Die Unterscheidungslehren der evangelisch-lutherischen Kirche


 

der

 

evangelisch-lutherischen Kirche

Kurze Darlegungen zu den wichtigsten

Konfessionen, Sekten und Religionen

vom Standpunkt des

evangelisch-lutherischen Bekenntnisses

Dargelegt von

Roland Sckerl

I n h a l t s v e r z e i c h n i s

Die Unterscheidungslehren

I. KONFESSIONSKUNDE

Unterscheidungslehren zur Römisch-katholischen Kirche

Unterscheidungslehren zur Ostkirche

Unterscheidungslehren zur Reformierten Kirche

Unterscheidungslehren zum Pietismus und den Evangelikalen

A) Zum Pietismus

B) Zu den Evangelikalen

Unterscheidungslehren zur Methodistischen Kirche

Unterscheidungslehren zu den Baptistischen Kirchen

Unterscheidungslehren zur Brüderbewegung

Unterscheidungslehren zum Fundamentalismus und Dispensationalismus

A) Zum Fundamentalismus

B) Zum Dispensationalismus

Unterscheidungslehren zur Pfingst- und charismatischen Bewegung und zur „Dritten Welle“ (Power Evangelism)

A) Zur Pfingstbewegung

B) Die charismatische Bewegung

C) „Dritte Welle“ (Power Evangelism)

II. SEKTENKUNDE

DIE SIEBENTEN-TAGS-ADVENTISTEN

DIE KATHOLISCH-APOSTOLISCHEN GEMEINDEN UND DIE NEUAPOSTOLISCHE KIRCHE

DIE MORMONEN ODER „KIRCHE JESU CHRISTI DER HEILIGEN DER LETZTEN TAGE“

DIE ZEUGEN JEHOVAS

DIE CHRISTLICHE WISSENSCHAFT (CHURCH OF CHRIST (SCIENTIST))

DIE ANTHROPOSOPHIE

SCIENTOLOGY

UNIVERSELLES LEBEN („URCHRISTEN“)

III. RELIGIONSKUNDE

DER ISLAM

DAS JUDENTUM

DER HINDUISMUS

DER BUDDHISMUS

DER ANIMISMUS

DER SCHAMANISMUS

DER SATANISMUS

ANHANG I

DIE ALLVERSÖHNUNGSLEHRE

ANHANG II

DIE FREIMAUREREI

Beigabe

KURZE DARSTELLUNG DER LEHRE DER (bibel- und bekenntnistreuen) EVANGELISCH-LUTHERISCHEN KIRCHE

1. GOTT UND SEINE OFFENBARUNG

2. DIE SCHÖPFUNG, DER MENSCH UND DIE SÜNDE

3. CHRISTUS UND DIE ERLÖSUNG

4. DIE RECHTFERTIGUNG DURCH DEN GLAUBEN ALLEIN

5. DIE HEILIGUNG ODER DIE GUTEN WERKE, DAS GEBET UND DAS KREUZ IM CHRISTENLEBEN

6. DER HEILIGE GEIST

7. DIE HEILSORDNUNG

8. DIE GNADENMITTEL

9. DIE KIRCHE ODER GEMEINDE JESU CHRISTI

10. DAS PRIESTERTUM ALLER GLÄUBIGEN UND DAS HEILIGE PREDIGTAMT

11. DIE GEMEINDE JESU CHRISTI UND DER STAAT

12. EHE UND FAMILIE

13. DIE WIEDERKUNFT JESU CHRISTI UND DAS JÜNGSTE GERICHT

 

I. KONFESSIONSKUNDE

Unterscheidungslehren zur Römisch-katholischen Kirche

1. Die Lehre von der Heiligen Schrift und der Autorität in der Kirche

    Die Römisch-katholische Kirche behauptet, Gottes Wort nicht nur in der Heiligen Schrift zu haben, sondern auch in „Überlieferungen“ (Traditionen), die mündlich überkommen seien. Diese Aussage widerspricht der Bindung an die Schrift, die wir in 2. Timotheusbrief 3,14-17; Römerbrief 15,4; 1. Korintherbrief 10,6 und vor allem Johannesbrief 17,17 haben, da die „mündlichen Überlieferungen“ einer wirklichen Überprüfung nicht standhalten.

    Neben der Heiligen Schrift und der neben sie gestellten Tradition gilt als Autorität in der Kirche außerdem der Papst mit dem Bischofskollegium bei der Feststellung dessen, was die Schrift aussagt, außerdem verbunden mit den Theologen und den Gemeinden („Volksfrömmigkeit“). Das Schwergewicht liegt dabei eindeutig auf dem Papst, der „ex cathedra“, das ist, aus dem Lehrstuhl, gewissensverbindliche Dogmen beschließen kann, selbst dann, wenn sie keinerlei Schriftgrund haben (z.B. das Domga der Unfehlbarkeit des Papstes von 1870; der Himmelfahrt Marias von 1951). Auch damit wir die Bibel als wahres Fundament der Kirche umgestoßen, gegen Epheserbrief 2,19-22, nach dem die Kirche erbaut ist auf dem Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist.

    Dadurch, dass die Heilige Schrift als absolute Autorität in der Kirche vom Thron gestoßen ist, ist die römisch-katholische Kirche tatsächlich unreformierbar geworden.

    Die Autorität und Kraft der Heiligen Schrift wird von Rom weiterhin dadurch eingeschränkt, dass Rom das rechte Verständnis der Schrift dem Papst, den Bischöfen und ihren Theologen zuspricht und die Gemeinden daran bindet und ihnen somit das unmittelbare Verständnis des Wortes Gottes verweigert und damit die Klarheit der Heiligen Schrift gegen Psalm 119,105 leugnet.

    Die Kraft der Schrift, des Wortes Gottes, wird weiterhin herabgesetzt dadurch, dass behauptet wird, die Fülle des Heils könne nicht durch das Wort allein empfangen werden, sondern nur durch die Eucharistie. Dies widerspricht eindeutig Römerbrief 1,16.17; 1. Petrusbrief 1,23 und der gesamten Aussage von Psalm 119.

    Während Rom bis weit in das 20. Jahrhundert hinein offiziell die Lehre von der Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift formal festgehalten hatte (was allerdings praktisch keinerlei Auswirkungen hatte), hat es sich seither weit der Bibelkritik geöffnet und leugnet somit tatsächlich gegen 2. Timotheusbrief 3,14-17 und Johannesevangelium 10,39 die Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift.

2. Die Lehre vom Papsttum, dem Amt und der Kirche

    Mit dieser sehr eingeschränkten Autorität der Schrift engstens verbunden ist die römisch-katholische Lehre vom Papsttum, vom Amt, der Hierarchie und der Kirche. Unter falscher Auslegung von Matthäusevangelium 16,18 behauptet Rom gegen die Selbstauslegung der Schrift 1. Korintherbrief 3,11 und Epheserbrief 2,19-22, dass die christliche Kirche auf Petrus gegründet sei und die römischen Bischöfe die Nachfolger Petri seien und daher in dessen Autorität und Amt. Sie maßen sich dabei an, absolute Herrscher zu sein, die „unfehlbar“ seien, wenn sie „ex cathedra“ redeten, also Lehrentscheidungen träfen, und die keiner irdischen Gerichtsbarkeit unterworfen seien, ihrerseits aber alle Gerichtsentscheidungen an sich ziehen könnten. Dies widerspricht eindeutig den Aussagen Jesu Matthäusevangelium 20,24-28 und 1. Korintherbrief 3,21-23 sowie 1. Petrusbrief 5,1-3.

    Weiter behauptet die römisch-katholische Kirche, dass die in ihr bestehende Hierarchie eine göttliche Ordnung sei. Die Heilige Schrift kennt im Neuen Testament aber überhaupt keine neutestamentliche Gemeinde- oder Kirchenverfassung, noch weniger eine göttlich legitimierte Hierarchie. Vielmehr ist die gesamte Kirchengewalt (Schlüsselgewalt) den Gläubigen gegeben, Johannesevangelium 20,21-23; Matthäusevangelium 18,15-18; 1. Korintherbrief 3,21-23.

    Das römisch-katholische Priestertum entspricht nicht dem heiligen Predigtamt in der Gemeinde nach dem Neuen Testament, denn Rom versteht es nicht in erster Linie als ein durch die Gemeinde übertragenes Amt des Wortes, sondern als ein an das Alte Testament angelehntes Opferamt, in dessen Zentrum nicht die Verkündigung des Wortes Gottes, sondern das „unblutige“ Opfer (Eucharistie) stehe. Dies widerspricht allen Aussagen über das Ende des Alten Bundes, Prophet Jeremia 31,31 f., Hebräerbrief 8,8; Kolosserbrief 3,16-23 und über das neutestamentliche Hirtenamt, 2. Korintherbrief 3,6 ff.; 5,16-21; Apostelgeschichte 6,2-4. Das römisch-katholische Priestertum tritt auch gegen die Bibel an durch den Zölibat, die erzwungene Ehelosigkeit, obwohl doch Petrus (!) selbst verheiratet war, denn er hatte eine Schwiegermutter, Matthäusevangeliium 8,14, und Paulus in seinen Briefen immer davon ausgeht, dass der Pfarrer oder Bischof verheiratet ist, 1. Timotheusbrief 3,2. 1. Timotheusbrief 4,3 nennt den Zölibat ein Zeichen der verführerischen Geister und Lehren der Teufel.

    Weiterhin widerspricht das römisch-katholische Priestertum dem neutestamentlichen Hirtenamt deshalb, weil es sich eine Macht und Autorität über die Gemeinde anmaßt, die über die Kraft des Wortes hinausgeht, nämlich in sofern, als behauptet wird, nur der ordinierte Priester könne die Eucharistie austeilen und recht verwalten, da nur er die (tatsächlich gar nicht stattfindende) „Wandlung“ (Transsubstantiation) vollbringen könne aufgrund des ihm in der Weihe eingegossenen „unverlierbaren Charakters“. Da zugleich behauptet wird, dass nur die Eucharistie das volle Heil bringe, so wird der Heilsempfang damit kategorisch an einen Menschen, den Priester, gebunden und somit das unmittelbare Verhältnis des Menschen zum dreieinigen Gott uzerstört, inbesondere auch die Tatsache, dass es nur einen Mittler gibt, Jesus Christus, 1. Timotheusbrief 2,5.

    Aufgrund dieser Ansichten behauptet die römisch-katholische Kirche von sich, dass ihr äußerer Kirchenapparat die von Gott gegebene wahre Kirche sei, die Kirche im eigentlichen Sinne, und stellt sich damit gegen Lukasevangelium 17,20.21, wo Jesus Christus sagt, dass das Reich Gottes nicht äußerlich ist, sondern inwendig in uns, und Johannesevangelium 18,36, dass es nicht von dieser Welt ist und gegen Apostelgeschichte 5,14, dass es durch den Glauben, nicht durch menschliche Ordnungen, Hierarchien und Ämter konstituiert wird.

    Diese äußere Kirche setzt Rom über das Wort, setzt sie dem Wort voraus, weshalb sie auch vom Wort her nicht mehr reformiert werden kann, während sie gemäß der Schrift, Epheserbrief 2,19-22, aus dem Wort erwächst, unter dem Wort steht, vom Wort korrigiert, reformiert wird.

3. Die Lehre von den Sakramenten

    Eine solche Veräußerlichung des Heiligen findet auch in der römisch-katholischen Sakramentslehre statt. Neben den tatsächlich von Christus eingesetzten heiligen Handlungen Taufe und Abendmahl zählt Rom willkürlich darunter auch noch Buße, Firmung, Priesterweihe, Ehe und letzte Ölung.

    Der römisch-katholische Sakramentsbegriff unterscheidet sich vom biblischen dadurch, dass Rom behauptet, dass die Sakramente auch dann wirkten, wenn ihnen nur nicht widerstanden werde, selbst dann, wenn sie nicht im Glauben empfangen würden. Der Glaube sei zwar gut und wichtig, aber er sei nicht die einzig rechte und notwendige Empfangsweise. Hier dringt ein magisches Verständnis durch, wie es sich auch findet in der römisch-katholischen Frömmigkeit von heiligen Orten und Plätzen, den Reliquien.

    Der römisch-katholische Taufbegriff entleert die Taufe, indem er sie nur auf die Sünden vor der Taufe bezieht, nicht auf das gesamte Leben. Außerdem wird behauptet, dass der Täufling einen „unverlierbaren Charakter“ eingegossen bekäme, was soviel heißt wie, dass er letztlich nicht mehr verloren gehen könnte. Dies widerspricht Markusevangelium 16,15.16, wo es deutlich heißt, dass nur der gerettet wird, der nicht nur getauft wird, sondern auch an Jesus Christus als seinen Heiland glaubt, dass aber der, der nicht glaubt, wenn er auch getauft wurde, verloren geht. Rom entleert den Taufbegriff weiter dadurch, dass es neben der eigentlichen Taufe noch weitere Sakramentalien oder Weihen gibt von Personen und Dingen, die mit der echten Taufe eigentlich nichts zu tun haben, ihr aber an die Seite gestellt werden.

    Der römisch-katholische Bußbegriff ist Teil der römisch-katholischen Werkgerechtigkeit, da er nicht spricht von der von Gott durch das Gesetz gewirkten Reue und dem von Gott durch das Evangelium gewirkten rettenden Glauben, sondern von einer vom Menschen als Vorleistung zu erbringenden Reue, einer dem Priester zu bringenden Ohrenbeichte und einer danach zu vollbringenden Genugtuung, also ganz auf menschliches Handeln abzielt, und so Gnade und Glauben gegen Epheserbrief 2,8.9 umstößt. Außerdem wird gefordert, dass jegliche Sünde gebeichtet wird, nur gebeichtete Sünde sei vergebbar, was gegen Psalm 19,13 gerichtet ist, wo David um Vergebung der verborgenen Fehler bittet. Damit hängt zusammen, dass behauptet wird, der Priester sei ein Richter und müsse daher alles wissen. Tatsächlich aber soll er Gnade oder Verdammnis verkündigen. So ist die römisch-katholische Buße Teil des Ungeheuers der Ungewissheit, nämlich darüber, ob die Buße recht und ausreichend war.

    Das römisch-katholische Abendmahl kennt zwar die Gegenwart von Christi Leib und Blut, aber doch nicht in der biblischen Weise. Einerseits wird die gleichzeitige Gegenwart von Brot und Wein gegen 1. Korintherbrief 10,16.17 und 11,23-32 geleugnet; dann wird behauptet, es finde eine Wandlung der irdischen Elemente in die himmlischen durch den Priester statt und schließlich wird noch gelehrt, dass das Blut ja schon im Leib mit vorhanden sei (Konkomitanz) und daher gar nicht unter dem Wein besonders ausgeteilt werden müsste. So rechtfertigt man den schriftwidrigen Kelchentzug.

    Zum Greuel wird das römisch-katholische Abendmahl dadurch, dass gegen Römerbrief 5,18 und 6,9.10 sowie Hebräerbrief 10,10.12.14 behauptet wird, im Abendmahl werde das Opfer Christi wiederholt, wenn auch unblutig, so, als habe das Opfer Christi auf Golgatha nicht ausgereicht, und außerdem sich in der Eucharistie auch die Gemeinde Christus weihe, also mitopfere. Damit aber ist aus dem Sakrament, dem Gnadenmittel Gottes, durch das er uns beschenkt, ein Sacrificium, eine Handlung des Menschen geworden, die er Gott bringt, um dadurch Heil zu erlangen.

    Vertieft wird der Missbrauch des Abendmahls weiter dadurch, dass behauptet wird, durch die bloße Feier der Messe durch den Priester (mit oder ohne Gemeinde) könne Abwesenden, ja, selbst Verstorbenen, Segen, Gnade erworben und zugeteilt werden (hängt zusammen mit dem Ablass-Unwesen).

    Diese Art von Abendmahl (Eucharistie) steht im Zentrum der römisch-katholischen Religion.

    Wenn Rom die Ehe zum Sakrament erklärt, so ist dies nicht biblisch, da sie nach 1. Buch Mose 2,24 ja Teil der Schöpfungs-, nicht der Heilsordnung ist und auch die Heiden die Ehe vollgültig haben, es dazu keiner kirchlichen Trauung erst bedarf, da sie in soweit, was das Zustandekommen selbst angeht, eine bürgerliche Ordnung ist. Sie wird aber von Rom so hoch gar nicht gehalten, da sie gegenüber dem Mönchtum und Zölibat herabgewürdigt wird als ein niedrigerer Stand, obwohl letztere keinerlei Schriftgrund haben oder besondere Verheißungen. Außerdem greift der Papst zerstörend ein, indem er sich anmaßt, rechtsgültig zustande gekommene Ehen für nichtig zu erklären.

    Die Firmung, die durch den Bischof geschieht und den Heiligen Geist geben und bestärken soll in der Person, hat als Handlung keinerlei Rückhalt in der Schrift, kann auch keinerlei Verheißung auf sich ziehen, ist rein menschliche Handlung.

    Die römisch-katholische Priesterweihe ist Teil des hierarchisch-werkgerechten Systems Roms, in dem der Mensch und der römische Machtapparat im Mittelpunkt stehen. Die Bibel kennt zwar die Handauflegung bei Einsetzung in ein Amt, aber wir haben dazu keinen Befehl Christi, keine Ordnung Gottes, noch weniger besondere Verheißungen für die Empfänger. Die Ordination ist vielmehr eine gute kirchliche, menschliche Ordnung. So gibt sie auch keinen „unverlierbaren Charakter“, wie Rom behauptet, denn wer aus dem Glauben und damit der Gnade fällt, der ist verloren, ob er nun ordiniert wurde oder nicht.

    Die letzte Ölung ist in dieser Form ohne biblischen Hintergrund. Die Bibel kennt, Jakobsubrief 5, die Krankensalbung als Form der Mitwirkung bei der Heilung Kranker, aber niemals als „Wegzehrung“ für den Sterbenden. Auch dies ist keine Einsetzung Christi und ohne Verheißung und von Christus gegebene Handlung.

4. Die Lehre von der Sünde, Rechtfertigung und Heiligung

    Der Kern der bibelwidrigen Lehre Roms kommt in diesem Bereich zum Ausdruck, der ja auch das Zentrum des christlichen Glaubens ausmacht: Rom anerkennt zwar die Erbsünde, leugnet aber, dass die ursprüngliche Gerechtigkeit und Heiligkeit Adams und Evas anerschaffen, wesenshaft war und behauptet, sie sei eine Zugabe gewesen. Darum sei dann der gefallene Mensch nicht abgrundtief verdorben und völlig unfähig, Gott zu lieben und an ihn zu glauben. In der Natur bleibe noch ein Stück, das gut sei, nur angeregt, erweitert werden müsse, das mit Gott zusammenarbeiten könnte. Dies aber widerspricht völlig Epheserbrief 2,1-6 und Kolosserbrief 2, 11-15, wo es ausdrücklich heißt, dass der unwiedergeborene Mensch geistlich tot ist, damit unfähig, irgendetwas Gott Wohlgefälliges zu denken, zu reden oder zu tun und vielmehr einer geistlichen Lebendigmachung, Auferweckung bedarf, die allein Gottes Werk ist aus Gnaden, Epheserbrief 2,8.9.

    Rom dagegen behauptet ja im Blick auf die Bekehrung, dass der Mensch an seinem Heil mitwirke; dass Gott zwar den Anfang mache, aber dann der Mensch mit ihm zusammen arbeite, um die Rechtfertigungsgnade zu mehren und sich so den Himmel zu verdienen. Nach römisch-katholischer Lehre würde Gott – entgegen Römerbrief 4,5 – nicht den Gottlosen gerecht sprechen, sondern den, der es verdient habe.

    Rechtfertigung ist für Rom nicht Gerechtsprechung, nicht der schon jetzt gültige Freispruch im Jüngsten Gericht, sondern vielmehr Gerechtmachung, Umwandlung, Erneuerung. Das hängt auch zusammen mit dem falschen Gnadenbegriff. Die römisch-katholische Kirche sieht die Gnade entgegen Titusbrief 3,5, nicht als Gottes Güte, Freundlichkeit, Leutseligkeit, also die Gesinnung Gottes gegenüber uns Menschen an, sondern als eine Kraft, die Gott eingieße, aufgrund deren der Mensch an seinem Heil mitarbeiten könne. Die Bibel aber lehrt, etwa Epheserbrief 2,8.9; Römerbrief 3,21-28; 4,1-25; 5,6-8, dass wir ohne jegliches Verdienst unsererseits, ohne irgendein Mittun unsererseits, allein aus Gnaden, allein um des Glaubens willen gerettet werden. Und dieser Glaube ist gemäß der Bibel eben auch kein Werk, keine Tugend, in sofern er rechtfertigt, sondern die Nehmehand, die das Heil ergreift. Auch der römisch-katholische Glaubensbegriff ist ein anderer, da auch er hauptsächlich den Glauben als Tun guter Werke begreift und nicht zentral als Vertrauen des Herzens. Selbst wenn Rom als sagen würde: Gerecht aus Gnaden durch den Glauben, so würde es damit etwas völlig anderes aussagen.

    Rechtfertigung und Heiligung sind also bei Rom völlig vermengt miteinander. Das hat zur Folge, dass es gegen 1. Johannesbrief 5,12 keine Heilsgewissheit für einen römischen Katholiken, der gemäß der Kirchenlehre glaubt, gibt, denn er weiß ja nie, ob er recht Buße getan, richtig geglaubt, genug getan hat. Er bleibt in tiefer Ungewissheit und Verzweiflung.

    Mit der Irrlehre in der Rechtfertigung und der Heils-Ungewissheit ist eng verbunden die gesamte Fegfeuer- und Ablasslehre. Mit dem Fegfeuer wird behauptet, dass darinnen die zeitlichen Strafen für die Sünden abgebüßt werden müssten, so, als habe – entgegen Johannesevangelium 19,30 - Jesus Christus eben doch nicht alles am Kreuz vollbracht, nicht eine vollkommene Genugtuung erworben. Darum müsse der Mensch nach seinem leiblichen Tode dort noch weiter geläutert werden. Jesus Christus aber hat dem Schächer am Kreuz gesagt: Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein, Lukasevangelium 23.43. Dieses Fegfeuer gibt es überhaupt nicht. Mit dieser Irrlehre ist dann wieder das gesamte Ablassunwesen verbunden, da ja eben der Ablass der Erlass von Strafen im Fegfeuer bewirken soll, erworben durch angebliche „überschüssige Werke der Heiligen“. Wir aber können Gott ncihts bringen, denn es hängt überall noch die Sünde daran. In diese Richtung geht auch alles, was mit Reliquien, Wallfahrten, fromme Leistungen zu tun hat. Der Herr Jesus Christus aber sagt: Selig sind, die da geistlich arm sind, denn das Himmelreich ist ihrer, Matthäusevangelium 5,3.

5. Die Lehre von Maria und den Heiligen

    Der stark magisch-heidnische Einfluss in der römisch-katholischen Religion wird gerade in diesem Bereich deutlich. Rom fordert, dass Maria und die Heiligen in besonderer Weise geehrt und angerufen werden sollen, was heißt, dass zu ihnen gebetet werden soll, obwohl doch die Bibel im Blick auf die Verstorbenen sagt, dass Abraham uns nicht kennt und Israel nichts von uns weiß, Prophet Jesaja 63,16. Außerdem sollen wir mit den Toten keinen Kontakt haben, der Herr verwirft dies als Greuelsünde. Tatsächlich schaltet Rom sie als neue „Mittler“ ein, entehrt damit Christus Jesus, den einzigen Mittler, 1. Timotheusbrief 2,5, und nimmt uns Menschen die Unmittelbarkeit zu Gott. Heilige sind nach der Bibel nicht irgendwelche ‚Elitechristen’, sondern alle diejenigen, die durch den rettenden Glauben an Jesus Christus geheiligt sind, wie die Briefanfänge bereits zeigen. Rom dagegen spielt sich auch hier zum Richter der Herzen auf und behauptet, wissen zu können, wer dazu gehört habe und wer nicht, im Rahmen des Kanonisierungsverfahrens. Außerdem wird behauptet, diese „Heiligen“ hätten „überschüssige Werke“ getan, die anderen zugute kämen. Kein Mensch aber kann solche Werke tun, denn vor Gott ist kein Lebendiger gerecht, das gilt auch für die biblisch Heiligen, Psalm 143.

    Die Irrlehre über Maria wird besonders gepflegt, da behauptet wird, Maria sei sündlos geboren worden und ohne Sünde geblieben, was aber ihrem Lobgesang Lukasevangelium 1,47 widerspricht, wo sie von Christus als ihrem Heiland spricht und sich somit als Sünderin bekennt. Auch wird ihr eine Himmelfahrt zugeschrieben, wovon die Bibel gar nichts weiß.

    Mit der Heiligenverehrung hängt auch die Bilderverehrung zusammen. Auch da wird ja behauptet, dass man nicht das Bild verehre, sondern die Person, die da abgebildet werde – aber wozu braucht man dann die Bilder? Denn wenn es im Tridentinum heißt, dass die Bilder die „Urbilder“ repräsentieren, so kommt hier die heidnisch-neuplatonische Auffassung durch, dass die Bilder nicht nur Anschauungsmittel sind, sondern Träger von Kräften, wie es in dem Schema Prototyp – Typ deutlich wird.

Unterscheidungslehren zur Ostkirche

1. Die Lehre von der Heiligen Schrift und der Autorität in der Kirche

    Ähnlich wie in der römisch-katholischen Kirche hat die Heilige Schrift Gottes auch in der Ostkirche nicht die ihr zukommende Autorität als einziger und letzter Grund der Lehre, als Prüfstein, an der alle Lehre und Lehrer zu prüfen sind. Vielmehr wird neben die Heilige Schrift – entgegen Johannesevangelium 17,17.20; Epheserbrief 2,19-22 – noch die Tradition gestellt, die sich aus verschiedenen Dingen zusammensetzt, nämlich zum einen die Glaubensbekenntnisse; dann die Väterschriften; die Entscheidungen der ökumenischen Konzile und der Konzile der Ostkirche; Enzykliken der Patriarchen und der gültige Katechismus der Kirche. Da zudem die Kirche (und damit die leitenden Patriarchen und Bischöfe) festlegt, wie Schrift und Tradition auszulegen sind, so ist tatsächlich die Kirche Quelle aller Glaubensgegenstände, und damit der Mensch. Gott aber hat uns an Jesus Christus verwiesen, den wir hören sollen, Matthäusevangelium 17,5. Es überrascht daher nicht, dass entgegen Apostelgeschichte 17,11 das Bibellesen in der Ostkirche keinen hohen Stellenwert besitzt, gilt die Schrift doch als dunkel, unverständlich, der Auslegung bedürftig.

