Kleiner Katechismus Luthers


ENCHIRIDION

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Der Kleine Katechismus

für die

gewöhnlichen Pfarrer und Prediger

durch

D. Martin Luther

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Vorrede

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D. Martin Luther allen treuen, frommen Pfarrer und Predigern Gnade, Barmherzigkeit und Friede in Christus JEsus, unserm HErrn!

Diesen Katechismus oder christliche Lehre in solche kleine, schlichte, einfältige Form zu stellen, hat mich gezwungen und gedrungen die klägliche, elende Not, so ich neulich erfahren habe, da ich auch ein Visitator war. Hilf, lieber Gott, wie manchen Jammer habe ich gesehen, daß der gemeine Mann doch so gar nichts weiß von der christlichen Lehre, sonderlich auf den Dörfern, und leider viel Pfarrherren fast ungeschickt und untüchtig sind zu lehren, und sollen doch alle Christen heißen, getauft sein und der heiligen Sakramente genießen, können weder Vaterunser noch den Glauben oder die zehn Gebote, leben dahin wie das liebe Vieh und unvernünftige Säue und, nun das Evangelium gekommen ist, dennoch fein gelernet haben, alle Freiheit meisterlich zu mißbrauchen.

  O ihr Bischöfe! was wollt ihr doch Christo immermehr antworten, daß ihr das Volk so schändlich habt lassen dahingehen und euer Amt nicht einen Augenblick je erwiesen? Daß euch alles Unglück fliehe! Verbietet einerlei Gestalt und treibet auf eure Menschengesetze, fraget aber dieweil nichts danach, ob   sie  das  Vaterunser
Glauben, zehn Gebote oder einiges Gotteswort kennen. Ach und Weh über euren Hals ewiglich!

  Darum bitte ich um Gottes willen euch alle, meine lieben Herren und Brüder, so Pfarrherren und Prediger sind, wollet euch eures Amts von Herzen annehmen und euch erbarmen über euer Volk, das euch befohlen ist, und uns helfen den Katechismus in die Leute, sonderlich in das junge Volk, bringen; und welche es nicht besser vermögen, diese Tafel und Form vor sich nehmen und dem Volke von Wort zu Wort vorbilden, nämlich also:

  Aufs erste: Daß der Prediger vor allen Dingen sich hüte und meide mancherlei oder anderlei Text und Form der zehn Gebote, Glauben, Vaterunser, der Sakramente usw., sondern nehme einerlei Form vor sich, darauf er bleibe und dieselbige immer treibe, ein Jahr wie das andere; denn das junge und alberne Volk muß man mit einerlei gewissem Text und Form lehren, sonst werden sie gar leicht irre, wenn man heute so und über ein Jahr anders lehret, als wollte man's bessern, und wird damit alle Mühe und Arbeit verloren.

  Das haben die lieben Väter auch wohl gesehen, die das Vaterunser, Glauben, zehn Gebote alle auf eine Weise haben gebraucht. Darum sollen wir auch bei dem jungen und einfältigen Volk solche Stücke also lehren, daß wir nicht eine Silbe verrücken oder ein Jahr anders als das andere vorhalten oder vorsprechen. Darum erwähle dir, welche Form du willst, und bleibe dabei ewiglich. Wenn du aber bei den Gelehrten und Verständigen predigest, so magst du deine Kunst beweisen und diese Stücke so buntkraus machen und so meisterlich drehen wie du kannst. Aber bei dem jungen Volke bleibe auf einer gewissen, ewigen Form und Weise und lehre sie für das allererste die Stücke, nämlich die zehn Gebote, Glauben, Vaterunser usw. nach dem Text hin, von Wort zu Wort, daß sie es auch so nachsagen und auswendig lernen.

  Welche es aber nicht lernen wollen, daß man denselbigen sage, wie sie Christum verleugnen und keine Christen sind, sollen auch nicht zum Sakrament gelassen werden, kein Kind aus der Taufe heben, auch kein Stück der christlichen Freiheit gebrauchen, sondern schlicht dem Papst und seinen Offizialen, dazu dem Teufel selbst heimgeweiset sein. Dazu sollen ihnen die Eltern und Hausherren Essen und Trinken versagen und ihnen anzeigen, daß solche rohe Leute der Fürst aus dem Lande jagen wolle usw.

  Denn wiewohl man niemand zwingen kann noch soll zum Glauben, so soll man doch den Haufen dahin halten und treiben, daß sie wissen, was Recht und Unrecht ist bei denen, bei welchen sie wohnen, sich nähren und leben wollen. Denn wer in einer Stadt wohnen will, der soll das Stadtrecht wissen und halten, des er genießen will, Gott gebe, er glaube oder sei im Herzen für sich ein Schalk oder Bube.

  Zum andern: Wenn sie den Text wohl können, so lehre sie denn hernach auch den Verstand, daß sie wissen, was es gesagt sei. Und nimm abermals vor dich dieser Tafeln Weise oder sonst eine kurze einige Weise, welche du willst, und bleibe dabei und verrücke sie mit keiner Silbe, gleichwie vom Text jetzt gesagt ist, und nimm dir die Weile dazu, denn es ist nicht not, daß du alle Stücke auf einmal vornehmest, sondern eins nach dem andern. Wenn sie das erste Gebot zuvor wohl verstehen, danach nimm das andere vor dich, und so fort. Sonst werden sie überschüttet, daß sie keins wohl behalten.

  Zum dritten: Wenn du sie nun solchen kurzen Katechismus gelehret hast, alsdann nimm den Großen Katechismus vor dich und gib ihnen auch reichern und weitern Verstand; daselbst streich ein jeglich Gebot,  Bitte  und Stück aus mit   seinen mancherlei Werken, Nutz, Frommen, Fahr und Schaden, wie  du  das   alles   reichlich findest in so vielen Büchern, davon gemacht, und insonderheit treibe das Gebot und Stück am meisten, das bei deinem Volk am meisten Not leidet. Wie: das siebente Gebot, vom Stehlen, mußt du bei den Handwerkern, Händlern, ja auch bei Bauern und Gesinde heftig treiben, denn bei solchen Leuten ist allerlei Untreue und Dieberei groß. Ebenso, das vierte Gebot mußt du bei den Kindern und gemeinem Mann wohl treiben, daß sie still, treu, gehorsam, friedsam seien, und immer viel Exempel aus der Schrift, da Gott solche Leute gestraft und gesegnet hat, einführen. Insonderheit treibe auch daselbst die Obrigkeit und Eltern, daß sie wohl regieren und Kinder ziehen zur Schule, mit Anreizung, wie sie solches zu tun schuldig sind, und wo sie es nicht tun, welch eine verfluchte Sünde sie tun; denn sie stürzen und verwüsten damit beide, Gottes und der Welt Reich, als die ärgsten Feinde beide, Gottes und der Menschen. Und streiche wohl aus, was für greulichen Schaden sie tun, wo sie nicht helfen, Kinder ziehen zu Pfarrern, Predigern, Schreibern usw., daß Gott sie schrecklich darum strafen wird. Denn es ist hie not zu predigen; die Eltern und Obrigkeit sündigen jetzt hierin, daß nicht zu sagen ist; der Teufel hat auch ein Grausames damit im Sinne.

  Zuletzt: Weil nun die Tyrannei des Papsts ab ist, so wollen sie nicht mehr zum Sakrament gehen und verachten's. Hier ist aber not zu treiben, doch mit diesem Bescheid: wir sollen niemand zum Glauben oder Sakrament zwingen, auch kein Gesetz, noch Zeit, noch Stätte bestimmen, aber also predigen, daß sie sich selbst, ohne unser Gesetz, dringen und gleichsam uns Pfarrer zwingen, das Sakrament zu reichen, welches tut man also, daß man ihnen sagt: wer das Sakrament nicht sucht noch begehret zum wenigsten einmal oder viermal des Jahres, da ist zu besorgen, daß er das Sakrament verachte und kein Christ sei, gleichwie der kein Christ ist, der das Evangelium nicht glaubet oder höret. Denn Christus spricht nicht: Solches lasset, oder: Solches verachtet, sondern: "Solches tut, sooft ihr's trinket" usw. Er will es wahrlich getan und nicht allerdinge gelassen und verachtet haben. "Solches tut", spricht er.

