Zeittafel zur Kirchengeschichte

Jahre n. Chr.

Begebenheit der Kirchengeschichte

um 30

Christi Tod und Auferstehung. Ausgießung des Heiligen Geistes

50-58

Missionsreisen des Apostel Paulus

um 64

Paulus und Petrus sterben in Rom den Märtyrertod

66-70

Jüdischer Krieg, endet mit der Zerstörung Jerusalems, einschließlich des Tempels

64-311

 

 

 

 

90-179

Zehn große Christenverfolgungen im Römischen Reich. (unter anderem: 64 Neronische Verfolgung nach dem Brand Roms; 81-96 Verfolgungen unter Domitian, 98-117 unter Trajan (Martyrium des Ignatius); 202/203 Verfolgungen in Ägypten und Nordafrika; 250/251 Decische Verfolgung, als erste allgemeine Verfolgung, mit dem Ziel, die Reichseinheit zu festigen; 257/258 Valerianische Verfolgung; 303-313 Diokletianische Verfolgung

Märtyrer: Ignatius, Justin (165), Polykarp (156 oder 166), Irenäus, Origines (254), Cyprian (258) u. a.

Ringen der frühen Kirche mit der „Gnosis“, die heidnisch-mystische Elemente mit dem Christentum vermischen (u.a.: Valentin; Marcion)

Eine Sondergruppe stellt der Montanismus dar, der enthusiastisch-ekstatische Elemente mit strengem Moralismus zu verbinden suchte. Tertullian schloss sich ihnen an.

Diese Kämpfe führten aber auch zu einer inneren Festigung und Konsolidierung der frühen Kirche, insbesondere mit der Feststellung der neutestamentlichen Kanons (z.B. um 180 Kanon Muratori), um 200 wird auch das Taufbekenntnis als „regula fidei“ bezeugt.

Mit dieser inneren Konsolidierung beginnt aber gleichzeitig auch ein Abweichen von der christlichen Kirche der Apostelzeit: a) die Rechtfertigung allein aus Gnaden, allein um Christi willen, allein durch den Glauben tritt immer mehr in den Hintergrund, das christliche Leben, die christliche Moral wird maßgeblich (siehe Didache); Schriften der „apostolischen Väter“, dann der „Apologeten“, neben dem Gesetz dringt die Philosophie in die Kirche ein; b) schon Clemens von Rom behauptet 95, dass der Episkopat nach göttlichem Recht die Leitung der Abendmahlsfeier habe, Ignatius von Antiochien 115, dass er eine göttliche Ordnung sei; es entstehen Bischofs- oder Priestersynoden. 190/191 beansprucht Bischof Viktor I. von Rom in der Frage des Passahzeitpunktes, dass die ganze Kirche Rom folgen müsste; 217/221 bezieht Bischof Kalixt I. von Rom Matth. 16,18 auf den römischen Bischof, Beginn des Papstgedankens, wogegen Tertullian und Origenes polemisieren.

Um 250 muss die Kirche mit den Novatianern kämpfen, die behaupteten, nach der Taufe und Wiedergeburt könne es keine Buße mehr geben; nach 311 mit den Donatisten, die behaupteten, das die Gültigkeit und Kraft der Gnadenmittel von denen abhängige, die sie austeilten

Umfassender waren die trinitarisch-christologischen Streitigkeiten, bei denen es letztlich um das Überleben der Kirche als christlicher Kirche ging: im modalistischen Streit ging es darum, dass in der Trinität tatsächlich drei Personen, nicht nur Erscheinungsweisen, Gottes sind; im arianischen Streit (Athanasius verteidigte die biblische Lehre) darum, dass Jesus Christus von Ewigkeit her wahrer Gott ist, nicht nur Mensch oder ein von Gott adoptierter Mensch; im nestorianischen Streit ging es um die Person Christi, nämlich dass seit der Empfängnis Marias sie zwei Naturen hat, wahrer Gott und wahrer Mensch zugleich, aber diese beiden Naturen nicht einfach nebeneinander stehen, auch nicht vermischt werden, sondern in Gemeinschaft sind und darum Maria nicht nur einen Menschen, sondern auch Gott geboren hat (Gottesgebärerin)

311/324

Das Christentum wird durch Kaiser Konstantin zur Staatsreligion erhoben. Der Sonntag wird gesetzlicher Feiertag.

325/381

Konzil in Nizäa und später in Konstantinopel, Nizänisches Glaubensbekenntnis, beendet den arianischen Streit; 431 Konzil zu Ephesus und 451 zu Chalcedon, beenden den nestorianischen Streit, es bilden sich aber Sonderkirchen.

Das nizänische Konzil beschließt die Gleichstellung der Patriarchen von Alexandrien, Antiochien, Jerusalem und Rom.

350-1000

Christianisierung der Germanen (u.a. Wulfila † 383, Bonifatius † 754, Karl der Große † 814); bereits in den römischen Provinzen Unter- und Obergermanien gibt es germanische Christen; christliche Gefangene, die auf den Raubzügen der germanischen Stämme (Westgoten) mitgenommen wurden, brachten das Christentum zu den germanischen Völkern, die durch die Völkerwanderung mit dem Christentum in Kontakt kamen. Die Ostgermanen (Ost- und Westgoten vor allem) wurden zunächst Arianer; Wulfila übersetzte die Bibel ins Westgotische. Die frühen christlichen Goten trennten sich aufgrund einer Verfolgung 348 vom Hauptstamm und blieben als „Kleingoten“ in der Gegend des heutigen Sofia und haben von dort aus systematisch die germanischen Stämme des Donauraums, bis zu den Alemannen, Bayern und Thüringern missioniert, vor allem aber die Wandalen, Gepiden, Heruler, Rugier, Langobarden, Burgunder; Bildung von stammesmäßigen Nationalkirchen.

Die Franken wurden unter Chlodwig als erster germanischer Stamm 497 nicht erst arianisch, sondern gleich lateinisch oder katholisch-christlich und schuf so die Möglichkeit, den germanischen und romanischen Volksteil in der einen Kirche zu verbinden. Die fränkische Kirche hat stark staatskirchliches Gepräge, vom germanischen „Eigenkirchenrecht“ herkommend.

Die Mission unter den Angelsachsen ging zunächst von iro-schottischen Mönchen aus, später, seit der Synode von Whitby 664, ist die Kirche römisch.

Ober- und Mitteldeutschland hatte christliche Gemeinden aus der Römerzeit und durch die Germanenmission der Kleingoten; vollendet wurde die Arbeit aber durch die iro-schottischen Mönche, die als Missionare kamen, und die fränkische Reichskirche. Organisiert wurde die Kirche dann durch den Angelsachsen Wilfried-Bonifatius, als römische Bischofs- und fränkische Reichskirche seit 741.

Die Sachsen wurden durch die Franken missioniert zur Zeit Karls des Großen, verbunden allerdings mit blutigen Kriegen.

Nordeuropa ist von England und Deutschland aus missioniert worden.

354-430

 

 

440-461

 

 

476

492-496

 

590-604

 

 

 

 

 

 

 

610/622/630

Kirchenvater Augustin, starke Verbindung von Christentum und Antike; zugleich in Auseinandersetzung mit Pelagius wichtige Akzente setzend: Gott ist in der Bekehrung der allein Handelnde; allerdings lehrt er eine eingegossene Gnade und eine doppelte Prädestination oder Erwählung; die katholische Kirche hat Augustins Lehre abgeschwächt, indem sie ein Zusammenwirken zwischen Gott und Mensch beim Zustandekommen des Heils behauptet. Augustin kannte noch kein Papsttum.

Leo I, Bischof von Rom: volle Ausprägung der Papstidee als „Nachfolger Petri“, mit Schlüsselgewalt, höchstem Richteramt über die Christenheit, oberster Verwaltung der Kirche, höchstem Lehramt; dagegen erklärt das Konzil von Chalcedon 451, dass die Bischöfe von Rom und Konstantinopel gleichrangig seien.

Ende des Weströmischen Reiches mit der Eroberung Roms durch den Germanenkönig Odoakar

Gelasius I., Bischof von Rom: „Zwei-Gewalten-Theorie“ mit „Ehrenvorrang“ der geistlichen Gewalt; ca. 500: Consititutum Silvestri (Fälschung): „Die höchste cathedra darf von niemandem gerichtet werden.“

Gregor I., Bischof von Rom, zentralisiert den Kirchenbesitz und gründet damit faktisch den „Kirchenstaat“, der bis 1870 besteht; der römische Bischof sieht sich nach dem Zerbrechen des Römischen Reiches als Symbol der Einheit; als Gegensatz zu den Germanen wurde das lateinisch-römische Element betont, was schließlich auch dazu führte, dass die Volkssprache nicht mehr, wie sonst üblich, im Gottesdienst verwendet wurde. 756 wird der Kirchenstaat durch Schenkungen des Frankenkönigs Pippin erweitert und versucht, ihn durch die gefälschte donatio Constantini zu legalisieren, bis dahin, dass der römische Bischof damit kaiserliche Rechte im Abendland beanspruchte, noch verstärkt durch eine weitere Fälschung, die pseudo-isidorischen Dekretalen 847/852, die kirchliche Allgewalt für den römischen Bischof als Universalepiskopat fordern; diese Entwicklung wurde durch die mönchische cluniazensische Reformbewegung im 10. und 11. Jahrhundert entgegen der eigentlichen Absicht vollendet (Gregor VII 1073-1085; Investiturstreit; Ziel: die Welt als Gottesstaat; das Decretum Gratiani fixiert diese Vorstellungen ca. 1140 kirchenrechtlich, Thomas von Aquin behauptet dann im 13. Jahrhundert: Es ist heilsnotwendig, dem römischen Bischof untertan zu sein (eindeutig gegen Apg. 4,12, das Heil allein in Christus, gerichtet).

Mohammed bildet, aufgrund Visionen, den „Islam“ aus, der zwar Elemente des Juden- und den Christentums aufnimmt, aber zugleich schroff gegen die „Religionen des Buches“ gerichtet ist und ein eigenes Buch, den Koran, geschaffen hat. Der Islam kennt keine Trennung von Kirche und Staat und ist keine Religion im eigentlichen Sinne, sondern eine Weltanschauung mit Gesetzen; Autoritäten neben dem Koran: die Hadithe (Geschichte des Lebens Mohammeds) und die Tradition; Scharia als Gesetzbuch. Zunächst Eroberung der arabischen Halbinsel, dann Angriff gegen Byzanz und Persien und Eroberung des Vorderen Orients, dann Nordafrikas, 711 Übergang nach Spanien und Vernichtung des Westgotenreiches bis auf Reste in Asturien; Angriff auf das Frankenreich schließlich abgewendet durch die Schlachten von Tours und Poitiers durch Karl Martell. Die christlichen Kirchen haben nach kurzem Aufblühen in den islamischen Staaten einen furchtbaren Niedergang erlebt; das hängt zusammen u.a. mit der rechtlichen Stellung als Bürger minderen Rechts, den furchtbaren finanziellen Lasten, denen die Christen ausgesetzt waren, dem Verbot jeglicher Mission unter Muslimen und der geistlichen Schwäche der meisten dieser Kirchen.

Nur die nestorianische Kirche hat sich länger gehalten und nach Asien hinein eine gewaltige Missionsarbeit betrieben, bis nach China und die Mongolei. Vor allem durch die Nestorianer haben die Araber die antike Kultur überliefert bekommen.

800-1000

Christianisierung der Slawen (Kyrill und Method, 863): Südlich der Alpen im 7. Jahrhundert von Aquileia aus, Missionierung der Kroaten und deren Anschluss an Rom; nördlich der Alpen Missionarbeit vom Frankenreich aus, Richtung heutiges Österreich, Tschechien, Mähren, von Sachsen aus Richtung Mitteldeutschland. Eine dritte Richtung ging von Byzanz aus, die im 7. Jahrhundert die Serben christianisierten. Die Missionierung Russlands ging hauptsächlich von Byzanz aus. Die Mission in Polen und Ungarn ging vom Deutschen Reich aus, im Baltikum durch Sachsen und den Deutschen Ritterorden.

1054

Trennung der morgenländischen und abendländischen Christenheit.  Konstantinopel und Rom werden Sitze der Kirchenfürsten; die beiden Kirchenhälften hatten sich seit langen, vor allem seit der Teilung des Römischen Reiches 395, auseinanderentwickelt; Differenzen in der Trinitätslehre, der Christologie, der Bilderfrage, der Verfassung, der Liturgie; gegenseitige Gebietsansprüche und ständige Rangstreitigkeiten; der Bruch selbst wurde wegen Patriarchatsrechten in Unteritalien 1054 verursacht.

1096-1270

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

12.-14. Jahrhundert

Zeit der sieben Kreuzzüge. Das Papsttum auf der Höhe seiner Macht. Die Kirche gerät immer tiefer in Aberglauben und Abgötterei, vor allem in die antichristliche Lehre und Praxis, sich selbst durch „gute Werke“ zu erlösen (z. B. Bilderanbetung, Marienkult, Mönchtum, Wallfahrten, Rosenkranzbeten); 11. Jahrhundert: Investiturstreit, Ringen zwischen Kaisertum und Papsttum um die Macht in Staat und Kirche: 1059 Papstwahldekret legt Wahl durch Kardinalskollegium fest; 1074 Verbot der Priesterehe (gemäß 1. Tim. 4 ein eindeutig antichristlicher Akt); Gregor VII. behauptet, Lehensherr des Kaisers zu sein. Innozenz III, 1198-1216, will Schiedsrichter über die deutsche Krone sein; 1213 völlige Freiheit der römischen Kirche von der deutschen Krone; 1215: vierte Lateransynode: Transsubstantiation dogmatisiert, Zwang zur Osterbeichte (alles gegen die Bibel gerichtet). Der Machtwahn der Päpste richtete sich besonders gegen die staufischen Kaiser und führte schließlich zum Komplott gegeen diese mit Hilfe des Hauses Anjou und der Ermordung des letzten Stauferkönigs Konradin 1268.