    Neben diesen offiziellen Autoritäten spielt tatsächlich in der Theologie der Ostkirche der Neuplatonismus eine sehr starke Rolle, das heißt, die aus den ersten sieben Jahrhunderten übernommene Kirchenlehre ist von der neuplatonischen, dualistischen griechischen Philosophie geprägt. Dies zeigt sich unter anderem daran, dass behauptet wird, Gotteserkenntnis würden wir durch Intuition, Erfahrung und Vernunft sowie durch Offenbarung erhalten. Die Schrift aber kennt nur die natürliche Gotteserkenntnis aus der Betrachtung der Schöpfung und dem Wirken des Gewissens, Römerbrief 1,18 ff.; 2,14.15, und die geoffenbarte Gotteserkenntnis durch die Heilige Schrift.

2. Die Gotteslehre

    Mit der neuplatonischen Philosophie hängt das Prinzip zusammen, dass der Vater die Quelle der Trinität sei, der Sohn und der Heilige Geist sozusagen die Wirkungen (Ursache-Wirkung-Denken). Deshalb leugnet die Ostkirche auch im Gegensatz zu Johannesevangelium 14,26; 16,7; Galaterbrief 4,6; Römerbrief 8,9, dass der Heilige Geist auch der Geist des Sohnes ist und nicht nur durch den Sohn ausgeht, sondern auch vom Sohn (filioque).

3. Die Lehre vom Erschaffenen

    Sehr stark kommt die neuplatonische Philosophie auch durch in der Behauptung, dass die Welt im Allgemeinen und wir Menschen im Besonderen dualistisch aufgebaut seien, eine sichtbare und eine unsichtbare Seite hätten, Körper und Geist, die aber nicht eine harmonische geschöpfliche Einheit sind, sondern der Körper wird als unter dem Geist stehend angesehen – und die Erlösung deshalb auch als „Befreiung der Seele vom Körper“, als Rückkehr zu gott durch eine mystische Vereinigung. Die Bibel kennt diesen Gegensatz von Körper und Seele nicht. Der Begriff des „Fleisches“ in der Bibel für das Sündhafte ist nicht mit dem Leiblichen gleichzusetzen.

4. Die Lehre vom Urstand und vom Stand nach dem Fall

    Im Blick auf den Urstand wird entgegen der Aussagen in 1. Buch Mose 1,26.27 unterschieden zwischen Gottebenbildlichkeit und Gottähnlichkeit. Ersteres sei Anerschaffen gewesen. Letzteres, die „Gottähnlichkeit“, sei dagegen eine dazugegebene Fähigkeit gewesen, die göttlichen Kräfte (Gottebenbildlichkeit) auszuüben; nur diese Fähigkeit sei durch den Fall verlorengegangen, nicht aber die göttlichen Kräfte selbst. Damit wird entgegen 1. Buch Mose 8,22; Epheserbrief 2,1-3; Römerbrief 3,10 ff. die abgrundtiefe Verdorbenheit des unbekehrten Menschen, sein geistlicher Tod geleugnet

5. Die Erlösungslehre

    Ähnlich wie im römischen Katholizismus findet sich auch in der Ostkirche eine entscheidende Vermengung von Rechtfertigung und Heiligung. Die Annahme der Lehre Jesu wird als der „Samen der Unsterblichkeit“ bezeichnet. Das heißt aber weiter, dass erlöst nur der sei, der dem Beispiel des Ringens Jesu in seinem Leben und Leiden unter Gebrauch des (angeblichen) freien Willens folge; er bedürfe dabei nur göttlicher Unterstützung.

    So bedeutet „Gnade“ für die Ostkirche die Güte Gottes, durch die er dem Menschen das gibt, was er braucht, um gerecht zu werden, die göttlichen Kräfte zu gebrauchen. Damit sind eindeutig die Werke in die Erlösung eingemengt, die Gnade wird nicht als Gottes Freundlichkeit und Leutseligkeit beschrieben, die uns um Christi Willen freispricht, Titusbrief 3,4, sondern als eine Gnade, die eine Kraft gibt, eingießt, damit der Mensch ein Leben in Christus führen könne.

    Die Gnade (oder auch: Rechtfertigung) wird dabei als ein Prozess verstanden, bestehend aus Bekehrung, Erneuerung, Rechtfertigung, Heiligung, mystischer Vereinigung. Die Rechtfertigung wird dabei nicht als ein forensischer Akt (Freispruch allein um Christi Verdienst willen, allein aus Gnaden) erkannt, sondern als eine Veränderung im Menschen, eine fortlaufende Heiligung. Die forensische Rechtfertigung ist zwar nicht unbekannt, wird aber nur als „potentielle Rechtfertigung“ bezeichnet, während die Heiligung die „tatsächliche Rechtfertigung“ sei. Die Erlösung wird daher nicht nur als Freispruch, sondern auch als ein neues Leben mit Christus beschrieben; nicht nur als Vergebung der Sünden, sondern vielmehr als frei sind zum Dienst für Gott. Erlösung wird daher verstanden als Veredelung, Reinigung (Vergottung) der menschen zum Dienst für Gott. Die Heiligung steht damit eindeutig im Zentrum der Lehre.

    Daher heißt es ja auch hinsichtlich unseres Heilandes Jesus Christus, er sei deshalb Mensch geworden, damit wir göttlich werden könnten (Vergottungslehre); es werde ein neues Prinzip in den Menschen hineingepflanzt.

6. Kirchen- und Amtslehre

    Auch der Kirchenbegriff ist neuplatonisch geprägt, indem die Kirche im eigentlichen Sinne als zugleich sichtbar und unsichtbar ihrem Wesen nach bezeichnet wird, während die Bibel die Kirche im eigentlichen Sinne nur als die verborgene Gemeinschaft des Glaubens kennt, Apostelgeschichte 5,14, während die äußere Versammlung um Wort und Sakrament zwar auch Kirche ist um der Gläubigen in ihrer Mitte, aber eben immer ecclesia permixta, gemischte Versammlung, der auch Heuchler und Scheinchristen beigemengt sind, Matthäusevangelium 13,48 ff. Die Ostkirche nimmt so ähnlich wie die römisch-katholische Kirche für sich in Anspruch die einzige heilige apostolische Kirche zu sein.

    Die Bedeutung des Kirchenbegriffes wurde schon deutlich darinnen, dass der Kirche die letzte Autorität selbst zugesprochen wurde, sie damit gar nicht mehr reformierbar ist.

    Diese Stellung wird noch verstärkt dadurch, dass behauptet wird, der Kirche (und damit sind vor allem die Amtsträger gemeint, nicht, entgegen Johannesevangelium 20,21-23, die Gemeinde) sei die Gnade Gottes gegeben, damit sie diese durch die Sakramente austeile.

    Da die Bibellese keine Bedeutung spielt, liegt alles an der Liturgie (die auch als tatsächliches einigendes Band gilt) und den Gottesdiensten (einschließlich Ikonen- und Reliquienverehrung), die zur Vereinigung mit Gott führen sollen als dem Ziel nach ostkirchlicher Lehre – während doch die Bibel spricht, dass wir durch Jesus Christus Vergebung der Sünden, damit den Freispruch im Jüngsten Gericht, Frieden mit Gott empfangen, Römerbrief 5,1.6.8.10; 2. Korintherbrief 5,17-21. Die ostkirchliche Liturgie stellt daher die Aufführung eines „heiligen Dramas“ dar, in dem der völlige Heilsplan in der Liturgie durch Priester und Chor dramatisch dargestellt wird, mit der Auferstehung als Höhepunkt.

    In der Amtslehre spielt, ähnlich wie bei Rom, der Sukzessionsbegriff eine wichtige Rolle: die „apostolische Sukzession“, die nicht als Lehrsukzession, sondern als Sukzession in der bischöflichen Handauflegung verstanden wird, sei für das Amt wesentlich. Allerdings kennt die Ostkirche nicht den römischen Zölibat, sondern erlaubt die Heirat der unteren Priester (während die Bischöfe aus dem Mönchsstand kommen müssen), verwehrt ihnen aber bei zweiter Heirat (also nach dem Tod der ersten Frau) die Ausführung der Sakramentsverwaltung. Ebenfalls unterscheidet sich die ostkirchliche Amtslehre von derjenigen Roms dadurch, dass sie das Amt nicht als ein juridisches Amt, mit Richterfunktion, versteht.

7. Sakramentslehre

    Durch die Sakramente, so heißt es, komme Gott in diese Welt, um sie zu verändern, zum Menschen, um ihn zu vergotten. Auch hier werden also wieder Rechtfertigung und Heiligung vermengt. Ähnlich wie Rom kennt die Ostkirche sieben Sakramente, die allesamt heilsnotwendig seien – während die Bibel nur das Wort als absolut heilsnotwendig kennt, Römerbrief 10,14-17 – und bei denen jedes Sakrament einen besonderen Wert habe, etwas Besonderes weitergebe.

    Die Taufe bringe den Menschen in den ursprünglichen Zustand zurück. Es wird dabei gegen Römerbrief 7 geleugnet, dass auch die noch vorhandene und aktive böse Lust Sünde ist.

    Das Abendmahl wird als Sakrament und als Opfer verstanden, auch das wieder im Gegensatz zu den Schriftaussagen, etwa 1. Korintherbrief 11,23-32, die eindeutig das Abendmahl als Sakrament, als Gnadenmittel Gottes beschreiben. Die Ostkirche aber versteht es als eine Fortsetzung des Opfers am Kreuz und der Fürbitte Christi. Sie hat dabei eine der römischen verwandte Verwandlungslehre. Da das Abendmahl als heilsnotwendig angesehen wird, wird es auch Kindern ausgeteilt.

    Ähnlich wie bei Rom ist die Buße ein menschliches Werk aus Reue, Bekenntnis, Strafe, wobei aber ein Richteramt des Priesters abgelehnt wird. Der Glaube fehlt völlig.

    Die Krankensalbung wird ebenfalls als ein Sakrament angesehen, was aber so nicht schriftgemäß ist.

8. Bilder- oder Ikonenverehrung

    Eine große Bedeutung in der Ostkirche spielt die Bilder- oder Ikonenverehrung. Theoretisch wird zwar, ähnlich wie bei Rom, zwischen der Anbetung Gottes und der Verehrung der Heiligen und ihrer Bilder unterschieden, aber da es sich hier nicht um bloße Ehrung ihres Andenkens, sondern um tatsächliche Verehrung handelt, so liegt hier tatsächlich Götzendienst, Verstoß gegen das erste Gebot vor. Es wird dabei gesagt, dass der Prototyp (Mensch) im Bild gegenwärtig sei, ein heidnisch-magisches Verständnis. Die Ikonenverehrung wird dabei als wesentlich angesehen, um die Gemeinschaft mit Gott zu bewirken.

9. Unterschiede zur römisch-katholischen Kirche

    Wenn auch die Ostkirche in den meisten Punkten mit der römisch-katholischen Kirche übereinstimmt, so gibt es doch glücklicherweise etliche Punkte, in denen sie davon differiert. So lehnt die Ostkirche das Papstamt und die Unfehlbarkeit des Papstes ab, ebenso die Lehre von der unbefleckten Empfängnis Marias und die Fegfeuerlehre. Differenzen gibt es auch, wie schon angedeutet, in der Amtslehre.

    Von allen anderen christlichen Kirchen differiert sie allerdings, wie schon angezeigt, in der Trinitätslehre, da sie das Filioque ablehnt.

10. Seitenlinien der Ostkirche

    Aus den vielerlei Spaltungen innerhalb der Ostkirche lassen sich zwei Hauptrichtungen finden: die monophysitische oder jakobitische Richtung, die behauptet, Christus habe nur eine Natur gehabt, göttliche und menschliche seien zu einer neuen zusammengeschmolzen worden, was eindeutig den einschlägigen Schriftaussagen widerspricht, die ihn einmal als Menschen, dann wieder als Gott beschreiben. In diese Richtung zählen die koptischen Kirchen und die armenische Kirche.

    Die andere Richtung ist die nestorianische oder assyrische, die ablehnt, Maria als ‚Mutter Gottes’ zu bekennen, während sie angeben, dennoch zu lehren, dass Jesus von Nazareth von seiner Empfängnis an wahrer Gott und wahrer Mensch gewesen sei. Die nestorianische Lehre führt aber zu einem Zerreißen der Gemeinschaft der beiden Naturen in der einen Person, ganz ähnlich wie in der reformierten Kirche. In diese Richtung gehören die assyrische Kirche.

Verwendete Literatur:

- F.E. Mayer: The Religious Bodies of America. 4th ed. St. Louis, Missouri. 1961.

Unterscheidungslehren zur Reformierten Kirche

 

1. Das Verständnis des Evangeliums Jesu Christi

    Für die reformierte Kirche und Theologie ist der Ansatz nicht die Frage nach dem gnädigen Gott, nach der Gnade Gottes für den Sünder, sondern es ist die Frage nach dem heiligen Leben, es geht also um den besseren Menschen. Damit steht für die Reformierten im Zentrum der Theologie, des Glaubens auch nicht die Rechtfertigungslehre, der Christus für uns, sondern der Christus in uns, die Erneuerung des Menschen. Das fördert einen äußeren Moralismus, der immer wieder sehr entscheidend wurde für die reformierte Frömmigkeit.

    Anstelle der Rechtfertigungslehre als dem Zentrum der Schrift geht es den Reformierten vor allem um die Teilhabe an Christus, die Vereinigung mit Gott – und Ergebnis, Folge dieser Vereinigung mit Gott, dieser Teilhabe an Christus sei dann sowohl Rechtfertigung wie auch Heiligung. Die Heiligung wird damit nicht als eine logische Frucht oder Folge der Rechtfertigung angesehen, sondern steht neben ihr. Das hat zur Folge, dass das christliche Leben in der refomierten Frömmigkeit ganz entscheidend wird, die Heiligung das Ziel der Rechtfertigung, denn es gelte in erster Linie, Gott zu dienen. An die Stelle der Gerechtsprechung ist die Gerechtmachung getreten.

    Das hat Auswirkungen für das Verständnis der Buße wie auch der Bekehrung. Das Abtöten des Fleisches wird nicht als eine Frucht der Buße verstanden, sondern sei Teil von ihr; Gehorsam gehöre in den rettenden Glauben hinein, ja, der Glaube sei ein Gehorsamsakt.

    Im Blick auf das Verständnis des Wortes Gottes heißt dies, dass die Reformierten das Wort Gottes in erster Linie als Offenbarung des Willens Gottes ansehen, weniger - als Zentrales – um die Offenbarung der Gnade Gottes für uns. Darum sehen die Reformierten im Wort Gottes weniger ein Gnadenmittel als ein Mittel zur Unterweisung im Willen Gottes.

    Die Bibel aber lehrt uns, dass es Gott in erster Linie darum geht, Sünder selig zu machen, Lukasevangelium 19,10, dass darum das Evangelium gegeben wurde, Römerbrief 1,16.17, und dass das christliche Leben eine Frucht der Rechtfertigung ist, nur da überhaupt geschehen kann, wo die Rechtfertigung logisch vorangegangen ist, Römerbrief 12,1.2; Epheserbrief 4,22 ff., Titusbrief 2,11-14; 2. Korintherbrief 5,14.15. Darum steht im Zentrum des biblischen Christentums auch der gekreuzigte Christus, 1. Korintherbrief 2,2. Nach der Schrift wissen wir, dass wir in diesem Leben immer unvollkommen sein und bleiben werden, Gerechtfertigte und Sünder zugleich, dass wir daher gerade immer von der Gerechtsprechung herkommen müssen, da die Gerechtmachung in diesem Leben unvollkommen bleibt, Römerbrief 7.

    Für das biblische Christentum ist daher der Ausgangspunkt Gottes Gnadenhandeln für uns, unabhängig von uns, das er uns anbietet, darreicht durch das Evangelium – und so zum Glauben ruft, der frei umsonst dieses angebotene Heil ergreift, Epheserbrief 2,8.9. Der Gehorsam gehört also in den rettenden Glauben gar nicht hinein, sondern in seine Folge, das christliche Leben in der Nachfolge Christi. Darum steht auch die Gnade im Zentrum des Wortes Gottes, das Wort vom Kreuz ist, 1. Korintherbrief 1,18 ff..

    Das reformierte Verständnis des Evangeliums ist damit nicht in erster Linie von der Gnade geleitet, sondern vom Willen des Menschen, von der Erneuerung, ist also moralistisch, hat gesetzliche Prägung. Die Triebfeder der Heiligung ist daher nicht, entgegen 2. Korintherbrief 5,14.15, die Liebe zu dem in Jesus Christus gnädigen Gott, sondern der Gehorsam gegen den Willen Gottes, wodurch wir ihm danken und ihn ehren. Das zeigt sich dann auch in anderen Bereichen der Lehre, wie wir es schon im Blick auf den Glauben gesehen haben und die Bekehrung.

    Seinen Hintergrund hat all dies in einem Gottesbild, in dessen Zentrum nicht die Gnade und Liebe Gottes zum Sünder in Jesus Christus steht – obwohl natürlich die reformierte Kirche darum auch weiß, aber es nimmt einen völlig anderen Stellenwert bei ihr ein, sondern das Gottesbild der Reformierten ist geprägt von der Majestät Gottes, von seiner Ehre und Souveränität. Darum geht es ihr auch bei der Kirchenzucht weniger um die Rettung des Sünders, sondern in erster Linie um das Wiederherstellen der Ehre Gottes.

    Das führt auch zu einer eher moralistischen, gesetzlichen Frömmigkeit, zu einem am Ergebnis orientierten Frömmigkeitsleben und der Neigung, vieles vorzuschreiben. Das Evangelium wird mehr als die Fortsetzung oder Erfüllung des Gesetzes verstanden.

    Dies hat auch dazu geführt, dass die Zählung der Gebote für die reformierte Kirche zu einer Bekenntnissache wurde, während sie eigentlich frei ist – und hat im Ergebnis zu einem völligen Bilderverbot in den reformierten Kirchen geführt, da man meint, sie würden ablenken und zur Bilderverehrung führen. Während aber die Bibel die Bilder nicht absolut verbietet, sondern nur als Gegenstände der Anbetung, so steht die reformierte Auffassung in der Gefahr, den Bildern mehr zu geben, als sie tatsächlich sind, nämlich eine magische Kraft, vor der man sich schützen müsse. Insgesamt kommt hier eine Haltung durch, die sich in vielen Bereichen reformierter Frömmigkeit immer wieder zeigte: Nur das, für erlaubt zu halten, was die Bibel ausdrücklich erlaubt habe, alles andere aber als verboten. Wir aber gehen aufgrund der Liebe Gottes davon aus, alles das für erlaubt anzusehen, was er nicht ausdrücklich verboten hat – immer unter der Maßgabe der Liebe, was den Gebrauch angeht. Dabei stützen wir uns auf dem Verhalten des Paulus beim Götzenopferfleisch, 1. Korintherbrief 8.

2. Das reformierte Sakramentsverständnis

    Die offizielle reformierte Lehre hält zwar an der Kindertaufe fest, kennt aber letztlich doch keine wirklich wirkkräftige Taufe, da die Gnadenmittellehre im Ergebnis abgelehnt wird. Die Taufe sei nur ein Zeichen für etwas, das völlig unabhängig davon vom Heiligen Geist gewirkt werde. Damit werden alle Aussagen, die von den Gaben und Wirkungen der Taufe sprechen, Apostelgeschichte 22,16; Römerbrief 6,3 ff.; Epheserbrief 5,25.26; Titusbrief 3,5, beiseite geschoben. Das Festhalten an der Kindertaufen hat seinen Hintergrund in der Bundeslehre und letztlich in der Kirchenlehre. Dadurch kann es durchaus vorkommen, dass es reformierte Baptisten gibt, die nicht viel an der gesamten Lehre zu ändern brauchten und doch nur die Großtaufe praktizieren, auch der Baptismus ausgegangen ist von Zwingli, während lutherische Baptisten ein Widerspruch in sich wäre.

    Auch das Abendmahl wird nicht als Gnadenmittel verstanden, in dem uns Vergebung der Sünden dargereicht und zugeeignet wird, sondern es tritt auch hier der Mensch in den Mittelpunkt, der hier ein bloßes Gedächtnismahl feiere, des Todes Christi und dessen Früchten gedenke. Dazu kommt, dass die Reformierten die Gabe von Christi Leib und Blut leugnen und gegen die Einsetzungsworte behaupten, nur Brot und Wein zu bekommen. Das hängt mit ihrer falschen Christologie zusammen. Zwar kann auch die reformierte Theologie von einer Gegenwart Christi im Abendmahl sprechen, das meint aber dann gerade nicht die Gegenwart von Christi Leib i, mit und unter dem Brot und von Christi Blut in, mit und unter dem Wein, sondern meint die Gegenwart Christi nach seiner göttlichen Natur im Gottesdienst selbst, was also nicht unterscheidbar ist von seiner Gegenwart im Predigtgottesdienst.

3. Die Stellung der Vernunft in der Theologie. Die Christologie

    Viele Grundlinien der reformierten Theologie haben ihren Ursprung darin, dass diese Theologie (bei Calvin) nicht aus der Anfechtung und dem Ringen um einen gnädigen Gott entstanden ist, sondern stärker als wissenschaftliches Werk, mit humanistischem Einfluss. So wird die Vernunft zum Richter über Gottes Wort erhoben. Weil es der menschlichen Vernunft nicht eingehe, dass die Gottheit in der Menschheit leibhaftig wohne – obwohl Kolosserbrief 2,9 genau das aussagt -, so behaupten die Reformierten, dass dass göttliche und menschliche Natur in der einen Person eher zusammenhanglos nebeneinander seien, weshalb die menschliche Natur im Himmel sei (was örtlich gefasst wird, entgegen der Tatsache, dass Gott doch Geist ist), während nur die göttliche Natur allgegenwärtig auf Erden sein könnte. Das hat zur Folge, dass die Mitteilung der Eigenschaften der Naturen geleugnet wird, somit auch das Mitwirken der menschlichen Natur an unserer Erlösung. Deshalb behauptet die reformierte Kirche auch, dass Christus mit seiner menschlichen Natur nicht allgegenwärtig sei, nicht allmächtig, nicht allwissend, was Matthäusevangelium 28,18-20 widerspricht. Tatsächlich wird so die eine Person auseinandergerissen.

    Mit diesem Vernunftverständnis und der Tatsache, dass die Bibel mehr ein Unterweisungsbuch ist, hängt auch das Gesamtverständnis der Bibel zusammen, die mehr linear aufgefasst wird, als Sammlung biblischer Lehren, weniger konzentrisch, mit Christus für uns im Mittelpunkt.

4. Die Lehre von Kirche und Amt und vom Staat

    Da Gott nicht als der gnädige Gott im Zentrum steht, sondern als der souveräne Gott, dessen Willen erfüllt werden muss, ist für die Reformierten das königliche Amt Christi das Entscheidende. Nach ihrer Meinung sei er als König dann auch Lamm Gottes geworden – und nicht umgekehrt, dass das Lamm Gottes, unser Hoherpriester, dann auch unser König dadurch sei, wie es doch Epheserbrief 1,18 ff. und Philipperbrief 2,5-11 ausdrücken. Steht aber Christi königliches Amt im Zentrum, so führt das zu einem völlig anderen Verständnis von Kirche und Welt: Für die Reformierten besteht kein grundsätzlicher Unterschied zwischen der Herrschaft Christi in der Kirche und in der Welt – obwohl doch Christus gesagt hat, dass sein Reich nicht von dieser Welt ist, Johannesevangelium 18,36 – und er nicht gekommen ist und nicht kommen wird, ein irdisches Reich aufzurichten. Das führt dazu, dass die Reformierten dazu neigen, die Welt verbessern zu wollen, wie sie auch den Menschen verbessern wollen, und auch meinen, die Gemeinde hätte dahingehend einen politischen Auftrag („soziales Evangelium“) und das Evangelium müsse auch zur Beseitigung sozialer Nöte und zur Herstellung des Weltfriedens dienen. So verstehen sie Christengemeinde und Bürgergemeinde als konzentrische Kreise.

    Das heißt aber auch, dass die Kirche sich gerne vom Staat bedienen und in ihrer Ausbreitung helfen lässt – obwohl doch der Heilige Geist uns zuruft, dass unsere Waffen nicht fleischlich sein sollen, 2. Korintherbrief 10,4, ja, die reformierten Kirchen schreiben letztlich dem Staat die Aufgabe zu, der Kirche zu dienen. Obwohl Calvin selbst den aktiven Widerstand gegen nichtchristliche Regierungen abgelehnt hat, ist es in der reformierten Praxis immer wieder dahin gekommen (siehe auch Theodor Beza, John Knox, Hugenotten, Karl Barth), dass sie den aktiven Widerstand als gottgewollt und nötig bezeichnet haben und politischen oder sozialen Programmen Bekenntnischarakter gaben und sie für kirchentrennend erklärten. (Die USA sind von ihrer Staatsdoktrin her stark calvinistisch geprägt und haben deshalb immer wieder einen „politisch-weltmissionarischen“ Auftrag gemeint zu haben und andere Völker, Staaten, Kulturen mit ihrer Staats- und Gesellschaftsordnung „beglücken“ wollen.)

    Der gesetzliche Charakter der Reformierten kommt auch darin zum Ausdruck, dass sie behaupten, es gebe eine von Gott vorgeschriebene neutestamentliche Gemeindeverfassung, die verbindlich und damit Gegenstand des Bekenntnisses sei. Tatsächlich aber ist außer dem Heiligen Predigtamt und seiner Beziehung zur Gemeinde gar nichts von Gott geregelt worden.

    Sie gehen von vier Ämtern in der Gemeinde aus, Presbyter, Lehrer, Pastor, Diakon, und meinen, alle vier müssten als Teil der göttlichen Ordnung sein – tatsächlich aber kennt das Neue Testament nur ein Amt, 2. Korintherbrief 3,3-10; 5,18.19 – das Hirtenamt – alle weiteren Ämter leiten sich aus der Beziehung zu ihm ab und sind menschlicher Ordnung, nicht Gottes Befehl.