  Wer aber das Sakrament nicht groß achtet, das ist ein Zeichen, daß er keine Sünde, kein Fleisch, keinen Teufel, keine Welt, keinen Tod, keine Fahr, keine Hölle hat; das ist, er glaubet der keines, ob er wohl bis über die Ohren darin steckt, und ist zwiefältig des Teufels. Wiederum, so bedarf er auch keine Gnade, Leben, Paradies, Himmelreich, Christus, Gottes noch einiges Gutes; denn wo er glaubte, daß er so viel Böses hätte und so viel Gutes bedürfte, so würde er das Sakrament nicht so lassen, darin solchem Übel geholfen und so viel Gutes gegeben wird. Man müßte ihn auch mit keinem Gesetz zum Sakrament zwingen, sondern er würde selbst gelaufen und gerannt kommen, sich selbst zwigen und dich treiben, daß du ihm müssest das Sakrament geben.

  Darum darfst du hier kein Gesetz stellen, wie der Papst; streich nur wohl aus den Nutz und Schaden, Not und Frommen, Fahr und Heil in diesem Sakrament, so werden sie selbst wohl kommen, ohne dein Zwingen. Kommen sie aber nicht, so laß sie fahren und sage ihnen, daß sie des Teufels sind, die ihre große Not und Gottes gnädige Hilfe nicht achten noch fühlen. Wenn du aber solches nicht treibest oder machst ein Gesetz oder Gift daraus, so ist es deine Schuld, daß sie das Sakrament verachten. Wie sollen sie nicht faul sein, wenn du schläfest und schweigest?

  Darum siehe darauf, Pfarrer und Prediger, unser Amt ist nun ein ander Ding worden, als es unter dem Papst war; es ist nun ernst und heilsam worden; darum hat es
es nun viel mehr Mühe und Arbeit, Gefahr und Anfechtung, dazu wenig Lohn und Dank in der  Welt.  Christus  aber will unser Lohn selbst sein, so wir treulich arbeiten. Das helf uns der Vater aller Gnaden! Dem sei Lob und Dank in Ewigkeit durch Christum, unsern HErrn! Amen.         

DIE ZEHN GEBOTE

wie sie ein Hausvater seinem Hause einfältig vorhalten soll.

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Das erste Gebot.

Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.

Was ist das? Antwort:

Wir sollen Gott über alle Dinge fürchten, lieben und vertrauen.

Das zweite Gebot.

Du sollst den Namen deines Gottes nicht unnütz führen.

Was ist das? Antwort:

Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir bei seinem Namen nicht fluchen, schwören, zaubern, lügen oder trügen, sondern denselben in allen Nöten anrufen, beten, loben und danken.

Das dritte Gebot.

Du sollst den Feiertag heiligen.

Was ist das? Antwort:

Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir die Predigt und sein Wort nicht verachten, sondern dasselbe heilig halten, gerne hören und lernen.

Das vierte Gebot.

Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf daß dir's wohlgehe und du lange lebest auf Erden.

Was ist das? Antwort:

Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir unsere Eltern und Herren nicht verachten noch erzürnen, sondern sie in Ehren halten, ihnen dienen, gehorchen, sie lieb und wert haben.

Das fünfte Gebot.

Du sollst nicht töten.

Was ist das? Antwort:

Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir unserm Nächsten an seinem Leibe keinen Schaden noch Leid tun, sondern ihm helfen und fördern in allen Leibesnöten.

Das sechste Gebot.

Du sollst nicht ehebrechen.

Was ist das? Antwort:

Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir keusch und züchtig leben in Worten und Werken und ein jeglicher sein Gemahl liebe und ehre.

Das siebente Gebot.

Du sollst nicht stehlen.

Was ist das? Antwort:

Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir unsers Nächsten Geld oder Gut nicht nehmen noch mit falscher Ware oder Handel an uns bringen, sondern ihm sein Gut und Nahrung helfen bessern und behüten.

Das achte Gebot.

Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.

Was ist das? Antwort:

Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir unsern Nächsten nicht fälschlich belügen, verraten, nachreden oder bösen Leumund machen, sondern sollen ihn entschuldigen, Gutes von ihm reden und alles zum besten kehren.

Das neunte Gebot.

Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.

Was ist das? Antwort:

Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir unserm Nächsten nicht mit List nach seinem Erbe oder Hause stehen noch mit einem Schein des Rechts an uns bringen, sondern ihm dasselbe zu behalten förderlich und dienstlich sein.

Das zehnte Gebot.

Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau, Knecht, Magd, Vieh oder alles, was sein ist.

Was ist das? Antwort:

Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir unserm Nächsten nicht seine Frau, Mitarbeiter oder Vieh abspannen, abdringen oder abwendig machen, sondern dieselben anhalten, daß sie bleiben und tun, was sie schuldig sind.

Was sagt nun Gott von diesen Geboten allen? Antwort:

Er sagt also: Ich, der HERR, dein Gott, bin ein starker, eifriger Gott, der  über die, so mich hassen, die Sünde der Väter heimsucht an den Kindern bis ins dritte und vierte Glied; aber denen, so mich lieben und meine Gebote halten, tue ich wohl in tausend Glied.

Was ist das? Antwort:

Gott drohet zu strafen alle, die diese Gebote übertreten; darum sollen wir uns fürchten vor seinem Zorn und nicht gegen solche Gebote tun. Er verheißet aber Gnade und alles Gute allen, die solche Gebote halten; darum sollen wir ihn auch lieben und vertrauen und gerne tun nach seinen Geboten.

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DER GLAUBE,

wie ein Hausvater denselben seinem Hause aufs einfältigste vorhalten soll.

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Der erste Artikel.

Von der Schöpfung.

Ich glaube an Gott den Vater, den Allmächtigen, Schöpfer Himmels und der Erden.

Was ist das? Antwort:

Ich glaube, daß mich Gott geschaffen hat samt allen Kreaturen, mir Leib und Seele, Augen, Ohren und alle Glieder, Vernunft und alle Sinne gegeben hat und noch erhält; dazu Kleider und Schuh', Essen und Trinken, Haus und Hof, Frau und Kind, Äcker, Vieh und alle Güter; mit aller Notdurft und Nahrung des Leibes und Lebens reichlich und täglich versorget, vor aller Gefahr beschirmet und vor allem Übel behütet und bewahret; und das alles aus lauter väterlicher, göttlicher Güte und Barmherzigkeit, ohne alle mein Verdienst und Würdigkeit. Des alles ich ihm zu danken, zu loben und dafür zu dienen und gehorsam zu sein schuldig bin. Das ist gewißlich wahr.

Der andere Artikel.

Von der Erlösung.

Und an JEsus Christus, seinen einigen Sohn, unsern HErrn, der empfangen ist von dem Heiligen Geist, geboren aus Maria, der Jungfrau, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuziget, gestorben und begraben, niedergefahren zur Hölle, am dritten Tage wieder auferstanden von den Toten, aufgefahren gen Himmel, sitzend zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters, von dannen er kommen wird, zu richten die Lebendigen und die Toten.

Was ist das? Antwort:

Ich glaube, daß JEsus Christus, wahrhaftiger Gott, vom Vater in Ewigkeit geboren, und auch wahrhaftiger Mensch, von der Jungfrau Maria geboren, sei mein HErr, der mich verlornen und verdammten Menschen erlöset hat, erworben und gewonnen von allen Sünden, vom Tode und von der Gewalt des Teufels, nicht mit Gold oder Silber, sondern mit seinem heiligen, teuren Blut und mit seinem unschuldigen Leiden und Sterben, auf daß ich sein eigen sei und in seinem Reich unter ihm lebe und ihm diene in ewiger Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit, gleichwie er ist auferstanden vom Tode, lebet und regieret in Ewigkeit. Das ist gewißlich wahr.

Der dritte Artikel.

Von der Heiligung.

Ich glaube an den Heiligen Geist, eine heilige christliche Kirche, die Gemeinde der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben. Amen.

Was ist das? Antwort:

Ich glaube, daß ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an JEsus Christus, meinen HErrn, glauben oder zu ihm kommen kann; sondern der Heilige Geist hat mich durch das Evangelium berufen, mit seinen Gaben erleuchtet, im  rechten Glauben geheiliget und erhalten; gleichwie er die ganze Christenheit auf Erden berufet, sammelt, erleuchtet, heiliget und bei JEsus Christus erhält im rechten einigen Glauben; in welcher Christenheit er mir und allen Gläubigen täglich alle Sünden reichlich vergibt und am Jüngsten Tage mich und alle Toten auferwecken wird und mir samt allen Gläubigen in Christus ein ewiges Leben geben wird. Das ist gewißlich wahr.

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DAS VATERUNSER,

wie ein Hausvater dasselbe seinem Hause aufs einfältigste vorhalten soll.

