlichen Essen und Trinken, weil ein solches Essen und Trinken nur im Sakrament stattfindet. Damit wollen wir also dieses sagen: Die irdischen Mittel, Brot und Wein, und die himmlischen Gaben, Leib und Blut Christi, werden zugleich, und zwar mit dem Munde des Leibes genommen, die ersteren auf natürliche, die letzeren auf übernatürliche Weise.
4. Endlich sagt uns der Katechismus, daß Christus sein Abendmahl eingesetzt hat für uns Christen.
a. Der Herr hat sein Abendmahl nicht nur mit seinen Jüngern einmal gegessen und getrunken, sondern auch den Befehl gegeben, daß seine Jünger dieses Mahl feiern sollen. Er sagt selbst in den Worten der Einsetzung: „Solches tut zu meinem Gedächt-nis.“ Wir sollen das tun, was er getan hat. Wir sollen Brot und Wein nehmen, es seg-nen, es austeilen und allen geben und essen und trinken. Und heute noch gibt er uns dann kraft seiner Worte, die er damals gesprochen hat, unter und mit dem gesegneten Brot seinen wahren Leib und unter und mit dem gesegneten Wein sein wahres Blut. So befiehlt uns also der Herr mit diesen Worten, dass in der Kirche, unter den Chri-sten, dies Sakrament verwaltet werden soll. – Und das soll immer, fort und fort, geschehen. 1 Kor. 11,26 sagt uns der Apostel, wir sollen beim Abendmahl des Herrn Tod verkündigen, bis dass er kommt. Bis an den Jüngsten Tag, da der Herr wieder-kommt in seiner Herrlichkeit, soll das Abendmahl gefeiert werden. – Der Herr sagt: „Solches tut!“ Wir sollen gerade das tun, was er getan hat. Nur dann ist unser Abend-mahl wirklich des Herrn Abendmahl, wenn es der Einsetzung Christi gemäß verwal-tet wird, so verwaltet wird, wie der Herr es eingesetzt hat. – Und wir sollen das tun zu seinem Gedächtnis. Das heißt, wie uns der Apostel 1 Kor. 11,26 erklärt: „wir sollen des Herrn Tod verkündigen“. Wir sollen beim Abendmahl an den Herrn gedenken, besonders an sein Leiden und Sterben, ihn dafür loben und ihm danken und diesen Tod verkündigen und bekennen vor aller Welt. (Luther: „Dies Wort ‚Gedächtnis’ merke und bedenke wohl. Es wird dir viel anzeigen und dich gar sehr reizen. ... Denn du hörest hier, dass er seine göttliche Ehre und Gottesdienst in dies Sakrament stellt, dass man sein hierin gedenken soll. Was ist aber ‚sein gedenken’ anders, als seine Gnade und Barmherzigkeit preisen, zuhören, predigen, loben, danken und ehren, die er uns in Christus erzeigt hat? X,2178)
b. Uns Christen hat der Herr sein Sakrament gestiftet und eingesetzt, als ein teures Vermächtnis. Wir Christen sollen es daher auch gebrauchen. Die heilige Taufe empfangen wir nur einmal im Leben, das Abendmahl sollen zum öfteren genießen. Der Herr sagt: „Solches tut, so oft ihr’s tut.“ Er will also, dass wir sein Abendmahl nicht nur selten, sondern oft feiern sollen. Er hat zwar nicht die Zeit festgesetzt, wann und wie oft wir Christen im Jahr zum Abendmahl gehen sollen. Und so dürfen auch wir keine Zeit setzen, kein Gebot machen, wie oft ein Christ zum Abendmahl kommen soll. Wir sollen niemanden zwingen und dringen zum Sakrament. Aber die Christen sollen sich selbst treiben und reizen, dass sie zum Sakrament oft gehen. (Gr. Kat., Par. 253.254) – Was soll uns denn aber bewegen, dass wir dies Sakrament oft empfangen? Zuerst haben wir des Herrn Befehl, dass wir es oft empfangen sollen. Dem Herrn Christus zu Gehorsam und Gefallen werden wir oft hinzugehen, dass wir dabei seines Leidens gedenken und ihm dafür danken. Wer lange Zeit nicht zum Abendmahl geht, der verachtet den Herrn und sein Sakrament, und es ist zu befürchten, dass er kein Christ ist. (Gr. Kat., Par. 255-259) Der Herr hat uns aber nicht nur befohlen, zum Sakrament zu gehen, sondern auch eine herrliche Verheißung hinzugetan. Er verheißt uns, dass er uns im Sakrament Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit geben will, wie wir gleich sehen werden. Gerade auch diese Verheißung soll uns bewegen, oft und fleißig zum Sakrament zu gehen. – Wir haben die Vergebung der Sünden so nötig. Wir sündigen täglich und stündlich viel und haben eitel Strafe verdient. Diese Not der Sünden, die uns auf dem Halse liegt, soll uns treiben und reizen, dass wir oft zum Sakrament gehen. Wir sind mühselig und beladen, und gerade im Abendmahl ruft der Herr uns zu sich, uns zu erquicken. Matth. 11,28. (Gr. Kat., Par. 260-265) So haben auch die Christen es je und je gehal-ten. Wir haben hier das herrliche Beispiel der ersten Christengemeinde in Jerusalem. Apg. 2,42. Je fleißiger wir gläubig dies Sakrament genießen, um so größeren Nutzen und Segen werden wir davon haben. Von dem Nutzen des Sakraments redet der Ka-techismus weiter.
„Was nützet denn solch Essen und Trinken?“
Einleitung. Das Abendmahl ist, wie wir gesehen haben, etwas Großes und Herrli-ches. Da gibt uns Christus nicht nur schlicht Brot und Wein, sondern unter und mit diesen irdischen Dingen seinen wahren Leib und sein wahres Blut, dieses rechte himmlische Manna. Da nun das Abendmahl ein so großes, herrliches Ding ist, so bringt es ohne Zweifel auch großen Nutzen und Segen für uns mit sich. Diesen Nut-zen zeigt uns nun unser Katechismus, indem er weiter fragt: „Was nützet denn solch Essen und Trinken?“ Das ist, wie Luther sagt, „das Nötigste darin“. („Also haben wir kürzlich das erste Stück, so das Wesen dieses Sakraments anbelanget. Nun siehe wei-ter auch die Kraft und Nutzen, darum endlich das Sakrament eingesetzt ist, welches auch das Nötigste darin ist, dass man wisse, was wir da suchen und holen sollen.“ Gr. Kat., Par. 247)
1. Wir sehen hierbei zunächst, worin der Nutzen des Abendmahls besteht.
a. Auf diese Frage antwortet unser Katechismus: „Das“, nämlich was solch Essen und Trinken nützt, „zeigen uns die Worte“, nämlich die Worte, die Christus bei der Einsetzung gesprochen hat. Auch was unser Katechismus vom Nutzen des Abend-mahls lehrt, das haben nicht Menschen erdacht und sich ausgesonnen, sondern das hat der Herr Christus selber gesagt.