    In der Praxis der Kirchengemeinschaft hat für reformierte Kirchen die Lehre und das Bekenntnis nie die überragende Rolle gespielt, wenn sie auch Trennungen über Lehrfragen kennen. Stärker ist für sie die Frage des kirchlichen und privaten Lebens. Darum ist der Unionismus, also die Vereinigung lehrverschiedener Kirchen, ein Kind der reformierten Theologie, ebenso die Ökumene, die neben dieser Kirchenvermengung auch von Anfang an politische Züge trägt. Gottes Ordnung aber ist, dass wir uns scheiden sollen von all jenen Lehren und Lehrern, die gegen die Lehre Gottes ist, Römerbrief 16,17.18; 2. Korintherbrief 6,14-18.

5. Die Lehre von der Erwählung

    Aufgrund des reformierten Gottesbildes, das Gott als den souveränen König im Zentrum hat, hat die Lehre von der Erwählung in der reformierten Kirche eine völlig andere Stellung als in der Bibel bekommen und auch eine andere Ausprägung. Während sie in der Bibel der Rechtfertigungslehre untergeordnet ist und zu ihrer Unterstützung dient, um uns des Heils in Christus als eines reinen Geschenkes Gottes zu vergewissern, Römerbrief 8,29.30; Epheserbrief 1,4, hat die reformierte Theologie sie verselbständigt und weiter ausgezogen, als die Schrift sie ausführt. So spricht die reformierte Theologie von einer absoluten Erwählung zum Heil und einer solchen zur Verdammnis (doppelte Prädestination). Die Bibel aber kennt das nicht. Der bedeutende Vers Hosea 13,9 macht deutlich, dass unser Heil allein Gottes Werk ist, aber unsere Verdammnis, das Verlorengehen eines Menschen seine Ursache nicht im Willen Gottes hat, sondern allein in der Schuld des Menschen. Auch spricht die Schrift nicht von einer absoluten Wahl in dem Sinne, dass sie losgelöst sei vom Glauben und Christus, sondern von einer Erwählung in Jesus Christus zur Seligkeit durch den Glauben an Jesus Christus, in der Zeit gewirkt und bewahrt durch den Heiligen Geist, Römerbrief 8,29.30; 2. Timotheusbrief 1,9; 2. Thessalonicherbrief 2,13.

    Als Folge dieser Lehre heißt es dann, dass Jesus Christus nur für die Erwählten gekommen und gestorben sei, nicht auch für die anderen, die schließlich verloren gehen, was gegen Römerbrief 14,15.20-23 steht. Auch wird der ernsthafte allgemeine Heilswille Gottes, 1. Timotheusbrief 2,4, geleugnet und behauptet, Gott wolle gar nicht ernsthaft, dass alle selig werden.

    Die reformierte Lehre führt unweigerlich zur Frage nach der Erwählungsgewissheit. Da wir aber nicht in den Ratschluss Gottes eindringen können, hat dies in der Folge immer wieder dahin geführt – schon bei Calvin -, dass die menschliche Erfahrung, also etwa Erfolg im Leben, der als Segen Gottes interpretiert wurde, dafür zur Grundlage gemacht wurde, es also keine objektive Grundlage gibt, sondern nur eine subjektive und damit sehr schwankende.

    Mit der Lehre von der absoluten Erwählung hängt dann auch die Behauptung zusammen, dass derjenige, der einmal errettet ist, nicht mehr abfallen könne. Wer doch wieder abfalle, der sei nicht recht zum Glauben gekommen. Die Bibel sieht das aber ganz anders, denken wir nur an David, der durch Ehebruch und Mord zehn Monate getrennt war von Gott, bis er ihn durch Buße wieder zum Heil zurückbrachte, oder Petrus, der durch die Verleugnung tief fiel, bis er durch die Buße auch wieder im Glauben erneuert wurde. Ebenso spricht die Schrift sehr wohl von „Zeitgläubigen“, also solche, die nur eine Zeitlang glauben, dann aber, weil sie nicht recht Wurzel gebildet haben, durch die Disteln und Dornen der Weltsorge wieder abgezogen wurden, abfallen, Matthäusevangelium 13,3-9.18-23.

    Die reformierte Lehre ist die Grundlage für die Lehren vieler anderer Kirchengemeinschaften, wie der Baptisten, Mennoniten, Evangelikalen, Methodisten, Heiligungsbewegung, der Christlichen Versammlung, der Pfingstler und Charismatiker und wohl auch die Wurzel des Pietismus.

Verwendete Literatur:

- Robert J. Koester: Law and Gospel: The Foundation of Lutheran Ministry. Milwaukee: Northwestern Publishing House. 1993

- Popular Symbolics. By Th. Engelder … 4th ed. St. Louis, Mo.: Concordia Publishing House. 1934

- Fr. Priegel: Was unterscheidet uns Lutheraner von den Reformierten? Breslau: Verlag des Lutherischen Büchervereins. 1934

Unterscheidungslehren zum Pietismus und den Evangelikalen

A) Zum Pietismus

    Der Hintergrund des Pietismus ist das große Zeitalter der lutherischen Orthodoxie einerseits und des dreißigjährigen Krieges mit seinen verheerenden Folgen andererseits. Dass es in der Kirche vielerlei Schäden gab, das war auch unter den Theologen der lutherischen Orthodoxie unbestritten, es gab vielerlei Reformvorschläge, die oftmals aber aufgrund des Staatskirchensystems nicht zum Ziel kamen.

    Philipp Jakob Spener (+ 1705) gelang mit seiner Schrift „Pia desideria“ (Fromme Wünsche), ein damals schon öfter verwendeter Titel, und seinem Wirken in Frankfurt am Main ein ‚Durchbruch’. Seine Vorschläge fanden zunächst großen Beifall, aber seine Ausführungen und Wirkungen machten die Fehler deutlich. Obwohl er zeit seines Lebens formal an der Lehre der lutherischen Orthodoxie festhielt, war seine Theologie sehr stark von reformiertem und mystizistischem Gedankengut durchzogen.

    Die Grundlinien des Pietismus in seinen Anschauungen und Wirkungen lassen sich so darlegen: Es liegt ein Verschieben der Schwerpunkte vor, weg vom Handeln Gottes in den Gnadenmitteln (Wort, Taufe, Abendmahl), hin zum persönlichen Wirken des Menschen in „Bekehrung“ (Entscheidung, Hingabe), Heiligung; weg von den objektiven Tatsachen, die in den Gnadenmitteln vorliegen, hin zu persönlicher „Erfahrung“, „innerem Leben“ – wobei die objektiven Mittel, die ja allerdings ein inneres Leben geben wollen, in den Hintergrund treten und die Gewissheit des Heils, der neuen Geburt sich an besonderen Erfahrungen, Gefühlen, Erlebnissen festmachen soll. Das führt dann in der Folge dazu, dass der Pietismus donatistische Tendenzen erhält, also die Kraft der Gnadenmittel, etwa des Wortes, abhängig macht von der Person, ihrer Frömmigkeit, die sie austeilt.

    Schon Spener selbst hat das Evangelium zurückgedrängt, die Menschen könnten „zu sicher“ werden, und die Heiligung stärker betont. So steht beim Pietismus nicht mehr die Rechtfertigung im Zentrum, sondern die Heiligung, und zwar nicht die durch den Heiligen Geist im Wort gewirkte Heiligung, sondern die Heiligung als eigenes Werk, aus eigenen Anstrengungen. Das führt auch dazu, dass im Bereich der Rechtfertigung vielfach als rechtfertigender Glaube der Glaube genommen wird, der durch die Liebe tätig ist, also Rechtfertigung und Heiligung vermengt werden. In der Praxis führte dies auch dazu, dass vielfach – in einigen Kreisen bis heute – das persönliche Leben sehr gesetzlich geregelt wurde („Was nicht der Frömmigkeit nützt, ist verboten.“), was sich besonders im Blick auf die Mitteldinge auswirkte, die zumeist abgelehnt wurden.

    Da die Betonung auf der Erfahrung liegt, so tritt naturgemäß die Theologie und ihre Bedeutung zurück, ebenso treten damit die Unterscheidungslehren zurück und sucht und praktiziert man Gemeinschaft mit all denen, die eine gleiche „Erfahrung“ haben. Der Pietismus ist daher in seiner Grundtendenz stark unionistisch (daher auch neben den Freien Evangelischen Gemeinden einer der Hauptträger der Evangelischen Allianz). Soweit der Pietismus sich völlig von der kirchlichen Lehre gelöst hat, sieht er die sichtbare Kirche als „Gemeinde der Heiligen“, will also eine Gemeinde nur aus Gläubigen sammeln.

    Der heutige Pietismus ist zumeist in der evangelikalen Bewegung aufgegangen. Er ist in Deutschland vor allem in der Gemeinschaftsbewegung (Evangelisch-Gnadauer Gemeinschaftsverband) zu finden.

B) Zu den Evangelikalen

    Der Begriff „Evangelikale“ kommt eigentlich aus dem Englischen (evangelicals) und meint dort nichts anderes als „Evangelische“. Im Deutschen nun wurde dieser Begriff nach dem Zweiten Weltkrieg von dem mehr „konservativen“ Bereich unter den Evangelischen (Landes- und Freikirchen) übernommen, soweit er nicht eindeutig konfessionell (lutherisch oder reformiert) geprägt ist.

    In den Vereinigten Staaten, mit deren Fundamentalisten und Neu-Evangelikalen sich die deutschen Evangelikalen zumeist eng verbunden fühlen, hatte dieser Begriff bereits eine gewisse Geschichte hinter sich und auch seine geistliche Füllung erhalten, deren Wurzeln zum einen in der arminianischen Richtung des Calvinismus liegen, zum anderen im Methodismus und damit im Pietismus.

    Die Evangelikalen zeigen dabei folgende Prägung: Sehr stark hervor tritt die Behauptung, dass der Mensch, entgegen Epheserbrief 2,1-3; Römerbrief 3,10 ff., einen zumindest begrenzten freien Willen in geistlichen Dingen habe und daher an seiner Bekehrung mitwirken könne und müsse, weshalb in der Bekehrung die „Entscheidungstheologie“ dominiert, also nur der als bekehrt angeseshen wird, der ein „Bekehrungserlebnis“ hatte, also „sich entschieden“, „sich Christus übergeben“ habe. Mit dieser Theologie hängen vielerlei Tendenzen der letzten Jahre zusammen, die letztlich am Methodismus anknüpfen, nämlich allerlei Versuche, durch immer stärkere Anpassung an die Welt und das weltliche Leben die ungläubigen Menschen zu bewegen, „sich für Jesus zu entscheiden“ (Pro Christ, Christival, Willow Creek, Saddleback, Spring). Wie im Pietismus spielt die menschliche Erfahrung eine sehr große Rolle, im Gegensatz zu dem Handeln Gottes in den Gnadenmitteln, von dem die Bibel in erster Linie spricht, Römerbrief 1,16.17; 10,14-17; 6,3 ff.; Titusbrief 2,11-14; 3,4-7; 2. Korintherbrief 5,17-21.

    Damit hängt zusammen, dass die Theologie, die biblische Lehre insgesamt eher zurücktritt, dafür aber die Heiligung, der Lebensstil eine umso größere Rolle spielt. Auch hier liegt der Schwerpunkt eindeutig so, dass der Mensch aktiv ist, nicht empfängt, während die Bibel vom Wirken Christi in uns spricht, Galaterbrief 2,20.

    In der Schriftlehre bejahen zwar viele Evangelikale die fundamentalistische Lehre, aber sie ziehen im Gegensatz zu ihnen daraus nicht die Konsequenzen  im Blick auf Trennungen und dulden in ihren Reihen auch bibelkritische Theologie.

    Aus der Grundhaltung ergibt sich, wie beim Pietismus, eine unionistische Grundhaltung, die in den letzten Jahren auch die Unterschiede zur Pfingst- und charismatischen Bewegung immer mehr eingeebnet hat, ja, teilweise sogar zu den römischen Katholiken (Alpha Kurs; Evangelicals and Catholics together; Pro Christ). In Deutschland zählen sich zu den Evangelikalen die Gemeinschaftsbewegung sowie die aus der reformierten Tradition herkommenden Freikirchen (Freie evangelische Gemeinden, FeG; Evangelisch-Freikirchliche Gemeinden, EFG (Baptisten); Evangelisch-Methodistische Kirche, Evangelische Kirche des Nazareners; Brüderbewegung) sowie große Teile der landeskirchlichen Kreise der „Bekenntnisbewegung Kein anderes Evangelium“.

    Neben dieser „Hauptlinie“ der Evangelikalen haben sich noch zwei weitere herausgebildet, die beide letztlich in der reformierten Theologie ihren Hintergrund haben. Die eine lässt sich mit „Lordship Salvation“ bezeichnen. Dies meint eine konservative, stark reformiert geprägte Richtung, die als einen ihrer Schwerpunkte die Behauptung hat, nur derjenige sei wirklich wiedergeboren, gerettet, der nicht nur an Jesus Christus als seinen Heiland glaube, sondern sich ihm auch als seinem Herrn hingegeben habe. Die Hingabe, die nach Matthäusevangelium 3 und Lukasevangelium 3 sowie 2. Korintherbrief 5,14.15; Römerbrief 12,1.2; Titusbrief 2,11-14 ja eine Frucht der Rechtfertigung ist, wird hier in den rettenden Glauben, in die Rechtfertigung hineingemengt. (Diese Richtung wird vor allem von John McArthur vertreten – Grace Community Church – und in Deutschland stehen besonders die Gemeinden der „Konferenz für Gemeindegründung“, KfG, mit ihm in Verbindung.)

    Die andere Linie sind die Confessing Evangelicals oder, in Deutschland, Bekennenden Gemeinden. Sie sehen sich als „reformatorisch“ an und wollen bewusst an den Lehren der Reformation anknüpfen. Dabei haben sie aber hauptsächlich reformierte Lehrauffassungen, in Deutschland zumeist auch stark unionistische Tendenzen. Positiv ist ihre Ablehnung der Entscheidungstheologie und des Synergismus (Mitwirken bei der Bekehrung) und ihre klare Scheidung von der Pfingst- und charismatischen Bewegung sowie ihre Bejahung der Kindertaufe (während sonst im Pietismus und bei den Evangelikalen eine starke Tendenz zur Großtaufe vorhanden ist). Andererseits aber ist die gesamte Sakramentslehre faktisch reformiert, die Kirchenlehre vom Unionismus her geprägt. In der Schriftlehre wird zwar die Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift betont, es gibt aber bei einigen dispensationalistische Tendenzen (die sich dann auch in der Lehre von der Wiederkunft Christi und dem Jüngsten Gericht auswirken, hinsichtlich deren bei den Bekennenden Gemeinden auch eine Vielfalt an Lehren existiert).

    Eine Sonderrichtung nehmen die reformierten Baptisten ein, die praktisch die reformierte Lehre in konservativer Form (ähnlich Charles H. Spurgeon) haben, zugleich aber baptistisch sind.

Verwendete Literatur:

- Harold L. Senkbeil: Sanctification: Christ in Action. Milwaukee, Wisconsin: Northwestern Publishing House. 1989

Unterscheidungslehren zur Methodistischen Kirche

1. Der Ausgangspunkt des Methodismus: Streben nach Heiligung

    Der Methodismus war in seinen Anfängen eine Antwort auf den moralischen Verfall innerhalb der Anglikanischen Staatskirche in Großbritannien. John und Charles Wesley und George Whitefield fanden sich zusammen, um gemeinsam die Bibel zu lesen und ein zuchtvolles, strenges Christenleben zu führen, wofür sie sich bestimmte Regeln oder „Methoden“ ersannen, woher der Name „Methodismus“ stammt, der ihnen von außen gegeben wurde.

    Dieser Ausgangspunkt hat die weitere theologische Entwicklung des Wesleyanischen Methodismus (den calvinistischen Methodismus von Whitefield gibt es praktisch nicht mehr) sehr geprägt: Nicht die biblische Lehre steht im Zentrum – der Methodismus, in den USA wie auch in Deutschland, hat immer sehr stark bibelkritische, modernistische Linien, auch schwarmgeistige (charismatische) aufgenommen – sondern das christliche Leben, das deshalb auch sehr stark betont wird und dem Methodismus, wo er es ernst meinte, immer wieder ein gesetzliches Gepräge gegeben, sowohl hinsichtlich der Strukturen in der Gemeinde (Klasseneinteilung mit strenger Rechenschaft über das eigene Christenleben) wie auch hinsichtlich dessen, was erlaubt oder verboten ist. Christus wird so auch als ein neuer Gesetzgeber angesehen

    Verbunden mit der geistlichen Herkunft aus dem Arminianismus, also einer Richtung innerhalb der Reformierten, die den freien Willen behauptet und die völlige Sündenverdorbenheit des Menschen leugnet, hat dies dazu geführt, dass behauptet wird, dass ein Christ dahin kommen könne, nicht mehr bewusst zu sündigen, nicht mehr bewusst sündliche Lüste zu haben, nicht mehr den Kampf zwischen Fleisch und Geist ausfechten zu müssen. Dies widerspricht eindeutig Römerbrief 7 und Galaterbrief 5,16 ff. Dieser Ansatz wurde von der Heiligungsbewegung aufgenommen und in die moderne Gemeinschaftsbewegung getragen (die sich in der Berliner Erklärung dann davon distanzierte)  und auch von der Pfingstbewegung übernommen.

2. Die Lehre vom Menschen und von seiner Bekehrung

    Entgegen den Aussagen von 1. Buch Mose 8,22 und Epheserbrief 2,1-3 sowie Lukasevangelium 6,43-45 behauptet der Methodismus als Kind des Arminianismus, dass der natürliche Mensch nicht abgrundtief und völlig verdorben sei, sondern noch gute Kräfte in sich habe und auch einen freien Willen in geistlichen Dingen besitze, um sich anzustrengen und Gott zu gefallen.

    Dies hat dahin geführt, dass gegen Epheserbrief 2,4-9; Psalm 100,3; Johannesevangelium 6,44.65 behauptet wird, der Mensch könne und müsse an seiner Bekehrung durch seinen Willen mitwirken, „sich entscheiden“, „sich Jesus übergeben“. Dies hat dann dazu geführt, dass die Evangelisation sehr stark psychologisch und emotional geführt wurde, um so Menschen zu bearbeiten, dass sie sich willensmäßig „entscheiden“. Buße wurde so zu einem menschlichen Gefühlserlebnis, begleitet von „Bußkämpfen“ mit Geschrei, Schrecken, Tränen und plötzlicher „Erleuchtung“ als angeblich unmittelbarer Aktion des Heiligen Geistes. Der Methodismus hat also, entgegen Römerbrief 10,14-17; 1,16.17 und 1. Petrusbrief 1,23, eine sehr stark subjektivistische Seite. Die hat sich im evangelikalen Bereich und dem Neupietismus völlig durchgesetzt und prägt heute fast alle „konservativen“ christlichen Kreise, soweit sie nicht bekenntnistreu lutherisch oder konsequent calvinistisch sind.

3. Die Lehre von den Sakramenten und von Kirche und Amt

    Obwohl die grundsätzliche Ansicht von den Sakramenten davon ausgeht, dass sie mehr sind als äußere Zeichen, nämlich tatsächlich wirkkräftig, wird dies weder in der Lehre von der Taufe noch vom Abendmahl ausgeführt. Dort heißt es nämlich ausdrücklich, dass die Taufe nur ein Zeichen sei der Unterscheidung der Christen von der Welt und von der neuen Geburt – aber eben nicht, dass sie diese bewirkt. Im Blick auf das Abendmahl wird die reale Gegenwart und der mündliche Genuss von Leib und Blut Christi unter Brot und Wein geleugnet.

    In der Lehre von der Kirche erkennen die Methodisten nicht, dass die sichtbare Kirche ein gemischter Haufen aus Christen und Nichtchristen ist, wie es doch Matthäusevangelium 13,48-52 dargelegt ist; das hängt zusammen damit, dass sie aufgrund ihrer Bekehrungslehre meinen erkennen zu können, wer Christ ist und wer nicht, nämlich das Christsein von einem entsprechenden Erlebnis abhängig machen.

    In der Lehre vom Amt wird von der Berufung nur gesprochen als von der inneren Berufung durch den Geist Gottes, nicht aber von der Berufung durch die Gemeinde als eines Rufs Gottes, Apostelgeschichte 14,23; 20,28. Das führt dazu, dass die Pastoren nach einer gewissen Zeit von der Leitung der Kirche einfach versetzt werden.

    Das letzte Gericht nach Matthäusevangelium 18 ist der Gemeinde genommen und einem Komitee übergeben.

    Hinsichtlich der Kirchengemeinschaft ist Römerbrief 16,17.18 mit seiner Lehre von der Trennung von falschgläubigen Lehrern und Kirchen praktisch ohne Bedeutung; die Methodisten sind Mitglieder in den unionistischen und ökumenischen Vereinigungen (Allianz, ACK, ÖRK).

Unterscheidungslehren zu den Baptistischen Kirchen

    Der Baptismus behauptet zwar, dass es seine Richtung in jedem Jahrhundert der Kirchengeschichte gegeben habe, aber es fällt ihm schwer, das für die Zeit vor der Reformation nachzuweisen. Tatsache ist, das groß- oder wiedertäuferische Ideen aus dem reformierten Bereich (Zürich) in den 1520er Jahren auftauchten und sich verbreiteten. Ausgangspunkt war eine äußerlich-schwärmerisch-gesetzliche Haltung, die behauptete, die Bibel lehre keine Kindertaufe, deshalb dürften sie nicht getauft werden; außerdem sprachen sie den Kindern den Glauben ab und sahen in der Taufe einen Gehorsamsakt.

    Die Wiedertäufer der Reformationszeit waren zudem politisch extrem, propagierten den Widerstand gegen die Obrigkeit, verwarfen den Waffendienst, das Beamtentum, den Eid, teilweise sogar das Eigentum. Das ist einer der Hintergründe für die Verfolgung der Bapitisten im 16. Jahrhundert.

    Der Baptismus ist lehrmäßig reformiert, teils konsequent calvinistisch (vielfach in den angelsächsischen Ländern), teils arminianisch (so wohl in Deutschland, wo allerdings die freibaptistischen Gemeinden verstärkt calvinistische Tendenzen aufnehmen). Er unterscheidet sich von der üblichen reformierten Lehre nur in der Taufe, wobei er aber auch hier ansetzt an reformierter Lehre, die ja in der Taufe auch nur ein äußeres Zeichen für den Bund Gottes sieht. Der Baptismus geht zumeist noch darüber hinaus, indem er sagt, die Taufe sei ein Gehorsamsakt des Menschen, den er Gott bringen müsse, sobald er zum Glauben gekommen sei. Nur Gläubige dürften getauft werden. Dies widerspricht aber dem Hausgedanken in der Bibel, wie wir ihn sowohl im Zusammenhang mit der Beschneidung finden (1. Buch Mose 17) als auch mit den Taufen im Neuen Testament (Apostelgeschichte 16), wo auch solche getauft wurden, die unter der Autorität eines Gläubigen standen (allerdings ohne Zwang). Außerdem verwirft es der Baptismus, dass Kinder glauben können. Dies hängt zusammen mit seiner durchaus reformierten Auffassung, dass der Glaube ein bewusster menschlicher Akt sei, dazu den Gehorsam mit einschließe, und daher den Verstand benötige. Das widerspricht aber durchaus Römerbrief 10,8-10 und den Aussagen in Markusevangelium 10,13-16, wo die Kleinstkinder uns als Vorbild von Jesus hingestellt werden und Jesus ihnen das Himmelreich und auch den Glauben zuspricht. Wenn wir die Säuglinge taufen, so ja deshalb, weil wir allerdings bitten und glauben, dass durch die Taufe als dem Wasserbad im Wort, Epheserbrief 5,26, der Heilige Geist den Glauben wirkt. Aus seinem Glaubensbegriff her ist es konsequent, dass der Baptismus die Kindertaufe überhaupt nicht als Taufe anerkennt und somit einen als Kind getauften Menschen nochmals tauft. Außerdem fordert er, dass nur die Taufe durch Untertauchen richtige Taufe sei. Das aber widerspricht der Bedeutung des griechischen Wortes ‚baptizein’, was neben eintauchen, untertauchen auch waschen und besprengen, bespritzen heißen kann. Es zeigt sich hier ein stark gesetzlicher Zug.

    In seiner Kirchen- und Amtslehre vertritt der Baptismus zumeist den Gedanken der freien Gemeinde. Zumindest früher hatten die Baptisten Kirchen- und Abendmahlsgemeinschaft nur mit solchen, die ihre Tauflehre und –praxis teilten und bezeugten somit doch einen gewissen Grad an Klarheit in diesem Bereich.

    Die Baptisten sind in Deutschland zumeist in den „Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden“ beheimatet; inzwischen gibt es aber auch eine wachsende Zahl unabhängiger Baptistengemeinden.

    Die Mennoniten sind die eigentlichen historischen Nachfolger der Wiedertäufer der Reformationszeit und gehen direkt auf sie zurück; die Reste wurden nach der Chaos von Münster durch Menno Simons zusammengefasst und hörten auf, politisch-revolutionär aktiv zu sein. Ihr geistlicher Hintergrund war sehr unterschiedlich, einen nicht geringen Anteil hatte mystizistisches Denken, die Behauptung eines direkten Redens Gottes und einer mystischen Gemeinschaft mit Gott, nämlich durch die ‚geistliche Erkenntnis Christi’, wodurch er in uns wohne, weshalb die Gnadenmittel nicht sehr hoch geachtet werden, vielmehr das Wirken des Geistes entgegen Johannesevangelium 16 davon getrennt wird. Daraus resultiert eine stark asketische Haltung, die einen völligen Rückzug aus der Welt propagiert, was sich in der Ablehnung von Wehr- und Kriegsdienst, vom Eid, vom Beamtentum zeigt, teilweise zu sehr gesetzlichen Formen innerhalb der Gemeinde führte (siehe die Amish-Gruppen in den USA oder die Hutterer), was zusammenhängt mit ihrer Idee der ‚reinen Gemeinde’, also einer „Gemeinde der Gläubigen“ im Blick auf die äußere Versammlung um Wort und Sakrament, was aber Matthäusevangelium 13,48-50, auch 1. Korintherbrief 5,10 widerspricht.

    Der Glaubensbegriff der Mennoniten meint nicht nur das Vertrauen auf Christi Versöhnungswerk, sondern schließt den Gehorsam mit ein, so dass der mennonitische Glaubensbegriff sich nicht wesentlich von dem Roms unterscheidet; wie sie auch Christus als einen neuen Gesetzgeber sehen, entgegen Römerbrief 10,4. so mischen sie auch beständig Rechtfertigung und Heiligung ineinander.