Vater unser, der du bist im Himmel.

Was ist das? Antwort:

Gott will uns damit locken, daß wir glauben sollen, er sei unser rechter Vater und wir seine rechten Kinder, auf daß wir getrost und mit aller Zuversicht ihn bitten sollen wie die lieben Kinder ihren lieben Vater.

Die erste Bitte.

Geheiliget werde dein Name.

Was ist das? Antwort:

Gottes Name ist zwar an sich selbst heilig; aber wir bitten in diesem Gebet, daß er auch bei uns heilig werde.

Wie geschieht das? Antwort:

Wo das Wort Gottes lauter und rein gelehret wird, und wir auch heilig, als die Kinder Gottes danach leben. Das hilf uns,        lieber Vater im Himmel! Wer aber anders lehret und lebet,  denn  das  Wort Gottes lehret, der entheiliget unter uns den Namen Gottes. Da behüte uns vor, lieber himmlischer Vater!

Die andere Bitte.

Dein Reich komme.

Was ist das? Antwort:

Gottes Reich kommt wohl ohne unser Gebot, von sich selbst; aber wir bitten in diesem Gebet, daß es auch zu uns komme.

Wie geschieht das? Antwort:

Wenn der himmlische Vater uns seinen Heiligen Geist gibt, daß wir seinem heiligen Wort durch seine Gnade glauben und göttlich leben, hier zeitlich und dort ewiglich.

Die dritte Bitte.

Dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf Erden.

Was ist das? Antwort:

Gottes guter, gnädiger Wille geschieht wohl ohne unser Gebet; aber wir bitten in diesem Gebet, daß er auch bei uns geschehe.

Wie geschieht das? Antwort:

Wenn Gott allen bösen Rat und Willen bricht und hindert, so uns den Namen Gottes nicht heiligen und sein Reich nicht kommen lassen wollen, als da ist des Teufels, der Welt und unsers Fleisches Wille, sondern stärket und behält und fest in seinem Wort und Glauben bis an unser Ende. Das ist sein gnädiger und guter Wille.

Die vierte Bitte.

Unser täglich Brot gib uns heute.

Was ist das? Antwort:

Gott gibt täglich Brot, auch wohl ohne unsere Bitte, allen bösen Menschen; aber wir bitten in diesem Gebet, daß er's uns erkennen lasse, und mit Danksagung empfangen unser täglich Brot.

Was heißt denn täglich Brot? Antwort:

Alles, was zur Leibesnahrung und -notdurft gehört, als Essen, Trinken, Kleider, Schuh', Haus, Hof, Acker, Vieh, Geld, Gut, fromm Gemahl, fromme Kinder, fromm Mitarbeiter, fromme und getreue Oberherren, gute Regierung, gut Wetter, Friede, Gesundheit, Zucht, Ehre, gute Freunde, getreue Nachbarn und desgleichen.

Die fünfte Bitte.

Und vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben unsern Schuldigern.

Was ist das? Antwort:

Wir bitten in diesem Gebet, daß der Vater im Himmel nicht ansehen wolle unsere Sünden und um derselben willen solche Bitte nicht versagen; denn wir sind der keines wert, das wir bitten, haben's auch nicht verdienet, sondern er wolle es uns alles aus Gnaden geben; denn wir täglich viel sündigen und nichts als Strafe verdienen. So wollen wir zwar wiederum auch herzlich vergeben und gerne wohltun denen, die sich an uns versündigen.

Die sechste Bitte.

Und führe uns nicht in Versuchung.

Was ist das? Antwort:

Gott versucht zwar niemand; aber wir bitten in diesem Gebet, daß uns Gott wolle behüten und erhalten, auf daß uns der Teufel, die Welt und unser Fleisch nicht betrüge noch verführe in Mißglauben, Verzweiflung und andere große Schande und Laster, und ob wir damit angefochten würden, daß wir doch endlich gewinnen und den Sieg behalten.

Die siebente Bitte.

Sondern erlöse uns von dem Übel.

                                        
Was ist das? Antwort:

Wir bitten in diesem Gebet zusammenfassend, daß uns der Vater im Himmel von allerlei Übel Leibes und der Seele, Gutes und Ehre erlöse und zuletzt, wenn unser Stündlein kommt, ein seliges Ende beschere und mit Gnaden von diesem Jammertal zu sich in den Himmel nehme. Amen.

Was heißt Amen? Antwort:

Daß ich soll gewiß sein, solche Bitten sind dem Vater im Himmel angenehm und erhöret; denn er selbst hat uns geboten, also zu beten, und verheißen, daß er uns wolle erhören. Amen, Amen, das heißt: Ja, ja, es soll also geschehen.

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DAS SAKRAMENT DER HEILIGEN TAUFE,

wie dasselbe ein Hausvater seinem Hause soll einfältiglich vorhalten.

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Zum ersten.

Was ist die Taufe? Antwort:

Die Taufe ist nicht allein schlicht Wasser, sondern sie ist das Wasser in Gottes Gebot gefasset und mit Gottes Wort verbunden.

Welches ist denn solch Wort Gottes? Antwort:

Da unser HErr Christus spricht Matthäus im letzten Kapitel: Gehet hin in alle Welt und lehret alle Heiden und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Zum andern.

Was gibt oder nützt die Taufe? Antwort:

Sie wirket Vergebung der Sünden, erlöset vom Tod und Teufel und gibt die ewige Seligkeit allen, die es glauben, wie die Worte und Verheißungen Gottes lauten.

Welches sind solche Worte und Verheißungen Gottes? Antwort:

Da unser HErr Christus spricht Marcus im letzten Kapitel: Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubet, der wird verdammt werden.

Zum dritten.

Wie kann Wasser solche große Dinge tun? Antwort:

Wasser tut's freilich nicht, sondern das Wort Gottes, so mit und bei dem Wasser ist, und der Glaube, so solchem Wort Gottes im Wasser trauet; denn ohne Gottes Wort ist das Wasser schlicht Wasser und keine Taufe; aber mit dem Worte Gottes ist es eine Taufe, das ist, ein gnadenreich Wasser des Lebens und ein Bad der neuen Geburt im Heiligen Geist, wie St. Paulus sagt zu Titus im dritten Kapitel:

Durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes, welchen er ausgegossen hat über uns reichlich durch JEsus Christus, unsern Heiland, auf daß wir durch desselbigen Gnade gerecht und Erben seien des ewigen Lebens nach der Hoffnung. Das ist gewißlich wahr.

Zum vierten.

Was bedeutet denn solch Wassertaufen? Antwort:

Es bedeutet, daß der alte Adam in uns durch tägliche Reue und Buße soll ersäuft werden und sterben mit allen Sünden und bösen Lüsten, und wiederum täglich herauskommen und auferstehen ein neuer Mensch, der in Gerechtigkeit und Reinigkeit vor Gott ewiglich lebe.

Wo steht das geschrieben? Antwort:

St. Paulus zu den Römern im sechsten spricht Kapitel: Wir sind samt Christus durch die Taufe begraben in den Tod, auf daß, gleichwie Christus ist von den Toten auferwecket durch die Herrlichkeit des Vaters, also sollen auch wir in einem neuen Leben wandeln.

DAS AMT DER SCHLÜSSEL,

wie ein Hausvater dasselbe seinem Hause einfältiglich vorhalten soll.

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Was ist das Amt der Schlüssel? Antwort:

Das Amt der Schlüssel ist die besondere Kirchengewalt, die Christus seiner Kirche auf Erden hat gegeben, den bußfertigen Sündern die Sünde zu vergeben, den Unbußfertigen aber die Sünde zu behalten, solange sie nicht Buße tun.

Wo steht das geschrieben? Antwort:

So schreibt der heilige Evangelist Johannes im 20. Kapitel:

Der HErr JEsus blies seine Jünger an und sprach zu ihnen: Nehmet hin den Heiligen Geist! Welchen ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.

Was glaubst du bei diesen Worten? Antwort:

Ich glaube, was die berufenen Diener Christi aus seinem göttlichen Befehl mit uns handeln, besonders wenn sie die öffentlichen und unbußfertigen Sünder von der christliche Gemeine ausschließen und die, so ihre Sünde bereuen und sich bessern wollen, wiederum entbinden: daß es also kräftig und gewiß sei, auch im Himmel, als handelte es unser lieber HErr Christus mit uns selber.

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Wie man die Einfältigen soll lehren beichten.