b. Und welche Worte zeigen uns denn den Nutzen dieses Sakraments an? Die Worte: „Für euch gegeben und vergossen zur Vergebung der Sünden.“ Der Herr er-innert uns daran, dass er uns im Abendmahl den Leib und das Blut darreicht, der für uns gegeben und das für uns vergossen ist. Ihr wisst ja, wo und wie der Herr seinen Leib gegeben und sein Blut vergossen hat. Er hat es getan am Stamm des Kreuzes in seinem bitteren Leiden und Sterben. Und zwar hat er seinen Leib gegeben und sein Blut vergossen nicht um seiner eigenen Sünden willen – er hatte ja keine -, sondern wie die Worte sagen, „für euch“, für uns, für alle Menschen, und zwar zur Vergebung der Sünden. Durch sein Leiden und Sterben hat der Herr unsere Schuld gebüßt, unsere Strafen getragen, also die Schuld der Sünde bezahlt, uns davon erlöst und uns Verge-bung der Sünden erworben. Sein Leib und sein Blut sind das Lösegeld, welches Chri-stus dargelegt hat, uns von unsern Sünden zu erlösen, dass wir Vergebung der Sünden haben sollten. Und das sagen uns nun diese Worte, dass jedem, der zum heiligen Abendmahl geht, eben der Leib und das Blut, womit Christus Vergebung der Sünden am Kreuz erworben hat, dargereicht wird, dass er diesen Leib isst und dieses Blut trinkt. So wird im Abendmahl einem jeden Einzelnen die Vergebung der Sünden zugesichert. So ist es wahr, was unser Katechismus sagt, dass uns im Sakrament Ver-gebung der Sünden gegeben wird. – Und zwar „durch solche Worte“, setzt unser Ka-techismus hinzu. Gerade durch diese Worte wird uns Vergebung der Sünden zuge-sagt, und zwar jedem Einzelnen, der zum Sakrament geht. Was uns das Evangelium im Allgemeinen sagt, dass wir an Christus haben die Erlösung durch sein Blut, näm-lich die Vergebung der Sünden (Eph. 1,7), das wird hier jedem Einzelnen gesagt: dass dieser Leib auch für ihn gegeben, dieses Blut auch für ihn vergossen sei, dass also auch seine Sünden vergeben seien, und er bei Gott in Gnaden stehe. Er empfängt auch selbst dieses Lösegeld, Christi Leib und Blut, als ein Zeichen und Siegel, dass seine Sünden ihm vergeben sind. So wird im Sakrament ihm die Vergebung der Sünden versiegelt. Christi Leib und Blut wird ihm dargereicht zur Versiegelung der Verge-bung seiner Sünden. Aber ist das nicht alles schon in der heiligen Taufe geschehen? Wird uns da nicht auch Vergebung der Sünden gegeben, wird sie da nicht jedem Ein-zelnen zugesichert und durch ein Zeichen besiegelt? Allerdings. Aber wir sündigen auch nach der Taufe täglich und viel und verdienen eitel Strafe. Wir bedürfen also täglich der Vergebung der Sünden. Die reicht uns Gott nicht nur täglich in seinem Evangelium dar, sondern auch besonders jedem Einzlnen im heiligen Abendmahl.
c. Doch unser Katechismus sagt uns nicht nur, dass uns im Abendmahl Vergebung der Sünden durch solche Worte gegeben wird, sondern fügt auch noch hinzu: „Leben und Seligkeit“. Wie kann unser Katechismus das tun? In den Einsetzungsworten ist doch nur von Vergebung der Sünden die Rede. Luther sagt mit Recht: „Denn wo Ver-gebung der Sünden ist, da ist auch Leben und Seligkeit.“ Haben wir Vergebung der Sünden, so haben wir damit zugleich auch Leben und Seligkeit empfangen. Es wird uns im Sakrament also Leben gegeben. Nicht das irdische, natürliche Leben ist hier gemeint, sondern das geistliche Leben. Wir haben bei der Taufe gehört, dass sie das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes ist. Durch die Taufe wird ein neues, geistliches Leben in uns gewirkt, da wird der neue Mensch geboren. Aber dieses Leben ist noch schwach und muss gestärkt werden. Und das tut Gott sowohl durch die Predigt des Evangeliums als auch besonders durch das heilige Abendmahl. („Darum heißt es wohl eine Speise der Seele, die den neuen Menschen nährt und stärkt; denn durch die Taufe werden wir erstlich neugeboren. Aber daneben, wie ge-sagt ist, bleibet gleichwohl die alte Haut im Fleisch und Blut am Menschen; da ist so viel Hindernis und Anfechtung vom Teufel und der Welt, dass wir oft müde und matt werden und zuweilen auch straucheln. Darum ist es gegeben zur täglichen Weide und Fütterung, dass sich der Glaube erhole und stärke, dass er in solchem Kampf nicht zu-rück falle, sondern immerdar je stärker und stärker werde. Denn das neue Leben soll also getan sein, dass es stets zunehme und fortfahre.“ Gr. Kat., Par. 248) – Dieses geistliche Leben beginnt hier in dieser Welt, aber es geht aus in das ewige Leben, in die ewige Seligkeit. Leben und Seligkeit gehört eng zusammen. Weil das Abendmahl uns der Vergebung der Sünden gewiss macht und unser neues, geistliches Leben stärkt, so macht es uns auch gewiss der Seligkeit, dass wir das ewige Leben erlangen.
d. Das ist der Nutzen des heiligen Abendmahls, dass uns darin Vergebung der Sün-den, Leben und Seligkeit durch solche Worte gegeben wird. Das Abendmahl ist also nicht etwa nur ein bloßes Gedächtnismahl, es ist ein Mittel, durch welches der Heilige Geist in uns wirkt, uns Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit schenkt. Das Abendmahl gehört, wie das Evangelium und die Taufe, zu den Gnadenmitteln.
2. Den Nutzen des Sakraments haben wir kennen gelernt und aus demselben sehen wir so recht, weshalb wir zum Sakrament gehen, was wir da suchen.
a. Im Abendmahl wird uns die Vergebung der Sünden ganz gewiss gemacht. Da wird jedem Einzelnen gesagt, dass Christi leib sei für ihn dahingegeben und sein Blut für ihn vergossen zur Vergebung seiner Sünden. So wird einem jeden die Vergebung der Sünden für seine Person zugesichert. Ein jeder Einzelne empfängt im Abendmahl Christi Leib und Blut als ein Unterpfand und Siegel, dass ihm die Sünden vergeben sind. So wird gerade durch dieses Gnadenmittel, durch das Abendmahl, unser Glaube an die Vergebung unserer Sünden gestärkt. Deshalb gehen wir vornehmlich zum Sa-krament, dass dadurch unser Glaube an die Vergebung der Sünden durch Jesus Chri-stus gestärkt werde. Und wir haben es wahrlich nötig, dass unser Glaube immer wieder gestärkt werde. Unser Glaube ist noch so schwach und hinfällig. Besonders in der Stunde der Anfechtung wird es uns so schwer, fest zu glauben, darauf zu vertrau-en, dass uns unsere Sünden vergeben sind. Wir haben ferner mächtige Feinde, die uns den Glauben rauben wollen, und gegen die wir kämpfen müssen, das ist der Teufel, die Welt und unser eigenes Fleisch. Darum sollen wir auch fleißig zum Abendmahl gehen, dass unsere Seele gespeist, unser Glaube gestärkt werde zum Kampf gegen un-sere Feinde.
b. Es heißt in Gottes Wort (Ps. 119,32): „Wenn du mein Herz tröstest, so laufe ich den Weg deiner Gebote.“ Dann werden wir recht willig, den Weg der Gebote Gottes zu laufen, das heißt, nach Gottes Geboten zu leben, in einem gottseligen Leben zu wandeln, wenn unser Herz getröstet wrid. Unser Herz wird getröstet durch den Trost der Vergebung der Sünden. Je stärker unser Glaube ist, dass Gott uns aus Gnaden um Christi willen alle unsere Sünden vergeben hat, und wir Gottes Liebe Kinder sind, umso mehr wwerden wir auch in einem gottseligen Leben wandeln. Nun werden wir gerade durch das Abendmahl getröstet mit der Vergebung der Sünden, da wird unser Glaube so recht gestärkt, so haben wir auch den Segen und Nutzen in diesem Sakra-ment, dass unser gottseliges Leben, unser gottseliger Wandel dadurch gefördert wird. Deshalb gehen wir daher ferner zum Sakrament zur Förderung unsers gottseligen Wandels. Und auch das haben wir sehr nötig. Gerade in unserm Christenwandel fehlt uns noch sehr viel. Teufel, Welt und Fleisch wollen nicht nur den Glauben uns rau-ben, sondern auch vom rechten Leben nach Gottes Geboten uns abhalten und uns in Schande und Laster stürzen.