Die Kreuzzugsbewegung hat zum politisch-historischen Hintergrund die gewaltsame islamische Expansion seit dem 7. Jahrhundert, die sich gegen das Byzantinische Reich und auch das gesamte Abendland richtete; Alexios III. von Byzanz erbat Militärhilfe des Abendlandes gegen die Moslems. Gregor VII. und Urban II verbanden damit die völlig unbiblische Idee eines „heiligen Krieges“ gegen die Heiden (im Gegensatz zum Islam, für den Gewalt bei der Ausbreitung vom Koran her geboten ist, lehnt die Bibel jegliche Gewalt in der Mission ab und kennt auch keinen „heiligen Krieg“). Zeitweilige Eroberung Jerusalems (1099-1187) und Errichtung lateinischer Fürstentümer im Orient (Jerusalem, Edessa, Tripolis); die Kämpfe sind von furchtbaren Greueln der römisch-katholisch verhetzten Soldaten gegen Juden und Moslems begleitet. Der sogenannte 4. Kreuzzug war nichts weiter als ein von Innozenz III. und den Venezianern gesteuerter imperialistischer Raubkrieg gegen das Byzantinische Reich, der 1204 zur Eroberung Konstantinopels durch die Lateiner führte, begleitet von entsetzlichen Plünderungen und Grausamkeiten und der langfristigen Folge, dass die Vormacht und das Bollwerk gegen den Islam auf Dauer entscheidend geschwächt war.

Theologisch immer stärkeres Eindringen krasser unbiblischer Elemente durch Zölibat, Beichtzwang; Transsubstantiation, Leugnung der abgrundtiefen Verdorbenheit der menschlichen Natur durch die Erbsünde, die Natur werde durch die Gnade nur vollendet; Mitwirkung des Menschen bei seiner Erlösung, unterstützt durch die Gnade (Aquin); seit dem 12. Jahrhundert Kelchentzug für die Gemeinde; götzendienerisches Rosenkranzgebet kommt auf (an Maria), 1264 Fronleichnamsfest, verbunden mit den römischen Irrlehren über das Abendmahl (Verwandlung, Messopfer).; außerdem trat neben die Bibel als Autorität die Tradition, wobei Abälard (+ 1142) nachwies, dass sie sich widerspricht; seit dem Frühmittelalter nimmt die der Bibel stracks widersprechende Heiligenverehrung zu, verbunden mit der ebenso unbiblischen Reliquienverehrung. Mit dem immer stärker vor sich gehenden Abfall der römischen Kirche von der Bibel geht auch ein immer gwalttätigeres Vorgehen gegen Sekten und reformatorische Bewegungen einher, wobei die Kirche sich als Oberherrin der Staaten ansah und von diesen verlangte, dass diese die blutige Arbeit für sie verrichteten, seit 1231 (Gregor IX.) entwickelte sich die päpstliche Inquisition mit dem Ziel des Feuertodes für „Unbußfertige“ und „Rückfällige“; Ankläger und Richter waren dabei ein und dieselbe Person, das Verfahren geheim, Beweisverfahren seit 1252 die Folter. (Der berüchtigte Inquisitor Konrad von Marburg wurde 1233 von der Bevölkerung erschlagen, ohne dass man gegen die Täter wagte vorzugehen.)

Gegen die weltliche Machtanmaßung des Papsttums (Bonifaz VIII.) erhebt sich der französische König Philipp, gestützt auf eine geeinte Nation, und setzt das Papsttum schließlich 1309-1377 in Avignon gefangen. In Deutschland und Italien wird der Papstmacht entgegengetreten a) durch den Kurverein zu Rhense 1338, dass die Kurfürsten ohne Mitwirkung des Papstes den deutschen König wählen können; b) durch König Ludwig, den Bayern, dass die kaiserliche Gewalt direkt von Gott herrühre, ohne päpstliche Zwischenstation; c) Marsilius von Padua (Defensor pacis) bekennt die Kirche als geistliche Größe und verwirft die weltliche Macht der Priester und Bischöfe; fordert Volkssouveränität, Naturrecht, lehnt den Primat des Papstes ab; fördert den Konzilsgedanken, also die Vorrangstellung der Konzile über dem Papst; seine Gedanken von Staat und Kirche allerdings würden die Kirche dem Staat unterwerfen.

1378 kommt es zu einem Papstschisma, nämlich einen in Avignon, einen in Rom; Stärkung des Konzilsidee, führt zum Konstanzer Konzil 1414-1418, vom Kaiser berufen, nach Nationen gegliedert; 1431-1449 Baseler Reformkonzil, aber ohne durchgreifende Ergebnisse; die Konzilsbewegung scheiterte letztlich, 1516 beschloss das 5. Laterankonzil, die Berufung an ein Konzil als Instanz über dem Papst mit dem Bann zu belegen.

Gegen die Veräußerlichung des Glaubens und den Abfall von der Bibel wandte sich 1176 der Lyoner Kaufmannssohn Petrus Waldus (+ 1218), der all sein Vermögen verkaufte und den Armen gab und arm und predigend durch das Land zog, was aber die Kirche ihm und seinen Anhängern verbot; worauf er sich auf seinen Gehorsam gegen die Bibel berief und erklärte, dass die Kirche nur apostolische Vollmacht beanspruchen dürfe, wenn sie auch apostolisch lebe und sich allein an die Bibel halte. Rom hat Waldus verdammt; seine Anhänger wurden verfolgt, Teile siedelten später im Badischen und Württembergischen, andere in den Savoyer Alpen und dem Piemont, wo sie sich bis heute erhalten haben, und schlossen sich der Reformation an, wurden später calvinistisch.

In England erhob sich John Wiclif (+ 1384) gegen die Vormacht der römischen Kirche und des Papstes und kämpfte für die apostolische Armut der Kirche, gegen die Siebenzahl der Sakramente, gegen die Transsubstantiation, gegen die Tradition, für die alleinige Autorität der Bibel, die jeder lesen sollte und die er daher ins Englische übersetzte; er kämpfte für die Unabhängigkeit der Obrigkeit vom Papsttum und bezeichnete die römische Kirche als antichristlich. Seine Anhänger, die „Lollarden“ (zu Deutsch: „Unkrautsäer“) wurden seit 1401 blutig verfolgt.

1291

Palästina wird von den Türken erobert, 1453 fällt Konstantinopel an die Türken, damit Ende des Byzantinischen Reiches, die Türken herrschen in Kleinasien und auf dem Balkan

1414-1418

 

 

 

 

 

15. Jahrhundert

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1492

Konzil in Konstanz. Jan Hus wird 1415 verbrannt. Jan Hus hatte die Gedanken von John Wiclif aufgegriffen und weiterentwickelt und in Böhmen und Mähren großen Einfluss gewonnen. Seine Ermordung löste die Hussitenkriege 1419-1436 aus. Eine gemäßigte Gruppe, die Böhmischen Brüder, seit 1467 Böhmisch-Mährische Brüderunität, konnten sich halten, hatten später Kontakt zu Luther, dann zu Calvin und wurden zur Urzelle der Herrnhuter Brüder-Unität.

In Florenz wandte sich der Mönchprediger Hieronymus Savonarola gegen die Verweltlichung der Kirche und die Prunksucht der Menschen; nach anfänglichen Erfolgen wurde er 1498 auf Befehl des Papstes verbrannt (dessen Ausspruch: „Er muss brennen, und wenn er Johannes der Täufer wäre.“)

Geistesgeschichtlich brechen in dieser Zeit mit Humanismus und der damit verbundenen Renaissance Kräfte hervor, die eine „Autonomie“ vom Reich Gottes beanspruchen, die nicht mehr das ganze Leben von biblisch-kirchlichen Ordnungen bestimmt wissen wollen (hier tritt eindeutig die Ursünde, 1. Mose 3, mit Macht hervor) und die letztlich den „Menschen zum Maß aller Dinge“ machen, den menschlichen Willen, die menschliche Vernunft über die Bibel, über die göttlichen Ordnungen setzen; sie beziehen ihre Ideen vielfach aus der Antike. An die Stelle einer theozentrischen oder noch besser christozentrischen Welt- und Lebenssicht tritt eine anthropozentrische, also mit dem Menschen im Zentrum. Das Christentum, die Bibel, wurden in ihrer Bedeutung und Autorität relativiert, sind nur noch eine Provinz neben anderen im Reich der Kultur. Hier liegt der geistige Ursprung all des Unheils, das durch die Reformation noch einmal aufgehalten wurde, dann aber mit der Aufklärung, dem Rationalismus und deren Folgen, nämlich dem völligen Abfall des Abendlandes von Gott, dem geistig-moralischen Nihilismus, der spätestens seit dem 18. Jahrhundert immer mehr beherrschend geworden ist (Französische Revolution, vor allem dann die Russische Revolution und die damit verbundenen Umstürze am Ende des 1. Weltkrieges als endgültige Zerstörung der letzten Dämme). Darüber täuschen auch nicht Erscheinungen wie ein ‚liberales humanistisches Bildungschristentum’ hinweg, wie er zumeist die „Kirchen“ heute bestimmt, aber von lebendigem biblischen Christentum weit entfernt ist, letztlich nur noch Morallehre.

Zugleich bereitet Gott aber durch all die Irrungen und Wirrungen hindurch seine Kirchenreformation vor: Humanismus und Renaissance müssen durch die Wiederentdeckung der alten Sprachen (Hebräisch und Griechisch) und so der Wiedergewinnung der Bibel in den Grundsprachen (griechisches NT 1516 durch Erasmus von Rotterdam) ihm dienen; ca. 1445 erfindet Johann Gutenberg die Buchdruckkunst und schafft so die Grundlage, dass die Ideen der Reformation schnell in alle Länder hinaus können; die Menschen sehnten sich nach Reformen der völlig verkommenen Kirche und ächzten unter der Qual der römischen Gesetzesreligion.

Erneute Entdeckung Amerikas (erstmalig um 1000 durch die Wikinger) durch Christoph Kolumbus – damit und mit der überhaupt damals immer weiter ausgreifendene Seefahrt ist auch die Voraussetzung geschaffen, dass das Evangelium, das nun bald wieder in seiner Klarheit entdeckt und auf den Leuchter gestellt werden sollten, in alle Welt hinaus läuft.

1483

(10. November) Martin Luther in Eisleben geboren

1505

(17. Juli) Luthers Eintritt in das Kloster der Augustiner-Eremiten in Erfurt. Voraufgegangen waren eine schwere, ofte harte Kindheit; dann der Beginn eines sehr vielversprechenden Jurastudiums, vor allem aber Erlebnisse über die Vergänglichkeit, die Nähe des Todes, die Angst vor Gott, die schließlich, als auf dem Weg in der Nähe von Stotternheim Luther von einem Gewitter überrascht wird und ein Blitz dicht neben ihm in den Boden fährt, er unter Angst und Schrecken gelobt, ein Mönch zu werden. Luther trat in den strengsten Orden in Erfurt, die Augustiner-Eremiten ein – denn er wollte wirklich alles tun, um der Not seiner Seele aufzuhelfen und Gottes Gnade zu verdienen: er fror, er fastete, er wachte, er betete, er bettelte. Aber er bekam keinen Frieden. Vielmehr stand ihm seine Sündenverdorbenheit immer deutlicher vor Augen, und die Frage ließ ihm keine Ruhe: Wie kriege ich einen gnädigen Gott? In seiner Not und Angst meint er sogar, von Gott von Ewigkeit her verdammt zu sein; selbst Jesu Kreuz war ihm nur noch Anklage. Einzig sein Generalvikar Johann von Staupitz konnte ihm ein wenig Trost spenden, indem er ihn darauf hinwies, dass Christi Wunden nicht anklagen, sondern erlösen und die Buße mit der Liebe zu Gott anfangen müsse – aber wo sollte die Liebe herkommen?

1512

Luther wird Doktor der Theologie in Wittenberg und muss sich als solcher intensiv mit der Bibel, dem Wort Gottes, beschäftigen. Dabei trifft er immer wieder auf den Begriff der Gerechtigkeit Gottes, die ihm als eine ungeheure Forderung erscheint – bis ihm über Röm. 1,17 aufleuchtet, dass Gottes Gerechtigkeit nicht etwas ist, was er von uns fordert, sondern vielmehr etwas, was er uns durch Christi Verdienst, in Christus, aus Gnaden, schenkt, frei, umsonst, nur im Glauben zu empfangen – damit hatte er das Evangelium ergriffen und den Kern, das Zentrum der Schrift wieder entdeckt, das weit über tausend Jahre verschüttet war. (Wann dies stattfand, lässt sich nicht mehr genau datieren; etliche, wie Hugo Preuß, setzen es in das Jahr 1513, andere, wie Martin Brecht, später, um 1516/1517.) Der Glaube, das erkannte er damit auch, ist nicht das bloße Fürwahrhalten kirchlicher Lehraussagen, sondern das herzliche Ergreifen der in Christus angebotenen und in Wort und Sakrament dargereichten Vergebung der Sünden; und diese Glaube, weil er von der Erlösung herkommt, tut dann auch gute Werke, von Herzen.

1517

(31. Oktober) Anfang der Reformation. Luther schlägt 95 Thesen über Buße und Ablass an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg. Der Anlass für diesen Thesenanschlag war der Ablasshandel, wie er damals vor allem durch den Dominikanermönch Johann Tetzel betrieben wurde („Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer in den Himmel springt.“), wodurch die Menschen meinten, sie könnten sich und auch schon verstorbene Angehörige von zeitlichen Fegfeuerstrafen freikaufen und bräuchten nicht mehr Buße zu tun. Der Ablass selbst hatte seinen Hintergrund in der päpstlichen Geldgier, der mit dem Geld den Petersdom in Rom bauen wollte, und in der Ämterhäufung und dem Ämterkauf Albrechts von Hohenzollern, der Erzbischof von Magdeburg und Bischof von Halberstadt war und nun auch noch Erzbischof und Kurfürst von Mainz wurde.

Die Thesen, in Latein geschrieben, wurden ohne Luthers Zutun übersetzt und in Kürze in ganz Deutschland, ja Europa, gedruckt verbreitet und lösten eine ungeheure Volksbewegung aus, in der sich die ganze Not und Bedrückung von Jahrhunderten unter der Knechtschaft des Gesetzes entlud.