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Was ist die Beichte? Antwort:

Die Beichte begreift zwei Stücke in sich: eins, daß man die Sünde bekenne; das andere, daß man die Absolution oder Vergebung vom Beichtvater empfange, als von Gott selbst, und ja nicht daran zweifle, sondern fest glaube, die Sünden seien dadurch vergeben vor Gott im Himmel.

Welche Sünden soll man denn beichten?

Vor Gott soll man sich aller Sünden schuldig geben, auch die wir nicht erkennen, wie wir im Vaterunser tun; aber vor dem Beichtvater sollen wir allein die Sünden bekennen, die wir wissen und fühlen im Herzen.

Welche sind die?

Da siehe deinen Stand an nach den zehn Geboten, ob du Vater, Mutter, Sohn, Tochter, Herr, Frau, Knecht seiest; ob du ungehorsam, untreu, unfleißig gewesen seiest; ob du jemand leid getan habest mit Worten oder Werken; ob du gestohlen, versäumet, verwahrloset, Schaden getan habest.

Lieber, stelle mir eine kurze Weise zu beichten! Antwort:

So sollst du zum Beichtvater sprechen: Würdiger lieber Herr, ich bitte Euch, wollet meine Beichte hören und mir die Vergebung sprechen um Gottes willen.

    Sage an!

Ich armer Sünder bekenne mich vor Gott aller Sünden schuldig; besonders bekenne ich vor Euch, daß ich ein Knecht, Magd usw. bin. Aber ich diene leider untreulich meinem Herrn; denn da und da habe ich nicht getan, was sie mich hießen, habe sie erzürnet und zu fluchen beweget, habe versäumet und Schaden lassen geschehen, bin auch in Worten und Werken schamlos gewesen, habe mit meinesgleichen gezürnet, wider meine Frau gemurret und gefluchet usw. Das alles ist mir leid und bitte um Gnade; ich will mich bessern.

    Ein Herr oder Frau sage also:

Besonders bekenne ich vor Euch, daß ich mein Kind und Mitarbeiter, Frau, nicht treulich erzogen habe zu Gottes Ehren. Ich habe geflucht, böses Exempel mit unzüchtigen Worten und Werken gegeben, meinem Nachbar Schaden getan, übel nachgeredet, zu teuer verkauft, falsche und nicht ganze Ware gegeben - und was er mehr gegen die Gebote Gottes und seinen Stand getan usw.

  Wenn aber jemand sich nicht befindet beschweret mit solcher oder größern Sünde, der soll nicht sorgen oder weiter Sünde suchen noch erdichten und damit eine Marter aus der Beichte   machen,  sondern erzähle eine oder zwei, die du weißest, also: Besonders bekenne ich, daß ich einmal geflucht, ebenso, einmal unhübsch mit Worten gewesen, einmal dies N. versäumet habe usw. Also laß es genug sein.

  Weißest du aber gar keine (welches doch nicht wohl möglich sein sollte), so sage auch keine besonders, sondern nimm die Vergebung auf die allgemeine Beichte, so du vor Gott tust gegen den Beichtvater.

    Darauf soll der Beichtvater sagen:

Gott sei dir gnädig und stärke deinen Glauben! Amen.

    Weiter:

Glaubest du auch, daß meine Vergebung Gottes Vergebung sei?

Ja, lieber Herr!

    Darauf spreche er:

Wie du glaubest, so geschehe dir. Und ich, aus dem Befehl unsers HErrn JEsu Christi, vergebe dir deine Sünde im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

    Gehe hin in Frieden!

Welche aber große Beschwerung des Gewissens haben oder betrübt und angefochten sind, die wird ein Beichtvater wohl wissen mit mehr Sprüchen zu trösten und zum Glauben zu reizen. Das soll allein eine allgemeine Weise der Beichte sein für die Einfältigen.

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DAS SAKRAMENT DES ALTARS,

wie ein Hausvater dasselbe seinem Hause einfältiglich vorhalten soll.

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Was ist das Sakrament des Altars? Antwort:

Es ist der wahre Leib und Blut unsers HErrn JEsu Christi unter dem Brot und Wein, uns Christen zu essen und zu trinken von Christus selbst eingesetzt.

Wo steht das geschrieben? Antwort:

So schreiben die heiligen Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und St. Paulus:

Unser HErr JEsus Christus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach's und gab's seinen Jüngern und sprach: Nehmet hin und esset; das ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Solches tut zu meinem Gedächtnis!

Desselbigengleichen nahm er auch den Kelch nach dem Abendmahl, dankte und gab ihnen den und sprach: Nehmet hin und trnket alle daraus; dieser Kelch ist das Neue Testament in meinem Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Solches tut, sooft ihr's trinket, zu meinem Gedächtnis!

Was nützt denn solch Essen und Trinken? Antwort:

Das zeigen uns die Worte: Für euch gegeben und vergossen zur Vergebung der Sünden: nämlich daß uns im Sakrament Vergebung der Sünden, leben und Seligkeit durch solche Worte gegeben wird. Denn wo Vergebung der Sünden ist, da ist auch Leben und Seligkeit.

Wie kann leiblich Essen und Trinken solche große Dinge tun? Antwort:

Essen und Trinken tut's freilich nicht, sondern die Worte, so da stehen: Für euch gegeben und vergossen zur Vergebung der Sünden. Welche Worte sind neben dem leiblichen Essen und Trinken das Hauptstück im Sakrament; und wer denselben Worten glaubet, der hat, was sie sagen und wie sie lauten, nämlich Vergebung der Sünden.

Wer empfängt denn solch Sakrament würdig? Antwort:

Fasten und leiblich sich bereiten ist wohl eine feine äußerliche Zucht; aber der ist recht würdig und wohl geschickt, wer den Glauben hat an diese Worte: Für euch gegeben und vergossen zur Vergebung der Sünden.

Wer diesen Worten nicht glaubet oder zweifelt, der ist unwürdig und ungeschickt. Denn das Wort Für euch! fordert nichts als gläubige Herzen.

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Wie ein Hausvater sein Haus soll lehren, morgens und abends sich segnen.

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Der Morgensegen.

Des Morgens, so du aus dem Bette fährst, sollst du dich segnen mit dem heiligen Kreuz und sagen:

Das walte Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist! Amen.

Darauf knieend oder stehend den Glauben und Vaterunser beten. Willst du, so magst du dies Gebetlein dazu sprechen:

Ich danke dir, himmlischer Vater, durch JEsus Christus, deinen lieben Sohn, daß du mich diese Nacht vor allem Schaden und Gefahr behütet hast, und bitte dich, du wollest mich diesen Tag auch behüten vor Sünden und allem Übel, daß dir all mein Tun und Leben gefalle. Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele, und alles in deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit mir, daß der böse Feind keine Macht an mir finde. Amen.

Und alsdann mit Freuden an dein Werk gegangen und etwa ein Lied gesungen, wie "Die zehn Gebote", oder was deine Andacht gibt.

Der Abendsegen.

Des Abends, wenn du zu Bette gehst, sollst du dich segnen mit dem heiligen Kreuz und sagen:

Das walte Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist! Amen.

Darauf knieend oder stehend den Glauben und Vaterunser beten. Willst du, so magst du dies Gebetlein dazu sprechen:

Ich danke dir, mein himmlischer Vater, durch JEsus Christus, deinen lieben Sohn, daß du mich diesen Tag gnädiglich behütet hast, und bitte dich, du wollest mir vergeben meine Sünden, wo ich unrecht getan habe, und mich diese Nacht gnädiglich behüten. Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele, und alles in deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit mir, daß der böse Feind keine Macht an mir finde. Amen.

Und alsdann flugs und fröhlich geschlafen.

Wie ein Hausvater seinem Hause soll lehren, das Benedicte und Gratias sprechen.

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Das Benedicte (Bittgebet).

Die Kinder und Hausgemeinschaft sollen mit gefaltenen Händen und züchtig vor den Tisch treten und sprechen:

Aller Augen warten auf dich, HErr, und du gibst ihnen ihre Speise zu seiner Zeit. Du tust deine Hand auf und sättigest alles, was da lebet, mit Wohlgefallen.

Danach das Vaterunser und dies folgende Gebet:

HErr Gott, himmlischer Vater, segne uns diese deine Gaben, die wir von deiner milden Güte zu uns nehmen durch JEsum Christum, unsern HErrn! Amen.

Das Gratias (Dankgebet).