c. Der Apostel Paulus schreibt einmal: „Ein Brot ist’s, so sind wir viele ein Leib, dieweil wir alle eines Brotes teilhaftig sind.“ 1 Kor. 10,17. Wir Christen sind alle eines Brotes teilhaftig. Im Abendmahl essen wir alle von demselben Brot und trinken aus einem Kelch. Und weil wir alle eines Brotes teilhaftig sind, so sind wir alle ein Leib. Gerade im heiligen Abendmahl zeigt es sich, dass wir Christen alle mit Christus ein Leib sind, an dem Christus das Haupt ist, wir aber die Glieder. Im Abendmahl zeigt es sich, dass wir Christen aufs engste mit Christus und miteinander vereinigt sind, dass wir Brüder und Schwestern sind in dem Herrn. Mit wem ich zum Abend-mahl gehe, den erkenne ich als meinen christlichen Mitbruder, als meinen Glaubens-bruder an. Darum können wir auch mit denen nicht das Abendmahl zusammen feiern, die nicht mit uns in Gemeinschaft des Glaubens stehen. Deshalb gehen wir also end-lich auch zum Abendmahl, dass wir die Gemeinschaft des Glaubens untereinander bezeugen.
Schluss. Gerade auch dieses, dass wir so großen Segen und Nutzen vom Genuss des Abendmahls haben, soll uns bewegen, fleißig und gerne daran teilzunehmen.
„Wie kann leibliches Essen und Trinken solche großen Dinge tun?“
Einleitung. Große, herrliche Dinge hat unser Katechismus dem Worte Gottes ge-mäß vom Abendmahl ausgesagt, dass es und gibt Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit. Da ist, wie bei der Taufe, so auch hier die Frage am Platz: „Wie kann leib-liches Essen und Trinken solche großen Dinge tun?“ So fragt eben unsere Vernunft: Was soll das helfen, dass wir leiblich essen und trinken? Mit leiblichem Essen und Trinken kann man die Schuld der Sünde doch nicht weg essen. Darum fügt unser Ka-techismus diese Frage hinzu und zeigt uns, woher es kommt, dass das Abendmahl solch große Kraft und Wirkung hat.
1. Auf diese Frage antwortet unser Katechismus zunächst: „Essen und Trinken tut’s freilich nicht, sondern die Worte, so da stehen.“
a. „Essen und Trinken tut’s freilich nicht“, so heißt es zuerst. Dieses äußerliche Werk, dass man zum Abendmahl geht und isst und trinkt, das tut es nicht, das kann uns keine Vergebung der Sünden geben. Leider denken aber manche Menschen so, auch solche, die sich Christen nennen. Sie gehen zum Abendmahl, um ein äußerliches Werk zu tun und sich so Vergebung der Sünden zu verdienen. Aber dann würden wir ja durch unsere Werke vor Gott gerecht und selig und nicht allein aus Gnaden, durch den Glauben. Wer im Sakrament durch die Handlung des Essens und Trinkens Verge-bung der Sünden erlangen will, der wird keinen Segen und Nutzen vom Abendmahl haben.
b. Nicht durch das Essen und Trinken hat das Abendmahl solche Kraft und Wir-kung, sondern durch „die Worte, so da stehen: Für euch gegeben und vergossen zur Vergebung der Sünden“. Das sind Jesu, Gottes Worte. Von Gottes Wort hat dieses Sakrament so große Wirkung. Es ist hier wie bie der Taufe. Wäre nicht Gottes Wort hier, so wäre Essen und Trinken nur schlichts, gewöhnliches Essen und Trinken und könnte nicht mehr wirken als sonst Essen und Trinken auch, könnte nur unsern Leib sättigen und nähren; aber nun ist Gottes Wort bei dem Essen und Trinken, und mit dem Worte Gottes ist es ein gnadenreich Essen und Trinken. Kraft dieser Worte Christi empfangen wir nicht nur Brot und Wein, sondern den Leib und das Blut des Herrn. Und Christi Leib und Blut zu empfangen kann wahrlich nicht vergeblich und nutzlos sein. Aber dazu kommt dann noch das Wort Gottes und sagt uns, dass dieser Leib und dieses Blut für uns gegeben und vergossen sei zur Vergebung der Sünden. Dieses Wort sichert uns Vergebung der Sünden zu. So ist es Gottes Wort, welches dem Sakrament so große Kraft und Wirkung gibt. – Daher heißt es in unserem Kate-chismus weiter: „Welche Worte sind neben dem leiblichen Essen und Trinken als das Hauptstück im Sakrament.“ Die Worte Gottes sind das Hauptstück im Sakrament, das heißt, das nötigste und wichtigste Stück, auf welches alles ankommt. Allerdings sind diese Worte das Hauptstück „neben dem leiblichen Essen und Trinken“. Das leibliche Essen und Trinken gehört also auch mit zum Sakrament. Es geht nicht an, dass wir das leibliche Essen und Trinken verachten und unterlassen und sagen, wir wollten uns allein ans Wort Gottes halten. Dann würden wir den Segen dieses Sakraments nicht erlangen. Wir sollen nach Gottes Wort und Einsetzung essen und trinken, aber damit nicht auf die Handlung des Essens und Trinkens unser Vertrauen setzen, sondern auf die Worte, so da stehen und lauten, denn kraft dieser Worte: „Für euch gegeben und vergossen zur Vergebung der Sünden“ sind diese großen Dinge, Vergebung der Sün-den, Leben und Seligkeit, im Sakrament vorhanden und werden uns angeboten. („Hier verdrehen sich aber unsere klugen Geister mit ihren großen Kunst und Klugheit, die schreien und poltern: Wie kann Brot und Wein die Sünde vergeben oder den Glauben stärken? So sie doch hören und wissen, dass wir solches nicht von Brot und Wein sagen, da an sich selbst Brot Brot ist, sondern von solchem Brot und Wein, das Christi Leib und Blut ist und die Worte bei sich hat. Dasselbe, sagen wir, ist je der Schatz und kein anderer, dadurch solche Vergebung erworben ist. Nun wird es ja nicht anders als in den Worten ‚Für euch gegeben und vergossen’ gebracht und zugeeignet. Denn darin hast du beides, dass es Christi Leib und Blut ist und dass es dein ist als ein Schatz und Geschenk. Nun kann je Christi Leib nicht ein unfruchtbares, vergebliches Ding sein, das nichts schaffe noch nütze. Doch, wie groß der Schatz für sich selbst ist, so muss er in das Wort gefasst und uns gereic hat werden, sonst würden wir es nicht können wissen noch suchen.“ Gr. Kat. Par. 249.)