    Die Freien Evangelischen Gemeinden kommen aus den Erweckungen des 19. Jahrhunderts im reformierten Bereich. Während sie ursprünglich in der Tauffrage gleichgültig waren, praktizieren sie heute ausschließlich die Großtaufe, akzeptieren aber, im Gegensatz zu den strengen Baptisten, in ihren Gemeinden auch solche, die als Kinder getauft wurden (wenn auch in der Praxis ein Druck auf sie ausgeübt wird, sich nochmals taufen zu lassen).

    Lehrmäßig sind die Freien Evangelischen Gemeinden sehr weit in sofern, als sie mit all denen Gemeinschaft pflegen, die sich irgendwie als „Christen“, die sich „für Jesus entschieden haben“ bezeichnen. Daher sind sie die treibende Kraft der „evangelikalen Ökumene“. Hinsichtlich der Lehre von der Bekehrung sind sie fast durchweg arminianisch, vertreten also die Linie, die auch die Methodisten haben, nämlich dass der natürliche Mensch noch einen freien Willen habe und an seiner Bekehrung mitwirke. Entgegen den Lehraussagen Jesu in Johannesevangelium 5,28.29 und Matthäusevangelium 24-25 sind die Freien Evangelischen Gemeinden, die einen Triebkraft der Evangelikalen in Deutschland darstellen, fast durchweg chiliastisch, behaupten also ein besonderes zukünftiges tausendjähriges Friedensreich unter Christi Herrschaft vor dem Jüngsten Tag.

Unterscheidungslehren zur Brüderbewegung

    Die „Brüderbewegung“ (Christliche Versammlungen) ist einem Aufbruch in England und Irland im frühen 19. Jahrhundert entsprungen und wurde durch John Nelson Darby (daher auch die Bezeichnung „Darbisten“) organisiert und ausgebreitet.

    Die Hauptlinie der Brüderbewegung ist eine extrem spiritualistische: Ablehnung jeglicher äußerlichen Organisation (wiewohl sie solche für unterstützende Bereiche selbst durchführen) einschließlich des Predigtamtes, gegen Epheserbrief 4,11 und 1. Korintherbrief 10,26 ff sowie Apostelgeschichte 10,28 und 1. Timotheusbrief 3; Ablehnung der Glaubensbekenntnisse; Ablehnung der Liturgie; Behauptung der direkten Leitung, im Leben und in den Gottesdiensten, durch den Heiligen Geist. Aufgrund ihrer Auffassung lehnen sie auch Namen für ihre Gemeinden und übergemeindliche Zusammenschlüsse ab. Tatsächlich aber gibt es Reisebrüder, die aber von den Gemeinden nie berufen wurden.

    In ihrer Kirchenlehre behaupten sie die Einheit der Gemeinde Jesu Christi, die nur außerhalb aller „Organisationen“ hergestellt werden könnte, und die sichtbar sei. Diese Einheit werde im Abendmahl als Zentrum dargestellt. Das Zentrum des Gottesdienstes sei nicht das Wort Gottes, sondern der vom Heiligen Geist geleitete Lobpreis Gottes.

    Im Anschluss an die reformierte Lehre behaupten sie, dass derjenige, der einmal in den Leib Christi hineingekommen sei (also bekehrt, errettet), nicht mehr abfallen könne, was aber dem Beispiel Davids und Petri, wie auch dem des Demas widerspricht.

    In der Sakramentslehre sind sie extrem reformiert, leugnen also den Gnadenmittelcharakter von Taufe und Abendmahl, wie sie überhaupt den Sakramentsbegriff ablehnen (aber Taufe und Abendmahl selbst noch haben). Zumeist vertreten sie heute die Groß- oder „Glaubens-“Taufe, während sie früher darauf wenig Bedeutung legten und Darby selbst stets Kinder getauft hat, wie es auch Brüdergemeinden in Frankreich und Ägypten bis heute tun.

    Hinsichtlich der Lehre von den letzten Dingen sind sie extrem chiliastisch. Außerdem vertreten sie die Lehre des Dispensationalismus (Haushaltungen), nämlich sie behaupten, dass die Bibel in sieben große Abschnitte oder Zeitalter, Haushaltungen, zu teilen sei, wobei die einzelnen Abschnitte nur in ihren Zeitaltern wirkliche verbindliche Bedeutung hätten. Das widerspricht eindeutig Offenbarung 20,18.19, ebenso Hebräerbrief 1,1.2 und dem gesamten Schriftgebrauch durch die Propheten, Jesus Christus und die Apostel.

    In Deutschland zerfällt die Brüderbewegung in drei große Bereiche, nämlich die beiden auch international vorhandenen: die geschlossenen (oder alten) und die offenen Brüder (letztere heute auch Freie Brüdergemeinden, teilweise auch mit organisiertem Predigtdienst) sowie, als deutsche Besonderheit, die Brüdergemeinden im Baptistenbund. Innerhalb dieser Bewegungen gibt es, vor allem bei den alten Versammlungen, vielerlei Spaltungen.

    Der Einfluss der Brüderbewegung geht weit über ihre eigentlichen Kreise hinaus, insbesondere durch die Scofield-Bibel, aber auch ihre Kontakte zur Evangelischen Allianz: Ihre Endzeit-Auffassung hat sich weit verbreitet, auch ihre Schriftauffassung von den Haushaltungen hat viele beeinflusst; ebenso auch ihre Ablehnung des Predigtamtes und der Liturgie.

Verwendete Literatur:

- Popular Symbolics. By Th. Engelder … 4th ed. St. Louis, Mo: Concordia Publishing House. 1934

Unterscheidungslehren zum Fundamentalismus und Dispensationalismus

A) Zum Fundamentalismus

    Der christliche Fundamentalismus – was nun diesen Namen angeht – ist um die Wende zum 20. Jahrhundert in den Vereinigten Staaten entstanden als Gegenbewegung innerhalb der reformierten Kirchen gegen den bibelkritischen, vom Rationalismus (Vernunftdenken) geprägten Modernismus. Von vornherein hatte er aber zwei Zielrichtungen: Einerseits die christlichen Gemeinschaften erneuern, andererseits aber auch die weltliche Kultur christianisieren. Hierbei wurde die klare Trennung der beiden Reiche übersehen, auch Jesu Aussage zu wenig beachtet, dass sein Reich nicht von dieser Welt ist, Johannesevangelium 18,36.

    Die Herleitung des Namens „Fundamentalismus“ kam ursprünglich, historisch, aber nicht von dem Begriff „Fundament“, wie es heutzutage des Öfteren geschieht, sondern von dem englischen Begriff „Fundamentals“, wie auch die Zeitschrift hieß, die in zwölf Bänden erschien, auf Deutsch würden wir sagen „Fundamentallehren“. Dazu zählte man die Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Heiligen Schrift; die Gottheit Christi; die von Christus durch sein Blut vollbrachte Versöhnung; die Rechtfertigung aus Gnaden durch den Glauben; die Person und das Werk des Heiligen Geistes; die leibliche Auferstehung der Toten; die Tatsache des zukünftigen Jüngsten Gerichts; die Tatsache von Himmel und Hölle. Die Lehren sind – gerade in der Verteidigung gegen den Modernismus – richtig. Allerdings wurden sie schon bei den frühen Fundamentalisten durch den reformierten Hintergrund verkürzt, da die klare Unterscheidung von Gesetz und Evangelium nach 2. Timotheusbrief 2,15 im Blick auf die Lehre von der Schrift und von Formal- und Materialprinzip unterblieb; weiter dadurch, dass die Gemeinschaft der beiden Naturen in der Person Christi (Johannesevangelium 1,14; Galaterbrief 4,4.5; 1. Johannesbrief 1,6.7) geleugnet werden; die Rechtfertigung als geschehenes Urteil gegenüber der Lehre von der Entscheidung zurücktritt; der Gnadenmittelcharakter von Taufe und Abendmahl geleugnet werden und zumeist hinsichtlich der letzten Dinge die chiliastische Irrlehre – also die Behauptung eines besonderen Tausendjährigen Friedensreiches Christi auf Erden vor dem Jüngsten Tag – propagiert wird.

    Dazu kommt, dass der historische Fundamentalismus, wie er bis heute von konservativen Evangelikalen vertreten wird, eben nicht die absolute Verbindlichkeit aller biblischer Lehren, gerade im Blick auf die Kirchengemeinschaft, lehrt, sondern sich mit diesen willkürlich gewählten „Fundamentallehren“ zufrieden gibt und gleichgültig ist gegenüber dem, was in anderen Artikeln gelehrt wird und somit tatsächlich unionistisch ist, entgegen den Forderungen Jesu Christi, dass wir alles lehren sollen, was er befohlen hat, Matthäusevangelium 28,18-20, weil wir nur dann seine rechten Jünger sind, wenn wir an seiner Rede bleiben, Johannesevangelium 8,31.32, und daher alle die meiden sollen, uns von ihnen trennen sollen, die nicht in allem lehren, was die Bibel lehrt, Römerbrief 16,17.18; 2. Korintherbrief 6,14-18.

B) Zum Dispensationalismus

    Beim Dispensationalismus handelt es sich um eine besondere Form des Schriftverständnisses, wie es gerade im historischen Fundamentalismus sehr verbreitet war und ist und engstens zusammenhängt mit dem Chiliasmus (ohne dass alle Chiliasten Dispensationalisten wären) und seine Anfänge in der Brüderbewegung hat.

    Der Dispensationalismus geht von sieben „Haushaltungen“ (daher der Name) oder „Zeitaltern“ aus, in die angeblich die Heils- und Weltgeschichte eingeteilt sei (Eden, die Zeit der Unschuld, bis zur Vertreibung aus dem Paradies; Antediluvium, die Zeit der Freiheit unter dem Gewissen, bis zur Sintflut; Postdiluvium, die Zeit der Zivilregierung, bis zur Zerstörung von Sodom und Gomorrha; das Pilgerzeitalter der Patriarchen bis zum Untergang Pharaos im Roten Meer; das mosaische oder israelistische Zeitalter bis zur Kreuzigung Christi und Zerstörung Jerusalems; das christliche Zeitaltger bis zur großen Trübsal; das Tausendjährige Reich bis zum letzten Gericht). Diese Einteilung streitet in vielerlei Dingen mit der Heiligen Schrift: Die Bibel kennt diese atomisierende Einteilung überhaupt nicht, sondern nur die beiden großen Testamente oder Bünde, nämlich das Alte und das Neue Testament, wie auch Jeremia nur von diesen beiden spricht, Jeremia 31,31 f.; Hebräerbrief 8,8. Der Dispensationalismus kann selbst tatsächlich keine wirklichen tiefgreifenden Unterscheidungen im Blick auf das Handeln Gottes mit uns in den einzelnen Haushaltungen anführen. Die dispensationalistische Lehre zerstört auch die Lehre von einem allgemeinen End- oder Weltgericht und spricht von einem Gericht über die Nationen vor dem Tausendjährigen Reich und einem weiteren Gericht am Ende jenes Tausendjährigen Reiches, entgegen von Johannesevangelium 5,28.29 und den deutlichen Aussagen Jesu in Matthäusevangelium 24 und 25. Mit der Bibel streitet auch die Behauptung einer „allgemeinen Judenbekehrung“, die eindeutig Römerbrief 11 widerspricht, wo in der Bekehrung des nicht verstockten Restes aus Israel die Erfüllung der Verheißungen Gottes über der Judenschaft dargelegt wird. Überhaupt weist der Dispensationalismus dem Judentum eine überragende Rolle in der Heilsgeschichte, insbesondere für die letzte Zeit zu, ja, macht Israel zum eigentlichen Ziel der Heilsgeschichte, wie ja auch in der angeblichen siebenten Haushaltung die Gemeinde nicht mehr vorhanden wäre, nur noch Israel.

    Die Weise der Einteilung der „Haushaltungen“ ist willkürlich und hat keinen wirklichen Schriftbezug, die herangezogenen Schriftstellen geben zumeist für eine Einteilung gar nichts her. Wie der Fundamentalismus insgesamt, so fällt auch beim Dispensationalismus völlig die rechte Unterscheidung der beiden Reiche dahin und tritt die Gemeinde Jesu Christi aus dem Zentrum in den Hintergrund gegenüber einem angeblich zu kommenden irdischen messianischen Reich, was aber eindeutig Johannesevangelium 18,36 widerspricht. Dadurch tritt die Bedeutung der Kreuzigung Christi in der Gesamtheit der Heilsgeschichte zurück hinter die Landverheißung an Abraham. Damit aber ist das Zentrum der Schrift überhaupt, 1. Korintherbrief 2,2, umgestoßen. Daher verkennt der Dispensationalismus auch, dass die Gemeinde Jesu Christi – als die verborgene Versammlung derjenigen, die zum Glauben an ihren Heiland Jesus Christus herausgerufen und bekehrt wurden aus der Judenschaft und aus der Heidenschaft, Epheserbrief 2,12 ff. – das wahre Israel ist, in dem auch das alttestamentliche Israel zu seinem Ziel kommt und die Prophetien in der Gemeinde zu ihrer Erfüllung kommen

    Im Zusammenhang mit dieser „Haushaltungslehre“ wird behauptet, in jeder Haushaltung würde der Mensch in einer besonderen Weise in Bezug auf jeweils einen bestimmten Aspekt des Willens Gottes geprüft. Dieser Ansatz ist an sich schon gesetzlich, da er das Evangelium in den Hintergrund treten lässt. Vor allem aber eliminiert er völlig die Tatsache, dass seit dem Sündenfall stets und immer das Evangelium von Jesus Christus das einzige Mittel der Bekehrung ist, siehe schon 1. Buch Mose 3,15. So treten auch im angeblichen „Millenium“ die Gnade und das Blut Christi in den Hintergrund, wie man sie ebenfalls meint, in den Evangelien noch nicht zu finden, die man noch dem „Zeitalter des Gesetzes“ zuordnet.

    Vertreter des Dispensationalismus kamen ursprünglich hauptsächlich aus dem Umfeld der Brüderbewegung, heute auch aus vielen fundamentalistischen und evangelikalen Kreisen. Die Scofield-Bibel wie auch die Kommentare von Darby, Warwick, McDonald und Gaebelein haben sie weit verbreitet.

    In Deutschland sind fundamentalistisch bzw. dispensationalistisch viele der freibaptistischen Gemeinden (Christliche Gemeinden, Freie Brüdergemeinden (aus der Brüderbewegung kommend), Freie Christliche Gemeinden, Freie Bibelgemeinden) sowie Teile der Gemeinschaftsbewegung.

Verwendete Literatur:

- F.E. Meyer: The Religious Bodies of Amercia. 4th ed. St. Louis, Missouri: Concordia Publishing House. 1961

- Popular Symbolics. By Th. Engelder … St. Louis, Mo.: Concordia Publishing House. 1934.

Unterscheidungslehren zur Pfingst- und charismatischen Bewegung und zur „Dritten Welle“ (Power Evangelism)

A) Zur Pfingstbewegung

1. Die Lehre von der Geistestaufe und dem „vollen Evangelium“

    Ausgangspunkt der neuzeitlichen Pfingstbewegung ist die Heiligungsbewegung, die wiederum ihre Wurzeln im Methodismus hat, insbesondere in der Vollkommenheitslehre Wesleys. Es ging hier um die Sehnsucht nach „völliger Heiligung“, obwohl 1. Johannesbrief 1,6-10 eindeutig aussagt, dass auch der Wiedergeborene noch Sünder ist und noch sündigt und dass, wenn er anderes von sich behauptet, er sich und Gott belügt. Ebenso widerspricht diese Erwartung Römerbrief 7, wo deutlich ausgedrückt wird, dass auch im gläubigen Christen die Sünde noch wohnt und ihn daher hindert daran, immer das Gute zu tun. Gottes Wort bezeugt eindeutig, dass wir auch als Christen in täglicher Reue und Buße stehen und immer neu im Glauben die Vergebung der Sünden ergreifen müssen, also stets neu den alten Menschen in den Tod geben und den neuen Menschen anziehen müssen, Epheserbrief 4,22 ff.

    Daraus resultiert die Lehre vom „vollen“ oder „vierfachen Evangelium“, nämlich Christus als Erlöser, Heiligender, Heilender und kommender König zum Tausendjährigen Reich. Bis auf den ersten Punkt haben alle anderen so keinerlei Schriftgrund. Im Zusammenhang mit dieser Lehre wird dann auch von einem „Eingießen Christi“ gesprochen und davon, dass es nach der Geistestaufe kein Wachstum mehr gebe, vielmehr der Zenit erreicht sei. Dies widerspricht eindeutig der in Epheserbrief 4,22 ff. und Galaterbrief 5,16 ff. dargelegten Schriftlehre.

    Die Lehre von der „völligen Heiligung“ hat gleichzeitig zu einer Abschwächung des Gesetzes geführt, da die Erbschuld geleugnet wird und nur die bewusste Sünde als Schuld gewertet wird; weiter, weil die böse Lust nicht als Schuld betrachtet wird. Außerdem wird behauptet, dass Gott nicht mehr fordere, als wir erfüllen könnten. Dagegen sagt Gottes Wort, Römer 3,10 ff., dass keiner gerecht ist, keiner nach Gott fragt, jeder den Ruhm nicht hat, den wir bei Gott haben sollten und deshalb verlorene Sünder sind – und Christus allein durch sein Opfer uns erlöst hat.

    Zum Erreichen dieser „völligen Heiligung“ oder, in der Pfingstbewegung dann weiterentwickelt, des „vollen Christseins“ sei eine „zweite (oder dritte) Segnung“, eine „Geistes- und Feuertaufe“ nötig, die getrennt sei von der Wiedergeburt und auf diese als eine besondere „Erfahrung“ folge, nämlich als eine Erfahrung der „völligen Befreiung von der Sünde“, des Einwohnens des Heiligen Geistes (der bei der Wiedergeburt nur mit den Gläubigen sei, nicht in ihnen) und der Ausrüstung mit seinen Gaben. Damit werde dann eine höhere Stufe des Christentums erreicht (Stufenlehre ähnlich wie bei der Gnosis), denn bei der Bekehrung sei es nur um die vergangenen Sünden gegangen, jetzt aber gehe es um die zukünftigen Sünden. Die Bibel kennt solch eine „zweite Segnung“ getrennt von der Wiedergeburt nicht. Die Vorgänge in Samaria sind nicht als symptomatisch zu werten, denn hier ging es um die Ausrüstung mit den Gaben des Geistes im Zusammenhang mit dem Übergang in einen neuen Missionsbereich (Samaritaner), weshalb die Apostel dorthin kommen mussten, ganz ähnlich dem Schritt zu den Heiden (Hauptmann Cornelius) und dem Abschluss der Täufergemeinde Apostelgeschichte 19. Galaterbrief 3,2.5.14 bezeugt eindeutig, dass wir den Heiligen Geist empfangen durch die Predigt, ergriffen im Glauben. Damit hat jeder Christ in der Wiedergeburt den Heiligen Geist empfangen, denn damit in uns wohnt, wie auch Jesus Christus Johannesevangelium 14,23 f. bezeugt, denn ohne den Heiligen Geist könnten wir gar nicht an Jesus Christus glauben, sondern wären noch Feinde Gottes, Römerbrief 8,7-16. Hier wird eindeutig bezeugt, dass der Gläubige den Heiligen in sich wohnen hat, nicht nur „mit“ sich. Es ist also unbiblisch, Wiedergeburt und Geistestaufe zu trennen, so, wie es auch unbiblisch ist, Wasser- und Geistestaufe zu trennen, denn auch durch die heilige Taufe reicht Gott uns den Heiligen Geist dar, Titusbrief 3,4-7 (den aber nur der in der Taufe empfängt, der diese im Glauben ergreift). Epheserbrief 1,13 bezeugt klar, dass mit dem Gläubigwerden die Menschen auch mit dem Heiligen Geist versiegelt wurden. Das hat keineswegs immer etwas mit dem Empfang bestimmter Gaben zu tun. Von den 3000, die in Jerusalem an Pfingsten zum Glauben kamen, Apostelgeschichte 2, lesen wir nicht, dass sie irgendwelche besonderen Gaben empfingen

    Im Blick auf Wiedergeburt und Geistestaufe heißt es dann, dass die Wiedergeburt nur den bösen Willen erneuern könne, nicht aber das Wesen selbst, das geschehe durch die Geistestaufe, durch die die Gaben für den Dienst empfangen würden, die der Höhepunkt des christlichen Lebens sei. Voraussetzung dafür sei die Liebe und der Gehorsam gegenüber Christus. Dies alles widerspricht eindeutig der Heiligen Schrift, die nur die Wiedergeburt kennt, die aber die Geistestaufe beinhaltet, und aus der Wiedergeburt als Frucht auch die Erneuerung folgt, die aber in diesem Leben nie abgeschlossen ist, Epheserbrief 4,22 ff.; Römerbrief 6,3 ff.; 12,1 ff.; Kolosserbrief 3,10 ff.

2. Die Geistesgaben

    Zungenrede und Krankenheilung (interessanterweise werden von den Meisten nur diese beiden, sehr auffälligen, dazu weniger „verfänglichen“ „Gaben“ herausgegriffen) werden als „Zeichen“ für die „Geistestaufe“ bezeichnet. So können sie aber nach der Schrift nicht unbedingt verstanden werden. Wir haben sie in dieser Hinsicht nur bei Hauptmann Cornelius und seinem Haus – aber als Zeichen für die gläubig gewordenen Juden, dass auch die Heiden gleichermaßen berufen sind – und bei den Johannesjüngern, anzeigend, dass auch diese geistliche Epoche zu Ende ist mit der neutestamentlichen Kirche. Ansonsten finden wir die Wunder der Apostelzeit eindeutig als „Zeichen und Wunder eines Apostels“, 2. Korintherbrief 12,12, sie sollten also die Predigt der Apostel zur Fundamentlegung der neutestamentlichen Gemeinde bestätigen, so auch Markusevangelium 16,20 und Hebräerbrief 2,4 (die Zeitformen im Griechischen geben an, dass es sich um etwas Abgeschlossenes handelt).

    In der Pfingst- und charismatischen Bewegung wird zumeist auch gelehrt, dass man sich nach diesen Gaben und dem Heiligen Geist „ausstrecken“ müsse, dass man sie begehren müsse, dass man im Gebet darum ringen müsse. All das hat keinerlei Hintergrund in der Schrift. In der Schrift lesen wir nicht, dass die Gläubigen ringen mussten um den Heiligen Geist und seine Gaben, vielmehr, dass sie den Geist mit der Wiedergeburt empfingen und dass er souverän seine Gaben gab, wann, wo und wem er wollte, 1. Korintherbrief 12. Sie waren an keine besonderen Vorbedingungen geknüpft.

    Überhaupt werden die „Gaben“ als für die Erneuerung und Ausbreitung sowie das Leben der Kirche notwendig angesehen. Dem widerspricht aber, dass in 1. Korintherbrief 12,28-30 es deutlich wird, dass keineswegs alle alle Gaben hatten, ebenso auch, 1. Korintherbrief 12,4-11, dass die Gaben nicht in der Verfügungsgewalt von uns Christen liegen, sondern eindeutig bei dem Heiligen Geist, der sie gibt, wem er will, wann er will, wo er will, welche er will – und zwar zum allgemeinen Nutzen. Damit wird auch deutlich, dass Markusevangelium 16,17-20 keineswegs aussagt, jeder Christ müsse alle diese Gaben haben, sondern vielmehr, dass Gott den Gläubigen, wann und wo er es für nötig hält, damit ausrüsten kann, aber es liegt einzig in Gottes Souveränität.

    In der Heiligen Schrift haben die Geistesgaben keineswegs den Wert, der ihnen in der Pfingst- und charismatischen Bewegung gegeben wird. Sie haben eher nebengeordnete Bedeutung, werden auch kaum erwähnt, die Zungenrede etwa im 1. Korintherbrief eher in einem abschwächenden Ton. Die Geistausgießung hatte zum zentralen Ziel eben keineswegs Wunder, sondern, Apostelgeschichte 1,8, die Bevollmächtigung der Gemeinde Jesu Christi, sein Wort auszuteilen in der ganzen Welt, wie es auch Johannesevangelium 14,26; 15,26.27; 16,8-15 vom Amt und Werk des Heiligen Geistes ausgesagt wird, der eindeutig christozentrisch ist, im Gegensatz zu seiner Loslösung von Christus in der Pfingst- und charismatischen Bewegung. Bedeutsamerweise geht es der Pfingstbewegung weniger um Amt und Werk des Heiligen Geistes als vielmehr um die Geistesgaben an sich, und die wiederum losgelöst von dem souveränen Gott, in eigener Verfügbarkeit. Der Heilige Geist aber ist keine unpersönliche „Kraft Gottes“, sondern vielmehr die dritte Person der heiligen Dreieinigkeit und daher souverän und immer mit den beiden anderen Personen verbunden.

    Im Blick auf die Heiligung heißt es aus der Lehre vom „vierfachen“ oder „vollen“ Evangelium, Christus habe nicht nur unsere Sünden, sondern auch unser leibliches Verderben getragen, seine Heilungskraft sei auch heute noch für jeden da, denn Christus sei der gleiche wie damals. Vergessen wird dabei, dass Christus keineswegs als der Heiler aufgetreten ist, wie ihn die Pfingstler darstellen, denn Matthäusevangelium 9,1-8 und Markusevangelium 1,38 machen deutlich, dass es Christus gar nicht in erster Linie um die Krankenheilung ging, sondern um die Verkündigung des rettenden Evangeliums. Die Wunder waren dabei nur Zeichen, die seine Predigt unterstreichen und bestätigen sollten. Christus hat darum auch keineswegs alle Kranken geheilt. Außerdem ist zu bedenken, dass es zwischen damals und heute allerdings einen grundlegenden Unterschied gibt: Christus hat diese Wunder eben als messianische Zeichen getan, die notwendig waren, ihn als den Messias auszuweisen, die alttestamentlichen Verheißungen zu erfüllen. Das ist geschehen, von daher ist es nicht mehr notwendig, dass diese Zeichen fortgesetzt werden. Auch die Zeichen und Wunder der Apostel sind geschehen, die Kirche des Herrn hat also durchaus genügend solcher Zeichen, auf die sie sich berufen kann und bedarf keineswegs immer neuer.

    Die Behauptung, jede Krankheit sei Ergebnis einer konkreten Sünde, widerspricht eindeutig dem, was etwa Johannesevangelium 9 der Herr Jesus Christus über den Blindgeborenen sagt. Die Behauptung, wer sich recht an Christus hingebe und glaube, der könne geheilt werden, widerspricht ebenfalls der Schrift, denn sie missachtet, dass Paulus etwa sich selbst nicht helfen konnte, auch den Timotheus wie den Epaphroditus nicht heilen konnte. Diese Irrlehre hat viele schon in Verzweiflung gestürzt und am Glauben irre werden lassen. Dass Christus nicht nur unter der Voraussetzung des Glaubens geheilt hat, zeigt Lukasevangelium 22,51.