Also auch nach den Essen sollen sie gleicherweise tun, züchtig und mit gefaltenen Händen sprechen:

Danket dem HErrn, denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich; der allem Fleische Speise gibt, der dem Vieh sein Futter gibt, den jungen Raben, die ihn anrufen. Er hat nicht Lust an der Stärke des Rosses noch Gefallen an jemandes Beinen. Der HErr hat Gefallen an denen, die ihn fürchten und die auf seine Güte warten.

Danach das Vaterunser und dies folgende Gebet:

Wir danken dir, HErr Gott Vater, durch JEsum Christum, unsern HErrn, für alle deine Wohltat, der du lebest und regierest in Ewigkeit! Amen.

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DIE HAUSTAFEL

etlicher Sprüche für allerlei heilige Ordnungen und Stände, dadurch dieselben, als durch eigene Lektion, ihres Amts und Dienstes zu ermahnen.

Den Bischöfen, Pfarrern und Predigern.

  Ein Bischof soll unsträflich sein, einer Frau Mann, nüchtern, sittig, mäßig, gastfrei, lehrhaftig, nicht ein Weinsäufer, nicht pochen, nicht unehrliche Hantierung treiben, sondern gelinde, nicht haderhaftig, nicht geizig, der seinem eigenen Hause wohl vorstehe, der gehorsame Kinder habe, mit aller Ehrbarkeit, nicht ein Neuling, der ob dem Worte halte, das gewiß ist und lehren kann, auf daß er mächtig sei, zu ermahnen durch die heilsame Lehre und zu strafen die Widersprecher. 1 Tim. 3,2.3.4.6; Tit. 1,9.

Was die Zuhörer ihren Lehrern und Seelsorgern zu tun schuldig sind.

  Esset und trinket, was sie haben; denn ein Arbeiter ist seines Lohnes wert. Luk. 10,7.

  Der HErr hat befohlen, daß, die das Evangelium verkündigen, sollen sich vom Evangelium nähren. 1 Kor. 9,14.

  Der unterrichtet wird mit dem Wort, der teile mit allerlei Gutes dem, der ihn unterrichtet. Irret euch nicht; Gott läßt sich nicht spotten! Gal. 6,6.7.

  Die Ältesten, die wohl vorstehen, die halte man zweifacher Ehre wert, sonderlich die da arbeiten im Wort und in der Lehre. Denn es spricht die Schrift: Du sollst nicht dem Ochsen das Maul verbinden, der da drischt, und: Ein Arbeiter ist seines Lohnes wert. 1 Tim. 5,17.18.

  Wir bitten euch aber, lieben Brüder, daß ihr erkennet, die an euch arbeiten und euch vorstehen in dem HErrn und euch vermahnen. Habt sie desto lieber um ihres Werks willen und seid friedsam mit ihnen! 1 Thess. 5,12.13.

  Gehorchet euren Lehrern und folget ihnen; denn sie wachen über eure Seelen, als die da Rechenschaft dafür geben sollen, auf daß sie das mit Freuden tun und nicht mit Seufzen; denn das ist euch nicht gut. Hebr. 13,17.

Von weltlicher Obrigkeit.

  Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit ohne von Gott; wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott verordnet. Wer sich nun wider die Obrigkeit setzet, der widerstrebet  Gottes  Ordnung;  die  aber widerstreben, werden über sich ein Urteil empfahen. Denn sie trägt das Schwert nicht umsonst; sie ist Gottes Dienerin, eine Rächerin zur Strafe über den, der Böses tut. Röm. 13,1.2.4.

Von den Untertanen.

  Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist! Matth. 22,21.

  So seid nun aus Not untertan, nicht allein um der Strafe willen, sondern auch um des Gewissens willen. Derhalben müsset ihr auch Schoß geben; denn sie sind Gottes Diener, die solchen Schutz sollen handhaben. So gebet nun jedermann, was ihr schuldig seid: Schoß, dem der Schoß gebührt, Zoll, dem der Zoll gebührt, Furcht, dem die Furcht gebührt, Ehre, dem die Ehre gebührt. Röm. 13,5-7.

  So ermahne ich nun, daß man vor allen Dingen zuerst tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, für die Könige und für alle Obrigkeit, auf daß wir ein ruhig und stilles Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit. Denn solches ist gut, dazu auch angenehm vor Gott, unserm Heilande. 1 Tim. 2,1-3.

  Erinnere sie, daß sie den Fürsten und der Obrigkeit untertan und gehorsam seien! Tit. 3,1.

  Seid untertan aller menschlichen Ordnung um des HErrn willen, es sei dem Könige, als dem Obersten, oder den Hauptleuten, als den Gesandten von ihm zur Rache über die Übeltäter und zu Lobe den Frommen. 1 Petr. 2,13.14.

Den Ehemännern.

  Ihr Männer, wohnet bei euren Frauen mit Vernunft und gebet dem weiblichen als dem schwächsten Werkzeuge seine Ehre, als auch Miterben der Gnade des Lebens, auf daß eure Gebete nicht verhindert werden. 1 Petr. 3,7.

  Und seid nicht bitter gegen sie! Kol. 3,19.

Den Ehefrauen.

  Die Frauen seien untertan ihren Männern als dem HErrn, wie Sarah Abraham gehorsam war und hieß ihn Herr, welcher Töchter ihr worden seid, so ihr wohl tut und nicht so schüchtern seid. 1 Petr. 3,1.6.

Den Eltern.

  Ihr Väter, reizet eure Kinder nicht zu Zorn, auf daß sie nicht scheu werden, sondern ziehet sie auf in der Zucht und Vermahnung zu dem HErrn. Eph. 6,4. Kol. 3,21.

Den Kindern.

  Ihr Kinder, seid gehorsam euren Eltern in dem HErrn; denn das ist billig. Ehre Vater und Mutter; das ist das erste GEbot, das Verheißung hat: auf daß dir's wohlgehe und du lange lebest auf Erden. Eph. 6,1-3.

Den Knechten, Mägden, Tagelöhnern und Arbeitern.

  Ihr Knechte, seid gehorsam euren leiblichen Herren mit Furcht und Zittern, in Einfältigkeit eures Herzens, als Christus; nicht mit Dienst allein vor Augen, als den Menschen zu gefallen, sondern als die Knechte Christi, daß ihr solchen Willen Gottes tut von Herzen, mit gutem Willen. Lasset euch dünken, daß ihr dem HErrn dienet und nicht den Menschen; und wisset, was ein jeglicher Gutes tun wird, das wird er von dem HErrn empfahen, er sei ein Knecht oder ein Freier. Eph. 6,5-8.

Den Hausherren und Hausfrauen.

  Ihr Herren, tut auch dasselbige gegen sie und lasset das Drohen; und wisset, daß auch euer HErr im Himmel ist, und ist bei ihm kein Ansehen der Person. Eph. 6,9.

Der allgemeinen Jugend.

  Ihr Jungen, seid untertan den Ältesten und haltet fest an der Demut! Denn Gott widerstrebet den Hoffärtigen; aber den Demütigen gibt er Gnade. So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, daß er euch erhöhe zu seiner Zeit. 1 Petr. 5,5.6.

20

Den Witwen.

Das ist eine rechte Witwe, die einsam ist, die ihre Hoffnung auf Gott stellet und bleibet am Gebet und Flehen Tag und Nacht. Welche aber in Wollüsten lebet, die ist lebendig tot. 1 Tim. 5,5.6.

Der Gemeinde.

  Liebe deinen Nächsten als dich selbst! In dem Wort sind alle Gebote verfasset. Röm. 13,9. Und haltet an mit Beten für alle Menschen! 1 Tim. 2,1.

Ein jeder lern' sein Lektion,

So wird es wohl im Hause stohn.

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CHRISTLICHE FRAGESTÜCKE,

durch D. Martin Luther gestellet für die, so zum Sakrament gehen wollen, mit ihren Antworten.

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  Nach getaner Beichte und Unterricht von den zehn Geboten, Glauben, Vaterunser, von den Worten der Taufe und Sakrament mag der Beichtvater oder einer sich selbst fragen:

1. Glaubst du, daß du ein Sünder bist? Antwort:

Ja, ich glaube es; ich bin ein Sünder.

2. Wie weißt du das? Antwort:

Aus den zehn Geboten, die habe ich nicht gehalten.

3. Sind dir deine Sünden auch leid? Antwort:

Ja, es ist mir leid, daß ich wider Gott gesündiget habe.

4. Was hast du mit deinen Sünden bei Gott verdient? Antwort:

Seinen Zorn und Ungnade, zeitlichen Tod und ewige Verdammnis.

5. Hoffst du auch, selig zu werden? Antwort:

Ja, ich hoffe es.