Rom hatte darauf keine andere Antwort als die, zu versuchen, Luther zum Schweigen zu bringen, zum Widerruf. Luther seinerseits setzt sich, wie auf der Disputation in Heidelberg 1518, immer energischer mit der scholastischen Theologie auseinander, gründet seine Theologie ganz auf die Bibel allein und verwirft die Herrschaft der Philosophie. Die Disputation (Streitgespräch) mit Dr. Eck in Leipzig 1519 führt insbesondere in der Lehre von der Kirche weiter: die Kirche ist eigentlich nicht die organisierte äußere Kirche, sondern die geistliche Gemeinschaft der Gläubigen, „die Schäflein, die ihres Hirten Stimme hören“, deren Haupt Christus allein ist, jeder Gläubige aber ist Priester, gottunmittelbar. Erkennbar ist das Vorhandensein der Kirche an Wort und Sakrament als den Kennzeichen der Kirche. Die Autorität der Tradition, der Kirchenväter, der Philosophie, des Papstes wird bestritten – und auch die der Konzile, die auch irren können. Autorität in der Kirche hat allein die Heilige Schrift. In Vorbereitung auf diese Disputation hatte Luther nach intensiver Arbeit erkannt, dass das Papsttum der Antichrist ist, von dem die Bibel spricht.

Im Jahr 1520 ruft Luther in dem Sendschreiben „An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung“ die Obrigkeit als das vornehmste Glied der Kirche, die vornehmsten Priester, dazu auf, die Kirche zu reformieren. In „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ kommt die christliche Ethik aus der Gnade hervor, nämlich dass wir durch den Glauben als Christen ein freier Mensch sind, niemand untertan, zugleich aber, um Christi willen, im Glauben, jedermann ein Knecht sind, ihm im Glauben und der Liebe zu dienen. In „Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche“ setzt Luther sich mit der römischen Irrlehren von den Sakramente auseinander und lässt nur noch Taufe und Abendmahl gelten, die kräftig sind um Christi Ordnung und Einsetzung willen und allein im Glauben recht und geistliche Frucht bringend empfangen werden.

Die Antwort Roms ist die Bannandrohungsbulle, die Luther zusammen mit den Büchern des kanonischen Rechts am 10. Dezember 1520 vor dem Elstertor in Wittenberg öffentlich verbrennt; der Bann, der dann Anfang 1521 kommt, berührt ihn schon nicht mehr. Faktisch ist der Bruch zwischen Rom und der erneuerten Christenheit nun da.

1521

(17. und 18. April) Reichstag in Worms. Luther beruft sich auf sein an die Schrift Gottes gebundenes Gewissen und verweigert den Widerruf („Hier stehe ich, ich kann nicht anders; Gott helfe mir. Amen.“). Der Kaiser Karl V. lässt die Reichsacht über Luther verhängen.

1521/1522

 

 

 

 

 

 

1522/1523

 

 

1523

Luther auf der Wartburg, wohin ihn sein Kurfürst Friedrich der Weise entführt hat, um ihn in Sicherheit zu bringen. Übersetzung des Neuen Testaments ins Deutsche („Septembertestament“), damit die Christen Gottes Wort selbst lesen und ihren Glauben auf das Wort allein gründen können

Während Luthers Wartburgzeit kommt es zu ersten schwarmgeistigen Unruhen, veranlasst durch den Professor Karlstadt in Wittenberg und den Zwickauer Augustiner Zwilling, die mit Gewalt die Kirche reformieren und neue Gesetze einführen, letztlich die kirchliche Ordnung und Ämter umstoßen wollen und sich nicht auf die Schrift allein, sondern auf „Offenbarungen“, „Eingebungen“ berufen (Zwang zur Priesterehe; Bildersturm; Verbot des Mönchstums). In den Invocavitpredigten stellt der nach Wittenberg zurückgekehrte Luther die Ordnung 1522 wieder her. Karlstadt ging in seiner unbiblischen Schwarmgeisterei weiter, griff schließlich auch das Abendmahl an, behauptete, Gott

Beginn der Reformation in der Schweiz durch Huldreich Zwingli, veranlasst durch eine Auseinandersetzung über das Fasten. Zwingli ist humanistisch geprägt, Erasmus-Schüler, daher mit rationalistischem Grundzug; hat entscheidende Anregungen auch von Luther erhalten. Vermischung der beiden Reiche: „gottlose“ Obrigkeit könne abgesetzt werden; gesetzlicher Puritanismus: gegen Bilder, Orgeln, Altarschmuck

Erste lutherische Märtyrer: Johann Esch und Heinrich Voes in Brüssel verbrannt

1525

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1526

 

1527

Die Lage der Bauern in der damaligen Zeit war sehr unterschiedlich; rein wirtschaftlich standen sie sich vielfach nicht schlecht, aber rechtlich waren sie faktisch rechtlos, den „Herren“ ausgeliefert, insbesondere seit der Einführung des römischen Rechts, und litten unter enormen Steuerdruck. Die Botschaft der Reformation wurde von ihnen begeistert aufgenommen, aber vielfach missverstanden, Gottes Reich und Weltreich vermischt. Sie stellten ihre Forderungen in den „Zwölf Artikeln“ auf, die insgesamt gemäßigt waren. Luther riet in seiner „Ermahnung zum Frieden auf die zwölf Artikel“ zur Verständigung und verwarf die Vermengung der beiden Reiche. Keine Seite hörte auf ihn; der Bauernaufstand brach los und wütete mit entsetzlicher Brutalität; zum Teil auch durch den Schwarmgeist Thomas Müntzer geschürt. Auf diese furchtbare Anarchie antwortete Luther mit „Wider die räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern“, um aber in einer dritten Schrift zur Milde gegen die zu mahnen, die überwunden waren. Aber die Fürsten wüteten ebenso entsetzlich wie die Bauern.

In dieser Lage heiratet Luther Katharina von Bora und hilft dadurch auch mit, das evangelische Pfarrhaus zu begründen.

1524/25 Bruch mit dem Humanismus (Erasmus von Rotterdam) über die Frage des freien Willens in geistlichen Dingen, den Erasmus behauptete, Luther („Vom unfreien Willen“) nach der Bibel verwarf

Albrecht von Hohenzollern in Ostpreußen, letzter Hochmeister des Deutschen Ritterordens, baut das Land in ein weltliches, evangelisches Herzogtum um.

Konrad Grebel trennt sich von Zwingli und beginnt mit der Wiedertäuferei; die Taufe wird nicht mehr als Gnadenmittel anerkannt, sondern als „Bekenntnisakt“ an menschliche Voraussetzungen gebunden; das Wesen der Kirche liegt nicht im Glauben, der verborgen ist, sondern in den Menschen, sie streben daher die „Kirche der Reinen“ an. Die frühe Täuferbewegung war sehr stark in politisch-soziale Unruhen und Umsturzpläne verwickelt (Bauernkrieg, Münster 1535); Teile der damaligen Wiedertäufer leugneten auch die Trinität (Täuferkongress in Straßburg) und Christi Gottheit (Täuferkongress in Venedig 1550). Nach der Katastrophe von Münster sammelte Menno Simons die friedlichen Reste zu einer gesetzlichen Vereinigung (Mennoniten).

„Deutsche Messe“: Vorlage für eine deutschsprachige evangelische Liturgie; deutsche Choräle, erste deutschsprachige evangelische Liederbücher entstehen

Von Honius und Oekolampad angeregt schreibt Zwingli gegen die biblische Lehre von der Realpräsenz Christi im Abendmahl, worauf Luther antwortet. Es geht dabei sowohl um die Abendmahlslehre wie auch um die Christologie

Laurents Petri erster evangelisch-lutherischer Bischof von Uppsala, Schweden wird evangelisch, dann auch Finnland (Mikael Agricola)

1529

Luther verfasst den Großen und den Kleinen Katechismus, entstanden aus den Katechismuspredigten, zur geistlichen Unterweisung der Familien und für die Pastoren als Anhaltspunkt; eine Antwort auf die verheerenden geistlichen Zustände in der Kirche

Auf dem 2. Reichstag zu Speyer protestieren die evangelischen Fürsten gegen  willkürliches Aufheben der Freigabe des Glaubens, die der 1. Speyrer Reichtstag 1527 beschlossen hatte („Protestanten“).

Religionsgespräch in Marburg: Philipp von Hessen versucht, Luther und Zwingli zusammen zu bringen; es wird tatsächlich nur über das Abendmahl gesprochen, aber keine Einigung erreicht; die anderen Punkte wurden nicht verhandelt, nur Sätze aufgestellt, von denen Zwingli sich aber bald darauf auch wieder lossagt. Zwingli fällt, für ihn typisch, 1531 in der Schlacht bei Kappel in Ausführung seiner phantastischen weltpolitischen Pläne, die er mit der Reichgottesarbeit vermengte.

1530

1531/34

(25. Juni) Übergabe der Augsburgischen Konfession, dem Grundbekenntnis des biblisch-reformatorischen Luthertums, auf dem Reichstag in Augsburg

Heinrich VIII. von England löst sich, um seine Ehe scheiden zu können, von Rom, behält aber die römische Lehre.

1534

1534/1540

 

 

 

1536

1536/59

Luther und seine Mitarbeiter vollenden die Übersetzung der Bibel ins Deutsche.

Ignaz von Loyola, geprägt durch römische Mystik und Marienverehrung, gründet den Jesuitenorden, den er vor allem durch die personenzerstörenden Exerzitien leitet, durch die die Seelen formbar, willenlos werden, und stellt ihn dem Papst zur Verfügung. Gehorsam wird gefordert bis zur völligen Aufgabe des eigenen Empfindens und Willens (Kadavergehorsam). Wirkte durch Einschleichen in die Fürstenhöfe und Aufbau römisch-jesuitischer Gymnasien, um so die künftigen Führer in die Hand zu bekommen.

Christian II. führt die Reformation in Dänemark durch, Norwegen und Island folgen.

Calvin verfasst seine „Institutio“, beginnt damit im Exil in Basel. Kam vom Humanismus her, erlebte dann eine Bekehrung.

1537

1541

 

 

 

 

 

Luther verfasst die Schmalkaldischen Artikel

Calvin wird nach Genf zurückgerufen; gesetzlich-totalitärer Staatsaufbau, Kirchenordnung als Staatsgesetz, Kirche regiert faktisch den Staat, Staat ahndet selbst Versäumnis des Kirchenbesuchs; viel Todesurteile; Folter; große politische Pläne; tiefgreifende Unterschiede zum biblisch-reformatorischen Luthertum: Schriftverständnis (C. hat Erwählung und Ehre Gottes im Zentrum, nicht Christus und das Evangelium; Christologie (C. scheidet die beiden Naturen sehr stark); Sakramentslehre (C. leugnet die Wirksamkeit der Sakramente, gibt ihnen nur symbolische Bedeutung), besonders in der Abendmahlslehre; Kirchenlehre (C. sehr gesetzlich, unter Einsatz des Staates); Erwählungslehre (C. behauptet Erwählung zum Heil und zur Verdammnis). Calvinismus ist von Ehre Gottes, Furcht vor Gott, dem Gesetz bestimmt; Luthertum von der Liebe Gottes, dem Evangelium, der Freiheit. C. Prädestinationslehre, die die Heilsgewissheit untergräbt und den Menschen weg vom Wort wieder an das Gefühl, Eingebung und die Werke verweist, führt zu einer agressiven Rastlosigkeit. Die Bibel wird im Calvinismus praktisch zum Gesetz

1546

 

1552

(18. Februar) Martin Luther in Eisleben gestorben. Schmalkaldischer Krieg, Abfall Herzog Moritz’ von Sachsen-Meißen. Augsburger und Leipziger Interim: Versuch, die evangelisch-lutherische Kirche zu rekatholisieren, Melanchthon in das Interim verwickelt; viele evangelisch-lutherische Pfarrer vertrieben.

„42 Artikel“: Bildung der Anglikanischen Kirche in England mit calvinistisch gefärbter Lehre und katholisch gefärbtem Gottesdienst; 1563 „39 Artikel“ (Elisabeth I. von England).

1555

 

1559

 

1560

1545-63

Augsburger Religionsfriede: Immerwährende Religionsfreiheit für die lutherische Kirche

Confessio gallicana der Hugenotten in Frankreich, die sich aber bald in politische Händel verstricken, darauf 1562-1598 acht blutige Hugenottenkriege, 1572 die sogenannte „Bluthochzeit“ Heinrichs von Navarra mit Margarete von Valois, Ermordung zahlreicher Hugenotten (etwa 20.000); 1598: Edikt von Nantes: Heinrich IV. gewährt den Hugenotten Toleranz

Sieg des Calvinismus in Schottland (JohnKnox) nach Bürgerkrieg mit Bildersturm.

Konzil zu Trient: radikal antiprotestantisch: Tradition gleichwertig neben Schrift; Rechtfertigung sei Gerechtmachung nicht Freispruch, Mensch arbeite daran mit; Stärkung der Macht des Papstes.

1577

1579

Konkordienformel (Jakob Andreä, Martin Chemnitz, Nikolaus Selnecker), beendet die Lehrkämpfe, die nach Luthers Tod ausgebrochen waren.

„Vereinigte Niederlande“ in Utrecht gebildet, Unabhängigkeitskampf gegen die blutige spanisch-katholische Herrschaft (Wilhelm von Nassau-Oranien)

Seit 1573: Jesuitenorden in Deutschland aktiv gegen die Reformation: Bayern, Österreich, Würzburg, ‚Donauwörth (1607)

1580

 

 

 

 

 

1587

1613

Konkordienbuch der lutherischen Kirche, enthält die drei altkirchlichen Bekenntnisse (Apostolisches, Nizänisches, Athanasianisches Bekenntnis) und die sechs lutherischen (Augsburgisches Bekenntnis, Apologie, Schmalkaldische Artikel, Kleiner und Großer Katechismus, Konkordienformel).  Beginn der goldenen Zeit des bibel- und bekenntnistreuen Luthertums (lutherische Orthodoxie) mit Blüte der Theologie (Ägidius und Nikolaus Hunnius, Polycarp Leyser, Johann Gerhard, Abraham Calov, Johann Quenstedt, David Hollaz), der Erbauungsliteratur (Valerius Herberger, Heinrich Müller, Christian Scriver), des Kirchenliedes (Johann Heermann, Cornelius Becker, Georg Weissel, Nikolaus Selnecker, Johann Mühlmann, Ludwig Helmbold, Philipp Nicolai, Bartholomäus Ringwaldt, Martin Behm, Valerius Herberger, Paul Fleming, Martin Rinckart, Paul Gerhardt, Michael Schirmer, Johann Matthäus Meyfarth, Johann Rist, Kaspar Neumann, Johann Franck, Georg Neumark), der Kirchenmusik (Heinrich Schütz, Johann Sebastian Bach).