    Die Krankenheilungen Jesu und der Apostel, wie auch die Totenauferweckungen, sollten Zeichen sein für den Anbruch des Gottesreiches und hinweisen auf das, was in der Herrlichkeit vollendet sein wird. Wer hier auf Erden die Krankheiten überwunden haben will – und folglich müsste er auch den Tod für überwunden halten –, der will an die Stelle der Zeit des Kreuzes und der Trübsale schon jetzt die erst in der Ewigkeit vorhandene Herrlichkeitszeit setzen. Siehe 2. Korintherbrief 12,7-10. 1. Timotheusbrief 5,22 zeigt uns, dass Gott auch die natürlichen Heilmittel, auch die Medizin, nicht verachtet haben will; das zeigt auch, dass der Begleiter des Paulus der griechische Arzt Lukas war.

    Jesus Christus hat schon in seinen Erdentagen, Johannesevangelium 4,48, uns eindrücklich davor gewarnt, unseren Glauben auf Wunder zu gründen oder an Wundern auszurichten. Er soll allein auf das Wort gegründet sein. Außerdem weist er darauf hin, dass die letzte Zeit, Matthäusevangelium 24, in besonderer Weise auch durch falsche Zeichen und Wunder gekennzeichnet ist, durch die Verführung geschieht, was insbesondere für den Antichristen gilt, 2. Thessalonicherbrief 2.

B) Die charismatische Bewegung

1. Herkunft und Hintergrund der charismatischen Bewegung

    Die Anfang der 1960er Jahre, also etwa 60-70 Jahre nach der alten Pfingstbewegung, entstandene charismatische Bewegung kommt nach eigenem Bekunden von der alten Pfingstbewegung her, ihre Initiatoren haben ihre ersten Erfahrungen durch die traditionellen Pfingstkreise gemacht und dies dann in ihre eigenen Kirchengemeinschaften hineingetragen.

    Der hauptsächliche Unterschied zwischen der traditionellen Pfingstbewegung und der charismatischen Bewegung liegt darin, dass die traditionelle Pfingstbewegung eigene Gemeinden und Gemeindeverbände gebildet hat, während die charismatische Bewegung bewusst versucht, in den bestehenden Kirchengemeinschaften – Anglikaner, Lutheraner, Katholiken, Methodisten, Baptisten – zu wirken und sie „charismatisch“ zu „erneuern“.

2. Lehrhaltung und Wirken der charismatischen Bewegung

    Da die charismatische Bewegung von der traditionellen Pfingstbewegung herkommt, so ist auch ihre Lehre in den Grundzügen mit derjenigen der Pfingstbewegung identisch.

    So wird auch in der charismatischen Bewegung einer „zweiten Segnung“, also „Geistestaufe“, das Wort geredet, die sich durch Zungenrede manifestiere (auch wenn Letzteres nicht so absolut behauptet wird, aber faktisch zumeist so ist). Im Zentrum der Gaben stehen auch hier die auffälligen, also Zungenrede, Krankenheilung und Prophetie. Wie in der Pfingstbewegung tritt bei der „Prophetie“ Rede in „Ich-Form“ auf, die Gottes Rede sein soll. Während gemäß 1. Korintherbrief 14 der Geist den Propheten untertan ist, zeigen Pfingst- und charismatische Bewegung deutlich Züge heidnisch-dämonischen Einflusses, wo die Person zum Medium in der Macht anderer Geister wird, weshalb auch immer wieder Unordnung in solchen Versammlungen vorkommen kann. Dazu gehören auch ekstatische Zustände, Umfallen (auf den Rücken, was in der Bibel eigentlich Gericht ist), plötzliches Lachen, Ausstoßen von Lauten.

    Wie die Pfingstbewegung ist auch die charismatische Bewegung sehr erfahrungsorientiert; verbunden mit der angeblichen „Prophetie“ führt dies dazu, dass die Heilige Schrift in den Hintergrund tritt – auch wenn sie offiziell Leitlinie sein soll, an der die Prophetie zu prüfen sei – da die Prophetie „gegenwärtiges Wort“ sei im Gegensatz zu dem „vergangenen Wort“ der Bibel. Die Prophetie vermittle auch Botschaften. Gottes Wort dagegen bezeugt uns, dass die Gemeinde Christi erbaut ist auf dem Grund der Apostel und (alt- und neutestamentlichen) Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist, Epheserbrief 2,19-22,und dass nicht von seinem Wort weggetan, auch nichts hinzugetan werden darf, Offenbarung 22,18.19. Damit kann es keine Prophetie mehr geben, die neue, zusätzliche Offenbarungen uns gibt, denn Gottes Wort ist abgeschlossen Das neue Testament kennt außer Agabus keinen Propheten, der zeitliche Ereignisse vorhergesagt hat; es sind keine Prophetien im Neuen Testament der Art überliefert „So spricht der Herr“. Wenn daher heute Menschen mit diesem Anspruch auftreten, sind sie aufgrund der abgeschlossenen Offenbarung zurückzuweisen.

    Die starke Erfahrungsorientierung führt dazu, dass die Bibel erfahrungsorientiert gelesen wird, dass also die Stellen über Amt und Wirken des Heiligen Geistes nicht dogmatisch und exegetisch herausgearbeitet werden, sondern von der eigenen Erfahrung her interpretiert werden. Damit fällt das kritische Korrektiv der Bibel weg.

    Ähnlich wie bei der Pfingstbewegung gehört auch in der charismatischen Bewegung es dazu, dass die Personen sich intensiv „vorbereiten“ auf den Geist- und Gabenempfang, etwa durch Seminare, Übungen. Die Heilige Schrift kennt keine solchen Vorbereitungen, sondern das souveräne Handeln des Geistes Gottes.

    Innerhalb der römisch-katholischen Kirche hat die charismatische Bewegung zu einer Festigung und teilweisen Verstärkung der Irrlehren und unbiblischen Praktiken geführt, nämlich der Unterwerfung unter den Papst und seine Lehre, Marienverehrung, Heiligenverehrung, Reliquienverehrung, Wallfahrten. Zugleich stehen die charismatischen Bewegungen der verschiedenen Kirchengemeinschaften untereinander in enger Verbindung – das zeigt weiter, wie wenig ernst die biblische Lehre genommen wird. Die charismatische Bewegung – und mit ihr auch die Pfingstbewegung – ist zu einem treibenden Organ der Ökumene geworden.

C) „Dritte Welle“ (Power Evangelism)

1. Herkunft und Zielsetzung

    Aus der Pfingst- und charismatischen Bewegung ist, etwa Anfang der 1980er Jahre, die sogenannte „Dritte Welle“ oder, wie sie sich auch nennt, „Power Evangelism“ hervorgegangen, die als Ziel ansieht, in diejenigen Kreise einzudringen, die bisher von der Pfingst- und charismatischen Bewegung nicht erfasst wurden, also vor allem koservative evangelikale Gemeinden, fundamentalistische Gemeinden, Brüderbewegung.

2. Offenbarungsquellen. Zeichen und Wunder

    Neben der Bibel werden daher als weitere Offenbarungsquellen die „Tradition der gesamten Kirche“ genannt und vor allem Erfahrungen. Dies geht so weit, dass Erfahrungen als Grundlage für Veränderungen in Lehrhaltungen genommen wird. Dazu kommen angebliche „Prophetien“, ja, es hat sich innerhalb der Dritten Welle eine Art „Prophetenbewegung“ gebildet.

    Die Dritte Welle hat einerseits die Haltungen der Pfingst- und charismatischen Bewegung, betont aber noch stärker „Zeichen und Wunder“ – und die Prophetie - als eine Notwendigkeit für den Gemeindeaufbau und behauptet, sie seien die „Visitenkarte“ des Reiches Gottes und Gemeindeaufbau, Erweckung geschehe normalerweise nicht ohne solche Zeichen und Wunder. Durch sie würde sich Gottes Macht erweisen, es gehe darum, Gottes Macht zu „erleben“, so würde der Widerstand überwunden. Dagegen stellen wir in der Bibel fest, dass „Zeichen und Wunder“ als besondere Erweisungen Gottes nur zu ganz bestimmten heilsgeschichtlichen Zeiten, an besonderen „Schnittstellen“ der Heilsgeschichte auftreten: etwa bei der Befreiung Israels aus Ägypten durch Mose und dem Volkwerdung Israels als Gottes Volk; zum Beginn der prophetischen Zeit bei Elia und Elisa; vor allem noch zum Beginn der neutestamentlichen Zeit bei unserem Heiland Jesus Christus und seinen Aposteln. Wir finden aber schon in der Apostelzeit auch vielfach missionarische Arbeit ohne solche Zeichen und Wunder: Die Bekehrung des äthiopischen Finanzministers, Apostelgeschichte 8; das Wirken der zerstreuten Jünger Kapitel 11; Paulus und Barnabas in Antiochien in Pisidien, Kapitel 13; Paulus und Silas in Thessalonich und Beröa, Kapitel 17 sowie Paulus in Athen, Kapitel 17 u.a. Zudem hat Jesus Christus Matthäusevangelium 24 deutlich darauf hingewiesen, dass gerade in der letzten Zeit falsche Zeichen und Wunder durch die Verführer auftreten werden, was insbesondere auch über den Antichristen gesagt ist, 2. Thessalonicherbrief 2.

    Die Wunderwerke Jesu haben an vielen Orten keineswegs die Widerstände überwunden, wie besonders in Chorazin, Bethsaida, Kapernaum, Nazareth es der Fall war, Johannesevangelium 12,37; 6,26; so wenig wie die Wunder der Apostel in Jerusalem denjenigen des Hohen Rates. Die Geschichte des reichen Mannes in der Hölle macht es besonders deutlich: Jesus Christus lehrt uns, dass die Menschen, wenn sie der Bibel nicht glauben, auch dem Wunder der Wiederkehr eines Toten nicht glauben werden, Lukasevangelium 16,31. Die Zeichen und Wunder in Ägypten haben Pharao auch nicht bekehrt, auch nicht zu einer Erweckung unter den Ägyptern geführt. Die Erweckungen in der Bibel sind vielmehr allesamt Ergebnis der Predigt des Wortes, siehe Josaphat, Hiskia, Josia, Esra, Nehemia. Das lehrt auch Gottes Wort in Römerbrief 10,14-17; 1. Korintherbrief 1,18-24. Glückselig sind diejenigen, die nicht sehen und doch glauben, Johannesevangelium 20,29, denn wir leben im Glauben, nicht im Schauen, 2. Korintherbrief 5,7 – nur ein böses, ehebrecherisches Geschlecht begehrt ein Zeichen, Matthäusevangelium 12,39.

    So zeigt auch die Geschichte gerade der Pioniermission, dass die meisten missionarischen Durchbrüche ohne besondere Zeichen und Wunder geschehen sind, wenn es auch vereinzelt in der Mission vorgekommen ist, in der Souveränität Gottes, dass er auch dem Evangelium durch ein offensichtliches Wunder Bahn gebrochen hat. Das ist aber die Ausnahme. Gott hat uns eindeutig allein an sein Wort verwiesen! (Die oft sensationell aufgemachten Erfolgsberichte von Power Evangelism halten, nach eigenem Zeugnis von John Wimber, Überprüfungen in keiner Weise stand.)

3. Geistliche Kampfführung. Ruhen im Geist

    Von der Dritten Welle und der charismatischen Bewegung ist eine sogenannte „geistliche Kampfführung“ aufgebracht worden, in derem Zusammenhang behauptet wird, Städte, Regionen, Länder, Kontinente würden von Dämonen gefangen gehalten und durch Gebetsversammlungen, Gebetsmärsche („Jesusmärsche“) und ähnliches könnten und müssten diese Dämonen vertrieben werden, um diese Gebiete für Erweckung offen zu machen. Nirgends in der Bibel finden wir dafür Belege. Aus dem Propheten Daniel wissen wir nur, dass es in der unsichtbaren Welt Kämpfe gibt – mehr aber nicht. Eine „geistliche Kampfführung“ wie sie die Dritte Welle proklamiert aber kennt die Bibel nicht. Hier dringt vielmehr magisches Entsprechungsdenken ein. Die Bibel gibt uns auch nirgends Anweisungen, Dämonen zu identifizieren. Nur einmal hat Jesus Christus sie nach ihrem Namen gefragt, die Apostel niemals. Sie haben auch nicht offensiv den Kampf gegen sie begonnen, sondern ihn nur da geführt, wo sie angegriffen oder herausgefordert wurden. Unsere Autorität über den Teufel und seine Dämonen ist auch keine absolute, sondern eine von Gott verliehene, die deshalb auch immer abhängig ist davon, was Gott ordnet und zulässt. So hat der Satan etwa auch Paulus zuzeiten behindern können, 1. Thessalonicherbrief 2,18. Satan ist wohl gebunden, das Gefängnis gefangen geführt – aber er ist dennoch wie ein Kettenhund, der uns noch schaden kann, wenn wir ihm zu nahe kommen. Über die „kleine Zeit“ vor Christi Wiederkunft aber heißt es, dass er wieder los wird, um die Feinde der Gemeinde Jesu zu sammeln. Wir haben von uns her keinerlei Vollmacht, Dämonen zu binden

    Im Zusammenhang mit der Dritten Welle und der charismatischen Bewegung ist als „Phänomen“ ein „Ruhen im Geist“ aufgetreten, das sich etwa durch langanhaltendes Lachen, etwa noch verbunden mit Umfallen und Wälzen, zeigt, wobei ganz offenbar die Person sich selbst nicht mehr in der Gewalt hat, sondern von einem anderen Macht beherrscht wird.

    Zumindest Teile der Dritten Welle (um Yongii Cho und aus dem Umfeld von John Wimber) haben ganz klar heidnisch-schamanische Elemente übernommen, wie sie im „positiven Denken“, Erfolgsdenken, weiterentwickelt in der „Visualisierung“ (Materialisierung von Wünschen durch Bildvorstellungen) und einem magischen Wortbegriff (Erreichen von Tatsachen durch Aussprechen) deutlich werden. Hier ist ein völlig anderer Glaubensbegriff vorhanden, der nicht mehr ein Vertrauen auf Gottes Wort meint, sondern sich als eine aus sich selbst entwickelte Kraft versteht.

4. Ökumenische Ausrichtung

    Wie die charismatische Bewegung, so ist auch die Dritte Welle – verbunden mit der ebenfalls „undogmatischen“ Gemeindewachstumsbewegung – ein Motor der unbiblischen Ökumene – mit großer offenheit zum römischen Katholizismus - , gegründet vor allem auf „gemeinsamer Erfahrung“, während die Bibel eindeutig die Prüfung der Geister fordert, 1. Johannesbrief 4,1-3, und uns auffordert, uns von falscher Lehre und falschen Lehrern zu trennen, Römerbrief 16,17.18; 2. Korintherbrief 6,14-18; Matthäusevangelium 7,15 ff.; Johannesevangelium 10,5.

    Kirchengemeinschaften dieser Richtungen sind die im „Bund freikirchlicher Pfingstgemeinden“, BFP, zusammengeschlossenen Gemeinden, zu denen unter anderem die „Volksmission entscheidener Christen“ gehört, die „Freien Christengemeinden“. In diese Richtung gehören auch die „Christlichen Zentren“ sowie der „Christliche Gemeinschaftsverband Mülheim/Ruhr“ (evangelikal-charismatische Freikirche), die „City-Gemeinden“, „Biblische Glaubensgemeinden“ und viele Einzelgemeinden mit zum Teil etwas exotischen Namen (Treffpunkt Leben, Josua-Gemeinde u.ä.)

Verwendete Literatur:

- Richard Ising: Kräftige Irrtümer. Berlin: Lutherischer Gemeinschaftsdienst. 1965

- Flugfeuer fremden Geistes. 4. Aufl. Denkendorf: Gnadauer Verlag. 1976

- Wolfgang Bühne: Dritte Welle ... gesunder Aufbruch? 3. Aufl. Bielefeld: Christliche Literaturverbreitung. 1993

- Wolfgang Bühne: Die Propheten kommen! 2, erw. Aufl. Bielefeld: Christliche Literaturverbreitung. 1995

- Otto Markmann: Die Charismatische Bewegung. Berlin: Lutherischer Gemeinschaftsdienst. 1987

- Popular Symbolics. Theodore Engelder u.a. St. Louis, Mo: Concordia Publishing House. 1934

- F.E. Mayer: The Religious Bodies of America. 4th. Ed. St. Louis, Missouri: Concordia Publishing House. 1961

- The Charismatic Movement and Lutheran Theology. A Report of the Commission on Theology and Church Relations of the Lutheran Church – Missouri Synod. 1972

II. SEKTENKUNDE

Was ist eine Sekte? Der Begriff ist nicht eindeutig definiert. Das Wort beinhaltet die Tatsache der Trennung, Abspaltung. Zugleich verbinden wir mit dieser Bezeichnung die Tatsache, dass die neue Gemeinschaft eine andere Lehre vertritt als die Muttergemeinschaft, nämlich Irrlehre. Der Sektenbegriff, wie er hier jetzt verwendet werden soll, bezeichnet in erster Linie solche Gemeinschaften, die letztlich außerhalb der christlichen Kirche stehen und folgende Merkmale aufweisen: 1) Sie haben neben der Heiligen Schrift noch andere Autoritäten, vor allem „Neu-Offenbarungen“. 2) Sie binden die Erlösung des Menschen an andere Menschen und machen sie so abhängig von Menschen. 3) Die Organisation der Sekte spielt eine sehr wichtige Rolle, zumeist ist die Mitgliedschaft in ihr heilsnotwendig.

Natürlich stellt sich bei einer solchen Definition die Frage, ob dann nicht auch die römisch-katholische Kirche unter diesen Begriff falle, hat sie doch die Tradition als weitere Autorität und vor allem die ex-cathedra-Lehrsätze des Papstes; sie bindet das Heil an die Priester, die allein die angeblich heilsnotwendigen Sakramente reichen dürfen; die römisch-katholische Kirche gilt als die einzige, die das volle Heil habe. Sie bewegt sich allerdings in einer Grauzone und ist, allein an der Papstlehre gemessen, tatsächlich Sekte.

DIE SIEBENTEN-TAGS-ADVENTISTEN

1. Geschichtlicher Hintergrund

    Der Anstoß zur Bildung dessen, was sich heute vor allem als die STA (Siebenten-Tags-Adventisten) zeigt, kam von dem Baptistenprediger William Miller (1782-1849), der behauptete, das „Tausendjährige Reich“ komme bald und dann den Termin auf 1844 festlegte. Als dieser Zeitpunkt ohne die Wiederkunft Christi verstrich, gab ein Teil der Anhänger einen Termin ein halbes Jahr später an – der ebenso verstrich. Aufgrund der zweifachen großen Enttäuschung kehrten viele Anhänger in ihre früheren Kirchengemeinschaften zurück.

    Ein Teil aber sammelte sich um Joseph Bates, James und Ellen G. White. Vor allem Frau White gewann entscheidenden Einfluss auf diese Gruppe aufgrund von „Visionen“ und „Prophezeiungen“, die für die weitere Entwicklung und Lehre der Adventisten sehr entscheidend wurden. So behauptete sie, sie habe in ihren Visionen gesehen, dass nur Adventisten auf dem Weg in das himmlische Jerusalem seien – nur sie würden an einer „ersten Auferstehung“ teilhaben - , dass sie den Sabbath halten müssten, denn der Sonntag sei vom Antichristen eingesetzt und sie habe besondere Offenbarungen über die Engelpredigten in Offenbarung 14.

2. Schriftverständnis

    Die STA behaupten zwar, sie hätten einzig und allein die Bibel als Autorität und würden sie außerdem wörtlich nehmen, aber gleichzeitig geben sie an, dass die Wahrheit – entgegen Psalm 119,91 – keine feststehende Größe sei, sondern sich entwickele und es – entgegen Johannes 17,20 und Epheserbrief 2,19-22 - noch Prophetien und Offenbarungen gebe. Damit ist tatsächlich die Autorität der Schrift aufgegeben.

3. Gesetzlichkeit

    Prägend für die Grundhaltung der STA ist die Sabbathlehre, nämlich ihre gegen Römerbrief 14,4-6; Kolosserbrief 2,16-17 gerichtete Behauptung, dass der alttestamentliche Sabbath noch gewissensverbindlich sei und eingehalten werden müsse. Überhaupt haben sie im Anschluss daran die alttestamentlichen Gesetze als noch gültig erklärt und vor allem die Speisegesetze ihren Anhängern als bindend auferlegt.

    Tatsächlich kennen die STA das biblische Evangelium nicht, da sie – gegen Johannes 1,17 - behaupten, das Gesetz enthalte das gleiche Prinzip wie das Evangelium, sei also wesensmäßig das gleiche. Christus habe gezeigt, dass die wahre Religion im Gutsein bestehe, ja, dass – entgegen Römerbrief 3,20 – wir das Gesetz halten könnten. Der Glaube sei darum wesensmäßig mit dem Gehorsam gegen Gottes Gebote verbunden. Daher wird die Gemeinschaft mit Christus auch begründet auf einer moralischen Umwandlung des Menschen. Damit wird die Erlösung tatsächlich gebunden an die Werke und das Tun der Menschen, weshalb ganz zentral in der Lehre der STA der Gehorsam gegenüber den zehn Geboten, insbesondere dem Sabbathgebot, steht. Daher wird auch die völlig Sündenverdorbenheit der Menschen geleugnet.

4. Endzeitlehre

    Daneben ragt, aus ihrer Entstehung herkommend, die Endzeitlehre besonders hervor. Zwar geben die STA heute keinen Termin mehr an für die Wiederkunft Christi, aber wie das bei Menschenlehre so üblich ist, will man auch nicht zugeben, dass man einen Irrweg gegangen ist, sondern behauptet nun, das Jahr 1844 habe sehr wohl eine große Bedeutung gehabt, nämlich dahingehend, dass Christus in jenem Jahr in das Heiligtum gegangen sei, um es zu säubern, um ein Gericht im Himmel abzuhalten, das bis zu seiner Wiederkunft andauere. Er sei also gekommen, nur nicht sichtbar, sondern verborgen. Während dieser angeblichen Reinigung – diese gesamte Lehre widerspricht offensichtlich Hebräerbrief 8-10 sowie 1. Johannesbrief 2,1.2 sowie Epheserbrief 1,19 ff. – sollte jetzt auf Erden die Engelbotschaft verkündigt werden als Vorbereitung auf Christi Kommen, nämlich dass die Menschen aus „Babylon“ (den Kirchen) herauskommen sollten, das Gesetz, insbesondere den Sabbath, halten.

    Bei diesem Kommen nach einem „Tausendjährigen Reich“ würden dann der Satan und die Bösen vernichtet, es gebe keine ewige Verdammnis.

5. Sakramentslehre

    Die Sakramentslehre der Adventisten ist baptistisch. Sie verwerfen die Kindertaufe, praktizieren nur Erwachssenentaufe und sehen in ihr einen Gehorsamsakt. Auch das Abendmahl wird nur zeichenhaft verstanden und ist mit der Fußwaschung verbunden.

DIE KATHOLISCH-APOSTOLISCHEN GEMEINDEN UND DIE NEUAPOSTOLISCHE KIRCHE

 

1. Geschichtlicher Hintergrund

    Die Neuapostolische Kirche (NAK) hat ihren historischen Ursprung in ähnlicher Zeit wie die Adventisten, also in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die durch die voraufgegangenen Zeitereignisse (Französische Revolution) und die Erweckungen, wo diese nicht nüchtern sich ans Wort Gottes hielten, die Gefahr des Schwarmgeistes besonders stark in sich trug.

    Die Erwartungen einer baldigen Wiederkunft Christi hatten auch viele Christen in England, die aber – leider – nicht in die Heilige Schrift sahen, um nach den Zeichen der Zeit zu sehen und sich biblisch fundieren zu lassen. Eine Anzahl sammelte sich um Henry Drummond (1786-1860) und den presbyterianischen Prediger Edward Irving (1792-1834). Sie machten die bestehende Kirche dafür verantwortlich, dass Christus noch nicht wiedergekommen sei und behaupteten, sie hätte es versäumt das „fünffache Amt“ (Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten, Lehrer) aufzurichten – denn sie erkannten nicht nach 2. Korintherbrief 5,17-21 und 1. Timotheusbrief 3 sowie 2. Korintherbrief 3, dass es nur ein Amt in der Kirche Jesu gibt, und dass alles weitere nur Entfaltungen dieses einen göttlichen Amtes nach menschlichem Recht sind. Irving meinte, Christus werde bald wiederkommen, zuvor aber müsse es noch ein „neues Pfingsten“ geben – und so baten sie dringend um die neue Ausgießung des Heiligen Geistes und die Gaben der Apostelzeit. 1830 kam es tatsächlich zu Zungenrede, dann geschah auch „prophetische Weissagung“ und Krankenheilung. Aufgrund solch einer „Weissagung“ sonderte man dann zwölf „Apostel“ aus, die die „Versiegelten“ sammeln sollten, und sandte sie hinaus in alle Welt. Durch die Kontakte mit der römisch-katholischen Kirche übernahm man Kultusgewänder, Weihrauch, letzte Ölung von ihr.

    Man hatte behauptet, dass Christus noch zu Lebzeiten dieser „neuzeitlichen Apostel“ wiederkomme. Als sie aber allmählich starben – der letzte 1901 – kam es zu einem tiefen Einschnitt in den Katholisch-Apostolischen Gemeinden (Irvingianer), wie diese Gemeinschaft sich nennt, denn sie hatten alles auf die Apostel konzentriert: Bei ihnen können jetzt keine Priester mehr geweiht werden, auch die Versiegelung nicht mehr stattfinden.

    Ein Zweig in Deutschland um den „Propheten“ Heinrich Geyer hatte die Gefahr des Aussterbens der „Apostel“ frühzeitig erkannt und daher aufgrund einer „Offenbarung“ 1862 damit begonnen, für die gestorbenen Apostel neue einzusetzen. Dies führte zu einer Spaltung der Gemeinschaft und zur Gründung der ‚Allgemeinen christlich-apostolischen Mission’ 1865, die sich 1907 in Neuapostolische Kirche umbenannte. Der „Stammapostel“ Bischoff behauptete in den 1950er Jahren, dass Christus noch zu seinen Lebzeiten komme – aber er starb 1960. Um die Frustration abzuwenden, behauptete man dann, Gott habe seinen Plan geändert.