6. Wes tröstest du dich denn? Antwort:

Meines lieben HErrn JEsu Christi.

7. Wer ist Christus? Antwort:

Gottes Sohn, wahrer Gott und Mensch.

8. Wieviel sind Götter? Antwort:

Nur einer; aber drei Personen: Vater, Sohn und Heiliger Geist.

9. Was hat denn Christus für dich getan, daß du dich sein tröstet? Antwort:

Er ist für mich gestorben und hat sein Blut am Kreuz für mich vergossen zur Vergebung der Sünden.

10. Ist der Vater auch für dich gestorben? Antwort:

Nein; denn der Vater ist nur Gott,der Heilige Geist auch; aber der Sohn ist wahrer Gott und wahrer Mensch, für mich gestorben und hat sein Blut für mich vergossen.

11. Wie weißt du das? Antwort:

Aus dem heiligen Evangelio und aus den Worten vom Sakrament und bei seinem Leib und Blut, im Sakrament mir zum Pfande gegeben.

12. Wie lauten die Worte? Antwort:

Unser HErr JEsus Christus in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach's und gab's seinen Jüngern und sprach: Nehmet hin und esset; das ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Solches tut zu meinem Gedächtnis!

Desselbigengleichen nahm er auch den Kelch nach dem Abendmahl, dankte und gab ihnen den und sprach: Nehmet hin und trinket alle daraus; dieser Kelch ist das Neue Testament in meinem Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Solches tut, sooft ihr's trinket, zu meinem Gedächtnis!

13. So glaubst du, daß im Sakrament der wahre Leib und Blut Christi sei? Antwort:

Ja, ich glaube es.

14. Was bewegt dich, das zu glauben? Antwort:

Das Wort Christi: "Nehmet hin und esset, das ist mein Leib; trinket alle daraus, das ist mein Blut."

15. Was sollen wir tun, wenn wir seinen Leib essen und sein Blut trinken und das Pfand also nehmen? Antwort:

Seinen Tod und Blutvergießen verkündigen und gedenken, wie er uns gelehret hat: "Solches tut, sooft ihr's trinket, zu meinem Gedächtnis!"

16. Warum sollen wir seines Todes gedenken und denselben verkündigen? Antwort:

Daß wir lernen glauben, daß keine Kreatur hat können genugtuun für unsere Sünden als Christus, wahrer Gott und Mensch, und daß wir lernen erschrecken vor unsern Sünden und dieselbigen lernen groß achten und uns sein allein freuen und trösten und also durch denselben Glauben selig werden.

17. Was hat ihn denn bewegt, für deine Sünden zu sterben und dafür genugzutun? Antwort:

Die große Liebe zu seinem Vater, zu mir und andern Sündern, wie geschrieben stehet Joh. 15,13; Röm. 5,8; Gal. 2,20; Eph. 5,2.

18. Endlich aber, warum willst du zum Sakrament gehen? Antwort:

Auf daß ich lerne glauben, daß Christus um meiner Sünde willen aus großer Liebe gestorben sei, wie gesagt, und danach von ihm auch lerne Gott und meinen Nächsten lieben.

19. Was soll einen Christen vermahnen und reizen, das Sakrament des Altars oft zu empfahen? Antwort:

Von Gottes wegen soll ihn beide des HErrn Christi Gebot und Verheißung, danach auch seine eigene Not, so ihm auf dem Halse lieget, treiben, um welcher willen solch Gebieten, Locken und Verheißung geschieht.

20. Was soll  aber ein Mensch tun, wenn er solche Not nicht fühlen kann oder keinen Hunger noch Durst des Sakraments empfindet? Antwort:

Dem kann nicht besser geraten werden, denn daß er erstlich in seinen Busen greife und fühle, ob er auch noch Fleisch und Blut habe, und glaube doch der Schrift, was sie davon saget Gal. 5,19 ff. und Röm. 7,18.

Zum andern, daß er um sich sehe, ob er auch noch in der Welt sei, und denke, daß es an Sünden und Not nicht fehlen werde, wie die Schrift saget Joh. 15,18.19 und 16,20; 1 Joh. 2,15.16 und 5,19.

Zum dritten, so wird er ja auch den Teufel um sich haben, der ihm mit Lügen und Morden Tag und Nacht keinen Frieden innerlich und äußerlich lassen wird, wie ihn die Schrift abmalet Joh 8,44; 1 Petr. 5,8.9; Eph. 6,11.12; 2 Tim. 2,26.

NOTA.

  Diese Fragestücke und Antworten sind kein Kinderspiel, sondern von dem ehrwürdigen und frommen D. Luther für die Jungen und Alten aus einem großen Ernst vorgeschrieben. Ein jeder sehe sich wohl vor und lasse es sich auch einen rechten Ernst sein; denn St. Paulus zu den Galatern am 6. spricht: Irret euch nicht, Gott läßt sich nicht spotten!

Anhang I

Zusammenfassung der Bibel- oder Katechismuslehre in Frage und Antwort

An wen glaubest du?

An den dreieinigen Gott, der einzig im Wesen, dreieinig in Personen ist, Gott Vater, Gott Sohn, Gott Heiliger Geist. Matth. 28,19; 2 Kor. 13,13; 1 Joh. 5,7.

Warum heißt die erste Person Gott Vater?

Weil er von Ewigkeit her einen Sohn aus seinem Wesen gezeugt hat, Ps. 2; Hebr. 1,5. Siehe den ersten Artikel.

Wer ist dieser Sohn?

Er ist die andere Person in der hochgelobten Dreieinigkeit und führt zwei besondere Namen.

Was sind das für Namen?

Er heißt 1) Jesus, ein Seligmacher, Matth. 1,21; 2) Christus, ein Gesalbter, weil er zu einem dreifachen Amte gesalbet wurde, Ps. 45.

Wann hat er den Namen Jesus bekommen?

Den hat er bei seiner Empfängnis von dem Engel bekommen, Matth. 1,21, und bei der Beschneidung, Luk. 2,21.

Ist denn Gott der Sohn Mensch geworden?

Ja, Gott selbst ist Mensch geworden und Gott gleichzeitig geblieben. Gal. 4,4.5.

Warum mußte er denn Mensch werden?

Damit er an meiner Statt leiden, sterben und auferstehen könne und mein Mittler würde. Jes. 53,4.5.6; 2 Kor. 5,11; Joh. 3,16.

Was hast du denn getan, daß du eines Mittlers und Heilandes bedarfst?

Ich bin aus dem glückseligen Stande gefallen, darinnen mich Gott geschaffen hatte, Röm. 5,12.

Was war das für ein Stand?

Der allerglückseligste und vollkommenste; denn ich war nach dem Ebenbild Gottes erschaffen, 1 Mose 1,26.27.

Wodurch hast du dies Ebenbild Gottes verloren?

Durch den Ungehorsam meiner ersten Eltern, Adams und Evas, 1 Mose 3,1 ff.

Womit hat Gott diesen Ungehorsam bestraft?

Mit dem natürlichen und dem geistlichen Tod und der ewigen Verdammnis. 1 Mose 2,17; Röm. 6,23.

Worinnen besteht dieser geistliche Tod?

Der geistliche Tod besteht darinnen, daß meine ganze Natur völlig verdorben ist, daß ich notwendig ewig verdammt und verloren sein müßte, weil ich von Mutterleibe an voll böser Lust und Neigung bin und keine wahre Gottesfurcht, keinen wahren Glauben an Gott von Natur haben kann und daher von Natur nichts als Sünde tue. Ps. 51,7; 2 Kor. 3,5; 1 Mose 8,21.

Kann dir aber Gott nicht solchen Fall und angeerbte Ungerechtigkeit übersehen?

Nein, denn er ist gerecht und muß die Sünde zeitlich und ewig strafen, Röm. 1,18; Ps. 5,7; 2 Petr. 2,9.

Kannst du dieser zeitlichen und ewigen Strafe entgehen?

Ja, denn ich weiß, daß jemand alle meine Sündenschulden getragen, vollkommen bezahlet und den erzürnten Gott mit mir ausgesöhnet hat, 2 Kor. 5,17-21.

Wer ist das?

Jesus Christus, der eingeborne Sohn Gottes, unser Herr, der empfangen ist von dem Heiligen Geist, geboren aus Maria der Jungfrau, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuziget, gestorben und begraben, niedergefahren zur Hölle, am dritten Tage wieder auferstanden von den Toten, aufgefahren gen Himmel, sitzend zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters, von dannen er kommen wird, zu richten die Lebendigen und die Toten.