Mit König Sigismund Wasa beginnt in Polen die gewaltsame Rekatholisierung mit Hilfe der Jesuiten (1724: Thorner Blutbad durch die Jesuiten).

Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg wird, vor allem aus politischen Gründen, Calivinist, muss aber auf den Druck der Landstände dem Volk das Luthertum lassen; seither hohenzollernsche Unionsversuche; auch in andere bis dahin lutherische Länder dringt der Calvinismus ein (Kurpfalz 1560, Nassau, Bremen, Anhalt 1595 mit gewaltsamem Druck auf das Volk, Lippe-Detmold)

1618

 

 

 

1648

 

 

 

 

 

1685

 

 

Nach Angriffen gegen evangelische Kirchen in Braunau/Böhmen und Klostergrab kommt es zum Prager Fenstersturz und zur Wahl des Pfälzer Kurfürsten Friedrich V. zum König von Böhmen – Auslöser zum 30jährigen Krieg, der Deutschland völlig zerstörte, ihm 2/3 seiner Bevölkerung kostete, es außenpolitisch ausschaltete und zu einem Spielball fremder Mächte (Schweden, Frankreich) machte. Als Religionskrieg begonnen, wobei auch Gustav II. Adolf zunächst noch als Verteidiger der Glaubensfreiheit auftrat, artete er nach dessen Tod 1632 zu einem reinen Raub- und Machtkrieg aus. Die Folgen waren furchtbare Verrohung der Sitten.

Der Westfälische Friede beendet den 30jährigen Krieg. Der Augsburger Religionsfriede wird bestätigt und auf die reformierte Kirche ausgedehnt. Am Religionsstand hat dieser Krieg nichts geändert. Der Grund für dieses Verhängnis liegt wohl, (siehe Hugo Preuß, Kirchengeschichte) daran, dass das deutsche Volk mit seinen Fürsten nicht gänzlich die Reformation angenommen hat; die Folge – schaurige Verwüstung, ein Vorspiel der kommenden Verwüstung aufgrund der heutigen Gottlosigkeit.

Während dieser Zeit (1640-43) Bürgerkrieg in England, Ermordung des Königs; 1643-47 Westminster Synode: presbyterianisches Westminster Bekenntnis.

Aufhebung des Ediktes von Nantes durch Ludwig XIV, nachdem Richelieu es bereits 1629 eingeschränkt hatte; Beginn einer furchtbaren Verfolgung der Hugenotten in Frankreich („Dragonaden“), die durch Flüchtlinge in Lausanne unter Antoine Court ein Exilseminar errichten und Prediger ausbilden, die im Geheimen Gottesdienste halten und die Sakramente austeilen („Kirche der Wüste“); viele Hugenotten werden als Galeerenknechte versklavt oder eingesperrt (Marie Durant, Blanche Gamond)

Zugleich seit 1640-1713 jansenistischer Streit in der römischen Kirche Frankreichs; Bischof Cornelius Jansen von Ypern versuchte, Augustinus’ Sünden- und Gnadenlehre zu erneuern; unter den Anhängern Blaise Pascal („Lettres provinciales“). Das jansenistische Zentrum Port Royal durch Ludwig XIV. zerstört; 1713 Verdammung zum Teil rein augustinischer Sätze durch Papst Klemens XI; darauf Gründung der altkatholischen Kirche von Utrecht. Frankreich hat damit alle eindringlichen Rufe Gottes zur Umkehr blutig zurückgewiesen – nun wird Gott im Zorn mit ihm sprechen (Französische Revolution).

Ende 17./Anfang 18. Jahrhundert

Pietismus: Philipp Jakob Spener (1682: Pia desideria), August Hermann Francke. Formal auf dem Boden der lutherischen Orthodoxie, tatsächlich aber ein anderer Geist: Verschiebung des Schwerpunktes vom Objektiven (Gnadenmittel) auf das Subjektive (Bekehrung, Werke, Gefühle, Reue, Bußkampf), von Gott (Wirken durch die Gnadenmittel, Rechtfertigung) auf das Ich (persönliche Bekehrung, Heiligung), vom Amt auf das allgemeine Priestertum; die Kraft der Gnadenmittel wird in Frage gestellt und von dem Spendenden und dem Empfangenden abhängig gemacht; Ablehnung der Privatbeichte; Neigung zu einer bedingten Rechtfertigung, die die Gnade abhängig macht von vorausgehenden Leistungen des Sünders (Reue, Buße, Umkehr) und von seinen folgenden Werke (rechtfertigender Glaube als Glaube, der in der Liebe tätig ist); gute Werke als zum Heil notwendig hingestellt; Mitarbeit an der Bewahrung. Seine Abneigung gegen die Dogmatik wie auch gegen intensive theologische Arbeit überhaupt hat tatsächlich dem Rationalismus den Boden bereitet, ebenso die Ausrichtung der Theologie am Ich und seinen Erfahrungen. Der Pietismus hat aus eigenem Interesse das Bild der Orthodoxie völlig verzeichnet. Gesetzliche Tendenzen in den Mitteldingen; Offenheit für Schwärmer und Abneigung gegen die kofessionelle Bindung aufgrund der „gleichen Erfahrungen“, Wegbereitung für die Union als Zusammenschluss von Kirchen unterschiedlicher, einander entgegengesetzter Bekenntnisse. Starke Neigung zur Selbstbeobachtung, orakelartiger Umgang mit der Bibel

Pietismus fördert aber auch persönliche Frömmigkeit, Diakonie (Franckesche Stiftungen in Halle), Schulen (Pädagogium in Halle) und Mission (Dänisch-Hallesche Mission in Tanquebar (Tamilenland)/Indien; Institutum Judaicum zur Förderung der Judenmission; Canstein’sche Bibelanstalt zur Verbreitung der Bibel). Hebung der Sittlichkeit, zum Teil Ausgleich der Standesunterschiede.

Valentin Ernst Löscher ringt geistlich mit dem Pietismus („Vollständiger Timotheus Verinus“) und bemüht sich um eine bekenntnistreue Reform der Kirche.

Pietistische Sonderrichtung: Herrnhuter Brüdergemeine, durch Nikolaus Graf von Zinzendorf (1700-1760) 1722 gegründet, sehr gefühlsorientiert, schwärmerisch und z.T. geschmacklos in der Art und Weise, exaltierte Jesusliebe in der Art des Rokoko („romantischer Zweig des Luthertums“, Georg Wehring); Schulgründungen (Niesky), eifrige Missionstätigkeit weltweit.

Kirchlicher Pietismus in Württemberg, biblisch-theologisch ausgerichtet (Johann Albrecht Bengel), aber später verstärkt theosophische Einflüsse (Friedrich Oetinger, Johann Michael Hahn) und Tendenzen zur Allversöhnung. Liederdichter: Philipp Friedrich Hiller.

Etwa gleichzeitig bricht die „Aufklärung“ durch, Ideen des Humanismus und der Renaissance aufnehmend und weiterführend: Überhebung des menschlichen Ich (Der Mensch das Maß aller Dinge), der Ursünde des Menschen überhaupt; damit verbunden: Überhebung der menschlichen Vernunft (Rationalismus), insbesondere über Gott, seine Offenbarung, sein Wort; daraus folgt: Loslösung eines Lebensbereiches nach dem anderen aus der Bindung an die Bibel, aus der Autorität Gottes und seiner Ordnungen; Wegbereitung zu einer im wahrsten Sinne des Wortes gott-losen Gesellschaft. In der Theologie hat dies zur Folge: Gottes Wort wird der menschlichen Vernunft und ihrer Kritik unterworfen; Gottes Wirken, wenn es überhaupt noch akzeptiert wird, an die Gesetze der Analogie und Wiederholung gekettet; die Welt faktisch zu einem geschlossenen System gemacht, in das Gott nur noch punktuell, wenn überhaupt, einwirke; der Mensch werde autonom, „mündig“. An die Stelle der Christozentrizität des Christentums tritt die Anthropozentrizität, der Mensch im Mittelpunkt. Vertreter: René Descartes, Baruch Spinoza, Gottfried Wilhelm Leibniz, Thomasius, Wolff, Gotthold Ephraim Lessing, Voltaire, Jean Jacques Rousseau, Denis Diderot, Immanuel Kant. Im Staatsrecht heißt dies: Loslösung des Naturrechts von Gott und seiner Schöpfung und Offenbarung (Hugo Grotius), Staat nicht Gottes Ordnung, sondern wurzele im Willen des Menschen; säkulare Bestimmung des Staatszweckes („Staatsraison“), Ausschaltung der Kirche aus dem Reich Gottes zur Linken (Tendenz zur Staatskirche, im Pietismus stark vorhanden) als Folge der Trenung von Staat und Kirche (aber auch mit Tendenz, dass der Staat die Kirche sich zu unterwerfen sucht, gerade im Staatskirchensystem des 18. und 19. Jahrhunderts wie in den totalitären Systemen vorhanden); Staat nicht mehr bloß Rechtsstaat (Luther), sondern „Kulturstaat“ (Pufendorf), der alle geistigen, kulturellen Bereiche an sich zieht (Tendenz zum totalitären Staat). Folge: ein von göttlichen Normen völlig losgelöstes Staats- und Gesellschaftssystem, faktisch Herrschaft des Nihilismus (seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts europaweit eine Tatsache).

Mit der Aufklärung und dem sie vorbereitenden englischen Deismus (Gott nur als Schöpfer der Welt und Gestalter des Alls anerkannt, Mensch Gestalter der Welt; keine Regierung und Erhaltung der Welt durch Gott) hängt die Gründung der modernen Freimaurerei zusammen, einer religiös-humanistischen, antichristlichen, mystischen Geheimlehre mit politisch-sozialen Bestrebungen; unterwandert zunehmend die Gesellschaften und sucht, das politische System antimonarchisch umzugestalten (fast alle führenden Leute um George Washington, ihn eingeschlossen, waren Freimaurer).

1706

 

 

 

ab Mitte des 18. Jhd

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1734 ff.

 

1738

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

ab 1789

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1792 ff.

1807 ff.

 

1813-1815

Erste lutherische Missionare in Tranquebar/Ostindien: Bartholomäus Ziegenbalg und Heinrich Plütschau. Lutherische Gemeinden in Nordamerika (New York, Hudsonbai) durch Schweden und Niederländer, später auch Salzburger (Georgia) und Pfälzer (Josua Kochertal), erste Synodenbildung (Justus Falckner), später durch Heinrich Melchior Mühlenberg ausgedehnt (2. Hälfte 18. Jahrhundert), aber mit unionistischen Tendenzen; durch den Rationalismus dann völlig irregeleitet (spätere „Generalsynode“).

Die „Aufklärung“ dringt immer mehr in die Kirche ein, die zwar hier und da sich ihr noch energisch entgegensetzt (Valentin Ernst Löscher, Johann Goeze), aber insgesamt kaum noch ein theologisches Fundament hat; vor allem die Autorität der Bibel wird durch die Bibelkritik, Angriff auf die Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift sowie durch das innerweltliche Weltbild untergraben (Semler, Reimarus, Bahrdt, Paulus). Vom biblisch-reformatorischen Christentum bleibt im Rationalismus nichts übrig; er hat nur eine „natürliche Religion“ mit „Gott, Tugend, Unsterblichkeit“.

Die Auswirkung, die von der Aufklärung sowohl für die Kirche in ihrem eigensten Bereich als auch für die Geistesgeschichte insgesamt ausgeht, kann nur als zutiefst verheerend, katastrophal bezeichnet werden; sie prägt, bedingt auch durch den Kolonialismus und die Globalisierung nach dem 2. Weltkrieg, heute mehr und mehr fasst die ganze Welt (ausgenommen wohl den islamischen Bereich): Nihilismus ist die eigentliche Grundlinie, nämlich ein Geistes- und Lebenshaltung ohne Bindung an den lebendigen Gott, seine Gebote und Ordnungen, dadurch allmähliche Infragestellung und Untergrabung aller bestehenden Ordnungen und Autoritäten, was sich insbesondere in der Französischen Revolution (1789 ff.) als erster Auswirkung, dann in den Revolutionen des 19. Jahrhunderts, dem Aufkommen der Ideologien (Liberalismus, Nationalismus, Sozialismus, Kommunismus, Faschismus, Nationalsozialismus) und ihrer totalitären Tendenzen, schließlich der Russischen Revolution 1917 mit ihren weitreichenden Folgewirkungen zeigt, bis hin zur „Frankfurter Schule“ und der „68er Bewegung“.

In diese Zeit des Niedergangs und der völligen Auflösung setzt Gott in der angelsächsischen Welt seine Akzente: 1734 „Great Awakening“ in Nordamerika, streng calvinistisch bestimmt (Jonathan Edwards).

Bekehrung John Wesleys; ab 1739: Methodistische Bewegung, zunächst innerhalb der anglikanischen Staatskirche; Evangelisationen in Großbritannien und Nordamerika (John und Charles Wesley, George Whitefield); viele schwarmgeistige und gesetzliche Elemente im Methodismus: Erzwingen der Bekehrung durch Bußkämpfe und Gebetsversammlungen in Wachnächten, Forderung zum Angeben der Bekehrungsstunde, starke Gefühlsausbrüche, Tendenz zum Perfektionismus (Gabe der Vollkommenheit als „zweiter Segen“, „voller Heiland“; das führt weiter zur Heiligungs- und dann zur Pfingstbewegung), erfahrungsbestimmt, asketisch- gesetzliche Heiligung, Tendenz zum Moralismus. Methodismus durch Wesley arminianisch ausgerichtet (leugnet die völlige Verdorbenheit durch die Erbsünde, behauptet einen (zumindest begrenzt vorhandenen) freien Willen in geistlichen Dingen, was zur Lehre von „Entscheidung“ im Blick auf die Bekehrung führt, damit zur psychologischen Bearbeitung des Willens; das hat vom Methodismus her die gesamte neuere amerikanische Evangelisationsbewegung bestimmt (Charles Finney, Dwight D. Moody, Billy Graham, Church Growth Movement, Bill Hybels, Rick Warren) und ebenso den Neupietismus und Evangelikalismus in den anderen Ländern. Über die Frage von freiem Willen und Prädestination Trennung zwischen Wesley und Whitefield, der in Amerika wirkt und einen calvinistischen Methodismus vertritt, der aber nur in kleineren Kreisen besteht (im 20. Jahrhundert z.B. Martin Lloyd Jones in Großbritannien). Im Methodismus tritt vor die theologische Besinnung die Aktion, der Dienstgedanke, der Optimismus in missionarischer und sozialer Aktion, besonders auch die Vermischung beider („social gospel“): der Mensch könne es noch weiter bringen. Er bringt aber im Sozialen auch Großes hervor, etwa die Beendigung des Sklavenhandels 1807 durch Wilberforce.