2. Autorität in der Kirche

    Die Bibel hat in der NAK nur geringe Autorität, da sie durch die „Offenbarungen“ und „Prophetien“ in den Hintergrund gedrängt wird – entgegen Johannesevangelium 17,20; Epheserbrief 2,19-22; 2. Timotheusbrief 3,14-17. Es wird ganz offen ausgesprochen, das die Bibel nur untergeordneten Wert habe, da sie veraltet sei, dagegen die „Stammapostel“ das „Wort von heute“ brächten. So liegt alle Macht und Autorität bei dem Stammapostel, dem Oberhaupt der NAK, der sich als sichtbares Haupt der Kirche überhaupt betrachtet (ähnlich dem Papst) und auch – wie etwa Bischoff –die Ehre, die Christus zukommt, auf sich bezieht, etwa sich als das Brot des Lebens, Licht der Welt bezeichnet, als die Person, durch die jemand ins Himmelreich komme.

3. Erlösungslehre

    Da im Zentrum der Lehre der NAK die Apostel stehen – entgegen der Tatsache, dass aufgrund von Apostel-geschichte 1 es gar keine Apostel mehr geben kann, da es keine Augenzeugen Christi mehr gibt und gemäß Johannesevangelum 17,20 und Epheserbrief 2,19-22 die Fundamentlegung durch die Apostel in der frühen Zeit der Kirche abgeschlossen ist –, so ist auch die Erlösungslehre völlig dieser Lehre untergeordnet. So wird den Aposteln ein Sakrament der „Versiegelung“ zugesprochen, das den Heiligen Geist vermitteln soll und auf die „Entrückung“ vorbereiten. Die Geistmitteilung wird also an die Apostel gebunden. Weiter heißt es – entgegen Johannesevangelium 19,32 und 2 Korintherbrief 5,16-21, Christus habe das Erlösungswerk nicht vollendet, er vollende es vielmehr jetzt durch das Gnadenamt (Apostel); überhaupt könne Christus heute nicht mehr helfen, die Apostel seien dagegen die „Tür zum Reich Gottes“ – gegen Johannesevangelium 10,9. Damit wird das Heil völlig an die „Apostel“ gebunden, von denen behauptet wird – gegen Johannesevangelium 20,21-23 und Matthäusevangelium 18 - , dass nur sie die Schlüsselgewalt hätten und Sünden vergeben könnten. Sie setzen auch Bischöfe, Priester und Diakone ein.

    Die Rechtfertigung wird auch nicht aus Freispruch vom Jüngsten Gericht verstanden, sondern als eine Verwandlung in das Bild Christi. Zudem wird behauptet, Christus habe seine Gottheit während seines Erdenlebens völlig abgelegt und sei durch den Heiligen Geist geleitet worden

    Im Jahr 1916 wurde noch die „Totenversiegelung“ eingeführt, bei der ein Angehöriger für einen schon verstorbenen Verwandten vom Apostel die nachträgliche Versiegelung – und damit angebliche Errettung – erbittet und dieser Apostel dann den „Geist“ eines verstorbenen Apostels bittet, diese Versiegelung an dem Toten auszuführen – eine Handlungsweise, die die NAK mit dem Spiritismus verbindet.

    Die Sakramente – Taufe, Abendmahl, Versiegelung – gelten als heilsnotwendig, damit also das Heil an die sie spendende Personen gebunden, da nur durch die Apostel die Versiegelung durchgeführt werden kann.

Verwendete Literatur:

- F.E. Mayer: The Religious Bodies of America. 4th ed. St. Louis, Missouri: Concordia Publishing House. 1961

- Popular Symbolics. By Th. Engelder … St. Louis, Mo: Cocnordia Publishing House. 1934

- Richard Ising. Kräftige Irrtümer. Berlin: Lutherischer Gemeinschaftsdienst. 1965

DIE MORMONEN ODER „KIRCHE JESU CHRISTI DER HEILIGEN DER LETZTEN TAGE“

1. Herkunft und Hintergrund

    Die Sekte der Mormonen wurde von Joseph Smith (1805-1844) in den Vereinigten Staaten gegründet. Durch sein Elternhaus, insbesondere seine Mutter, war er offen für Aberglauben, eine religiöse Unruhe bestimmte die Familie. Schon als 15jähriger wollte Smith Wahrsager und Schatzsucher werden, betrog damit auch andere.

    Er behauptete, im Jahr 1820 eine Vision gehabt zu haben, in der ihm Gott Vater und Jesus Christus erschienen sei und ihm geraten hätten, sich keiner der bestehenden Kirchen anzuschließen, sondern eine neue zu gründen – so die heutige Aussage. Ein 1965 veröffentliches, kurz zuvor aufgefundenes Dokument zeigt eine ursprüngliche Aufzeichung dieser „Vision“, die von Gott Vater nichts erwähnt, auch nichts von der Verdammung der bestehenden Bekenntnisse. Im Jahr 1823 sei ihm ein Engel erschienen, der ihm Goldplatten und eine „Prophetenbrille“ gezeigt habe. Einige Zeit später hätte er eben diese Dinge ausgehändigt bekommen und sollte sie übersetzen, wobei die „Prophetenbrille“ unter dem „altägyptischen“ Text auf den Goldbarren den englischen angezeigt hätte. So sei das „Buch Mormon“ entstanden. Aufgrund der vielfältigen Ehebrüche von Joseph Smith gab es erhebliche Unruhe um seine Organisation – er hatte, um seine Hurerei abzusegnen 1842 die Vielweiberei (bis zu 10 Frauen) eingeführt. Da Smith die Druckerei eines Gegners gewaltsam zerstört hatte, verbrachte er seine letzten Jahre im Gefängnis und wurde bei einer Erstürmung des Gefängnisses bei einem Aufruhr der Bevölkerung getötet.

    Nach seinem Tode gab es aufgrund deer Auseinandersetzungen unter seinen Anhängern zahlreiche Spaltungen (es gibt wohl ca 110 verschiedene mormonische Kleingruppen), während die „reorganisierte“ Hauptgruppe unter Brigham Young 1845/46 unter dem Druck der Bevölkerung aus Illinois in die Gegend des heutigen Utah auswanderte und dort die Stadt Salt Lake City gründete.

2. Autoritäten

    Die Mormonen verwerfen zwar die Bibel nicht völlig, stellen ihr aber – entgegen Johannes 17,20; Epheserbrief 2,19-22 – mit dem „Buch Mormon“ und anderen „prophetischen Aufzeichnungen“ weitere Schriften zur Seite, die mindestens gleiche Autorität beanspruchen. Tatsächlich ist es so, dass die Bibel praktisch keine Autorität hat, auch die anderen Bücher oft nicht sehr viel und die „aktuellen Prophezeiungen“ maßgebend sind. Das Buch Mormon, das angeblich die Frühgeschichte der Besiedlung Amerikas schildern soll, ist in keiner Weise historisch, kulturhistorisch begründbar, sondern reine Phantasie.

2. Erlösungsbegriff

    Der Begriff „Evangelium“ kommt zwar auch bei den Mormonen vor, ist aber das genaue Gegenteil des biblischen Evangeliums, da es nicht die frohe Botschaft von der Errettung allein aus Gnaden, allein um Christi willen, allein durch den Glauben ist – Epheserbrief 2,4-9 –, sondern vielmehr als „Sammlung der priesterlichen Vorschriften, Ordnungen und Rituale“ gilt, also tatsächlich ein Gesetzeswerk ist.

    Die Mormonen kennen daher gar ein biblisches Evangelium, sondern wollen die Erlösung durch die eigene Anstrengung, Werke, erreichen. Ähnlich wie in der Gnosis haben auch sie drei Stufen für die Menschen im Jenseits, wobei die oberste Stufe – die „Erhöhten“ – Gott werden, was allein denjenigen vorbehalten ist, die zur Organisation der Mormonen gehören. Durch eine „Taufe für die Toten“ lässt sich eine Verbesserung der Situation im Jenseits auch für Verstorbene erreichen – gegen 1. Petrusbrief 4,6.

    Die Rituale der Mormonen, insbesondere ihr Tempelkult, tragen stark freimaurerische Züge, auch ihre Symbole sind aus der Freimaurerei übernommen, denn Joseph Smith war seit 1842 Freimaurer und baute deren Rituale in seine Organisation ein. Der Tempelkult darf dabei nur von Mitgliedern der Mormonen besucht werden. Das Tempelgewand, das bei der ersten Salbung verliehen wird, ist stets als „Amulett“ unter der normalen Kleidung zu tragen, um sich so gegen Böses zu schützen. Durch die „zweite Salbung“ können „Propheten“ und „Apostel“ schon in diesem Leben in den Gotteszustand gesetzt werden.

    Dabei ist zu beachten, dass – entgegen dem ersten Gebot – der mormonische Gottesbegriff ganz und gar heidnisch ist: Gott wird als ein Mensch angesehen, der Gott wurde. Hier, wie auch in der Vergottungslehre überhaupt, sehen wir die Ursünde, sein wollen wie Gott, 1. Buch Mose 3, voll durchbrechen.

DIE ZEUGEN JEHOVAS

1. Herkunft und Hintergrund

    Gegründet wurde die heute unter dem Namen „Zeugen Jehovas“ bekannte Sekte durch Charles Taze Russell (1852-1916), der aus einer presbterianischen Familie stammte, dann zu den liberalen Kongregationalisten wechselte, sich aber an deren Lehre von der doppelten Prädestination störte sowie an der Lehre von der Hölle und der ewigen Pein und daher in vielen anderen Konfessionen und (östlichen) Religionen suchte, bis er zu einer Splittergruppe der Adventisten (Second Adventists) kam. Diese hatten die Wiederkunft Christi für 1874 errechnet. Durch diese Sekte wurde er mit der angeblichen Möglichkeit, die Wiederkunft Christi zu berechnen, vertraut gemacht. Da die Wiederkunft 1874 nicht stattfand, behauptete man, sie sei „unsichtbar“ geschehen, dafür aber geschehe sie 1914 mit der „Aufrichtung der Königreichs Gottes“. 1879 gründete er „Zion’s Watch Tower and Herald of Christ’s Presence“ und 1881 als Dachorganisation „Zion’s Watch Tower Society“ (1896 umbenannt in „Watch Tower Bible & Tract Society of Pennsylvania“). Auch die 1906 nach Jahren des Streits und der Trennung erfolgte Scheidung behinderte die Entwicklung der Sekte nicht.

    Nach dem Tod Russells kam es zu erheblichen Machtkämpfen, aus denen Joseph Franklin Rutherford (1869-1942) als Sieger hervorging. Er griff den Pazifismus, den Russell vertreten hatte, auf, deutete ihn aber um, indem er behauptete, alle Regierungen seien vom Satan und man dürfe ihnen nicht dienen. Da das Datum 1914 nicht gestimmt hatte, wurde 1925 als neuer Termin für die Wiederkunft Christi angesetzt – der aber auch nicht stimmte.

    Rutherford, der die Sekte 1931 in „Zeugen Jehovas“ umbenannte, hat die Organisation völlig umgebaut und eine diktatorisch-tyrannische Vereinigung aus ihr gestaltet, mit der „Leitenden Gesellschaft“ als kollektivem Tyrannen. Die freie Wahl der Leiter der Ortsgruppen wurde abgeschafft, sie werden jetzt von der Zentrale eingesetzt, die örtlichen Gruppen sind praktisch Diensteinheiten der Zentrale geworden, die jegliche Lehräußerung aus New York ohne Diskussion anzunehmen haben. Um sie in Gang und unter Spannung zu halten, führte der Nachfolger Rutherfords, Knorr, die „Predigtdienststunden“ ein, wöchentliche Abende zur Propagandaschulung, ein.

2. Gottesbegriff

    Der Gottesbegriff der ZJ ist bestimmt von ihrer Auffassung des Namens „Jehova“. Sie behaupten dabei, dass dies der „Eigenname“ Gottes sei, wie er im Alten Testament geoffenbart worden sei. Sie gehen dabei von verschiedenen Trugschlüssen aus. Einmal hat Gott keinen „Eigennamen“ wie ein Mensch Klaus oder Peter heißt, sondern die ‚Namen’ oder Bezeichnungen, unter denen Gott sich in der Bibel uns zeigt, beschreiben stets sein Wesen. Davon aber gibt es vielerlei, etwa im Alten Testament neben Jahwe noch Adonai (Herr), Elohim (Gott), El Shaddai (der Allmächtige), Jahwe Zebaoth (Herr der Heerscharen), um nur einige zu nennen. Im Neuen Testament aber begegnet uns der allmächtige, lebendige Gott in Jesus Christus, wie auch Apostelgeschichte 4,12 eindeutig sagt, dass in keinem anderen Heil ist. Auch sollen wir ihn als den Vater anrufen, Römerbrief 8,17 ff., wie er sich auch im Alten Bund schon gezeigt hat.

    Der Gottesbegriff wird weiterhin auch dadurch eingeschränkt oder vermenschlicht, dass sie den Begriff „Gott“ wie einen Titel auffassen, weshalb sie „Sohn Gottes“ nicht als Wesensbezeichnung fassen, sondern nur als Titel, etwa entsprechend dem des Kronprinzen.

    Wie einst die Arianer, und ebenso wie die Moslems, leugnen die ZJ die heilige Dreieinigkeit und stehen allein dadurch schon außerhalb der Christenheit. Sie bekennen zwar von Jesus Christus, dass er der Sohn Gottes ist, geben ihm sogar die Bezeichnung „Gott“, aber nur als eine Autoritätsbezeichnung, nicht als Wesensbezeichnung, behaupten, er sei Gottes Geschöpf und leugnen die etwa Johannesevangelium 10,30 von Christus bekannte Wesenseinheit mit dem Vater. Auch die Ich-bin-Worte Jesu sind eindeutige Bezeugungen seiner Gottheit, ebenso etwa die Einleitung des Johannesevangeliums oder Römerbrief 5,9; 1. Johannesbrief 5,20 und viele andere Stellen.

    Sie leugnen folgerichtig auch die Gottheit des Heiligen Geistes, ja, sogar seine Person, obwohl wir eindeutige Schriftworte haben, die das Personsein des Heiligen Geistes bezeugen, dass er also nicht nur eine unpersönliche Kraft Gottes ist. So konnte er von Ananias belogen werden, Apostelgeschichte 5, er sandte Barnabas und Paulus aus, Apostelgeschichte 13; an anderer Stelle heißt es, dass er in unserem Leib als seinem Tempel wohnt, während eine weitere Stelle bezeugt, dass Gott in uns wohnt, 1. Korintherbrief 3,16 und 6,19.

3. Bibelverständnis

    Formal bekennen sich die ZJ zwar zur Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift, tatsächlich aber haben sie die Autorität der Schrift völlig zerstört. So behaupten sie gegen Psalm 119,105, dass die Schrift dunkel sei und gegen Sprüche Salomos 3,5 und 2. Korintherbrief 10,5 machen sie die menschliche Vernunft zum Maßstab des Verständnisses.

    In ihrer Auslegung verwenden sie die Bibel wie einen Steinbruch, das heißt, sie nehmen einzelne Aussagen aus ihrem Zusammenhang heraus und versuchen dann, ihnen die Lehren der ZJ unterzuschieben, was wiederum zu einem starken Trend zu allegorischer Auslegung führt, die aber in ihren Aussagen keinerlei Schriftgrund hat. So wird für ihre Lehre eines sichtbaren und unsichtbaren Reiches Satans die Stadt Babylon, auf beiden Seiten des Euphrat erbaut, angenommen. Immer wieder werden Texte verdreht und in einen direkten Zusammenhang mit der Organisation und ihrer Struktur gesetzt.

    Dies zeigt sich etwa auch mit dem Datum 1914. Das Datum selbst lässt sich in der Bibel nicht finden; die Ansätze, die sie versuchen, stimmen schon vom Zahlenansatz 607 vor Christi Geburt her nicht; außerdem haben die Zahlenreihen, die sie dafür in Anspruch nehmen, mit dem Thema, dass Christus sich dort auf den Königsstuhl gesetzt habe, nichts zu tun. Auch für dieses „Ereignis“ selbst gibt es keine Schriftstelle. Die von ihnen behauptete in Offenbarung 11,15.17 spricht überhaupt nicht von solch einer Thronbesteigung, gibt vielmehr nur an, dass schon damals Christus im Regiment saß.

    Seit den 1950er Jahren haben die ZJ ihre eigene Bibel, die „Neue-Welt-Bibel“, die an etlichen entscheidenden Stellen manipuliert und verfälscht ist. Insbesondere habe sie an all den Stellen, an denen im Neuen Testament im Grundtext „kyrios“ steht, „Herr“, ‚Jehova’ gesetzt, um zu suggerieren, auch im Neuen Testament würde dieser Begriff verwendet. An Stellen, an denen die Gottheit Christi klar bezeugt wird, versuchen sie dieselbe durch irreleitende Erklärungen wegzuerklären (zum Beispiel Römerbrief 9,5).

4. Erlösungs-, Kirchen- und Endzeitverständnis

    Diese Themen hängen eng zusammen. Die ZJ haben ein durch und durch gesetzliches Erlösungsverständnis und meinen, wir könnten uns als Menschen durch Gehorsam die Seligkeit erwerben. Zugleich leugnen sie aber eine ewige Verdammnis und die Hölle und behaupten, dass diejenigen, die sich nicht bekehren, schließlich „vernichtet“ würden. Auch die „Dienste“, die die Mitglieder der Zeugen Jehovas ableisten müssen, gehören mit zu den Werken, die sie zu ihrem Heil erbringen müssen.

    Besonders tragisch wird das gesetzliche Schriftverständnis im Blick auf Bluttransfusion. Im Blick auf 1. Buch Mose 9,4 und Apostelgeschichte 15,28 lehnen sie nicht nur den Genuss von Blutwurst ab, sondern ebenso auch jegliche Bluttransfusion, obwohl letztere in keiner Stelle in der Bibel thematisiert ist. Aber auch sonst werden die Stellen missverstanden. Im 1. Buch Mose 9,4 ist deutlich, dass es hier mit dem Blut auch um das Leben des Tieres geht. Die Israeliten sollten also keine Tiere in einem solchen Zustand essen, dass sie noch lebendig, noch nicht völlig tot waren. Darum ging es immer wieder. Das ist auch der Hintergrund, warum sie, zur Sicherheit, das Blut auslaufen ließen. Apostelgeschichte 15,28 macht daraus kein für die neutestamentliche Gemeinde verbindliches Gesetz, sondern gibt vielmehr die Empfehlung, dass da, wo Christen unter Juden wohnen oder unter ihnen Mission treiben, sie sich, weil die Juden es so tun, vom Verzehr von z.B. Blutwurst enthalten sollen.

    Das Kirchenverständnis der ZJ hat eindeutig eine Zweiklassenordnung eingeführt, ganz im Gegensatz zu den Worten Jesu Matthäusevangelium 20,28 ff oder 1. Korintherbrief 3,21-23, wo immer wieder der bruderschaftliche Charakter der Gemeinde betont wird. Die ZJ aber sprechen von einer „himmlischen Gemeinde“ (womit sie die 144.000 meinen) und einer „irdischen Gemeinde“, also einer Gemeinde, die auch in Ewigkeit „im neuen Himmel“ sei, während die andere Gemeinde auf der „neuen Erde“ wohnen würde. Die Bibel kennt diese Unterschiede nicht. Bei genauem Hinsehen wird deutlich, dass „neuer Himmel“ und „neue Erde“ das gleiche meinen, wie auch Offenbarung 21,22 sagt, dass Gott selbst unser Tempel ist; 22,3, dass der Stuhl Gottes mitten unter der Gemeinde ist und 21,3, dass Gott mitten unter seinem Volk wohnt. Die Begründung dieser Klasseneinteilung mit Johannesevangelium 10,11-16 ist ebenfalls völlig irrig, denn hier geht es bei dem „anderen Stall“ nicht um eine niedrigere Klasse, sondern um Christen aus der Heidenschaft, im Unterschied zu den Christen aus der Judenschaft, die der Heiland bis dahin gesammelt hatte.

    Das Abendmahl, das die ZJ nur als Gedächtnismahl kennen, darf nur von den Angehörigen der „himmlischen Gemeinde“ genommen werden – während 1. Korintherbrief 10 und 11 deutlich machen, dass es die gesamte Gemeinde nehmen soll.

    Auch die Aussagen von Offenbarung 7,4-7 und 9 sind völlig falsch ausgelegt. Die ZJ nehmen die 144.000 wörtlich, verstehen nicht, dass diese Zahl, die sich aus 12x12x103 zusammensetzt, die Vollzahl (und zwar der Erwählten) und die Fülle ausdrückt, wie es auch in Vers 9 eindeutig heißt, dass die Menge nicht zu zählen ist, ein Vers, der die vorigen auslegt.

    Was die ZJ sehnsüchtig erwarten ist weder die Erlösung, noch die Wiederkunft Christi zum Heil, sondern eine Vernichtungsschlacht bei Harmagedon als Endpunkt der Weltgeschichte, eine Schlacht, in der dann alle Feinde Gottes nach ihrer Meinung vernichtet werden. Auch hier wird die bildhafte Sprache der Offenbarung völlig falsch verstanden.

    Bis heute halten die ZJ daran fest, gegen Matthäusevangelium 24,36, dass der Zeitpunkt der Wiederkunft Christi berechnet werden könnte. Zuletzt hatten sie ihn falsch für 1975 bestimmt, aber auch dann wieder eine Erklärung erfunden („Adam-Eva-Lücken-Theorie“), warum dies nicht geschehen ist.

DIE CHRISTLICHE WISSENSCHAFT (CHURCH OF CHRIST (SCIENTIST))

1. Gründerin und Grundrichtung

    Die Gründerin der sogenannten „Christlichen Wissenschaft“ ist die Amerikanerin Mary Baker Glover Patterson Eddy (1821-1910), die eine sehr komplexe eigene Lehre aufgestellt hat, die sie durch die „Church of Christ (Scientist)“ zu verbreiten suchte. Dabei war sie selbst sehr kränklich, hoch emotional, hysterisch, dabei dominant und streitsüchtig sowie egozentrisch und verfügte über eine nur sehr geringe Bildung. Schon in ihrer Jugend hat sie Visionen gehabt (hatte also okkulten Hintergrund).

    Im Jahr 1862 trat sie mit Phineas P. Quinby zusammen, der behauptete, Krankheiten kämen aus einem falschen Denken, man müsse „Christi Heilmethode“ anwenden, nämlich Heilung durch richtiges Denken. 1875 veröffentliche Eddy dann ihr Hauptwerk „Science and Health“ und gründete 1879 die „Church of Christ (Scientist)“. Interessant ist, dass sie stets unter Angst litt, insbesondere vor „tierischem Magnetismus“ und zutiefst abergläubisch war.

2. Quelle der Lehre

    Eddy behauptet zwar, die Bibel sei die einzige Quelle ihrer Lehre, aber zugleich sagt sie, die Bibel sei ein dunkles Buch und müsse daher mit dem „Schlüssel Davids“ gelesen und verstanden werden, außerdem enthalte sie Fehler; nur ihr Buch „Science and Health“ sei wahr, wahres Wort Gottes. Damit wird deutlich, das tatsächlich die Bibel gar keine Bedeutung für die CW hat, sondern einzig die Ideen Eddys. Sie verändert dabei willkürlich die biblischen Aussagen, indem sie, wie sie sagt, „materielle“ Begriffe in „geistliche“ übersetzt. Hier werden ganz stark hinduistische und buddhistische Einflüsse deutlich (die ja insbesondere durch Vivekananda in Amerika und Europa verbreitet wurden): Alles wird „vergeistigt“, ein Vorgang, wie wir ihn auch in der Theosophie und Anthroposophie wiederfinden. Das Formalprinzip der CW ist also die Philosophie, und dabei wiederum der Idealismus und Transzendentalismus mit seiner Grundaussage, die materielle Welt sei keine wahre Realität, sondern nur die absolute Welt oder „Idee“ (von Platon, dem Buddhismus herkommend). Diese Gedanken fanden damals in den USA weite Verbreitung (Ralph Waldo Emerson; W.E. Channing; W.R. Trine; Margaret Fuller): der menschliche Geist sei Gottes Licht. Eddy hat viele Elemente auch aus der Gnosis und dem damit verwandten Manichäertum entnommen. So behauptet sie, dass es letztlich zwei Ursachen gäbe, Gott und das Böse; der Mensch sei ein göttlicher Gedanke, was wiederum den Pantheismus befördert sowie den Mystizismus.

3. Lehraussagen

    Im Zentrum der Lehre Eddys steht, dass Gott das einzige „Sein“ sei, der Mensch ein göttlicher Gedanke und er, der Mensch, seine „menschlichen Grenzen“ ablegen müsse. Sie trifft dabei „vier Grundaussagen“: 1. Gott allein ist alles in allem; alles, was ist, sei nur ein göttlicher Gedanke. 2. Gott ist gut, das Gute ist Geist, ein göttlicher Gedanke; und nur der göttliche Gedanke sei Realität. 3. Der Mensch sei auch nur ein göttlicher Gedanke. 4. Das Materielle sei nicht Realität.

    Eddy hat also eine völlig unpersönliche Gottesauffassung. Gott ist ihr nur ein Prinzip. Sie leugnet daher auch die biblische Dreieinigkeit und setzt ihr – in typischer satanischer Nachäffung und Verfälschung des Wahren – ihre „Dreieinigkeit“ entgegen: Leben, Wahrheit, Liebe. Gott erscheint dabei als „Vater-Mutter“, Christus als „geistliche Idee der Sohnschaft“, der Tröster als „göttliche Wissenschaft“.

    Christus wird dabei mit der Idee der Wahrheit gleichgesetzt; Jesus sei nur ein Mensch gewesen, der Christus repräsentiert habe. Der Mensch sei das geistliche Bild Gottes, ein Gedanke Gottes. Gott und Mensch werden dabei identisch. Aus dieser Auffassung folgt, dass sämtliche Krankheiten, auch Sünde und Tod nicht real vorhanden seien.

    Daher gäbe es auch keine Notwendigkeit einer Erlösung. Daher leugnet sie auch Christi stellvertretende Genugtuung für uns. Letztlich lehrt sie eine Art Selbsterlösung, nämlich dass die Genugtuung dann da sei, wenn der Mensch zeige, dass er eine göttliche Idee sei.