2. Unser Katechismus setzt aber noch hinzu: „Und wer denselben Worten glaubet, der hat, was sie sagen und wie sie lauten, nämlich Vergebung der Sünden.“
a. In diesen Worten zeigt uns unser Katechismus an, wer die großen Dinge, die durch das Wort Gottes im Sakrament enthalten sind, ergreift und hat, nämlich der, der diesen Worten glaubt. Gott bietet uns durch sein Wort im heiligen Abendmahl große und herrliche Dinge an, Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit. Er bietet diese Schätze allen an, die zum Sakrament kommen und essen und trinken. Aber wir müs-sen nun auf zugreifen und diesen Schatz der Vergebung der Sünden ergreifen und uns aneignen. Der Schatz wird durchs Wort und die Verheißung Gottes uns angeboten, und so können wir ihn nur so ergreifen, dass wir diese Worte glauben und darauf ver-trauen. („Der Schatz ist wohl aufgetan und jedermann vor die Tür, ja, auf den Tisch gelegt, es gehört aber dazu, dass du dich auch seiner annehmest und gewiss dafür hal-test, wie dir die Worte geben.“ Gr. Kat. Par. 251.) Es gehört also der Glaube dazu, dass wir des Nutzens des Sakraments teilhaftig werden. Wer nicht glaubt, empfängt auch im Sakrament keinen Segen und Nutzen. Aber wer diesen Worten glaubt, der hat ganz gewiss, was sie sagen und wie sie lauten, der empfängt und hat Vergebung der Sünden und damit Leben und Seligkeit.
b. Steht es nun aber also, dass erst unser glaube das Abendmahl zum Sakrament macht? Nein, das Abendmahl ist ein Sakrament durch Gottes Wort und Einsetzung. Es ist und bleibt ein Sakrament, ob wir das hinnehmen, was Gott uns im Sakrament gibt, oder nicht. Auch der, welcher ungläubig zum Abendmahl geht, empfängt also das ganze Sakrament, er empfängt nicht nur Brot und Wein, sondern unter und mit diesen irdischen Dingen Christi Leib und Blut. Es wird ihm auch der ganze Segen und Nutzen des Sakraments dargereicht durch die Worte: Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit. Aber der ungläubige Mensch will diesen Schatz nicht haben, sondern stößt ihn von sich durch seinen Unglauben. Ein jeder, dem das Sakrament gemäß Christi Einsetzung gereicht wird, empfängt Christi Leib und Blut unter dem Brot und Wein; aber nur der empfängt den Nutzen, der den Worten der Verheißung glaubt: „Für euch gegeben und vergossen zur Vergebung der Sünden.“ Sehen wir daher zu, dass wir im rechten Glauben zum Sakrament kommen und es also würdiglich empfangen!
„Wer empfängt denn solches Sakrament würdig?“
Einleitung. Bisher hat unser Katechismus die Lehre vom Abendmahl gerade so behandelt wie die Lehre von der Taufe. Wir haben gelernt, was das Abendmahl ist, was es uns nützt, und woher es seine Kraft und Wirkung hat. Nun aber ändert sich die Sache. Unser Katechismus fragt nicht: Was bedeutet denn solch Essen und Trinken? sondern es heißt: „Wer empfängt denn solches Sakrament würdig?“ Während wir also bishe auf das Sakrament selbst gesehen haben, achten wir nun auf die Empfänger desselben.
1. Wir sehen zuerst, wie wichtig es ist, dass wir diese Frage stellen, wer solches Sakrament würdig empfängt.
Wir sehen das besonders aus dem Spruch 1 Kor. 11,28.29. Da fordert der Apostel diejenigen, die zum Abendmahl gehen wollen, auf, sich selbst zu prüfen. Und er begründet diese Ermahnung damit, dass er hinzusetzt, dass solche, die unwürdig essen und trinken, den Leib und das Blut des Herrn nicht unterscheiden und sich so selber das Gericht essen und trinken. Man kann also Christi Leib und Blut unwürdig genießen. Es ist nicht genug, dass wir überhaupt zum Abendmahl gehen, sondern wir müssen auch zusehen, dass wir es als würdige Gäste empfangen, dass wir würdig und wohl geschickt hinzu gehen. Es ist eine gar ernste Sache um die Feier des heiligen Abendmahls. So groß der Segen dieses Sakraments ist für die, die würdig und wohl geschickt sind, so schrecklich ist sein Genuss für die, die unwürdig hinzu gehen. Der Apostel sagt: „sie unterscheiden nicht den Leib und das Blut des Herrn“, unterschei-den nicht die himmlische Gabe von einer irdischen Mahlzeit. Sie gehen zum Abend-mahl wie zu einer gewöhnlichen irdischen Mahlzeit. Sie werden schuldig an dem Leib und Blut des Herrn, sie versündigen sich an dieser himmlischen Speise. Und so genie-ßen sie sich das Abendmahl zum Gericht. Die unwürdigen gäste im Abendmahl bringen sich nicht nur um allen Nutzen und Segen dieses Sakraments, sondern ziehen durch ihren unwürdigen Genuss Gottes Zorn und Strafe auf sich herab. Wer in solchem unwürdigen Genuss bleibt bis an sein Ende, den trifft endlich die Verdamm-nis, und seine Verdammnis wird umso größer und schwerer sein, weil er so reiche Gnade Gottes von sich gestoßen hat, die ihm gerade im Abendmahl angeboten war. „Wer unwürdig hinzugeht, für das Leben den Tod empfängt.“ Da es so steht, gilt es, dass wir ja zusehen, ob wir auch würdig zum Tisch des Herrn gehen. Wie nötig und wichtig ist es daher, dass wir mit unserem Katechismus fragen: „Wer empfängt denn solches Sakrament würdig?“
2. Unser Katechismus antwortet auf diese Frage: „Fasten und leiblich sich berei-ten, ist wohl eine feine äußerliche Zucht.“ Damit sagt uns der Katechismus zunächst, worin die rechte Würdigkeit und Bereitung zum Sakrament nicht besteht.
a. Unser Katechismus redet von Fasten und leiblich sich bereiten. Wir lesen von unserm Herrn Jesus Christus, dass er vierzig Tage und Nächte in der Wüste fastete und dass ihn dann hungerte. (Matth. 4,2) Fasten heißt, nichts oder doch nur wenig es-sen. Das war eine Sitte, welche früher vielfach unter den Christen gehalten wurde und auch jetzt noch hier und da zu finden ist, dass man, ehe man zum Abendmahl geht, nichts oder doch nicht viel isst und trinkt. Leiblich sich bereiten besteht darin, dass „sich der Leib züchtig und ehrerbietig gegen den Leib und Blut Christi hält und gebärdet“ (Gr. Kat. Par. 252), dass man in reiner und anständiger Kleidung und mit züchtigen Gebärden zum Abendmahl kommt. Das heißt fasten und leiblich sich berei-ten, dass man sittig und ehrerbietig bei Gottes Tisch erscheine.
b. Von diesem Fasten und leiblich sich Bereiten urteilt unser Katechismus so, dass es eine feine Zucht sei. Zucht bedeutet Sitte, Übung oder Brauch. Dass man sittig und ehrerbietig zum Tisch des Herrn kommt, das ist eine feine, eine schöne und liebliche Sitte, ein guter und löblicher Brauch. Das sollen wir nicht vernachlässigen, sondern sollen es auch halten. Dadurch zeigen wir äußerlich an, dass wir das Abendmahl für etwas Großes und Herrliches halten und mit Ehrerbietung uns herzunahen. Als der Herr dem Mose im feurigen Busch erschien, da sagte ihm der Herr, er solle seine Schuhe von seinen Füßen ziehen. So sollen auch wir äußerlich unsere Ehrfurcht erzeigen, da der Herr selbst hier zugegen ist. – Der Katechismus sagt aber nicht nur, solches sei eine feine Zucht, sondern setzt noch hinzu: „eine feine äußerliche Zucht“. Dass man seinen Leib bereitet und ehrerbietig am Tisch des Herrn erscheint, ist wohl etwas Löbliches und Schönes, aber doch auch nur etwas Äußerliches. Es bezieht sich eben nur auf unsern Leib, nicht auf unsere Seele. Darin kann die rechte Bereitung und Würdigkeit, das Sakrament zu empfangen, nicht bestehen. Das alles kann auch ein Mensch tun, der doch im Herzen ganz ungläubig und gottlos ist. Durch solche äußer-lichen Dinge können wir uns nicht würdig machen. Ja, wir können uns überhaupt nicht selbst würdig machen durch unsere eigene Bereitung, durch unsere Werke.