Französische Revolution, getragen von den Gedanken der „Aufklärung“ in „gemäßigter“ (Girondisten) und totalitärer Form (Jakobiner: Robespierre, Danton, St. Just, Fouché): Ermordung König Ludwig XVI, seiner Frau Marie Antoinette und des Kronprinzen („Ludwig XVII.“) und tausender anderer in der Zeit der Jakobinerherrschaft (Terreur = Schrecken), dem ersten neuzeitlichen totalitären System, das durch keinerlei Bindungen an Gott mehr beschränkt war; insbesondere Verfolgung der Christen, Versuch, die christliche Kirche der Staatsideologie hörig zu machen oder sie zu vernichten (Notre Dame in Paris als „Tempel der Vernunft“ mit einer „Göttin der Vernunft“); Einführung einer neuen Zeitrechnung und eines neuen Kalenders mit neuen Namen für die Monate und Versuch, die Sieben-Tage-Woche durch eine Zehn-Tage-Woche zu ersetzen. Die Revolution mündet schließlich in die Diktatur Napoléon Buonapartes, erst als Konsul, dann als „Kaiser“

Fast parallel mit diesen Ereignissen beginnt Gott die Zeit der großen Erweckungen in Europa, angefangen in Norwegen mit Hans Nielsen Hauge; in Deutschland wurde 1780 die Deutsche Christentumsgesellschaft gegründet (Samuel Urlsperger), in der sich christusgläubige Gegner der Aufklärung sammelten; in der römisch-katholischen Kirche Bayerns kommt es zu geistlichen Aufbrüchen um Johann Michael Sailer, später zu Erweckungen im Allgäu (Feneberg) und aus dem Sailerkreis in Dillingen, München (Martin Boos, Johannes Evangelista Goßner, Ignaz Lindl, Christoph von Schmid), die nach den Befreiungskriegen und dem Aufkommen des Ultramontanismus (Ausrichtung der römischen Kirche auf den Papst) unterdrückt und verfolgt werden; Heinrich Jung-Stilling wirkt erwecklich in Baden; Juliane von Krüdener, recht schwarmgeistig, tritt insbesondere mit Alexander I. von Russland in Verbindung, was das zeitweilige Wirken Goßners in St. Petersburg und eine erste dortige Erweckung, Bildung einer ersten Russischen Bibelgesellschaft und die Missionarbeit Felicitan von Zarembas in Armenien ermöglichte; in Berlin wirkte an der böhmisch-lutherischen Gemeinde Pastor Jänicke erwecklich und mit Blick auf die Außenmission, später kommt dort dazu Baron von Kottwitz und als Nachfolger Jänickes Goßner, der dann die Berliner Missionsgesellschaft gründet (1824); in Bremen wird seit 1801 Gottfried Menken erwecklich.

Gründung der großen englischen Missionsgesellschaften.

Stein-Hardenberg’sche Reformen in Preußen bringen u.a. die grundsätzliche Gleichberechtigung der Juden.

Wiener Kongress: Versuch einer Wiederherstellung der alten Ordnung auf christlicher Grundlage („Heilige Allianz“ der drei Ostmonarchien Österreich, Preußen, Russland), scheitert aber daran, dass die staatliche Repression zu groß ist, dass die Erweckungen nicht zu breit und zu tief wirken, um noch einmal das ganze Volk zu erfassen, weil die wirtschaftlich-soziale Entwicklung (Industrialisierung, Kapitalismus) in Verbindung mit den liberalistischen Wirtschaftsgesetzen, das soziale Gefüge zerstört (Bildung eines Proletariats), ohne dass lange Zeit tiefgreifend dagegen gearbeitet wurde.

Im Gefolge des Wiener Kongresses kommt es zu einer Wiedererrichtung des päpstlichen „Kirchenstaates“ und dem Abschluss zahlreicher Konkordate. Aufkommen des „Ultramontanismus“, einer Richtung, die alle Macht des Papst zuspricht und im 1. Vatikanischen Konzil 1870 zur Vollendung kam. 1848 kommt es zum ersten Deutschen Katholikentag und zur Bildung des „Zentrum“ als einer katholischen Fraktion in der Frankfurter Paulskirchenversammlung. Seit 1850 wird ein umfangreiches katholisches Vereinswesen aufgebaut, das sich faktisch zu einer Subkultur, einem Staat im Staat entwickelt. 1854 wird die Irrlehre der „unbefleckten Empfängnis Marias“ zur Kirchenlehre erhoben.

Die Zeit der Revolution, Revolutionskriege wurde allgemein als Reden Gottes empfunden, der durch diese harte Rede den Boden für die Erweckung bereitete; Erneuerung des Vertrauens auf den lebendigen Gott (Königin Luise, Scharnhorst, Stein, Clausewitz, Arndt), was aber erst noch zum echten Christusglauben führen musste; aus Dank für die Verschonung der Stadt wird 1815 unter Mitwirkung der Deutschen Christentumsgesellschaft (Carl Friedrich Spittler) die Basler Mission gegründet.

1817/1830

Einführung der Union in Preußen durch König Friedrich Wilhelm III. (ebenso in Nassau, Baden, Anhalt, Pfalz). Die lutherische Kirche hört dort auf, selbständig als Landeskirche zu bestehen. Sie sollte mit der reformierten die neue evangelische Kirche bilden.

Konfessioneller lutherischer Aufbruch wird eingeleitet durch Claus Harms in Schleswig-Holstein (95 Thesen).

1830-1840

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1827-1849

 

 

 

 

1838

Durchführung der Union in Preußen. Bildung selbständiger evangelisch-lutherischer Gemeinden (Altlutheraner), zuerst in Breslau (Prof. J. G. Scheibel). Verfolgung der Lutheraner durch den preußischen Staat um ihres Glaubens willen (z. B. Pastor E. Kellner). Scheibel hat als erster erkannt, dass Mission Kirchensache ist und daher auch konfessionell sein muss („Lutherische Kirche treibt lutherische Mission und baut lutherische Kirche“). Friedrich Wilhelm III., persönlich fromm, ist völlig geprägt vom Staatsbegriff der Aufklärung, die dem Staat alles gibt; die Kirche wird als „Erziehungsanstalt für den Staat“ angesehen und ihm völlig unterworfen. Dadurch wird sie ihrer eigentlichen Aufgabe und allmählich auch dem Volk, dem sie Gottes Wort bringen soll, entfremdet und konfessionell ausgehöhlt.

Die Erweckungsbewegung bricht sich in vielen Gebieten Europas Bahn: Ludwig Hofacker (Württemberg), Aloys Henhöfer (Baden), Moritz Görcke und Gustav Knak (Pommern), Johann Hinrich Volkening und Theodor Schmalenbach (Minden-Ravensberg), Friedrich Brunn (Nassau), August Vilmar (Kurhessen), Wilhelm Löhe (Bayern), Martin Stephan, Andreas Rudelbach, Friedrich Delitzsch (Sachsen), Tilman Siebel (Siegerland), Heinrich Kohlbrügge, Friedr. Wilh. Krummacher (Rheinland), Ludwig Feldner (Elberfeld, Ev. Gesellschaft), Rautenberg, Amalie Sieveking, Johann Hinrich Wichern (Hamburg), Friedrich Theodor Horning (Elsaß), August Vinet (Genf), August Hahn (Estland), Paavo Ruotsalainen und Frederik Hedberg (Finnland), Henric Schartau, Carl Olof Rosenius (Schweden), Gisle Johnson (Norwegen), Thomas Chalmers (Schottland), Ludwig Harms (Lüneburger Heide), Remmer Janßen (Ostfriesland), Emil Wacker (Nordschleswig), Vilhelm Beck (Dänemark), Johannes Bonekemper (Südrussland).

Mit der Erweckungsbewegung geht eine tiefgreifende Erneuerung des kirchlichen Lebens einher: Missionsbewegung (Basler Mission, Rheinische Mission, Norddeutsche Mission, Ev.-Luth. Mission zu Leipzig, Neuendettelsauer Ev.-Luth. Mission, Hermannsburger Ev.-Luth. Mission, Berliner Mission, Ev. Vaterlandsstiftung (Schweden); Innere Mission (Johann Hinrich Wichern und das Rauhe Haus, Stadtmissionen, Gefängnismissionen, Mission unter Eisenbahnarbeitern, Büchermission); Diakonie (Theodor Fliedner und der Beginn der Diakonissenhäuser (Kaiserswerth 1836; Bethel 1867, seit 1872 von Friedrich von Bodelschwingh geleitet; Neuendettelsau, durch Wilhelm Löhe gegründet. Von ihm der Diakonissenspruch: „Was will ich? Dienen will ich. Wem will ich dienen? Dem Herrn in seinen Elenden und Armen. Und was ist mein Lohn? Ich diene weder um Lohn noch Dank, sondern aus Dank und Liebe; mein Lohn ist, dass ich dienen darf. Und wenn ich dabei umkomme? Komme ich um, so komme ich um, sprach Esther, die doch Ihn nicht kannte, dem zu Liebe ich umkäme und der mich nicht umkommen lässt.“); Kirchenlied (Philipp Spitta, Gustav Knak, Friedrich Weyermüller, Jonathan Bahnmaier, C. Barth, Albert Knapp).

Karl Gützlaff wirkt als Missionar unter Chinesen, zunächst in der Diaspora, dann in China selbst, und betreibt die Bildung eines „Chinesischen Vereins“ als Missions-gesellschaft, zumeist Reisepredigt, es war aber auch an systematische Erschließung der Provinzen gedacht; nach Gützlaffs Tod 1850 wird die Arbeit bis 1860 von Neumann und dann von Hanspach fortgeführt. Gützlaff bzw. der Berliner Verein gaben Impulse für die Chinamission der Baseler, Barmer und Berliner Mission. Der englische Verein, der Gützlaff unterstützt hatte, ging eigene Wege und sandte 1853-56 15 Missionare aus, unter ihnen Hudson Taylor, der das Erbe Gützlaffs antrat und dessen Ideen der Chinamission verwirklichte und 1853-1905 in China wirkte und die China-Inland-Mission als Glaubensmission aufbaute.

Trotz der Erweckung sind die Rationalisten vielfach noch in der Kirchenleitung und verfolgen die Gläubigen; dies führt teilweise zur Auswanderung der Christen in die USA und Australien: Bildung der Ev.-Luth. Missouri-Synode (1848, Carl Ferdinand Wilhelm Walther, Friedr. Konr. Dietr. Wyneken), später auch der Ev.-Luth. Wisconsin-Synode (Johann Bading, Adolf Hönecke); Ev.-Luth. Synode von Australien. Auch durch die sozial bedingte Auswanderung kommt es zu vielfältiger Kirchenbildung in Übersee (Norwegische Synode in den USA, lutherische Kirchen in Brasilien). Diese freien lutherischen Kirchen bauen ein umfassendes freies Gemeindeschulwesen auf.

1845

Generalkonzession für die Lutheraner in Preußen: Sie dürfen in Preußen eine gesonderte Kirchengemeinschaft bilden.

König Friedrich Wilhelm IV. (1840-1861), selbst von der Erweckung geprägt, ist der letzte Fürst, der wirklich umfassend Politik auf christlicher Grundlage und in Verantwortung vor Gott üben will; denkt übernational, lehnt das Nationalitätenprinzip ab und tritt ein für die ethische Grundlage des Staates (Friedrich Julius Stahl: Staat als sittliches Reich); der ihm verbundene Konservativismus lehnt daher den Machtstaatsgedanken, wie er sich unter Bismarck immer schroffer ausbildtete, ab, war konsequent antirevolutionär, gegen das Prinzip des Nationalstaates und den Absolutismus, trat für den gegliederten Rechtsstaat auch christlicher Grundlage ein; das Eigentum wurde als Amt von Gott betrachtet, das mit Pflichten behaftet ist (Ernst Ludwig von Gerlach).

1846

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1860

Bildung selbständiger evangelisch-lutherischer Gemeinden in Nassau (Pastor F. Brunn), die sich später der Ev.-Luth. Freikirche anschließen. In den 1850er Jahren kommt es zur Spaltung der Altlutherischen Kirche, nachdem Huschke gegen Schrift und Bekenntnis das Kirchenregiment der staatlichen Obrigkeit an die Seite stellt und als göttliche Ordnung behauptet. Die „Immanuelsynode“ (Dietrich) trennt sich, lehrt allerdings auch falsch von der Kirchengewalt, die sie der Gemeinschaft der Gläubigen nimmt und direkt dem Predigtamt gibt; später fällt sie auch ab von der Lehre von der Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift, weshalb sich Brunn von ihnen getrennt hält.

Theologisch ist das 19. Jahrhundert einerseits von einem Rückgang des Rationalismus in der ersten Hälfte gekennzeichnet und dem Aufkommen einer von der Erweckung geprägten Theologie (Tholuck), dann der an den Bekenntnissen orientierten (Hengstenberg, Evangelische Kirchenzeitung). In Erlangen tritt eine neulutherische Richtung auf, die ihre Theologie auf das „fromme Ich“ gründet und somit die objektiven Grundlagen der Theologie, Gottes irrtumsloses Wort, und der Heilsgewissheit, das Evangelium in Wort und Sakrament, auflöst. Gleichzeitig erhebt sich der Rationalismus in neuer Form als Liberalismus, als „Leben-Jesu-Forschung“ und betreibt die „historisch-kritische Methode“, vor allem zunächst im Blick auf das Alte Testament („Pentateuchkritik“, „Jesajakritik“, Wellhausen).