Was geht dich aber der Tod, Begräbnis und Auferstehung Jesu Christi an?

Es ist das alles um meinetwillen geschehen und an meiner Statt von Jesus erduldet worden. Röm. 4,25.

Ist nun der erzürnte Gott wieder versöhnet?

Ja, durch Christus, der sein Blut, als ein teures Lösegeld, der Gerechtigkeit Gottes bezahlet, 1 Petr. 1,18.19, welche Genugtuung dem Glauben so von Gott zugerechnet wird, als ob die Gläubigen ebenso vollkommenen Gehorsam wie Jesus dem Gesetze geleistet hätten, 2 Kor. 5,21; Röm. 10,10.

Kann dich demnach Gott nicht verdammen?

Nein, denn ich glaube und vertrauen auf Christus und bin sein Eigentum. Röm. 8,1.31.32.

Wodurch bist du sein Eigentum?

Darum, weil Christus mich erworben hat. Tit. 2,11-14.

Wodurch hast du das, was Christus dir erworben hat?

Durch den Glauben an Christus. Röm. 4,5.23.24.

Was ist der Glaube?

Der Glaube ist eine lebendige göttliche Erkenntnis Gottes und Jesu Christi, Joh. 17,3, verbunden mit unfehlbarem Beifall, Apg. 24,14 und herzlichem Vertrauen und Zuversicht auf das Verdienst Jesu Christi, Eph. 1,7; Kol. 1,12; Röm. 3,24.25.

Woher bekommst du den Glauben?

Den Glauben empfange ich vom Heiligen Geist als dem Geist des Glaubens, 2 Kor. 4,13.

Wer ist der Heilige Geist?

Er ist die dritte Person in der hochgelobten Dreieinigkeit, der vom Vater und Sohn ausgehet und das Werk der Heiligung in mir anfängt und vollendet, Joh. 15,16; Eph. 3,15.16. Siehe den dritten Artikel.

Wodurch wirket der heilige Geist den Glauben?

1) Durch das Wort des Evangeliums, Röm. 10,17, wenn es gehört oder gelesen wird. 2) Durch die beiden Sakramente: davon das eine, die heilige Taufe, den Glauben in mir anzündet, Tit. 3,5; das andere, das Heilige Abendmahl, den Glauben in mir stärket, 1 Kor. 10,16.17; 11,23-32.

Was folgt aus dem Glauben?

Aus dem Glauben folgen die guten Werke, die der Heilige Geist in mir wirket, Jak. 2,18.19; Matth. 5,16.

Was sind das für gute Werke, die dem Glauben folgen?

Alles das, was mir in den heiligen zehn Geobten von Gott befohlen wurde, Joh. 2,3.4; 5 Mose 12,32.

Finden sich aber auch Hindernisse, die dich an den guten Werken hindern?

Ach ja! die Welt, 1 Joh. 2,15.16, der Teufel, Offenb. 12,9, und mein eigenes Fleisch und Blut, Röm. 7,18.

Wodurch überwindest du diese Hindernisse?

Durch die Kraft Christi, die in mir wohnet, 2 Kor. 12,9.

Wie erlangst du die Kraft Christi?

Durch den Glauben, aus Gnaden, durch die Gnadenmittel wohnt Christus in mir. Und durch das Gebet bitte ich ihn um Beistand.

Kannst du beten?

Ja, denn Jesus hat es mich gelehret im Vaterunser, wovon das dritte Hauptstück handelt.

Erhöret Gott dein Gebet?

Ach ja; denn er hat es mir in Gnaden versprochen. Ps. 50,15.

Aber du hast ja immer allerlei Kreuz und Elend in der Welt?

Das schickt mir Gott zu, Amos 3, zu meinem Besten, Röm. 8,28.

Wie tröstest du dich aber in deiner Not?

Auf vielerlei Weise; am meisten aber mit der ewigen Seligkeit, die an mir soll offenbaret werden, Röm. 8,18.

Was ist die ewige Seligkeit?

Es ist die unaussprechliche Freude, die mir nach meinem Tode im Himmel bereitet ist, und zu der ich, so wohl der seele als auch dem Leibe nach, eingehen werde, 1 Kor. 2,9; Luk. 23,43; Phil. 3,20.21.

Wie lange dauert diese Freude?

Wahrhaft ewig, ohne Ende. Dan. 12,2; Matth. 25,46.

Weißt du aber auch gewiß, daß du selig wirst?

Ja, das weiß ich gewiß aufgrund der Verheißungen Gottes in seinem Evangelium im Wort und den Sakramenten. Joh. 3,16; Mark. 16,16; 2 Tim. 1,12.

Anhang II

Eine Auslegung des Glaubensbekenntnisses durch D. Martin Luther

    Der Glaube teilet sich in drei Hauptstücke, je nachdem die drei Personen der heiligen göttlichen Dreifaltigkeit darinnen erzählet werden: das erste dem Vater, das andere dem Sohn, das dritte dem Heiligen Geiste zuzueignen ist, denn das ist der höchste Artikel im Glauben, darinnen die andern alle hängen.

    Hier ist zu merken, daß auf zweierlei Weise geglaubt wird. Zum ersten von Gott, das ist, wenn ich glaube, daß es wahr sei, was man von Gott sagt, gleichwie wenn ich glaube, daß es wahr sei, was man vom Türken sagt. Dieser Glaube ist mehr ein Wissen oder Wahn als ein Glaube. Zum andern wird an Gott geglaubet, das ist, wenn ich nicht allein glaube, daß es wahr sei, was von Gott gesagt wird, sondern setze mein Vertrauen in ihn, begebe und erwäge mich mit ihm zu handeln und glaube ohne allen Zweifel, er wird mir so sein und tun, wie man von ihm sagt. Auf solche Weise glaube ich nicht vom Türken oder Menschen, wie hoch man sein Lob preisete, denn ich glaube leicht, daß ein Mann fromm sei, aber ich wag's darum nicht, auf ihn zu bauen.

    Solcher Glaube, der es wagt auf Gott, wie von ihm gesagt wird, es sei im Leben oder Sterben, der macht allein einen Christenmenschen und erlanget von Gott alles, was er will; der mag kein falsches Herz haben, denn das ist ein lebendiger Glaube und der wird geboten im ersten Gebot, das da sagt: Ich bin dein Gott, du sollst keine anderen Götter haben. Darum ist das Wörtlien 'an' sehr wohl gesetzt und mit viel Fleiß wahrzunehmen, daß wir nicht sagen: Ich glaube Gott, dem Vater oder von dem Vater, sondern an Gott, den Vater, an Jesus Christus, an den Heiligen Geist. Und den Glauben soll man niemand geben als allein Gott. Darum wird die gottheit Jesu Christi und des Heiligen Geistes damit bekannt, daß wir an sie gleich wie an den Vater glauben. Und wie es ein gleicher Glaube ist an alle drei Personen, so sind die drei Personen auch ein Gott.

Der erste Teil des Glaubens

    Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, Schöpfer Himmels und der Erden.

Das ist:

    Ich entsage dem bösen Geist aller Abgötterei, aller Zauberei und Mißglaubens.

    Ich setze mein Vertrauen auf keinen Menschen auf Erden, auch nicht auf mich selbst, noch auf meine Gewalt, Kunst, Gut, Frömmigkeit oder was ich haben mag.

    Ich setze mein Vertrauen auf keine Kreatur, sie sei im Himmel oder auf Erden.

    Ich erwäge und setze mein Vertrauen allein auf den bloßen unsichtbaren einigen Gott, der Himmel und Erden geschaffen hat und allein über aller Kreatur ist. Wiederum entsetze ich mich nicht vor aller Bosheit des Teufels und seiner Gesellschaft, denn mein Gott über sie alle ist.

    Ich glaube nichtsdestoweniger an Gott, ob ich gleich von allen Menschen verlassen oder verfolget werde.

    Ich glaube nichtsdestoweniger, ob ich arm, unverständig, ungelehret, verachtet bin oder mir aller Dinge mangelt.

    Ich glaube nichtsdestoweniger, obwohl ich ein Sünder bin. Denn dieser mein Glaube soll und muß schweben gegen alles, was da ist und nicht ist, über Sünde und Tugend und über alles, auf daß er an Gott lauter und rein sich halte, wie mich das erste Gebot dringet.

    Ich begehre auch kein Zeichen von ihm, ihn zu versuchen.