3. Und nun sagt unser Katechismus weiter, worin die rechte Bereitung und Würdig-keit besteht.
a. Es heißt weiter: „Aber der ist recht würdig und wohl geschickt, wer den Glauben hat an diese Worte: Für euch gegeben und vergossen zur Vergebung der Sünden.“ Wir lesen: „Der ist recht würdig und wohl geschickt.“ Da erklärt uns der Katechis-mus zunächst das Wort „würdig“. Würdig heißt hier also nicht, dass wir selbst wet sind dieser großen Gnade des Herrn, Christi Leib und Blut zu empfangen, sondern würdig heißt wohl geschickt, das ist, dass wir wohl bereitet sind, das Sakrament zu unserem Heil zu empfangen. Und wer ist nun geschickt und recht bereit, das Sakra-ment zu seinem Heil zu empfangen? „Wer den Glauben hat an diese Worte: Für euch gegeben und vergossen zur Vergebung der Sünden.“ Die rechte Würdigkeit besteht einzig und allein im Glauben, nicht in irgendeinem Glauben, sondern im Glauben an diese Worte: „Für euch gegeben und vergossen zur Vergebung der Sünden.“ Das kann ja gar nicht anders sein. Wir haben ja schon gehört, dass nur der das hat, was diese Worte sagen und wie sie lauten, dass nur der im Sakrament Vergebung der Sün-den empfängt und also den Segen und Nutzen desselben erlangt, „wer denselben Worten glaubet“. Nur der ist daher wohl geschickt und recht bereitet, das Sakrament zu seinem Heil zu genießen, der diesen Worten glaubt, der da glaubt, dass er im Abendmahl gewiss und wahrhaftig Christi wahren Leib und sein wahres Blut isst und trinkt, der darauf sein Vertrauen setzt, dass dieser Leib auch für ihn gegeben, dieses Blut auch für ihn vergossen sei zur Vergebung seiner Sünden, der da glaubt, dass auch er Vergebung der Sünden habe und bei Gott in Gnaden stehe. Diesen Glauben kann ein Mensch sich nicht selbst geben, den wirkt Gott in uns durch sein Evangeli-um. Wer durch Gottes Gnade diesen Glauben hat, der und nur der ist recht würdig und wohl geschickt.
b. Und so ist es nun auch klar, wer unwürdig und ungeschickt ist, nämlich „wer diesen Worten nicht glaubet oder zweifelt“. Wie allein der Glaube uns würdig und wohl geschickt macht, so macht allein der Unglaube uns ungeschickt. Nicht die Größe unserer Sünden macht uns unwürdig. Auch ein großer Sünder, wenn er nur wahrhaft an Christus glaubt, kann getrost kommen. Wer aber nicht an Jesus Christus glaubt, der ist unwürdig und ungeschickt. Er hat keinen Glauben. Er kann also nicht ergreifen und hinnehmen, was Christus ihm gibt, Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit. Er genießt das Sakrament nicht zum Segen, sondern durch eigene Schuld zum Gericht und zum Fluch. „Denn das Wort: ‚Für euch’ fordert eitel gläubige Herzen“, so sagt endlich noch der Katechismus. Das Wort: „Für euch gegeben und vergossen zur Ver-gebung der Sünden“ enthält ja eine Verheißung. Diese Verheißung können wir nur durch den Glauben ergreifen. Wer keinen Glauben hat, der kann diese Worte sich nicht zunutze machen, der stößt diesen Schatz von sich.
c. Wer nicht im wahren Glauben zum Sakrament geht, der empfängt es unwürdig. Und von diesen unwürdigen Gästen sagt der Apostel, sie werden schuldig an dem Leib und Blut des Herrn, sie essen und trinken sich selbst das Gericht. Daher ermahnt der Apostel, dass wir nicht leichtfertig zum Abendmahl gehen, sondern uns selbst prüfen sollen. 1 Kor. 11,28. Da erhebt sich nun die wichtige Frage: Wie soll sich der prüfen, der zum Tisch des Herrn gehen will?
ca. Er soll sich prüfen, ob er würdig und wohl geschickt ist. Würdig und wohl ge-schickt aber ist nur der, der den wahren Glauben hat, den Glauben, dass Christi Leib auch für ihn gegeben, sein Blut auch für ihn vergossen sei zur Vergebung der Sünden. Diesen Glauben kann aber nur der haben, der erkennt, dass er ein Sünder ist. Wer das noch nicht weiß und glaubt, dass er ein Sünder ist, der glaubt auch nicht, dass seine Sünden ihm vergeben sind. Er muss ferner erkennen, dass er ein verlorener und ver-dammter Sünder ist, der sich selbst nicht helfen kann. Wer meint, dass es so mit ihm stehe, dass er selbst für seine Sünden genugtun und sich duch sein ehrbares Leben den Himmel verdienen könne, deer glaubt nicht an und will nichts wissen von der Verge-bung seiner Sünden. Diesen Glauben kann ferner nur der haben, der erkennt, dass er mit seinen Sünden Gottes Zorn und Strafe verdient hat, der vor Gottes Zorn erschro-cken ist, dem seine Sünden von Herzen leid sind. Wer seine Sünden nicht bereit, wer seine Sünden noch lieb hat, der glaubt nicht an die Vergebung seiner Sünden. Den Glauben an diese Worte hat nur der, der seine Sünden recht erkennt und herzlich be-reut. So sollen wir uns zunächst aufrichtig prüfen, ob wir unsere Sünden recht erkennen und herzlich bereuen. Zu solcher Erkenntnis und Reue kommen wir, wenn wir ins Gesetz Gottes hineinsehen und danach unser Leben prüfen.
cb. Nur wer diesen Worten glaubt, der ist würdig und wohl geschickt. Der wahre Glaube ist aber nicht ein äußerliches Fürwahrhalten, dass Christus gekommen ist und für die Sünden der Welt genuggetan hat. Der Glaube ist eine gewisse Zuversicht. Der Glaube nimmt hin, was Christus für ihn getan hat. Er hält sich an das Wort: „Für euch.“ Der glaubt an diese Worte, der darauf sein Vertrauen setzt, dass Christus gerade für ihn gestorben ist, für ihn sein Blut vergossen hat. Der glaubt diesen Worten, der in seinen Sünden nicht verzweifelt, sondern von seinen Sünden sich zu Gott wendet, hinnimmt die Vergebung der Sünden, die Gott ihm auch im Sakrament anbietet, dessen gewiss und getrost ist, dass er bei Gott in Gnaden steht. Daraufhin sollen wir uns ferner prüfen, ob wir recht im Glauben an Christus stehen.