Der Versuch, die lutherischen Kirchen durch die Leipziger Mission und die Allgemeine Evangelisch-Lutherische Konferenz zusammen zu führen, scheitert aufgrund des Staatskirchenwesens und das damit verbundene Umsichgreifen der staatlich aufgezwungenen Union, besonders nach der Besetzung Hannovers, Kurhessens, Nassaus und Frankfurts durch Preußen 1866, was andererseits aber auch zur Bildung lutherischer Freikirchen in Darmstadt (Selbst. Ev.-Luth. Kirche, liberal), Kurhessen (Hessische Renitenz um die Brüder Vilmar) und Hannover (Theodor Harms, Hannoversche Freikirche (vilmarianische Tendenzen), Hermannsburg-Hamburger Freikirche (liberal), Hermannsburger Freikirche (Wöhling, bibel- und bekenntnistreu) führt. Die 1852 gebildete „Eisenacher Kirchenkonferenz“ als gemeinsame Beratung aller evangelischer Staatskirchenleitungen ist das Trojanische Pferd der Union, die so schritt für Schritt deutschlandweit durchgesetzt werden sollte (mit dem „Kirchenbund“ als nächstem Schritt, dann, 1948, der „Evangelischen Kirche in Deutschland“ EKiD).

Geistesgeschichtlich wirkten aber Rationalismus und Aufklärung stark nach; die Erweckung wurde zwar in vielen Gegenden zu einer wichtigen Bewegung, aber nicht zu einer wirklichen Volksbewegung wie einst die Reformation; bedingt durch die hemmungslose Industrialisierung mit Verproletarisierung breiter Schichten kam es zu einer Entfremdung großer Teile des Volkes von der Kirche, nachdem durch die Aufklärung bereits Teile des Bildungsbürgertums von der Kirche abgefallen waren. Die soziale Verelendung begünstigte das Aufkommen sozialistischer und kommunistischer Ideologien (1847: Kommunistisches Manifest von Karl Marx), was immer mehr, neben dem bürgerlichen Liberalismus, der in seinem Grundansatz auch antichristlich war (und ist), Staat und Volk geistlich aushöhlten, so dass die noch christlich gesonnene monarchische Obrigkeit (mit zum Teil starken von der Erweckung erfassten Teilen des Adels in Brandenburg, Pommern, Schlesien) nur noch mit Mühe die christliche Grundordnung aufrecht erhalten konnte. Tatsächlich ist die Masse auch des Bürgertums, bei aller äußerlichen Kirchenzugehörigkeit und scheinbaren christlichen Moral, nihilistisch geprägt, das heißt, kennt keine absoluten Normen, weil sie den nicht kennt, der sie setzt, den lebendigen Gott.

Beginn der „stundistischen Bewegung“ in der Ukraine, einer Erweckung unter den ursprünglich ukrainisch-orthodoxen Bauern, ausgelöst durch ihre Kontakte zur „Stunde“ in den deutschen Gemeinden Südrusslands, insbesondere in Rohrbach; die russ.-orth. Kirche stellt sich gegen die Erweckung, die Gläubigen treten aus und bilden eigene Gemeinden, die unter dem Einfluss von Baptisten und Mennoniten dann baptistisch wurden (Evangeliumschristen-Baptisten); die Bewegung wird sehr bald verfolgt, seit 1884 massiv (Pobjedonoszew) bis 1905; seit 1874 auch Erweckung in St. Petersburg (Fürstin Lieven, Oberst Paschkow; Bund der Evangeliumschristen); 1899 Gründung der Russischen Christlichen Studentenvereinigung (RCSV, Paul Nicolay).

1870

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1870

Erstes Vatikanisches Konzil der römisch-katholischen Kirche: Es erklärt den Papst für unfehlbar in allen Fragen des Glaubens; Papst auch über jeglicher Gerichtsbarkeit, sei universaler Bischof. Gegen diese Richtung hatten sich schon zuvor Kreise um Ignaz Döllinger gewandt, die sich von der römisch-katholischen Kirche trennten und die „Altkatholische Kirche“ bildeten, die aber theologisch eher liberal ist. Im Schatten des Deutsch-Französischen Krieges besetzt 1870 Italien Rom und beendet damit vorläufig den Kirchenstaat (1929 durch die „Lateranverträge“ als „Vatikanstaat“ in verkleinerter Form wieder errichtet).

In Folge des 1. Vatikanischen Konzils kommt es 1871 zur Bildung der katholischen Zentrumspartei (Ludwig Windthorst) und zum Beginn des bismarckschen Kirchenkampfes („Kulturkampf“, Virchow), der vor allem von den Liberalen angefacht wird und sich nur vordergründig gegen römische Einflüsse richtet, tatsächlich aber die christlichen Kirchen allgemein und die christliche Grundordnung des Staates treffen soll (auch wenn Letzteres nicht subjektiv von Bismarck gewollt war); es kommt zeitweise zur massenhaften Inhaftierung röm.-kath. Priester, ebenso auch zur gewalttätigen Übergriffen der Polizei gegen die Hessische Renitenz; 1880 werden fast alle staatlichen Maßnahmen rückgängig gemacht, ausgenommen die 1875 eingeführte Zivilehe und die Verstaatlichung des Schulwesens. Rom ging gestärkt aus diesem Kampf hervor und baute unter Leo XIII. seine Macht immer mehr aus (katholische Vereine; Versuch, kath. Krankenschwestern zu zwingen, Andersgläubigen beim Sterben ihren Seelsorger zu versagen, Gründung neuer Bistümer, Aufgreifen der sozialen Frage).

Gründung des „Evangelisch-Lutherischen Centralvereins für Mission unter Israel“ als Zusammenschluss schon bestehender Judenmissionsvereine der verschiedenen Länder (Franz Delitzsch), der die Missionsarbeit u.a. in Südrussland (P. Faltin) unterstützt; 1880 Gründung des „Institutum Judaicum“ als Ausbildungsstätte für Judenmissionare. In der letzten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es zu größeren Aufbrüchen zu Jesus, dem Messias, vor allem unter den Juden Osteuropas (Rudolf Gurland). Bevor es mit dem Holocaust sehr dunkel wurde, gab der Herr vielen das helle Licht des Evangeliums.

1871

Bildung selbständiger evangelisch-lutherischer Gemeinden in Sachsen (Pastor F. Ruhland, Pastor O. Willkomm). Die Evangelisch-Lutherische Freikirche entsteht (1876). Die Entstehung hatte zum Hintergrund vor allem die unionistische Abendmahlspraxis. Die ELFK stand in enger Verbindung mit der Ev.-Luth. Missouri-Synode und bekennt bis heute unverrückt die Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Heiligen Schrift.

1878

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1881/82

1885

Bildung selbständiger evangelisch-lutherischer Gemeinden in Niedersachsen (Hermannsburg, Pastor Th. Harms)

Das Bismarckreich, vorgestaltet schon in der Bismarckschen Politik in Preußen in den 1860er Jahren, ist geprägt von der „Realpolitik“ oder „Interessenspolitik“, die als reine Machtpolitik betrieben wird und nicht mehr nach Recht und göttlicher Ordnung fragt, wie die Annektionen von 1866 zeigten, was letztlich endgültig zum Niedergang Preußens führten sollte (nachdem er schon durch die rigorose Unionspolitik eingeleitet worden war). Christlich-Konservative sahen in dieser Politik Revolution, Rechtsbruch, Bruch der zehn Gebote Gottes und Befleckung des Gewissens.

Christlich-soziale bzw. evangelisch-soziale Bewegung (Johann Hinrich Wichern, Victor Aimé Huber, Adolf Stöcker, Hermann Wagener) als Versuch, eine politisch-geistige Erneuerung zu versuchen und die von der antichristlichen sozialistischen Ideologie verblendeten Massen zurückzugewinnen scheitert im Großen, da einerseits die soziale Verantwortung bei vielen reinen Klasseninteressen gewichen war, andererseits die Unterstützung durch die Obrigkeiten versagt blieb und eine wirkliche tiefgreifende Erneuerung nur durch eine tiefgehende Erweckung breiter Volksschichten hätte erreicht werden können. Ansätze dazu in Berlin (Berliner Stadtmission) und der durch Wichern ins Leben gerufenen Inneren Mission (1833 Rauhes Haus in Hamburg; Stadtmissionen, Gefangenenfürsorge, Jungmännervereine, Herbergen zur Heimat). Hauptproblem: die Staatsbindung der Kirchen und Schulen. Friedrich Wilhelm Dörpfeld und der Evangelische Lehrerverband dringen nicht durch mit dem Ziel: „Freie Schule im freien Staat“ und der Erneuerung der konfessionellen Schule.

Seit 1875 ff. trat der Neupietismus, geprägt von England her, immer deutlicher in Erscheinung, zunächst in Form der Heiligungsbewegung (Pearsall Smith) mit den Irrlehren der zweiten und dritten Segnung, der völligen Überwindung der Sünde, Verachtung der Gnadenmittel. Die schon bestehenden Kreise (Stunden) schließen sich mit den neueren in der „Gemeinschaftsbewegung“ (Gnadauer Gemeinschaftsverband) zusammen (Jasper von Oertzen, Theodor Christlieb, Theodor Jellinghaus, Graf Pückler), die „in der Kirche, aber nicht unter der Kirche“ arbeiten wollten; während die Kreise um die Blankenburger Konferenz (Rubanowitsch) ganz stark antikirchlich waren. Insgesamt stark subjektivistische Frömmigkeit, von „Entscheidung“, Erfahrung, Werken bestimmt, zum Teil gesetzlich. Teils in Kontakt mit diesen Kreisen, teils auch unabhängig von ihnen entstanden, schon seit der Mitte des Jahrhunderts, verschiedene Freikirchen reformierten Typs: Baptisten (Johann Oncken), Freie Evangelische Gemeinde (Heinrich Grafe), Christliche Versammlungen (John Nelson Darby, Georg Müller, Carl Brockhaus), Methodisten.

Zumeist in Verbindung mit der Gemeinschaftsbewegung aber kam es auch zu einer Reihe sozial-missionarischer Einrichtungen: Blaues Kreuz (von Knobelsdorff), Christlicher Verein Junger Männer (unionistisch; von Rothkirch), Jugendbund für entschiedenes Christentum (EC); Deutsche Christliche Studentenvereinigung (DCSV, in der auch viele Theologen mitarbeiteten: Karl Heim, Carl Stange, Hanns Lilje, Paul Humburg) mit vielversprechender Arbeit unter den Studenten bis 1933.

Beginn der jüdischen Einwanderung nach Israel/Palästina, hauptsächlich aus Osteuropa (in Jerusalem selbst gab es jüdische Viertel auch vorher), nachdem es 1881 zu entsetzlichen Progromen in Russland, vor allem der Ukraine, gekommen war.

Parole in den USA: „Evangelisierung der Welt noch in dieser Generation“

1892

1895

 

1904/06

 

 

 

 

 

1905

1908

 

1909

 

 

1910

 

 

 

 

 

 

1913

 

1914/1918

 

 

 

 

 

 

 

 

1915/1917

 

 

 

 

1917-1989

 

 

1921

 

 

 

1926-1938

ab 1931

 

1933/39-45

 

 

 

 

 

 

1945

Gründung der Bleckmarer Mission. Seit 1952: Mission der lutherischen Freikirchen (heute: Lutherische Kirchenmission).

Der Dreyfuss-Prozess löst in Frankreich eine Welle des Antisemitismus aus, entzündet in Theodor Herzl aber die Idee des Zionismus, 1896 erscheint sein Buch „Der Judenstaat“, 29.08.1897 erster Zionistenkongress in Basel.

Beginn der Pfingstbewegung in den USA (Azusa Street, Los Angeles) und Deutschland (Kassel, Jonathan Paul), die behauptet, die Kirche müsse wieder die außerordentlichen Gaben der Apostelzeit haben und könnte sie auch bekommen; außerdem Behauptung einer Vollkommenheit, besonderen Geistausgießung; sehr stark gefühls- und erfahrungsorientiert. Christus und die Rechtfertigungslehre stehen nicht mehr im Mittelpunkt. Vorbereitet durch die „Heiligungsbewegung“. Spaltung der Gemeinschaftsbewegung (Christlicher Gemeinschaftsverband Mülheim); eindeutige Abgrenzung des Gnadauer Verbandes gegen die Pfingstbewegung in der Berliner Erklärung 1912 (Ende des 20. Jhd. wird sie in den meisten Gemeinschaftskreisen außer Kraft gesetzt; Pietismus und Pfingst-/charismatische Bewegung vermischen sich).

Rigorose Trennung von Kirche und Staat in Frankreich; Frankreich versteht sich seither als dezidiert antichristlicher Staat (siehe auch seine Haltung in der europäischen Verfassungsfrage).

Beginn des Social Gospel in den USA: Kirche habe vor allem einen sozialen und moralischen Auftrag. In Europa entspricht dem der „religiöse Sozialismus“.

In den USA bildet sich um die Zeitung „The Fundamentals“ eine gegen die Bibelkritik gerichtete Bewegung aus, der Fundamentalismus, der an der Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift, dem Sechstagewerk der Schöpfung, der Jungfrauengeburt Jesu Christi,, der Versöhnung durch das Blut Christi, der wahren Gottheit und Menschheit Christi festhält, aber auch chiliastische Tendenzen hat. In Europa bilden sich erst Ende des Jahrhunderts fundamentalistische Gemeinden (etwa um die Konferenz für Gemeindegründung, KfG).

Weltmissionskonferenz in Edinburgh, geprägt von ökumenischen Tendenzen.

Das 20. Jahrhundert wird geistlich vor allem geprägt von dem immer mehr um sich greifenden Unionismus (1903 Deutscher Evangelischer Kirchenausschuss) und dem Hang zur Ökumene, bis hin zum Synkretismus (Vermischung mit nichtchristlichen Religionen); dann von einem immer stärkeren Verfall der Theologie (dialektische Theologie, dann existentialistische Theologie (Bultmann, Marxen), umfassende Bibelkritik (historisch-kritische Methode)); einem Verflachen des geistlichen Lebens durch Rückgang des Erwecklichen, besonders nach dem 2. Weltkrieg (besonders deutlich zu merken am dramatischen Rückgang der Diakonissen); schließlich sehr stark von der Verfolgung der Christen weltweit: das 20. Jahrhundert ist das Jahrhundert mit den bis dahin umfangreichsten Verfolgungen der Kirchengeschichte.