    Die CW ist daher auch keine Heilungssekte im eigentlichen Sinne, denn sie verheißt keine körperliche Heilung, da sie ja behauptet, Krankheiten seien das Ergebnis falscher Einstellungen. Es käme darauf an, den eigenen Geist mit dem Gottes zu vereinigen. Allerdings wird den Mitgliedern der CW erlaubt, Ärzte zu rufen, solange sie noch im Irrtum stehen.

    Ebenso gibt es in der CW kein Gebet, da ja Gott und Mensch miteinander identifiziert werden.

    Das Absurde der Aussagen der CW (und aller mit ihr verwandter Denkrichtungen, Philosophien) wird allein schon daran deutlich, dass, wenn die Materie gar nicht da wäre, dann z.B. gedacht werden kann, was doch sehr wohl mit Materie zusammenhängt.

    Die CW ist eigentlich gar keine Religion, sondern eine theosophisch-indisch beeinflusste Philosophie und steht völlig außerhalb der christlichen Kirche.

Verwendete Literatur:

- Rüdiger Hauth: Kleiner Sektenkatechismus. 3. Aufl. Wuppertal und Zürich: R. Brockhaus Verl. 1992. (R.-Brockhaus-Taschenbuch. Bd. 482)

- F.E. Mayer: The Religious Bodies of America. 4. ed. Saint Louis, Missouri: Concordia Publishing House. 1961.

DIE ANTHROPOSOPHIE

I. Die Anthroposophie als Weltanschauung

Welches Selbstverständnis haben die Anthroposophen? Die Anthroposophen geben an, Anthroposophie sei weniger eine „Weltanschauungsgemeinschaft“ als eine „Geisteswissenschaft“.

Von wem wurde die Anthroposophie begründet? Urheber der Anthroposophie ist Rudolf Steiner (1861-1925). Er wurde schon in seiner Jugend stark von der römisch-katholischen Liturgie beeindruckt und beschäftigte sich mit der Philosophie Kants und mit Goethes „naturwissenschaftlichen“ Schriften. Im Jahr 1900 kam er in Berlin mit der von dem spiritistschen Medium Helena Petrowna Blavatsky 1875 in New York gegründeten Theosophischen Gesellschaft in Kontakt. Die Theosophie ist eine Mischung aus religiösen und okkulten Elementen, beeinflusst vor allem vom Hinduismus, Buddhismus, dem Mysterienkult und dem Spiritismus. Blavatsky hat ihre Schriften nach eigenen Aussagen zumindest teilweise durch telepathische Kontakte geschaffen. Im Jahr 1902 wurde Steiner durch Annie Besant in den inneren Zirkel der Theosophen, die „Esoterische Schule“, aufgenommen und war auch Freimaurer. Er wurde schließlich Generalsekretär der Theosophischen Gesellschaft in Deutschland, bis es 1909/10 zum Bruch mit Anne Besant kam, die einen Hindu (Krishnamurti) als „wiedergekehrten inkarnierten Christus“ bezeichnete. Rudolf Steiner gründete daraufhin die „Anthroposophische Gesellschaft“, denn er sah in dem gewöhnlichen Spiritismus etwas, das dem „vergangenen Zeitalter der Empfindungsseele“ angehöre, nun aber sei das „Zeitalter der Bewusstseinsseele“ angebrochen. Schon aus diesem Abriss wird deutlich, wie sehr er schon frühzeitig mit Okkultem und Heidnischem in Berührung kam und davon geprägt wurde.

Was steht im Zentrum der Anthroposophie? Der zentrale Gedanke der Anthroposophie ist die Entwicklung: Alle „Weltprozesse“ würden ihm unterliegen und sie würden vorangetrieben durch „geistige Wesenheiten“, die „in unermesslichen Zeiträumen“ wirkten (schon dies widerspricht der Bibel, die für die Geschichte unseres Kosmos seit der Erschaffung nur wenig mehr als 6000 Jahre angibt). Er spricht dabei von „sieben Entwicklungsphasen“, leugnet aber Anfang und Ende. Auch hier stellt er sich gegen die Schrift, die für den Kosmos ganz klar einen Anfang, nämlich die Schöpfung, angibt und auch ein Ende, nämlich den Jüngsten Tag, der zugleich zur Erschaffung eines neuen Himmels und einer neuen Erde führt. Innerhalb des gegenwärtigen Weltzeitalters gäbe es dann wider sieben Entwicklungsstufen. Als Ziel wird – wie im Buddhismus und Hinduismus vorhanden – die „völlige Vergeistigung der Materie“ angesehen. Die Anthroposophie gründet also auf einem Dualismus, Gegensatz, von Materie und Geist, im Gegensatz zur Bibel, die sehr wohl die Materie, den Leib, bejaht, als Teil der guten Schöpfung Gottes. Sünde ist für Steiner daher „Abfall in die Stofflichkeit“. Die Anthroposophie ist ein Kult um das Ich, das sich selbst erlösen soll, sich durch Reinkarnation und Entwicklung den Aufstieg erarbeiten soll. Steiners „Lesen“ in der Akasha-Chronik habe sich vollzogen, indem er sich in die Seelen der Beteiligten hineintaste. Das ist tatsächlich nichts anderes als Spiritismus.

Wie sieht dieser „Weg“ aus? Der „Schulungs- und Erkenntnisweg“ beginnt mit „Information“, die aber ohne Kritik anzunehmen ist. Das aber führt damit von Anbeginn an zur Ausschaltung jeglicher Überprüfung, damit auch zur Ausschaltung der Persönlichkeit selbst – und bereitet so den Boden zur Verführung durch Satan. In der „Initiation“ soll das Wissen dann durch „geistige Führer“ erweitert werden; in der „Konzentration“ die geistigen Kräften geschult werden. Die „Meditation“ dient der Verinnerlichung von Symbolen (hier wird es bereits sehr stark okkult), die „Imagination“ dem sehen abstrakter Bilder, während die „Inspiration“ reines geistiges Erleben sein soll und schließlich in der „Intuition“ das äußere Bewusstsein völlig „leer“ soll, dafür aber das „wahre Ich“ im „Einswerden mit der All-Seele“ erkannt werden soll. Das Ziel ist also die völlige Auslöschung der Persönlichkeit, während wir durch Jesus Christus gerade befreit werden, wieder in der Gemeinschaft mit Gott unserer wirklichen Bestimmung als Person zu entsprechen. Wer diesen Erkenntnisweg geht, der gerät in finstere, satanische Bindungen. Der anthroposophische Erkenntnisweg beinhaltet ganz eindeutig ein Öffnen für dämonische Mächte. Gleichzeitig ist der gesamte „Erkenntnisweg“ gebunden an Rudolf Steiner und seine „Schauungen“. Da die Anthroposophen behaupten, ihr System sei eine „Wissenschaft“, so müsste es nachprüfbar und nachvollziehbar sein. Genau das aber ist nicht der Fall, da Steiner nur wenigen „Ratschläge für die Ausbildung höherer Erkenntnisorgane“ gegeben hat, die Menschen daher auch gar nicht so weit kommen können, um Steiner zu überprüfen.

Wie verhält sich die Anthroposophie zum Christentum? Äußerlich hat Rudolf Steiner etliches aus dem Christentum übernommen, allerdings völlig umgekehrt und verdreht. Im Blick auf die Bibel behauptet er, sie sei nur ein Auszug aus der „Akasha-Chronik“ und es sei zu wenig, bibelgläubig zu sein, die Anthroposophie hätte mehr anzubieten. Die Bibel bedeutet Rudolf Steiner tatsächlich nichts. Der bibelorientierte Glaube sei eine niedere Erkenntnisstufe, die Anthroposophie führe zu höheren Stufen.

    Der Begriff „Christus“ in der Anthroposophie, dort fast immer mit Artikel verwendet, bezeichnet dort die „Summe der sechs Elohim, die mit der Sonne vereinigt sind“. In Jesus habe er sich nur verkörpert, habe aber schon vorher andere Figuren als „Hüllen“ verwendet. Angeblich habe es zwei Jesusknaben gegeben, einen der Buddha- und einen der Zarathustra-Strömung, aber mit zwölf Jahren seien sie zu einer Individualität geworden, der physische Leib des einen gestorben. Jesu Taufe habe den Eingang des „Christus-Ich“ in seinen Leib bewirkt.. Der Mensch solle nun den „Gott in sich“ finden, zum wahren „Ich-Menschentum“ gelangen. Hier wird deutlich, dass der anthroposophische Christus und Jesus mit dem biblischen, historischen Jesus Christus gar nichts zu tun hat. Während das biblische Christentum uns Erlösung im Sterben des alten Ich beschreibt, sieht die Anthroposophie als Ziel die Selbstvergottung des Ich, wozu „Christus“ einen „wichtigen Impuls“ gäbe. Die Gnade kennt die Anthroposophie nicht.

    Damit wird deutlich, dass der biblische christliche Glaube und die anthroposophische Weltanschauung unvereinbar miteinander sind.

II. Eurythmie

Was ist Eurythmie? Eurythmie, wie sie erstmals in Steiners Mysteriendrama „Der Hüter der Schwelle“ vorkam, ist ein Tanz der Geister oder von geistigen „Wesenheiten“. Eurythmie ist damit ein innerer Bestandteil des okkulten anthroposophischen Lehrgebäudes. Nach Steiner gehe es bei der Eurythmie darum, die Realität übersinnlicher Welten auf Erden abzubilden, sie sei „irdisches Abbild der Erzengelsprache“, wobei ‚Erzengel’ bei ihm „höherentwickelte Menschen“ sind, die die anderen geistig beschenken wollen, um sich emporarbeiten zu können. So gesehen ist Eurythmie aber dämonische Kunst. Und dies ist umso wichtiger zu bedenken, da es Pflichtfach an den Waldorfschulen ist und als „Heileurythmie“ sogar zu „Heilzwecken“ verwendet wird. Es bestehen große Ähnlichkeiten zu dem brasilianischen Macumba-Spiritismus.

III. Waldorfpädagogik

In welchem Verhältnis stehen die Waldorfkindergärten und –schulen zur Anthroposophie? Nach Aussagen Steiners soll dort keine Anthroposophie gelehrt werden, sondern sie soll in der Erziehung selbst „zur Tat“ werden, etwa durch die „Lehrerpersönlichkeit“, die Eurythmie, den Baustil, die Atmosphäre. Tatsächlich also soll die Anthroposophie die gesamte Schule bestimmen, allerdings eher indirekt, so dass es zu einer direkten Auseinandersetzung von Seiten des Kindes und der Eltern nicht kommen kann. Der Lehrplan ist durchaus nicht neutral sondern deutlich anthroposophisch durchtränkt, etwa im Naturkundeunterricht, in der Pflanzenlehre, in der Steinerschen Evolutionslehre. Astrologie findet sich im Physik- und Mathematikunterricht, der Mythos von Atlantis im Geschichtsunterricht. An die Lehrer wird die Anforderung gestellt, „im Auftrag und in Verbindung mit geistigen Mächten“ zu arbeiten, das „Eindringen ins übersinnliche Leben“ wird als Voraussetzung für die Erziehung angesehen.

    Dem Lehrplan und der Pädagogik liegen das Steiner’sche Menschenbild zugrunde, für den Lehrplan gibt es klare Anweisungen Steiners, die bis heute Gültigkeit haben. Das tyrannische System der Waldorfschulen macht sich bemerkbar etwa in dem, was den Kindern verboten ist, etwa: Nutella-Brote, Kunstprodukte, Fleisch, Konserven, Kartoffeln, Kunststoffkleidung, Plastikspielzeug, Buntstifte, Filzstifte, Kugelschreiber, Fussballspielen, Kassettenrecordeer, pommes frites ... Die Besuche der Lehrer bei den Eltern haben oft Kontrollcharakter, wo es eben auch darum geht, ob alles Verbotene auch tatsächlich nicht da ist.

Was zeichnet auf den ersten Blick in rein pädagogischer Hinsicht die Waldorfschulen aus? Der Leistungsdruck ist geringer als in den staatlichen Schulen, das musische und handwerkliche Element wird stärker gefördert, wobei viele dieser Elemente nicht von Steiner selbst stammen, sondern von anderen pädagogischen Konzepten übernommen wurden, etwa von der Ganzheitsschule, der Arbeitsschule, der Lebensgemeinschaftsschule.

    Tatsächlich aber wird oft auf das einzelne Kind gar nicht eingegangen, vielmehr über die Kinder die durch die Steiner’schen Vorgaben vorhandenen Schemata übergestülpt. Auch sind die Schulklassen mit 35-45 Schülern unverhältnismäßig groß.

Wie sind die Waldorfeinrichtungen biblisch zu beurteilen? Waldorfkindergärten und –schulen sind eindeutig Weltanschauungseinrichtungen, die der biblischen Lehre und dem christlichen Glauben widersprechen. Es kann daher nur davor gewarnt werden, Kinder in diese Einrichtungen zu geben.

IV. Weleda- und Wala-Medizin

Gibt es eine spezifische anthroposophische Medizin? Die anthroposophische „Heilkunst“ gründet in der anthroposophischen Lehre von den vier Leibern (physischer, Äther-, Astral, Ichleib), aus denen der Mensch bestehe, und den „drei Systemen“ (Nerven-Sinnes-System, vorherrschen des Geistigen; Stoffwechsel-Gliedmaßen-System, Dominanz von Leiblich-Vegetativem und Willen; rhythmisches System, Schwerpunkt auf Seelisch-Gefühlsmäßigem). Dieses System ist ein in der Esoterik oft anzutreffendes. Damit aber ist zu sagen, dass die anthroposophische Medizin auf okkulten, heidnisch-magischen Prinzipien beruht.

Wie wirkt sich das aus? In der Diagnostik spielt neben dem normalen Untersuchen das „intuitive Erkennen“ der Krankheit eine Rolle, tatsächlich ist das Hellsehen, also ein dämonischer Vorgang, der uns nach 5. Buch Mose 18,10-12 verboten ist.

    Die Heilmittel werden auf der Basis der Homöopathie Hahnemanns hergestellt, die ihrerseits ja auch eine Geistheilung ist, der eine Trägersubstanz zugrunde liegt, das heißt, nicht die Substanz (etwa Pflanzenwirkstoffe) wirken, sondern eine „Kraft“.

V. Biologisch-dynamischer Landbau (Demeter)

Ist der biologisch-dynamische Landbau als Teil des ökologischen Landbaus anzusehen? Während der echte ökologische Landbau nur natürlicher Landbau mit möglichst geringer chemischer Hilfe – oder ohne sie – ist, handelt es sich beim biologisch-dynamischen Landbau um eine Vorgehensweise, in der auch wieder Stoffe als „Geistträger“, als „Träger von Erd- und Kosmoskräften“ gelten, wobei Astrologie und Alchemie einbezogen wird.

VI. Die Christengemeinschaft

In welchem Verhältnis steht die „Christengemeinschaft“ zur Anthroposophie? Die von Friedrich Rittelmeyer (1872-1938) gegründete Christengemeinschaft behauptet zwar von sich selbst, unabhängig von der Anthroposophie zu sein, tatsächlich aber hat sie Rittelmeyer zusammen mit Steiner und in Abhängigkeit von ihm gegründet. Es gibt zwar keinen Lehrkatechismus, aber alle Aussagen in ihr sind anthroposophisch: „Die Christengemeinschaft findet das wissenschaftliche Fundament ihrer Theologie in der Anthroposophie.“ Die in ihr durchgeführte Taufe ist nicht die christliche Taufe, da ja die Dreieinigkeit geleugnet wird und sie nicht in die Gemeinschaft mit Jesus Christus führt. Die „Christengemeinschaft“ hat nichts mit dem biblischen Christentum zu tun, sondern gründet unter anderem in den Mysterien- und Naturreligionen der Antike. Gott und Christus sind in der Christengemeinschaft kosmische Mächte, mit denen der Mensch kultisch oder hellseherisch in Kontakt treten kann, die ihn bei seiner Höherentwicklung fördern.

Welche Ziele vertritt die Anthroposophie und welche Gefahren gehen von ihr aus? Der Anthroposophie geht es um die Vermischung der Religionen, letztlich um die Schaffung einer Welteinheitsreligion, die bewusst antichristlich ist.

Verwendete Literatur:

- Bernd Hüsken: Anthroposophie und Waldorfpädagogik. In: Biblisch glauben, denken, leben. Infobrief Nr. 45. Hammerbrücke 1999.

- Lothar Gassmann: Was ist Anthroposophie? 3. Aufl. Lage: Logos Verlag 2002.

- Rüdiger Hauth: Kleiner Sektenkatechismus. 3. Aufl. Wuppertal und Zürich: R. Brockhaus Verlag 1993. (R.Brockhaus Taschenbuch. Bd 482)

SCIENTOLOGY

Anzeige von Scientology: „‚Wir nutzen nur 10% unseres geistigen Potentials.’ Diese überraschende Aussage wurde von Albert Einstein, dem weltberühmten Physiker, gemacht; es wurde uns jedoch nicht gesagt, wie wir es verbessern können. Aber jetzt hat L. Ron Hubbard in seinen Forschungen nicht nur bewiesen, dass Einstein recht hatte mit dieser Aussage, sondern – viel wichtiger -, er hat in sesinem Buch ‚DIANETIK: Der Leitfachen für den menschlichen Verstand’ gezeigt, wie man diese schlafenden 90% erschließen kann. Er zeigt genau, was eine Person von der Verwirklichung ihres wahren Potentials zurückhält. Finden Sie für sich selbst heraus, wie die Anwendung der DIANETIK-Technologie Intelligenz erhöhen kann und einen weitaus höheren und glücklicheren Zustand der Existenz herbeiführt. Befreien Sie sich selbst von den Barrieren, die sie davon abhalten, Ihr wahres Potential zu verwirklichen.“

Der „Spiegel“ Oktober 1996: „In der Nacht des 24. März 1988, die seine letzte sein sollte, wälzte sich Patrice Vic, 31, stöhnend in seinem Bett, wie sich seine Frau Nelly erinnert. Um fünf Uhr sprang er von seiner Schlafstätte auf und stürzte sich mit den Worte: Die einzige Lösung, vom Balkon zwölf Stockwerke hinab in die Tiefe. Grund für die Verzweiflungstat des einst fröhlichen Lyoners: Der zweifache Familienvater konnte die 30.000 Francs nicht auftreiben, die er für eine innere Reinigung brauchte. Die rabiate Reinigungsfirma: The Church of Scientology.”

Wer ist der Gründe von Scientology? Scientology wurde Mitte des 20. Jahrhunderts von dem Amerikaner Lafayette Ronald Hubbard (1911-1986) gegründet. Die von den Scientologen herausgegebenen Biographien halten den Überprüfungen aufgrund der offiziellen Akten nicht stand: weder hat er je eine Reise zu den indischen Mönchen unternommen; noch hat er in irgendeinem akademischen Fach einen Abschluss bekommen (der Doktortitel war gekauft); außerdem war er zweimal geschieden; er ist nie Marineoffizier gewesen und hat auch keine Kampfmedaillen erhalten und war auch nie verwundet. Sein Science-Fiction-Rom ‚The Fear’ weist bereits sehr viel Okkultismus, Dämonisches aus dem Schamanismus und Voodoo-Magie auf. Im Jahr 1945 ist er außerdem in Kontakt getreten mit dem kalifornischen Zweig der satanistischen Organisation „Ordo Templi Orientis“ (OTO), die sehr okkult ist und magische Praktiken betreibt. Auch Scientology ist mit magischen Praktiken verbunden; nicht von ungefähr hat Hubbard auch das Symbol für Scientology von OTO übernommen.

    Was ihn selbst angeht, so geht aus Zeugnissen ehemaliger Mitarbeiter und Angestellter hervor, dass er extrem cholerisch war und sein einziges Ziel darin bestand, „Geld zu machen“, also hochgradig geldgierig war.

    Wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten bekam er schließlich in Großbritannien, Rhodesien und Australien Einreiseverbot, was ihn veranlasste, die Terrororganisation „Guardian Office“ (heute unter anderem Namen aktiv) zu gründen, deren Aufgabe es ist, Kritiker mundtot zu machen, sei es durch Psychoterror, sei es durch öffentliche Diffamierungen, sei es durch Mordversuche oder fingierte Unfälle, sei es durch Bestechung. Schon allein das zeigt, wie weit Scientology von einer christlichen Ethik entfernt ist, wie sehr es ihr vielmehr allein um Macht und Durchsetzung ihrer Ziele geht.

Welches Menschenbild hat Scientology? Das Grundbild des Menschen bei Scientology ist eigentlich dies, dass der Mensch eine höhere Maschine, ein Computer sei, der nur richtig gesteuert, mit den richtigen Programmen gefüttert werden müsste. Er sei momentan fehlgesteuert, und Scientology reinige nun den Computer und steuere ihn dann richtig. Der Mensch wird also gar nicht als Person, als Individuum wahrgenommen, ganz im Gegensatz zu dem, was die Bibel uns über uns Menschen und unsere Herkunft als Geschöpf und Gegenüber Gottes sagt, 1. Buch Mose 1-2.

    Der Mensch sei aus dem Weltall gekommen, der Körper des Menschen sei nur ein vorübergehende Hülle, der „Geist des Menschen“ (Thetan) sei in Materie, Energie, Raum (Space) und Zeit (Time) (MEST) gefangen. Auch dies widerspricht völlig dem biblischen Menschenbild, dass wir nicht Zufallsprodukte sind, sondern gewollte Geschöpfe unseres himmlischen Vaters, die Krone der Schöpfung, und dass der Körper nicht etwas Schlechtes ist, sondern Teil dieser gewollten und guten Schöpfung Gottes, 1. Buch Mose 1-2. Die Leibfeindlichkeit ist ein charakteristischer Ausdruck fast aller süd- und ostasiatischen Religionen (Parsismus, Hinduismus, Buddhismus).

    Der Mensch bestehe aus Körper, Verstand und Thetan, wobei sich der Thetan durch Reinkarnationen vom Körperlichen lösen müsse, denn er sei geistige Energie. (Hier wird auch wieder die Verwandtschaft mit Hinduismus, Buddhismus und Anthroposophie deutlich.)

    Es gäbe drei Arten von Verstand: den analytischen (er würde keine Fehler begehen), den reaktiven (er sei die Ursache alles Negativen, sei in Bewusstlosigkeit aktiv, mit Engrammen gefüllt und müsse „gereinigt“, geleert werden), und den somatischen. Auch diese Sichtweise widerspricht der Bibel, die die Sünde nicht als stoffliche Größe oder nur negative Beigaben beschreibt, sondern als Schuld, für die wir verantwortlich sind, für die wir der Sühnung bedürfen – von der wir aber auch nicht durch eigene Anstrengungen, nicht durch Reinkarnationen oder teure Sitzungen, sondern wahrhaft durch das Blut Jesu Christi, des Lammes Gottes, frei, erlöst werden können.

    Durch „dynamische Gesetzmäßigkeiten“ müsse der Mensch zur Selbsterhaltung und zum Überleben befähigt werden. Ziel ist überhaupt, wenn man so will, der Übermensch, die totale Selbstverwirklichung, die Aufblähung des Ich. Auch hier sehen wir den krassen Gegensatz zum biblischen Christentum, das nicht die Überhöhung des Ich zum Ziel hat, sondern Buße und Glauben, Hingabe an den lebendigen Gott, das Sterben des alten Ich, die Hineinformung in das Bild Christi, Galaterbrief 2,20.

    Scientology sieht ihre Aufgabe als „Clear“-machen oder Reinigung des reaktiven Verstandes, damit dadurch das eigentliche Ich freigesetzt und entfaltet werden könnte (was dann in weiteren, den OT-Kursen, geschehe). Der Mensch sei grundsätzlich gut, man müsse ihn dazu nur wieder reinigen.

Wie geht Scientology vor, um das Ziel zu erreichen? Scientology bietet „Persönlichkeitstests“ an (Oxfort Kapazitätsanalyse, Oxford Persönlichkeitstest), infolge derer dann den Teilnehmern suggeriert wird, dass sie ein großes Gabenpotential hätten, aber aufgrund der negativen Elemente bestehe die Gefahr kriminell zu werden. Um dem vorzubeugen, könnten Kurse angeboten werden (die dann sehr viel Geld kosten). Durch den Persönlichkeitstest (Fragebogen) versuchen sie, in die Privatsphäre einzudringen, um so Druckmittel gegen die Person in der >Hand zu haben. Die eigentliche „Reinigung“ soll durch das „Auditieren“ geschehen, was nach außen auch als „Beichte“ bezeichnet wird, wobei der Auditor mit einem „Psycho-Galvanometer“ vorgeht (der Geist gilt als elektromagnetische Kraft).

Wie ist Scientology aufgebaut? Scientology ist streng hierarchisch in vier Klassen aufgebaut, mit der Sea Organization als der Eliteeinheit. Dazu haben sie ein eigenes Strafsystem mit Straflagern, in denen solche Mitglieder, die Kritik an der Scientology, „umerzogen“ werden sollen; zu den Strafen gehört u.a. ständige Überwachung, selbst auf der Toilette, physische Überanstrengung, Einschränken der Nahrungsrationen u.ä.

    Die Mitglieder unterliegen einer ständigen Kontrolle und sind durch die Kurse finanziell und durch die ungeheure Ansammlung persönlicher Daten auch auf diese Weise der Organisation völlig ausgeliefert.

    Einrichtungen der Scientology oder von ihnen stark benutzt sind: „Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte“ (KVPM) (denn Scientology ist von der Psychiatrie im Blick auf den Dilettantismus ihrer Vorgehensweise entlarvt worden, weshalb Scientology vor allem die Psychiatrie und Psychotherapie bekämpft und ihre Mitarbeiter zu kriminalisieren versucht), sie versucht auch, als Vertretung für Teddybären und Puppen in Kindergärten sich Eintritt zu verschaffen; „Kommission zum Schutz des Bürgers gegen Datenmissbrauch“ (sehr zynisch, da dies gerade durch Scientology ständig geschieht); „Gesellschaft zur Förderung religiöser Toleranz und zwischenmenschlicher Beziehungen“ (wobei ja Scientology ihre Mitglieder zwingt, den Kontakt zu Verwandten und Freunden, die Scientology kritisch gegenüberstehen, abzubrechen); „Kommission für Polizeireform“ (könnte eventuell die neue Organisationsform der ‚Guardian Office’ sein). Als Zeitschrift verbreiten sie „Freiheit – unabhängige Zeitschrift für Menschenrechte“, während sie selbst eine totalitäre Organisation darstellen. Das „Zentrum für individuelles und effektives Lernen“ (ZIEL) ist eine Zweigeinrichtung der Scientology-Organisation Applied Scholastics International, die auf Privatunterricht und Hausaufgabenhilfe zielt

Handelt es sich bei Scientology um eine Kirche? Nach außen hin tritt die Organisation zwar auf als „Church of Scientology“, aber Hubbard hat selbst gesagt, dass es sich keineswegs um eine Kirche handele, aber er benutzte diese Tarnung, um sich so in den angelsächsischen Staaten die Steuerfreiheit zu sichern und weil so die Menschen leichter ansprechbar sind. Tatsächlich ist Scientology ein riesiger Konzern, der schlicht nur auf das „große Geld“ aus ist, wozu auch Psychoterror und Wirtschaftskriminalität als Mittel gehören und die Organisation selbst totalitäre Strukturen hat. Ziel von Scientology ist die totale Macht, im staatlichen wie im wirtschaftlichen Bereich. 1979 wurde dafür ein weltweiter Verband von Scientology-Unternehmen gegründet (World Institute of Scientology Enterprises, WISE), der auch in Unternehmen eindringen soll, etwa über die Propagierung der „Verwaltungstechnologie“, wobei die Statistik im Mittelpunkt steht, auch bei der Bewertung von Menschen; schlechte Statistiken werden Mitarbeitern angelastet, die dann zur Verbesserung an scientologischen Schulungen teilnehmen sollen.