    Ich traue beständig auf ihn, wie lange er auch verzieht und setze ihm kein Ziel, Zeit, Maß oder Weise, sondern stelle es alles anheim seinem göttlichen Willen in einem freien, richtigen Glauben.

    Da er denn allmächtig ist, was mag mir gebrechen, das er mir nicht geben und tun könne?

    Da er der Schöpfer Himmels und der Erden ist und aller Ding ein Herr, wer will mir etwas nehmen oder schaden? Ja, wie sollen mir nicht alle Dinge zugut kommen und dienen, wenn er mir Gutes gibt, dem sie alle gehorsam und untertan sind?

    Da er denn Gott ist, so kann er und weiß, wie er's machen soll mit mir auf's beste; da er Vater ist, so will er's auch tun und tut es herzlich gerne.

    Da ich daran nicht zweifle und setze mein Vertrauen so auf ihn, so bin ich gewiß und sein Kind, Diener und Erbe ewiglich und wir mir geschehen, wie ich glaube.

Der zweite Teil

    Und an Jesus Christus, seinen einzigen Sohn, unsern Herrn, der empfangen ist von dem Heiligen Geist, geboren aus Maria, der Jungfrau, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuziget, gestorben und begraben, niedergefahren zur Hölle, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren gen Himmel, sitzend zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters, von dannen er kommen wird, zu richten die Lebendigen und die Toten.

Das ist:

  Ich glaube nicht allein, daß Jesus Christus wahrhaftiger einziger Gottessohn ist, in einer ewigen göttlichen Natur und Wesen, von Ewigkeit immer geborn, sondern auch, daß ihm vom Vater alle Dinge unterworfen sind und auch nach der Menschheit mein und aller Ding ein Herr gesetzt ist, die er mit dem Vater nach der Gottheit geschaffen hat.

    Ich glaube, daß niemand an den Vater glauben und zu dem Vater zu kommen vermag, weder durch Kunst, Werk, Vernunft noch alles, das man nennen kann im Himmel und auf Erden, als allein in und durch Jesus Christus, seinem einzigen Sohn, das ist, durch den Glauben an seinem Namen und Herrschaft.

    Ich glaube fest, daß er mir zugut empfangen ist von dem Heiligen Geist, ohne alles menschliche und fleischliche Werk, ohne leiblichen Vater oder Mannessamen, auf daß er mein und aller, die an ihn glauben, sündliche, fleischliche, unreine, verdammliche Empfängnis reinigte und geistlich machete durch den gnädigen Willen seines und des allmächtigen Vaters.

    Ich glaube, daß er mir geborn ist von der reinen Jungfrau Maria ohn allen Schaden ihrer leiblichen und geistlichen Jungfraunschaft, auf daß er nach der Ordnung väterlicher Barmherzigkeit meine sündliche und verdammte Geburt und die aller seiner Gläubigen segnete, unschädlich und rein machte.

    Ich glaube, daß er sein Leiden und Kreuz für meine und aller Gläubigen Sünde getragen hat und dadurch alle Leiden und Kreuz gesegnet und nicht allein unschädlich, sondern auch heilsam gemacht hat.

    Ich glaube, daß er gestorben und begraben ist, meine Sünde und die aller Gläubigen ganz zu töten und zu begraben, dazu den leiblichen Tod erwürget und ganz unschädlich, nützlich, heilsam gemacht hat.

    Ich glaube, daß er zu der Hölle niedergestiegen, den Teufel und alle seine Gewalt, List und Bosheit mir und seinen Gläubigen zu dämpfen und gefangen zu nehmen, daß mir der Teufel hinfort nicht schaden kann; und mich von der Höllen Pein erlöset, die auch unschädlich gemacht.

    Ich glaube, daß er sei auferstanden am dritten Tage von den Toten, mir und allen seinen Gläubigen ein neues Leben zu geben, und also mich und alle Gläubigen mit ihm in Gnaden und Geist erwecket hat, hinfort nicht zu sündigen, sondern ihm allein zu dienen in allerlei Gnaden und Tugenden und also Gottes Gebote zu erfüllen.

    Ich glaube, daß er aufgefahren sei in den Himmel und von dem Vater empfangen hat Gewalt und Ehre über alle Engel und Kreaturen und also sitzet zu der rechten Hand Gottes; daß er ist ein König und Herr über alle Gottesgüter im Himmel, in der Hölle und auf Erden. Deshalb kann er mir und allen Gläubigen helfen in allen unsern Nöten gegen alle unsere Widersacher und Feinde.

    Ich glaube, daß er wieder von dort von dem Himmel kommen wird am Jüngsten Tage, zu richten die Lebendigen, die dann gefunden werden, und Toten, die inzwischen verstorben sind, und alle Menschen, alle Engel und Teufel vor seinen Gerichtsstuhl kommen müssen und ihn leiblich sehen; mich und alle seine Gläubigen zu erlösen von dem leiblichen Tod und allen Gebrechen und zu strafen ewiglich seine Feinde und Widersacher und uns von ihrer Gewalt auf ewig zu erlösen.

Der dritte Teil 

    Ich glaube an den Heiligen Geist, eine heilige christliche Kirche, die Gemeinde der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben. Amen.

Das ist:

    Ich glaube nicht allein, daß der Heilige Geist ein wahrhaftiger Gott ist mit dem Vater und Sohn, sondern auch in und zu dem Vater durch Christus und sein Leben, Sterben und alles, was von ihm gesagt ist, niemand kommen oder etwas von demselben erlangen kann ohne des Heiligen Geistes Werk, mit welchem der Vater und Sohn mich und alle die Seinen rühret, wecket, rufet, zieht, durch und in Christus lebendig, heilig und geistlich macht und so zum Vater bringt, denn er ist das, womit der Vater durch Christus und in Christus alles wirkt und lebendig macht.

    Ich glaube, daß da sei auf Erden so weit die Welt ist nicht mehr als eine heilige allgemeine christliche Kirche, welche nichts anders ist als die Gemeinde oder Versammlung der Heiligen, der frommen, gläubigen Menschen auf Erden, welche durch denselben Heiligen Geist versammelt, erhalten und regieret wird und täglich durch die Sakramenten und Gottes Wort gemehret.

    Ich glaube, daß niemand kann selig werden, der nicht in dieser Gemeinde gefunden wird, einträchtig mit ihr haltend in einem Glauben, Wort, Sakramenten, Hoffnung und Liebe und daß kein Jude, Heide, Ketzer oder Sünder mit ihr selig werde, es sei denn, daß er sich mit ihr versöhne, vereinige und ihr gleichförmig werde in allen Dingen.

    Ich glaube, daß in dieser Gemeinde oder Christenheit alle Dinge gemeinsam sind, eines jeglichen Güter des andern eigen und niemand sich selbst eigen sei, weshalb  einem jeglichen Gläubigen alle Gebete und guten Werke der ganzen Gemeinde zu Hilfe kommen, beistehen und stärken müssen zu aller Zeit, im Leben und Sterben, und so ein jeglicher des andern Bürde trägt, wie St. Paulus lehret.

    Ich glaube, daß da sei in derselben Gemeinde und sonst nirgends Vergebung der Sünden, daß außerhalb derselben nicht Hilfe, wie viel und groß die guten Werke immer sein mögen, zur Sündenvergebung sei, aber in derselben nicht schade, wie viel, groß und oft gesündiget werden mag zu Vergebung der Sünde, welche bleibt, wo und wie lange dieselbe eine Gemeinde bleibt, welcher Christus die Schlüssel gibt und spricht Matthäus 18: Was ihr werdet binden auf Erden, soll gebunden sein in dem Himmel. Desselben zu dem einzelnen Petrus an Statt und Bedeutung der Einzelnen und einen Kirche, Matthäus 16: Was du wirst binden, usw.

    Ich glaube, daß da zukünftig ist eine Auferstehung der Toten, in welcher durch denselben Heiligen Geist wird wieder auferweckt werden alles Fleisch, da ist: alle Menschen nach dem Leib oder Fleisch, Fromme und Böse, so daß eben dasselbe Fleisch, das gestorben, begraben, verwest und auf manche Weise umkommen ist, wieder kommen soll und lebendig werden.

    Ich glaube, daß nach der Auferstehung sein wird ein ewiges Leben der Heiligen und ewiges Sterben der Sünder und zweifele an dem allem nicht, daß der Vater durch den Sohn Jesus Christus, unsern Herrn, mit und in dem Heiligen Geist werde mir diese Stücke lassen geschehen, das ist Amen, das ist: es ist treulich und gewißlich wahr.