Freideutsche Jugend auf dem Hohen Meißner; Jugendbewegung in Deutschland bis 1933; Wandervogeljugend teilweise auch christlich geprägt; missionarisch-erweckliche Arbeit unter der Jugend in der Mädchenbibelkreisbewegung (MBK, Magdalene Muntschick, Käthe Brandt) und der Bibelkreisbewegung (BK); Köngener Bund in Württemberg, Ausbreitung der Arbeit des DCSV.

Erster Weltkrieg mit Russischer Revolution (bürgerl.-sozialist. Februarrev., bolschew. Oktoberrev. 1917) und dann den Umstürzen in Deutschland, Österreich-Ungarn; Untergang der Doppelmonarchie und des alten, auf christlicher Grundlage aufgebauten Deutschland. Die Russische Revolution und ihre Folgerevolutionen bedeuten eine tiefgreifende Zäsur in der Geschichte; damit ist endgültig, vorbereitet durch Aufklärung und Französische Revolution, die Zeit vorbei, in dem die Geschichte des Abendlandes und der von ihm beherrschten Welt durch christliche Grundwerte bestimmt war; die Umstürze bedeuten den Bruch der letzten Dämme, die das Dämonische, Antichristliche, Widergöttliche noch aufgehalten haben. Es kommt auf deutschem Boden aber nicht zur so notwendigen völligen Trennung von Kirche und Staat; dadurch wird die volksmissionarische Bewegung (Hilbert) geschwächt; eine tiefgreifende geistlich-theologische Erneuerung der Kirche findet nicht statt; der Neuaufbau findet vor allem auch nicht auf konfessioneller Grundlage statt, da die konfessionellen Kräfte bereits zu sehr geschwächt sind. Die Folgen des Sieges der Gottlosigkeit zeigen sich sofort, in der Ausbildung und dem Austoben der totalitären Bewegungen (Sozialismus/Kommunismus (Lenin, Trotzki, Stalin, Sowjetunion; Mao Tse-tung; Ho Tshi-min), Faschismus (Mussolini), Nationalsozialismus (Hitler, Himmler, Rosenberg)) wie auch der unmenschlichen Bestrebungen des „Humanismus“ (Euthanasie, Abtreibung).

Völkermord an den christlichen Armeniern (seit 1896 immer wieder massive Verfolgung) und den christlichen Assyrern (seit 1895 begonnen, geht bis 1933) in der Türkei; 1921/22 Verfolgung und Vertreibung der christlichen Griechen aus Kleinasien durch Kemal Atatürk; die neue Türkei, offiziell „laizistisch“ (religiös neutral) ist tatsächlich antichristlich (Verbot des Kirchenneubaus, keine ausgesprochen christliche Schulen, keine christliche Mission; immer wieder Verfolgung und Behinderung christlicher Gemeinden, Versuch der Zwangsislamisierung; Verfolgung der aramäischen Christen im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen mit den Kurden))

Verfolgung der Christen in der Sowjetunion; bereits erste Verfolgungen und Morde in der russischen Revolution 1905; umfassende Verfolgung seit 1917 in verschiedenen Wellen, besonders massiv in den ersten Jahren nach der Revolution und in den 1930er Jahren; aber auch weiterhin bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion. Dennoch kann die Ausbreitung der Gemeinde Jesu Christi nicht aufgehalten werden, letztlich müssen Verfolgung und Verschleppung dem dienen.

Internationaler Missionsrat als erster Teil der ökumenischen Bewegung gegründet; 1923 Luth. Weltkonvent in Eisenach gegründet (Vorläufer des Luth. Weltbundes); 1925 Weltkirchenkonferenz in Stockholm, vom Social Gospel geprägt (Nathan Söderblom). 1937 Weltkonferenz für Prakt. Christentum in Oxford und ‚Faith and Order’ in Edingburgh, 1938 Vorläufiger Ökumenischer Rat der Kirchen, Internat. Missionskonferenz in Tambaram (Indien) – Junge Kirchen gleichberechtigt. Die Ökumene ist nicht bestimmt vom Ringen um die Einheit in der Wahrheit, sondern von politisch-sozialen Gedanken und Nivellierung der Unterschiede.

Christenverfolgung in Mexiko durch die dortige linksextreme Regierung.

Kirchen- und Klostersturm in Spanien, massive Bedrängung der katholischen Kirche im Spanischen Bürgerkrieg; danach Bevorzugung der katholischen Kirche; erst mit der Wiederherstellung des freien Königreiches nach dem Tode Francos mehr Freiheit für evangelische Kirchen.

Nationalsozialistische Schreckensherrschaft im Deutschen Reich und den besetzten Gebieten: massive Judenverfolgung, im Krieg Versuch der systematischen Ausrottung des europäischen Judentums (Holocaust, Shoa). Versuch, die christlichen Kirchen gleichzuschalten („Deutsche Christen“), misslingt; Betheler Bekenntnis gegen Liberalismus und Deutschchristentum dringt nicht durch, Barmer Erklärung der Bekenntnissynode 1934 (unionistisch geprägt, lutherisch und reformiert interpretierbar), Bildung der „Bekennenden Kirche“ (Niemöller, Bonhoeffer, Humburg, Lilje, Meiser, Wurm, Hugo Hahn) mit „Vorläufiger Kirchenleitung“, 1936 Rat der Evang.-Luth. Kirche Deutschlands für die luth. Landeskirchen (einschl. Schlesien). Pfarrer und Mitglieder der Bekennenden Kirche verfolgt (Pfr. Paul Schneider stirbt im KZ). 1941: Kirche im Warthegau auf Vereinsrecht gesetzt, Ziel: nach dem Krieg soll die Kirche ausgerottet werden. Während dieser Zeit auch Bedrückung der Christen in Japan und den von Japan besetzten Gebieten.

Stuttgarter Schuldbekenntnis der evang. Landeskirchen; tatsächlich kommt es aber nicht zu einer breiten Bußbewegung in Deutschland und einer umfassenden Erweckung. Geistig und geistlich ist die Lage nach 1945 so, dass das deutsche Volk mit den materialistischen Blöcken des Westens (BRD) und Ostens (DDR) gleichgeschaltet wird; die zuvor noch vorhandenen starken Kräfte, die der Aufklärung und dem Liberalismus kritisch bis ablehnend gegenüber standen, werden faktisch ausgeschaltet; der Wiederaufbau ist eindeutig als antievangelisch und antipreußisch angelegt (Adenauer), dazu von einem krassen Materialismus bestimmt, nachdem der Idealismus durch die nationalsoz. Katastrophe zerstört ist. Das Vakuum hätte nur durch eine tiefgehende Buß- und Erweckungsbewegung ausgefüllt werden können. Lokal finden geistliche Aufbrüche statt (Krelingen (Pfr. Kemner), Großalmerode (Pfr. Schnepf, Wolfg. Heiner), Adelshofen (Pfr. Riecker), Selbitz (Pfr. Hümmer, Christusbruderschaft gegründet). Theologisch kommt es zu einem raschen Verfall durch die von Bultmann initiierte „existentiale Interpretation“, „Entmythologisierung“, „historisch-kritische Methode“, was zur Zerstörung der Autorität der Bibel führt; Lehrzucht wird nicht mehr durchgeführt

1948

Gründung der Evangelischen Kirche in Deutschland (Zusammenschluss aller evangelischen Landeskirchen): damit haben die luth. Landeskirchen auch rechtlich tatsächlich aufgehört, konfessionell lutherische Kirchen zu sein, die Arnoldshainer Erklärung 1958 führt zur Aufrichtung der Abendmahlsgemeinschaft aller EKiD-Kirchen, obwohl keine Lehreinheit besteht; auch die seit 1949 durchgeführten Kirchentage sich unionistisch geprägt, seit den 1960er Jahren zunehmend linkspolitisch und dann synkretistisch (Dalai Lama als Gast)

14.05. Ausrufung des Staates Israel mit dem Ende des britischen Mandats über Palästina; David Ben Gurion Min.Präs., Chaim Weizmann Staatspräs. Israel als offizielle Heimstätte für alle Juden der Welt; durch Gottes Gnade und Barmherzigkeit kann das jüdische Volk einen eigenen Staat aufbauen – bleibt aber in seiner überwiegenden Mehrzahl dem Messias Jesus ablehnend gegenüber; der moderne Zionismus zumeist auch eher areligiös; vor allem das Ostjudentum bringt verstärkt orthodox-jüdische Gedanken, die aber auch entschieden antichristlich sind. Es bilden sich aber auch messianische Gemeinden.

1948/1949

 

 

seit 1944

 

 

 

 

1948

 

 

 

 

seit 1949

Aufrichtung der Kirchengemeinschaft zwischen allen lutherischen Freikirchen in den deutschen Staaten auf der Grundlage des „Einigungssätze“ (Schriftlehre, Kirchen- und Amtslehre, Bekehrung, Gnadenwahl, Letzte Dinge) ohne wirkliche Einheit in der Lehre; die Jahre bis zur Fusion 1972 sind von andauernden Lehrauseinandersetzungen geprägt.

Niedergang der Missouri-Synode in den USA beschleunigt sich (begonnen 1938 mit der Aufweichung der Lehre von der Kirchengemeinschaft und Annäherung an die „Mitte“ (Amer. Luth. Church ALC), Eindringen der Bibelkritik; 1951 Austritt von Pastoren und Gemeinden, Gründung der Orthodox Lutheran Conference (P. Kretzmann, W.H. McLaughlin), die später auseinanderbricht (Conc. Luth. Conference, Luth. Churches of the Reformation); 1958: Ev.-Luth. Synod (ELS) hebt die Kirchengemeinschaft mit Missouri auf; die Wisconsin-Synode (WELS) zögert noch, trotz Feststellen, dass Missouri falschlehrend ist; Austritte aus der WELS führen zur Bildung der Church of the Lutheran Confession (CLC), 1961 hebt auch WELS die Gemeinschaft mit Missouri auf; 1964: Ende der Ev.-Luth. Synodalkonferenz als Vereinigung der bibel- und bekenntnistreuen lutherischen Freikirchen.

Gründung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Amsterdam mit liberaler Theologie und politisch-sozialer Ausrichtung; gleichzeitig als Gegenbewegung fundamentalistischer und presbyterianer Kirchen: Inter. Council of Christ. Churches (ICCC, Carl McIntire). 1961 wird der Inter. Missionsrat in den ÖRK eingegliedert (Neu Dehli), damit beginnt der Niedergang der Missionstheologie in den Landeskirchen; Mission immer mehr als Sozialpolitik oder soziale Veränderung verstanden; soziales Engagement der Kirchen tritt als gleichberechtigt neben die biblische Verkündigung (gegen die Zwei-Reiche-Lehre). Dagegen 1970 Frankfurter Erklärung der Konferenz Bekennender Gemeinschaften.

Mit dem Sieg des Kommunismus in China beginnt dort eine massive Christenverfolgung, die in zeitlich und regional unterschiedlicher Intensität bis heute (2005) anhält; neben einer staatsoffiziellen Kirche (die aber missionarisch nicht aktiv sein darf, auch keine Kinderarbeit durchführt) bilden sich die Hauskirchen als Untergrundkirchen, die sehr wachsen.

Nach dem zweiten Weltkrieg und dem Auflösen der Kolonialreiche werden auch die Kirchen auf den Missionsfeldern zunehmend unabhängig

1962-1965

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1966

Zweites Vatikanisches Konzil der römisch-katholischen Kirche, die weiter auf den Grundlagen des Trienter Konzils bleibt, aber in Wortwahl und Formulierungen sich anderen Kirchen anpasst, um so die Rückkehr-Ökumene zu beschleunigen; allversöhnerische Grundtendenzen, Moslems würden zu dem gleichen Gott wie die Christen beten.

Geistig sind die 1960er Jahre geprägt von dem, was schließlich als „68er Bewegung“ auftritt, nämlich einem massiven Verfall traditioneller Werte und vorgegebener Autorität, der Auflösung der biblischen Normen und Ordnungen in Staat und Familie (Scheidungsrecht; Pornographie, um sich greifender Sexismus in Zeitschriften und Fernsehen); vorbereitet wurde dies durch die „Frankfurter Schule“ (Institut für Sozialforschung) (Marcuse, Horkheimer, Adorno, Habermas), die eindeutig marxistisch und antichristlich ausgerichtet ist, und die zerstörerische sexistische Psychologie Wilhelm Reichs, die damit verbunden ist. Staat und insbesondere die Kirchen werden immer mehr von diesen Kräften unterwandert. Jegliche absoluten Normen, Werte, Autoritäten werden abgelehnt, alles müsse dem „Diskurs“ freigegeben werden. Erste Auswirkung in der Kirche ist die Einführung der Frauenordination (gegen 1. Kor. 14 und 1. Tim. 2). Unter anderem werden die bis in die 1960er Jahre hinein noch sehr weit verbreiteten christlichen Bekenntnisschulen in rein säkulare Schulen mit Religionsunterricht (außer Bremen und Berlin) umgewandelt; auch dies ein Zeichen, für die fortschreitende Entchristlichung der deutschen Staaten.

Gegen den Verfall der biblischen Theologie und den Niedergang der evangelischen Kirche wird mit einem Gemeindetag in Dortmund die Bekenntnisbewegung „Kein anderes Evangelium“ gegründet (Rudolf Bräumer, Walter Künneth, Peter Beyerhaus, Heinrich Kemner, Hellmuth Frey), unionistisch ausgerichtet; zu der von Künneth und Beyerhaus angeregten Bildung „Bekennender Gemeinden“ in den Landeskirchen kommt es aber nicht; langfristig verläuft der Protest, trotz mehrfacher großer Veranstaltungen, im Sande; gegen Ende der 1990er Jahren bricht die Bewegung auseinander, da viele Kreise den Kampf nicht fortführen wollen; von vornherein keine klare Stellung in der Schriftlehre. Als lutherische Bewegung wird die „Kirchliche Sammlung um Bibel und Bekenntnis“ gegründet, die aber auch keine intensive Arbeit an der Gemeindebasis betreibt und von daher wirkungslos bleibt.