cc. Der wahre Glaube ist Gottes Werk in uns. Dieser Glaube macht aus uns andere Menschen. „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur.“ (2 Kor. 5,17) Wer den wahren Glauben an Christus hat, der hasst die Sünde, der will der Sünde nicht mehr dienen, der will nicht im alten Wesen der Sünde bleiben, er will ein neues Leben führen nach Gottes Geboten. Wer in seinen Sünden bleiben, der Sünde weiter dienen will, der hat den rechten Glauben nicht. Das, was er vielleicht Glauben ennt, ist nichts anderes als ein Scheinglaube, Heuchelei. Wer den Glauben hat, der hat auch den Vorsatz in seinem Herzen, sein sündliches Leben forthin zu bessern, und bittet dabei Gott den Heiligen Geist um seine Kraft und seinen Beistand. Daraufhin sollen wir uns auch prüfen, ehe wir zum Abendmahl gehen, ob wir den ernstlichen Vorsatz haben, durch Beistand des Heiligen Geistes unser sündliches Leben hinfort zu bessern. Bei dieser Selbstprüfung können uns von großem Segen und Nutzen sein die „Christli-chen Fragestücke für die, so zum Sakrament gehen wollen“, die unserem Kleinen Ka-techismus beigefügt sind.“ (Es wird sich ohne Zweifel als sehr segensreich erweisen, wenn man auch diese „Fragestücke“, die allerdings bekanntlich nicht von Luther selbst dem Katechismus beigefügt sind, einmal genauer katechetisch mit den Katechumenen durcharbeitet, besonders in der Christenlehre, oder auch, wenn Zeit bleibt, im Konfirmandenunterricht. Man kann diese „Fragestücke“ auch sehr wohl einmal dem Konfirmandenexamen zugrunde legen.)
cd. Wir haben gehört, dass nur der würdig und wohl geschickt zum Abendmahl geht, der den wahren Glauben hat, dass wir uns daher auch selbst prüfen sollen, ob dieser wahre Glaube in unserm Herzen wohnt. Aber wir werden oft erkennen, dass unser Glaube noch so schwach ist. Dürfen auch Schwachgläubige es wagen, zum Tisch des Herrn zu kommen? Unser Katechismus sagt, wer den Glauben hat, der ist würdig und wohl geschickt. Auf den Grad des Glaubens kommt es nicht an. Der Herr hat es ja verheißen, dass er auch den schwachen Glauben nicht verwerfen will. Jes. 42,3. Er hat uns gesagt, er will den nicht hinausstoßen, der zu ihm kommt. Joh. 6,37. Wer nur zu ihm kommt, den nimmt der Herr an, auch wenn er im schwachen Glauben kommt. – Wir haben gehört, dass wir deswegen zum Sakrament gehen, dass unser Glaube gestärt werde. Haben wir einen schwachen Glauben, dann dürfen wir nicht nur, dann sollen wir auch zum Tisch des Herrn kommen, dass unser Glaube stärker werde. Hier sollen die Elenden, die arm und elend sich fühlen, essen, dass sie satt werden. Ps. 22,27. Schwachgläubige sollen getrost zum Abendmahl kommen und den Herrn bitten: Mark. 9,24, dann wird gerade durch dieses Sakrament, in dem uns ein äußerliches Zeichen und Unterpfand der Vergebung der Sünden gegeben wird, ihr Glaube gestärkt werden.
4. Wir fragen endlich noch: Wem darf nach dem, was wir gelernt haben, das hei-lige Abendmahl nicht gereicht werden?
a. Wir haben gehört, dass man sich das heilige Abendmahl auch zum Gericht ge-nießen kann. Es soll daher auch nicht jedem Menschen ohne Ausnahme gereicht wer-den. Wir sollen es denen nicht reichen, von denen wir wissen, dass sie es unwürdig empfangen. Dazu gehören vor allen Dingen solche, die in offenbaren Sünden dahinle-ben und von ihren Sünden nicht ablassen wollen, die also unbußfertig sind. Wir sollen es nicht geben den offenbar Gottlosen und Unbußfertigen. Das hat der Herr selbst uns ernstlich verboten. Matth. 7,6. Solche Leute würden ja auch keinen Segen davon ha-ben, sondern das Sakrament zu ihrem Gerichte genießen. – Wir haben früher gehört, das wir zum Sakrament gehen zur Bezeugung der Gemeinschaft des Glaubens. Wir haben da gelernt, dass wir gerade beim Genuss des Abendmahls uns bekennen als Brüder und Schwestern, die denselben Glauben haben. Das Abendmahl ist das Be-kenntnis der Glaubenseinigkeit. So können wir denen, die nicht mit uns im Glauben einig sind, die einen andern, also einen falschen Glauben haben, nicht das Abendmahl reichen. Wir würden sonst ihren falschen Glauben als den rechten anerkennen. Von der Christengemeinde in Jerusalem heißt es zuerst, dass sie beständig blieben in der Apostel Lehre und sodann auch im Brotbrechen, im heiligen Abendmahl. Apg. 2,42. Nur mit denen können wir im Brotbrechen bleiben, mit ihnen zum Abendmahl gehen, die in der Apostel Lehre mit uns beständig bleiben. – Der Herr ermahnt uns, dass wir, ehe wir unsere Gabe auf den Altar opfern, erst hingehen sollen und uns mit unserm Bruder versöhnen, wenn er etwas wider uns hat. Matth. 5,23.24. Dann ist aller Gottes-dienst dem Herrn ein Greuel, wenn wir mit unserm Nächsten uns noch nicht versöhnt haben, uns mit ihm nicht versöhnen wollen. Auch zum Abendmahl sollen wir kom-men mit versöhntem Herzen. Wir können also auch denen das Abendmahl nicht rei-chen, die ihren Nächsten beleidigt, sich mit ihm erzürnt haben, die einzeln oder einer ganzen Gemeinde Ärgernis gegeben und sich doch mit ihrem Bruder noch nicht aus-gesöhnt, das Ärgernis noch nicht abgetan haben. – Und endlich fordert der Apostel, dass wir uns selbst prüfen sollen, ehe wir zum heiligen Abendmahl gehen. 1 Kor. 11,28. Nur denen können wir es also geben, die sich selbst prüfen können. Das können aber noch nicht Kinder tun. Sie sind noch nicht so weit zur Erkenntnis ihrer selbst und der Lehre des Wortes Gottes gekommen. Ihnen reichen wir daher das Abendmahl nicht. Das können auch nicht tun Bewusstlose, die nicht wissen, was mit ihnen vorgeht. Darum sollen wir auch in schweren Kranheitsfällen das heilige Abend-mahl nicht zu lange hinausschieben.
b. Da wir nun nicht jedem ohne Ausnahme in unserer Kirche das heilige Abend-mahl reichen können, wie das in den falschgläubigen Kirchen leider so häufig ge-schieht, so haben wir die Gewohnheit, dass alle diejenigen, die zum Abendmahl gehen wollen, sich vorher beim Pastor der Gemeinde anmelden, damit er Gelegenheit hat, mit ihnen zu reden und sie zu verhören, ob er ihnen das Abendmahl auch reichen könne. Auch besonders junge Leute sollten sich gern und willig bei ihrem Seelsorger anmelden und mit ihm über ihren Glauben reden. – Wir haben aber noch eine andere Sitte und Gewohnheit. Diejenigen, welche zum ersten Male zum Sakrament gehen wollen, werden bei uns zuerst öffentlich geprüft und legen so von ihrem Glauben Re-chenschaft ab. Und sodann bekennen sie öffentlich vor der Gemeinde, dass sie Glie-der der rechtgläubigen Kirche sein und bleiben wollen. Wir nennen diese Handlung, die von der Kirche geordnet ist, die Konfirmation. Solche konfirmierten Christen er-halten dann das Recht, am heiligen Abendmahl teilzunehmen.
Schlusswort
„Solches sei nun zur Ermahnung gesagt, nicht allein für uns Alte und Große, son-dern auch für das junge Volk, so man in der christlichen Lehre und Verstand aufzie-hen soll; denn damit könnte man desto leichter die zehn Gebote, Glauben und Vater-unser in die Jugend bringen, dass es ihnen mit Lust und Ernst einginge, und also von Jugend auf übeten und gewöhneten. Denn es ist doch nun fast mit den Alten gesche-hen, dass man solches und anderes nicht erhalten kann, man ziehe denn die Leute auf, so nach uns kommen sollen und in unser Amt und Werk treten, auf dass sie auch ihre Kinder fruchtbar erziehen, damit Gottes Wort und die Christenheit erhalten werde. Darum wisse ein jeglicher Hausvater, dass er aus Gottes Befehl und Gebot schuldig ist, seine Kinder solches zu lehren und lernen zu lassen, was sie können sollen. Denn weil sie getauft sind und in die Christenheit aufgenommen, sollen sie auch solcher Gemeinschaft des Sakraments genießen, auf dass sie uns mögen dienen und nütze werden; denn sie müssen doch alle uns helfen glauben, lieben, beten und wider den Teufel fechten.“ (Gr. Kat., Par. 266).
WORIN UNTERSCHEIDET SICH DIE BIBLISCH-LUTHERISCHE ABENDMAHLSLEHRE VON DER RÖMISCH-KATHOLISCHEN?
Von Roland Sckerl
1. Auf den ersten Blick scheint es doch viele Gemeinsamkeiten zu geben. So bekennt auch die römisch-katholische Kirche, dass im Abendmahl Christi Leib und Blut ausgeteilt wird (wobei sie die Austeilung des Blutes mit dem Wein ja immer noch nur „zulässt“, vielerorts auch noch verweigert, was wiederum zusammenhängt mit der unbiblischen Lehre der „Konkomitanz“, nämlich der Behauptung, dass das Blut im Fleisch schon mit dabei sei). Damit aber, das muss betont werden, ist die Ge-meinsamkeit auch schon beendet.
2. Denn fragen wir genauer nach, was denn im heiligen Abendmahl ausgeteilt wird, so wird Rom anführen: Leib und Blut Christi – aber leugnen, dass ebenso auch Brot und Wein gemäß 1 Kor. 10,16.17; 11,23-32 ausgeteilt werden und so wir in wunder-barer Weise eine sakramentliche Vereinigung von Brot und Leib Christi sowie Wein und Blut Christi haben. Vielmehr behauptet Rom ja, dass eine „Verwandlung“ (Trans-substantiation) der irdischen Elemente in die himmlischen stattfände. Dafür gibt es aber in der Bibel keinen Anhaltspunkt. Dies ist reine Menschenlehre.
3. Fragen wir weiter, was denn das Zentrum des heiligen Abendmahls ist, so beken-nen wir Evangelisch-Lutherischen mit der Bibel, dass Christus uns seinen Leib und sein Blut gibt, um uns, verbunden mit seinem Wort, die Vergebung der Sünden zu schenken, zu stärken, zu vergewissern; wir bekennen also, dass das heilige Abend-mahl Gottes Gabe und Tat (Sakrament) ist, in der Gott der Handelnde, Schenkende ist, wir aber die Beschenkten. Rom dagegen stellt das alles auf den Kopf durch seine Lehre vom „Messopfer“, denn es behauptet zweierlei: Zum einen würde der Priester (schon dieser Begriff ist in seiner Intention gegen das Neue Testament gerichtet) das Opfer Christi unblutig wiederholen und Gott zum Gedächtnis darbringen, zum andern aber würde die Gemeinde selbst sich in Hingabe mit opfern und so Gott hingeben. Was also Rom tatsächlich hat ist ein Opfer (Sacrificium), kein Gotteswerk (Sacra-mentum). Nach römischer Auffassung steht im Zentrum des Abendmahls also eine menschliche Handlung, nämlich ein Opfer. Damit aber wird Christi Opfer auf Golga-tha angegriffen, von dem es in der Bibel heißt, „da er hat ein Opfer für die Sünden geopfert, das ewiglich gilt“, Hebr. 10,12, und über die Wirkung: „Denn mit einem Opfer hat er in Ewigkeit vollendet, die geheiliget werden.“ Hebr. 10,14, denn „was er gestorben ist, das ist er der Sünde gestorben zu einem Mal; das er aber lebet, das le-bet er Gott“, Röm. 6,10. Das „Messopfer“ lästert somit eben dieses einmalige, unwie-derholbare Opfer Jesu Christi und greift zugleich die Rechtfertigung allein aus Gna-den, allein um Christi Verdienst willen, allein durch den Glauben massiv an, da es menschliches Mitwirken behauptet.
Die Perversion des heiligen Abendmahls bei Rom wird noch dadurch verstärkt, dass „Messen“ für verstorbene und entfernt lebende (etwa Missionare) Personen gelesen werden, um ihnen so angebliche (in der Bibel nicht auffindbare) Fegfeuerstra-fen zu verkürzen oder Segen zukommen zu lassen. Hier wird das Abendmahl ein Teil des unseligen römischen Ablass(un-)wesens. Das hat mit dem biblischen Abendmahl nichts mehr zu tun, das für lebende Gemeindeglieder eingesetzt ist, die selbst durch gläubigen Empfang und Genuss von Christi Leib und Blut unter Brot und Wein in der Heilsgewissheit gestärkt werden sollen.
4. Die unüberbrückbare Kluft zwischen der biblisch-lutherischen Auffassung und derjenigen Roms wird weiter deutlich, blickt man darauf, wie das Abendmahl zu empfangen ist, damit der Kommunikant tatsächlich den geistlichen Segen erhält, den er bekommen soll.. Die evangelisch-lutherische Kirche bekennt, dass dies allein durch den Glauben an Jesus Christus geschieht, der das Abendmahl nimmt zur Vergebung der Sünden. Für Rom ist der Glaube zwar auch wichtig, aber keineswegs das alleinige und einzige Empfangsinstrument. Immer noch wird behauptet, dass auch ohne den Glauben allein aus dem Vollzug des Abendmahls Gnadenwirkungen ausgehen. Hier haben wir die magische Komponente der römisch-katholischen Religion.
5. Noch mehr kommt sie hervor, wenn wir fragen, was das Abendmahl zum Abendmahl macht. Die bibeltreue lutherische Kirche bekennt, dass das Abendmahl Gottes heilige Handlung ist und der Liturg nur stellvertretend handelt und alles am Wort, Befehl, der Ordnung Christi liegt und durch das Wort Christi, das Verheißungs- und Befehlswort zugleich ist, allein wir in, mit und unter Brot und Wein auch Leib und Blut Christi empfangen (Konsekration und Sumption). Dabei ist die Kraft des Wortes unabhängig von dem, der es spricht.
Rom aber bindet die Gültigkeit und Wirkung des Sakraments an das Priestertamt, die Ordination und rechte Intention des Priesters sowie den rechten Vollzug der vorgeschriebenen Liturgie. Hier kommt der gesamte Ballast der römisch-katholischen Irrlehre und der römisch-katholischen Kirche als eines hierarchischen Machtappara-tes zum Vorschein: Da Gültigkeit und Kraft des Abendmahls an die Hierarchie ge-bunden werden – die nach römischer, aber unbiblischer, Behauptung göttliche Ord-nung sei - , so wird damit das Heil (denn das wird ja von Rom bestätigt, dass das Abendmahl im Ergebnis Heil vermittelt) an Menschen gebunden und nicht allein an Christus und sein Wort. Dadurch aber werden die Gemeindeglieder der Hierarchie ausgeliefert und haben keinen unmittelbaren Zugang mehr zu Christus und seinem auch im Abendmahl angebotenen Heil. Da Gültigkeit und Wirkung des Abendmahls gelöst werden von Christi Einsetzung und Befehl, so wird Christus damit in den Hin-tergrund gedrängt und der Mensch tritt in den Vordergrund. Es ist Teil der magischen Komponente Roms, wenn dabei die Gültigkeit und Wirkung des Abendmahls auch abhängig gemacht wird von dem rechten Vollzug der – von Rom als göttliches Gesetz verstandenen – Liturgie, besonders der Abendmahlsgebete.