Ähnliche Entwicklungen zeichnen sich auch in den anderen europäischen Ländern, vor allem Skandinavien, ab, wo sich ähnliche Bewegungen bilden, die aber dort besser organisiert sind und sich zu „Freien Synoden“ in den Staatskirchen entwickeln; die Bekenntnisbewegung in Skandinavien ist auch zumeist eindeutig lutherisch ausgerichtet.

1969

Gründung des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR

1972

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1973

 

 

 

 

1973/74

 

 

 

 

 

seit Mitte der 1970er Jahre

 

 

 

 

1979

 

 

 

1984

 

1990

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2001

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2005

Zusammenschluss der lutherischen Freikirchen in der BRD zur Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), obwohl eine tatsächliche Einheit in der Lehre nicht besteht, wie die sehr bald aufbrechenden Auseinandersetzungen um die Schriftlehre, auch die Lehre von Kirche, Amt, Kirchengemeinschaft zeigen (Bildung des ev.-luth. Arbeitskreises Bibeltheologie und Kirche); trotzdem schließt sich 1976 die zuvor mit Wisconsin verbundene Ev.-Luth. Bekenntniskirche der SELK an. Die Wirkung der Fusionen ist mittelfristig, dass das geistliche Erbe der ELFK in der BRD ausgelöst wird. In der DDR bestehen die Ev.-luth. (altluth.) Kirche und die Ev.-Luth. Freikirche weiter. Nach dem Anschluss der DDR an die BRD 1990 schließt sich die altlutherische Kirche der SELK an. Der Weg der SELK ist immer stärker geprägt von der Bibelkritik, der Ökumene (Mitgliedschaft in der ACK, ökumenische Gottesdienste, ökumenische Trauungen, ökumenische Bibelwochen, Teilnahme am Kirchentag, landeskirchliche Pastoren als Referenten bei Konferenzen).

Als eine Auswirkung der 68er Bewegung wird in der BRD und in der DDR die Abtreibung (Ermordung der Kinder im Mutterleib) in bestimmten Fristen erlaubt. Damit ist erstmals seit der NS-Zeit der offene Angriff auf das menschliche Leben staatlicherseits wieder erlaubt, die Staaten sind zu Unrechtsgebilden geworden. Diese Maßnahmen kommen weltweit zur Anwendung, ausgenommen einige katholische Länder (Polen, Irland, Südamerika) und die islamischen Staaten. Ehe und Familie werden immer mehr angegriffen und ausgehöhlt; es wird die „Emanzipation“ propagiert und dass die Frau arbeiten müsse, um sich „verwirklichen“ zu können. Tendenz zur Verstaatlichung der Kindererziehung (nochmals verstärkt seit Beginn des 21. Jahrhunderts (PISA-Studie). Die evang. Kirchen akzeptieren mehr oder weniger offen die Abtreibung, ausgenommen die Kreise um die Bekenntnisbewegungen.

Aufgrund des Niedergangs der evang. Kirchen wachsen die Freikirchen, insbesondere auch unabhängige Gemeinden, zumeist baptistischer oder brüdergemeindlicher Prägung, stark an.

Gründung der „Freien Evangelischen Bekenntnisschule“ in Reutlingen als erster freier evangelikaler Schule in der BRD. Im Gegensatz zu vielen anderen Staaten (USA, Kanada, Großbritannien, Frankreich, Niederlande) ist das private Schulwesen aufgrund des repressiven Staatsaufbaus nur sehr schwach entwickelt; die Bildung insbesondere freier christlicher Schulen wird teilweise massiv behindert (etwa bei der Gründung der August-Hermann-Francke-Schule in Hamburg); Schule zu Hause (Homeschooling) ist im Gegensatz zu den meisten anderen Staaten in der BRD nicht erlaubt (seit 1933), teilweise wird es geduldet, teilweise kommt es zu massiver Verfolgung der entsprechenden Familien (besonders 2005 in Paderborn).

Die 1971 eingeleitete Lehruntersuchung am Concordia Theological Seminary in St. Louis zeigt die dort sich ausbreitende modernistische Irrlehre und führt zu harten Maßnahmen der Kirchenversammlung der Missourisynode in New Orleans 1973, was 1974 zum Auszug der meisten Professoren und Studenten aus dem CTS führt und Gründung einer eigenen, modernistischen, Hochschule („Seminex“); das CTS wird unter Robert Preus und Ralph Bohlmann als ein konservatives Seminar neu aufgebaut. Zwar treten auch etwa 200.000 Glieder aus, aber die umfassende Erneuerung der LCMS findet nicht statt, da es nicht zu Lehrzucht gegenüber liberalen Pfarrern und Gemeinden kommt. Dadurch gewinnt der Modernismus immer mehr an Boden. Nach der konservativen Zwischenepoche von Al Barry als Präses ist mit Gerald Kieschnick ein Liberaler Präses geworden, der sich faktisch diktatorische Vollmachten gesichert hat und mit einseitiger Manipulation der Delegiertenauswahl seine Wiederwahl 2004 sicherte.

Wirtschaftskrise, vor allem in der BRD, die inzwischen (2005) die Fünf-Millionen-Linie überschritten hat; Folge: die bis dahin zumindest ansatzweise sozial ausgerichtete Wirtschaft (noch eine Folge der durch den „Kathedersozialismus“ geprägten Volkswirtschaftslehre im Kaiserreich und des „liberalen Sozialismus“ Franz Oppenheimers (zu dessen Schülern Ludwig  Erhard zählte) wird immer stärker von einem hemmungslosen Kapitalismus geprägt, die soziale Verantwortlichkeit des Eigentums weicht immer mehr dem Profitstreben; an die Stelle der nationalen Verantwortung tritt das Streben, durch Verlagerung der Betriebe oder Arbeiten mit ausländischen Billiglohnarbeitern im „globalen Wettbewerb“ zu bestehen und hohe Gewinne zu erzielen. Die Wirtschaftskrise erscheint deutlich als ein Gericht Gottes wegen Zerstörung der biblischen Normen.

Im Iran kommt es zu einer islamistischen Revolution, die den Sturz der Monarchie bewirkt und eine „Islamische Republik“ errichtet; der totalitäre Grundcharakter des Islam wird sehr deutlich. Die Wirkung dieser Revolution in der islamischen Welt ist verheerend: überall bilden sich islamistische Gruppen, oft sehr militant und gewalttätig, um islamische Systeme aufzurichten und den Westen, insbesondere die USA und Israel zu bekämpfen.

Nach intensivem theologischen Ringen beschließt die Ev.-Luth. Freikirche in der DDR, die Kirchengemeinschaft mit der altlutherischen Kirche aufzuheben; Hintergrund: die Leugnung der Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift durch die Altlutheraner und ihre ökumenische Öffnung. (Hartensteiner Beschluss)

Da die Gespräche mit der SELK keine Einigung bringen und die Lehrdifferenzen deutlich sind – Leugnung der Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift in der SELK, Bibelkritik in der SELK, unionistische und ökumenische Praxis – kommt es zur Aufhebung der Kirchengemeinschaft mit der SELK durch die ELFK. Die Bemühungen, die mit der SELK verbundenen Kirchen davon zu überzeugen, dass eine Trennung aus biblischen Gründen notwendig ist, fruchtet nicht, so dass bis 1994 alle Kirchengemeinschaften mit Kirchen der Missouri-Familie aufgehoben werden, ohne dass es zum Teil direkte Lehrgespräche gegeben hätte. Dahinter steht auch massiver Druck von Seiten Wisconsins, das ein Ende der Dreiecksverhältnisse fordert. 1994 kommt es zur Gründung der „Konfessionellen Evangelisch-Lutherischen Konferenz“ (KELK) in Oberwesel als Konferenz aller mit der WELS verbundenen Kirchen. Lehrverhandlungen zwischen WELS und ELFK und innerhalb der ELFK über Kirche und Amt führen zu einer Änderung der bisherigen, von Alt-Missouri bestimmten, Lehrhaltung der ELFK und Übernahme der Lehre der WELS, einschließlich der auch von A.T. Kretzmann kritisierten problematischen Teile. Darauf kommt es 2001/2002 zum, Austritt der Steedener Gemeinde (Pfr. Blechschmidt), Pfr. Voigts und der Jüterboger Gemeinde (Pfr. Müller), die als unabhängige lutherische Gemeinden miteinander verbunden sind und mit der Konfessionellen Lutherischen Kirche Finnlands und deren Schwestergemeinden in Weißrussland und der Ukraine.

Die Lockerung der Bedingungen in der Sowjetunion und deren schließlicher Zusammenbruch führen auch zur Neugründung der lutherischen Kirche (Bf. Harald Kalnins), deren meiste Gemeinden bis dahin im Untergrund bestanden hatten, zumeist Brüderversammlungen. Leider dringen durch die Kontakte zu den deutschen Landeskirchen die modernistischen Irrlehren nun auch nach Russland (Frauenordination). Sup. Viktor Gräfenstein trennt sich mit vier Gemeinden in der Ukraine, Bildung der „Vereinigung selbständiger evang.-luth. Gemeinden“. In Sibirien bildet sich die „Evang.-Luth. Brüderschaft“ als unabhängiger Verband von Brüderversammlungen. Missouri, Wisconsin und die ELS beginnen Missionsarbeiten, es entstehen unter anderem: Konfessionelle Ev.-Luth. Kirche Russlands, Ukrainische Luth. Kirche, Luth. Kirche Bulgariens, Ev.-Luth. Schule und Gemeinde in Pilsen/Tschechien (alle mit der KELK verbunden), Luth. Bibelkirche (Missouri) in Nowosibirsk, unabhängig von der Missionsarbeit: Konf. Luth. Kirche Lettlands (KELK). Kirchengemeinschaft zwischen Missouri und der Ev.-Luth. Kirche Ingermanlands und der Ev.-Luth. Kirche Lettlands (Bf. Vanags).

Am 11. September steuern arabische Terroristen (mit Wissen US-amerikanischer Behörden?) zwei Flugzeuge in das Word Trade Center in New York, ca. 3000 Tote. Die Militanz des Islamismus wird deutlich, ohne die westliche Welt wirklich aufzurütteln und die Augen zu öffnen über den Grundcharakter des Islam, der keine Trennung von Kirche und Staat kennt und überall einen islamischen Staat errichten will und andere Religionen verfolgt, zumindest aber deren Mitglieder entrechtet.

Die geistliche und geistige Lage um Beginn des 21. Jahrhunderts ist einerseits geprägt vom immer stärkeren Niedergang der einstmals christlich geprägten Staaten des nordwestlichen Erdbereiches, da sie sich immer offener gegen die christlichen Bindungen gewandt haben; die Akzeptanz der Homosexualität im öffentlichen Leben, bis hin zu speziellen „Lebenspartnerschaften“ ist dafür ein deutliches Zeichen; der Niedergang der Kirchen wird dadurch dokumentiert, dass sie das akzeptieren und z.T. sogar eigene „Segnungs-“Handlungen einführen und somit offen die Sünde segnen. Das Luthertum tritt in der BRD kaum noch auf und verliert in dem nordwestlichen Erdbereich an Bedeutung, während es in Afrika (Äthiopien, Kenia) und Asien im Wachsen begriffen ist. Der Schwerpunkt des Christentums hatte sich von Europa schon im 19. Jahrhundert eher in die USA verschoben, jetzt zeichnet sich eine Verschiebung Richtung Afrika und/oder Asien ab. Die Gefahr besteht, dass Europa mittelfristig islamisch wird, ähnlich wie der früher christliche Vordere Orient, ein Gericht Gottes, wegen der zunehmenden Gottlosigkeit. Gleichzeitig ist die Welt gekennzeichnet von der „Globalisierung“ aller Lebensbereiche, insbesondere der Politik und der Wirtschaft, die immer mehr den nationalen Staaten entzogen wird; Tendenz, Aufgaben und Machtbefugnisse an nichtnationale Einrichtungen (Europ. Union, UNO, NATO) zu übertragen, die zugleich antichristlich ausgerichtet sind. Mittel- bis langfristig besteht die Gefahr, dass es zu einer antichristlichen weltweiten Macht kommt, verbunden mit dem nur scheinchristlichen Papsttum und dem Islam, wie es beim Propheten Daniel und in der Offenbarung an Johannes beschrieben wird. In den islamischen Ländern nimmt deer Druck auf die Christen, bis hin zu Verfolgung zu, insbesondere Pakistan, Indonesien, aber auch Ägypten; in Saudi-Arabien ist der christliche Glaube überhaupt verboten. Vermehrt Versuche von Moslems, in den westeuropäischen Staaten eine Parallelgesellschaft aufzubauen.

Im evangelikalen Bereich macht sich seit den 1970er Jahren eine zunehmende Aufweichung geistlicher und theologischer Standpunkte bemerkbar; Annäherung an die Pfingst- und charismatische Bewegung, Einfluss der Gemeindewachstumsbewe-gung/ Willow Creek mit der unbiblischen Entscheidungstheologie; Buße, Bekehrung, Hingabe treten immer mehr in den Hintergrund; Gefühl, Erlebnis, Erfahrung werden bestimmend („Spring“); zugleich stark ökumenische Tendenzen mit dem Trend, auch mit den Katholiken zusammen zu arbeiten (Pro Christ, Jahr der Bibel, Impulstour), was zur erheblichen Auseinandersetzungen und Trennungen führt (Bildung des eher fundamentalistisch ausgerichteten Maleachi-Kreises in der BRD).

Aufgrund der Entwicklung in den Kirchen und der evangelikalen Bewegung kommt es um die Jahrtausendwende zur Bildung „Bekennender Evangelischer Gemeinden“ in der BRD mit einer eigenen Ausbildungsstätte (Akademie für reformatorische Theologie, ART); ähnliche Bewegung in den USA (Confessing Evangelicals).

Aufgrund der Entwicklung in der schwedischen Kirche und der massiven Bedrückung und Ausgrenzung bibel- und bekenntnistreuer Christen weiht der kenianische lutherische Bischof Omwanza P. Arne Olsson zum Bischof der Missionsprovinz der Schwedischen Evangelisch-Luth. Kirche, gegen den Willen der Kirchenleitung; Einsetzung von Pastoren für bekenntnistreue Kreise in Schweden und Finnland.