6. Schließlich ist auch nach der Stellung des Abendmahls in der Heilsordnung oder göttlichen Heilsökonomie zu fragen. Gemäß der Schrift bekennen wir Evangelisch-Lutherischen, dass das Abendmahl eines der Gnadenmittel ist, neben Wort und Taufe, und dass auch im Abendmahl das Wort im Zentrum steht. Weiter bekennen wir, dass wir durch alle Gnadenmittel jeweils die gleiche Gnade, gleiche Vergebung der Sün-den empfangen und dass somit absolut heilsnotwendig allein das Evangelium im Wort ist.
Rom hat auch hier gegen die Schrift die Verhältnisse umgedreht. Rom behauptet bis heute, dass durch das Evangelium im Wort nicht das volle Heil geschenkt werde, sondern dies allein duch die „Eucharistie“ geschehe. Damit wird wiederum das Heil gekettet an die Hierarchie, denn es wird ja dadurch gesagt, dass jemand, der die Bibel liest, nicht die Fülle des Heils empfangen könne. Zugleich wird damitd as Heil „in seiner Fülle“ an die römisch-katholische Kirche gebunden, da ja Rom das Abendmahl in anderen Kirchen nicht anerkennt, da die apostolische Sukzession und das Papstamt dort nicht vorliege (beides kennt die Bibel aber gar nicht) und somit kein gültiges Abendmahl bei ihnen vorhanden sei.
7. Zusammenfassend ist also festzustellen, dass eigentlich alles, was im Kern das biblisch-reformatorische Luthertum von Rom trennt, im Abendmahl noch einmal kon-zentriert ist und dass die römisch-katholische Messe allerdings einen furchtbaren Be-trug darstellt, ja, wie es Luther in den Schmalkaldischen Artikeln ausdrückt, eine schlimme Lästerung Christi und seines Verdienstes für uns. Es kann schon deshalb keine Kirchen- und damit auch keine Abendmahlsgemeinschaft mit Rom geben. Es ist völlig unverständlich, wie evangelische Kirchenmänner Rom zu gemeinsamen Abendmahlsfeiern drängen können – es gibt tatsächlich keinerlei Grundlage dafür.
WORIN UNTERSCHEIDET SICH DIE BIBLISCH-LUTHERISCHE ABENDMAHLSLEHRE VON DERJENIGEN DER REFORMIERTEN?
Von Roland Sckerl
1. Dass Lutheraner und Reformierte gerade in der Abendmahlslehre differieren, ist seit den Tagen der Reformation bekannt (wobei dies allerdings nicht, wie oft behaup-tet, der einzige Differenzpunkt ist).
Die Frage ist nun: Worin gibt es Gemeinsamkeiten und worinnen liegen die Unter-schiede?
Fragen wir: Was empfangen wir im heiligen Abendmahl? so bekennt die bibeltreue evangelisch-lutherische Kirche: Christi Leib und Blut in den Elementen, also in, mit und unter Brot und Wein zum mündlichen, wenn auch übernatürlichen Genuss. Die Reformierten betonen, dass sie mündlich allein Brot und Wein bekämen, während sie Christi Leib und Blut allein geistlich, also im Glauben, empfingen. Damit aber stoßen sie Christi Worte um: Das ist mein Leib; das ist mein Blut, für euch vergossen zur Vergebung der Sünden.
Dieser Unterschied wird auch deutlich, wenn wir fragen: Wer empfängt denn Christi Leib und Blut? Mit der Bibel bekennen wir Lutheraner: alle, die am Abend-mahl teilnehmen, die Glaubenden sich zum Heil, die Ungläubigen aber zum Gericht. Die Reformierten, da sie die substantielle, tatsächliche Gegenwart von Christi Leib und Blut in den Elementen ablehnen, sagen: Nur die Gläubigen bekommen Christi Leib und Blut, da er ja nur durch den Glauben, also geistlich, empfangen werde, nicht mit dem Munde.
Fragen wir nach dem Grund ihrer Haltung, so wird deutlich, dass sie mit rationali-stischen Axiomen arbeiten, die ein Vorverständnis in die Bibel hineintragen, wodurch die biblischen Aussagen uminterpretiert werden: Da nach ihrer Auffassung, gegen Kol. 2,9, das Irdische, Endliche das Unendliche nicht fassen könne, könne Christi Leib und Blut nicht tatsächlich vereinigt sein mit der göttlichen Natur Christi in der Weise, dass die menschliche Natur Anteil hätte an der Allgegenwart; sie sei vielmehr räumlich eingeschlossen in einem räumlichen Himmel und könnte so im Abendmahl gar nicht ausgeteilt werden.
2. Was wird also unter dem Abendmahl verstanden? Für die Reformierten ist das Abendmahl reines „Gedächtnismahl“, bloße Erinnerung, bei dem sie zwar auch etwas empfangen – geistliche Dinge, nämlich was Christus uns durch sein Leiden und Ster-ben erworben hat -, Vergebung der Sünden, aber nicht wirklich Christi Leib und Blut. Und auch mit der Vergebung ist es ihnen so eine Sache; letztlich meinen sie weniger, dass sie durch das Abendmahl tatsächlich Vergebung empfangen als vielmehr, dass sie der Vergebung, die sie außerhalb des Abendmahls empfangen würden, vergewis-sert werden.
Die evangelisch-lutherische Kirche bekennt, dass allerdings das Abendmahl auch Gedächtnismahl ist, denn Jesus Christus sagt ja: „Das tut zu meinem Gedächtnis.“ Die Frage ist nur: Was? Und da geht es eben darum, dass wir ja in, mit und unter Brot und Wein Christi Leib und Blut austeilen und mündlich empfangen sollen, damit wir da-durch Vergebung der Sünden aufgrund der Worte Christi empfangen und ihrer auch vergewissert werden. In der Hinsicht, dass die Reformierten diesen Aspekt, wenn auch in verkürzter Form, haben, steht die evangelisch-lutherische Kirche ihnen näher als Rom, das die biblische Rechtfertigungslehre völlig leugnet. Aber: Vom Grund-charakter her ist das Abendmahl für die Reformierten auch etwas, das sie tun, ein Be-kenntnisakt, whrend es für uns Lutheraner wahrhaft göttliches Heilshandeln ist, was die Reformierten von den Gnadenmitteln trennen.
Die lutherische Kirche leugnet nicht, dass der Glaube allerdings durch das Wort im Abendmahl auch die ganze Fülle des geistlichen Reichtums empfängt, den Christus uns erworben hat – aber das ist nicht der Kern des Abendmahls, das empfangen wir unabhängig davon auch durch das Wort allein. Während also die Reformierten von einem „geistlichen Genuss“ von Christi Leib und Blut sehr wohl sprechen können, lehnen sie den besonderen sakramentlichen, übernatürlichen mündlichen Genuss von Christi Leib und Blut in, mit und unter Brot und Wein ab und amputieren so die Ein-setzungsworte Christi. Darum kann es auch zwischen ihnen und der evangelisch-lu-therischen Kirche keine Kirchen- und damit Abendmahlsgemeinschaft geben.