Worauf ist der Erfolg von Scientology wohl gegründet? Scientology ist ein typisches Produkt des westlichen, vor allem amerikanischen, Denkens, nämlich die Ausrichtung auf Erfolg, Karriere, Ansehen, Macht, Geld. Dies zu erreichen wird vor allem denen suggeriert, die labil sind, Schwierigkeiten haben, um sie stark zu machen, oder denen, die schon oben sind, dass sie dies noch mehr steigern können. Auch kommen sie bei denen gut an, die Macht verloren haben und sie so wieder bekommen wollen und an autoritäre Strukturen gewohnt sind.

Verwendete Literatur:

- Samuel Leuenberger: Scientology. Lage: Logos Verlag 1999. (Reihe Aufklärung. Bd 32.)

- Reinhold Kärmer: Scientology. In: Biblisch glauben, denken, leben. Infobrief Nr. 38-40. Hammerbrücke 1997.

UNIVERSELLES LEBEN („URCHRISTEN“)

Wer steht hinter dem „Universellen Leben“ (UL)? UL wurde von Gabriele Wittek gegründet, die schon als Kind Erscheinungen gehabt haben soll. Auch später kam es zu solchen Erscheinungen, auch Begegnungen mit Toten (Spiritismus), auch hatte sie, besonders nach dem Tod ihrer Mutter, Kontakt zu spiritistischen Zirkeln.

    Sie gibt vor, dann „Offenbarungen“ Gottes bekommen zu haben über einen „neuen Bund“ („den letzten“), den er mit den Menschen schließen wolle und sie sei die Stammutter, er habe sie erleuchtet und zum „absoluten Gesetz“ gesetzt. Sie gründet zunächst das „Heimholungswerk Christi“ (HHW), das sich seit 1984 Universelles Leben nennt. Neben ihr stehen etliche Sektenmanager, die diese Sekte als Konzern leiten, der über eine Reihe von Firmen („Christusbetriebe“) verfügt.

Welche Stellung nimmt UL zur Bibel ein? UL hat eine eigene Offenbarungsschrift „Das ist mein Wort – A und O – Das Evangelium Jesu – Die Christusoffenbarung, welche die Welt nicht kennt“.

Welches Welt-, Menschen- und Erlösungsbild herrscht im UL? In der Lehre des UL gibt es starke Anleihen beim Hinduismus und Buddhismus, vor allem was die Wiedergeburten oder Reinkarnationen angeht. So müsse der Mensch durch verschiedene Wiedergeburten durch, um die vier „Reinigungsebenen“ zu durchschreiten, Ordnung, Wille, Weisheit, Ernst, und dann in die „Vorbereitungsebenen“ zu kommen, Geduld, Liebe, Barmherzigkeit. Das nächste Leben hänge aber sehr von seinem Verhalten in diesem Leben ab. So seien auch Krankheiten Strafe für Schuld, für zu geringen Glauben u.ä. Es herrsche das Gesetz von Ursache und Wirkung. Der Glaube allein rettet nicht, er ist nur ein Stein auf dem Weg dahin. Hier kommt ganz deutlich eine Selbsterlösungsreligion zum Vorschein, die im völligen Gegensatz steht zum biblischen Christentum, nämlich dass wir erlöst sind allein aus Gnaden, allein um Christi Verdienst für uns willen, allein durch den Glauben. Das Ziel ist dabei die völlige Auflösung der Persönlichkeit, der unpersönliche Mensch.

    Im UL ist ein starker Glaube an Naturgeister vorhanden; auch wird behauptet, dass die Seele im Schlaf den Körper verlasse. Wie fast alle außerchristlichen Religionen herrscht auch beim UL ein starker Dualismus zwischen Materie und Geist, ist UL leibfeindlich eingestellt.

Welche Forderungen vertritt UL? UL geht es bei den Mitgliedern darum, den persönlichen Willen zu brechen, die Kritikfähigkeit zu nehmen, die Persönlichkeit zu zerstören. Die Mitgliedschaft eines Ehepartners bei UL wirkt sich daher extrem negativ auf die Ehe aus, da eine offene Diskussion über UL nicht möglich ist, vielmehr von UL-Managern und –„Wächtern“ mit Psychoterror gegen den Nicht-UL-Ehepartner zu rechnen ist. Außerdem wird Sexualität als etwas Schlechtes angesehen, das einzig zur Fortpflanzung verwendet werden darf. Sind beide Ehepartner bei UL und leben in den dortigen Wohngemeinschaften, so leben sie dort normalerweise getrennt, auch die Kinder sind dann von ihnen getrennt und werden ganztägig in UL-Einrichtungen betreut. Ein UL-Mitglied darf nicht selbständig ein Geschäft oder eine Firma haben, sondern muss alles dem UL überschreiben oder dort einbringen.

    Da Krankheiten Ausdruck innerer Schuld seien, so dürfen UL-Mitglieder keine Medizin zu sich nehmen, sondern müssten ihren inneren Zustand bessern und sollten durch Geistheilungen geheilt werden. („Innerer Arzt“)

Welche Endzeitgedanken vertritt UL? Es wird behauptet, dass eine weltweite Flut kommen werde, die aber UL überleben werde, man müsse sich aber durch entsprechend hoch gelegene Häuser und Boote und andere Vorkehrungen darauf vorbereiten.

Was gehört zum Umfeld vom UL? Ähnlich wie Scientology betreibt auch UL eine Reihe von Wirtschaftsunternehmen, vor allem im unterfränkischen Raum, mittlerweile aber auch über Süddeutschland ausgedehnt, etwa die „Gut-zum-Leben“-Läden, die angebliche Bio-Produkte verkaufen (aber nicht mehr Mitglied bei Bioland sein dürfen); „EDV FÜR SIE“ als EDV-Firma; die „Kosmo-Bio-Nahrungs-GmbH“; „ALL-SEIN“-Grundstücksverwaltungs GmbH; das Gut Geußenheim sowie die HG Naturklinik Michelrieth und eigene Schule und Kindergärten. UL ist also tatsächlich nicht nur eine Sekte, sondern vor allem ein Sektenkonzern.

    Über die Arbeitsbedingungen in den UL-Betrieben wird berichtet, dass dort eine überlange Arbeitszeit bis zu 12 Stunden herrscht und auch weitere – teilweise unentgeltliche – Überstunden verlangt werden. Erreicht ein Mitarbeiter das Plansoll nicht, so wird ihm eine „Karenzzeit“ eingeräumt, um den Druck zu erhöhen. Arbeit gilt als ein Weg, die Schuld abzutragen.

Welche Ziele verfolgt UL? Offiziell geht es um ein „Tausendjähriges Friedensreich“, um einen „Christusstaat“, der aber allem Anschein nach die Züge einer totalitäre Diktatur hätte.

Wie geht UL mit Kritikern um? Ähnlich wie Scientology herrscht bei UL schier ein Verfolgungswahn und werden alle Kritiker auf das Härteste verfolgt, mit Telefon- und anderem Psychoterror belegt, mit Strafanzeigen überhäuft und versucht, sie mundtot zu machen.

Verwendete Literatur:

- Hans-Walter Jungen: Universelles Leben: Die Prophetin und ihr Management. Augsburg: Pattloch Verlag 1996

III. RELIGIONSKUNDE

Was ist „Religion“? Rein sprachwissenschaftlich ist es nicht mehr klärbar, woher dieser Begriff stammt und was sein ursprünglicher Sinn ist. Cicero hat den Begriff von „relegere“ = gewissenhaft beobachten abgeleitet, Lactantius von „religari“ = an Gott gebunden sein. Hier zeigen sich auch schon die beiden Richtungen, die in diesem Wort darinnen liegen: Einmal, dass ich Gott etwas bringe, nämlich seine Vorschriften genau beobachte, und die andere, dass ich im Glauben mich an Gott halte. Wir können auch sagen, dass beide Erklärungen also die beiden Grundrichtungen wiedergeben: Gesetz und Evangelium.

Wie viele Religionen gibt es? Auf den ersten Blick scheint diese Frage gar nicht so einfach zu beantworten, da es ja allerdings sehr viele Religionsgemeinschaften auf Erden gibt. Vom biblischen Standpunkt aus, Römerbrief 1,18-32, gibt es aber tatsächlich nur zwei Religionen: die wahre und die falsche, nämlich die an den lebendigen dreieinigen Gott gebundene und die falsche, die eben nicht sich an den lebendigen dreieinigen Gott hält und daher in Rebellion gegen Gott steht. Das ist wichtig, bei der Betrachtung der Religionen immer wieder zu bedenken: Alle außerchristlichen Religionen sind Ausdruck der Rebellion des Menschen gegen Gott, sind Ausdruck der menschlichen Narrheit und Finsternis des Herzens und der Vernunft, Römerbrief 1,22; Epheserbrief 4,18; Prophet Jesaja 44,9-20.

Wie kann der Grundcharakter der beiden Religionen beschrieben werden? Die wahre Religion, der biblische Glaube, ist Evangeliumsreligion, nämlich mit der Errettung allein aus Gnaden, allein um Christi Verdienst willen, allein durch den Glauben im Zentrum. Alle Religion außerhalb des Christentums aber ist Gesetzesreligion, das heißt, sie weist den Menschen im Blick auf seine Errettung auf sein eigenes Tun hin, zumindest aber sein Mitwirken. Hier erkennen wir, wie der römische Katholizismus im Kern außerhalb des biblischen christlichen Glaubens steht und bereits wieder heidnischen Boden betreten hat.

DER ISLAM

Was kennzeichnet den Islam in seinem Grundcharakter im Gegensatz zum christlichen Glauben? Der Islam ist im Gegensatz zum biblischen Christentum ein mechanischer Glaube, bei dem es um das Befolgen bestimmter Vorschriften geht, nämlich darum, Allahs Gunst durch gute Werke zu erlangen. Gemäß der Bibel aber geht es Gott nicht nur um unser äußeres Handeln, sondern um unser Herz, er will über uns, unseren Willen, unser Denken regieren, will den Gehorsam im Heiligen Geist (den ja der Islam nicht kennt), Matthäusevangelium 23,37-40; Sprüche Salomos 23,26; Matthäusevangelium 5,20.

Was fehlt dem Moslem, selbst wenn er seine Religion gewissenhaft ausübt, im Gegensatz zum gläubigen Christen? Trotz aller Anstrengungen kennt der keine Heilsgewissheit, keine Gewissheit des Freispruches im Jüngsten Gericht.

1. Der historische Hintergrund Arabiens

Wie war die Lage in Arabien zur Zeit des Auftretens Mohammeds? Die arabische Halbinsel wurde von vielen verschiedenen Stämmen bewohnt, die untereinander oft sehr zerstritten waren. Religiös war die Halbinsel sehr uneinheitlich: Es gab rein heidnische Stämme, es gab Menschen, die versuchten, aus dem Götzenkult heraus zurückzufinden zu dem, was sie unter ‚abrahamitisch’ verstanden (Hanifen); es gab jüdische Stämme, etwa im Bereich des Hedschas und des Jemen, und es gab christliche Gemeinden, allerdings wohl hauptsächlich eher sektiererische Richtungen, die apokryphe Schriften benutzten und insbesondere in der Lehre von der Dreieinigkeit und Christologie nicht bibeltreu waren (Dies ist wichtig zu bedenken im Blick auf die Auffassungen, die der Koran über das Christentum äußert, da hier die Anschauungen wieder auftauchen, die Mohammed von diesen Sekten bekommen hat.).

2. Mohammed

Wie sahen die Lebensumstände Mohammeds aus? Mohammed wurde als Sohn von Abdallah und Anina 570 nach Christi Geburt in Mekka geboren und entstammte der Familie der Hasimiden (Haschemiten, heute Königshaus in Jordanien, bis 1958 auch im Irak), die zu dem bedeutenden Stamm der Koreischiten gehörte. Aufgrund des frühen Todes seiner Eltern wurde er von seinem Onkel Abu Talib erzogen und wuchs im Kaufmannsmilieu auf. Im Jahr 595 heiratete Mohammed die reiche Witwe Chadidsha. Religiös scheint er ein Grübler gewesen zu sein. 612 zog er sich zurück umd kam mit dem Hanifen Zeid-ibn-Amr zusammen. In diesem Zusammenhang soll er seine erste „Offenbarung“ empfangen haben, wobei er sie lesen sollte (was er eigentlich nicht konnte). Nach Mizanu’l Haqq soll sein Mund dabei geschäumt haben und er wie betrunken zur Erde gefallen sein und wie ein Kamelfohlen gebrüllt und rote Augen gehabt haben und rasend vor Wut gewesen sein (so auch in der Hadithe von Jabir). Allein dieser Umstand wirft die Frage auf, was wohl die Quelle einer Offenbarung ist, die solche Begleiterscheinungen mit sich bringt. Denn diese Begleitumstände sind entmenschend, so geht der lebendige Gott nicht mit seiner Schöpfung um. Lange Zeit hatte Mohammed dann keine „Offenbarungen“ mehr. Nach Chadidshas Tod 620 änderte sich Mohammeds Lebensweise radikal. 622 wurde er nach Jathrib (heute: Medina) eingeladen und, da er in Mekka abgelehnt wurde, zog er mit seinen Anhängern dorthin (Hedschra; mit ihr beginnt die islamische Zeitrechnung). Mit der Zeit brachte er Medina unter seine Kontrolle und suchte nun, Mekka und dann die arabische Halbinsel zu gewinnen. Zu diesem Zweck überfiel und plünderte er Karawanen und erlaubte das Beutemachen, was ihm viele Anhänger unter den Arabern einbrachte. 630 kehrte er als Sieger nach Mekka zurück. Nach Chadidshas Tod heiratete Mohammed mehrere Frauen und hatte außerdem viele Konkubinen. (Daher erlaubt auch der Koran vier Hauptfrauen und daneben noch zahlreiche Konkubinen. Bedenke dagegen die Ordnung der Bibel für die Gemeinschaft von Mann und Frau bereits aus der Schöpfung, 1. Buch Mose 1,27; 2,18-24!) Ganz plötzlich, ohne irgendwelche Nachfolgefragen geregelt zu haben, starb Mohammed 632 an Fieber, eventuell aufgrund einer Vergiftung.

Was sind die Quellen, die es zu Mohammeds Leben gibt? Ibn Ishak hat 85 Jahre nach der Hedschra die Biographie „Das Leben des Propheten“ herausgegeben; für den Islam entscheidend aber und maßgeblich – als Autorität neben dem Koran – sind die HADITHE (Überlieferungen), die von 1465 Männern gesammelt wurden, von denen aber nur etliche, die „sechs richtigen Bücher“ (Sihahu’s – Sittah) von den Moslems anerkannt werden. Dieses Leben Mohammeds hat verbindlichen Charakter für das Leben des Moslems. Das ist umso bedeutsamer, als auch der Koran zugibt, dass Mohammed ein Sünder war, Sure 47,20; 48,2-3; 33,36-38, und sein Leben sich gerade auch durch Überfälle, Morde, Raubkriege, Vernichtung gegnerischer (vor allem jüdischer) Stämme auszeichnete.

Welches Selbstverständnis hatte Mohammed? Mohammed war ein religiöser Grübler und hatte Kontakte zu Juden und sektiererischen Christen. Er verstand sich zunächst als Prophet der Araber, da nach der frühen Auffassung, die er hatte, Gott immer zu bestimmten Zeiten an bestimmte Orte Propheten gesandt habe und er für die Araber bestimmt sei, Sure 43,4; 46,13; 29,196; 42,8; 12,3-4. Erst später sah er sich dann als der universale und letzte Prophet überhaupt, Sure 33,41. Allerdings liegt hier ein Widerspruch im Koran selbst, da es in den Suren 2,137 und 3,85 heißt, dass es einen Unterschied unter den Propheten gäbe. Islamische Theologie wird diesen Widerspruch allerdings wohl dahin auflösen, dass sie diese Aussagen zu den „frühen“ zählt, die dann durch die „spätere“ sozusagen aufgehoben werden, was aber die Tatsache einer völligen Änderung der Haltung nicht verwischen kann. Hier kommt, wie in vielen anderen Punkten, sehr deutlich zum Ausdruck, wie die Aussagen des Koran aus der äußeren Situation heraus entstanden sind.

Wie war Mohammeds Verhältnis zu Juden und Christen? Mohammed stand diesen beiden, für ihn sogenannten monotheistischen oder Buchreligionen, zunächst offen gegenüber, hoffte, sie für seine Auffassungen und Anschauungen zu gewinnen. Die Juden lehnten Mohammed aber schriftgemäß ab, da er sich nicht durch Zeichen und Wunder beglaubigen konnte, auch nicht durch Voraussagen, die sich erfüllen. Das gibt auch der Koran an mehreren Stellen zu: Suren 17,89-94; 17,60; 13,8.31; 6,37.109.125; 7,204; 2,100.119.152.

    Mohammed hat sich aufgrund dieser Ablehnung von Juden und Christen zornig zurückgezogen. Erste Konsequenz war eine Änderung der Gebetsrichtung, nämlich anstatt nach Jerusalem nach Mekka. Seit 630 wandelte sich die anfängliche Toleranz (die auch in den früheren Suren noch zum Ausdruck kommt) in offene Feinschaft (Sure 9,1 ff; 5,36), die nur eine Alternative kennt: Unterwerfung oder Tod. Die noch in Sure 2,257 angesprochene Religionsfreiheit ist nun Vergangenheit.Als „Schriftbesitzer“ haben allerdings Juden und Christen weiter eine besondere Stellung in sofern, als man ihnen die Möglichkeit gibt, weiter zu leben, allerdings nur als Bürger zweiter Klasse, nämlich die die Kopfsteuer bezahlen müssen, nicht auf dem Pferd reiten dürfen, schlechtere Häuser als Moslems haben müssen, kein Glockengeläut und keinen Turm bei ihren Kirchengebäude haben dürfen. Islamische Gelehrte haben im Anschluss an Mohammeds Leben die Welt eingeteilt in där-al-Islam, also das Gebiet des Islam, und där-al-Harb, das Gebiet des Krieges. Das heißt: Wenn sich ein Volk nicht dem Islam unterwirft, so sei ein Heiliger Krieg nicht nur gerechtfertigt, sondern gefordert. Aufgrund des universalen Anspruchs Mohammeds ist der Islam von weltweiten Expansionsplänen beherrscht, die aufgrund der besonderen Struktur des Islam, der eben nicht nur Religion, sondern Weltanschauung ist, immer auch politische Dimensionen haben.

Wie kann Mohammed von seinem Leben her beurteilt werden? Mohammed hat sich zunächst wirklich ernsthaft um den einen lebendigen Gott bemüht – dann aber kam es zu Widersprüchen in seiner Lehre, zu Gewaltanwendung, zu persönlicher Vorteilsnahme, und so wurde seine Religion Betrug, er selbst als in der Höhle von einem Irrgeist Betrogener zum falschen Boten (wie ja auch zugegeben wird, dass er selbst vom Satan Verse eingeflüstert bekam, die „satanischen Verse“).

3. Geschichtliche Entwicklung des Islam

Wie kam es nach Mohammed zur Ausbreitung des Islam? Im Gegensatz zum Christentum, das sich, besonders in der ursprünglichen Zeit, in den ersten drei Jahrhunderten, und ebenso seit dem 17. Jahrhundert, ausschließlich auf friedlichem Wege, durch das Wort, ausgebreitet hat, hat der Islam den größten Teil seiner Ausdehnung durch militärische Gewalt, durch Angriffskriege erreicht, wie es auch die Hadithen, etwa Mishkat 3, S. 708 (dort im Blick auf Armenien, Aserbeidschan, Irak), bestätigen. Die Stoßrichtung war Syrien, Israel, Persien, Byzanz, Nordafrika, Spanien, Frankenreich, Indien.

Wie war die Lage der Christen und Juden in den eroberten Gebieten? Es bestand eine „eingeschränkte Religionsfreiheit“, nämlich die Freiheit, sozusagen im privaten und gemeindlichen Rahmen den Glauben zu pflegen; missionarische Tätigkeit unter Moslems dagegen war (und ist) verboten, der Übertritt vom Islam zum Christentum wurde (und wird) mit dem Tode bestraft. Zugleich waren die Juden und Christen Bürger zweiter Klasse, in politischer und sozialer Hinsicht. Dass es dann zu massenweisen Übertritten zum Islam kam, geschah nicht durch Gewalt, sondern um politischer und sozialer Vorteile willen; viele der christlichen Kirchen im Orient waren innerlich, geistlich-theologisch sehr hohl geworden, so dass ein geistliches Fundament zu einer intensiven geistlichen Auseinandersetzung nicht bestand.

Wie war die innere Entwicklung der islamischen Reiche? Es wurde zunächst versucht, ein einziges islamisches Reich zu gründen, das durch die Kalifen beherrscht werden sollte. Wie wenig echter Friede und Liebe dort herrschte, zeigt allein die Tatsache, dass von den ersten vier Kalifen drei (Omar, Othman, Ali) ermordert wurden, ebenso später (749) fast die gesamte Omajaden-Dynastie (bis auf Abd-ar-rahman, der nach Spanien floh und dort ein separates Kalifat errichtete) und danach durch die Osmanen die Abbasiden-Dynastie.

Kulturell kam das islamische Reich hoch, weil es die Kultur von den Persern, deren Reich es erobert hatte, übernahm und so auch Anschluss bekam an die byzantinische und damit die antike Kultur. Es handelt sich also bei der frühen Hochkultur im islamischen Reich nicht um eine authentisch islamische, aus dem Islam entwickelte, sondern um eine übernommene und angepasste.

Die verschiedenen Reiche hatten zumeist eine mehr oder weniger kurze Blütezeit und gingen dann an innerem Zerfall – durch Korruption, Verweltlichung, sittlichem Verfall – zugrunde, zuletzt das Osmanische Reich, das nach der zweiten Belagerung Wiens (1683) sich faktisch in einer zweihundertfünfzigjährigen Agonie befand, bis es im Ersten Weltkrieg endgültig unterging.

4. Theologische Entwicklung des Islam

Wie sah der Islam in der Frühzeit Mohammeds aus? Der frühe Islam Mohammeds sah sich nicht als etwas von Judentum und Christentum Unterschiedenes, sondern erkannte Juden und Christen und die Bibel durchaus an, Sure 2,137; 3,4; 4,137: 5,45-49; 5,69; 29,47. Hier gibt es im Gespräch Ansatzmöglichkeiten, auch zusammen in der Bibel zu lesen. Mohammed verstand sich zu der Zeit mehr als Mahner (Rasul) der arabischen Völker und hatte erkannt, das wahre Religion offenbarte Religion sein muss, im Gegensatz zum Polytheismus und dem Götzenkult steht, und universalen Anspruch hat.

Wie kam es zur Änderung dieser ursprünglichen Haltung? Als Mohammed feststellen musste, dass Juden und Christen aufgrund der Widersprüche seiner Aussagen zur Bibel sich ihm nicht anschlossen, da war er nicht bereit, seine Aussagen mit der Bibel – die er überhaupt nicht kannte – zu vergleichen und sich korrigieren zu lassen, sondern er warf nun plötzlich Juden und Christen vor, die biblischen Schriften verfälscht zu haben – ohne jemals genauer anzugeben, was denn wann von wem verfälscht worden sei, Sure 3,79.

Wie sah dann der spätere, arabische Islam Mohammeds aus? Folgerichtig hat der Islam seither Altes und Neues Testament als angeblich verfälscht verworfen – obwohl es literaturwissenschaftlich das bestbezeugteste Buch des Altertums ist. Als bedeutend wurde die Theokratie als Staatsform herausgestellt, die jegliche Trennung von Staat und Religion ablehnt. Im Neuen Testament haben wir dagegen eindeutig die Trennung von Staat und Religion, Johannesevangelium 18,36 und Matthäusevangelium 22,21. Die alttestamentliche Theokratie Israels stellt eine Sonderform für das Gottesvolk dar für die Zeit des Alten Bundes, die aber mit der Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezar bereits beendet war. Mit der Theokratie als Staatsform kam konsequenterweise der Krieg als Tugend und Dienst für Gott, wie ja schon Mohammeds Raubzüge zeigen, bis hin zum sogenannten „Heiligen Krieg“ oder Djihad. Die Bibel kennt nichts Vergleichbares, ja, wir haben genau entgegengesetzte Aussagen Jesu in der Bergpredigt: Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch beleidigen und verfolgen. Religiöse Kriege kennt die Bibel überhaupt nicht. Israel hat als Angriffskrieg einzig und allein die Kriege bei der Landnahme geführt, die zugleich Gericht Gottes über die dortigen heidnischen Völker waren. Alle weiteren Kriege Israels in der Richter- und Königszeit sind Verteidigungskriege. Aber auch hier gilt, dass diese Sonderform der Einheit zwischen Gottes- und Staatsvolk auf eine bestimmte Zeit des Alten Bundes beschränkt war. Nirgends, weder im Alten noch im Neuen Testament, finden wir Krieg zur Ausbreitung des Glaubens oder im Namen des Glaubens.

Mohammed wird jetzt als der „letzte Prophet“ angesehen, der Koran als das „letzte Buch“, der Islam damit als die einzige wahre Universalreligion. Zusammenhängend mit der theokratischen Staatsidee führt dies folgerichtig dazu, dass der Islam ein allumfassendes irdisches Weltreich anstrebt und auch immer versucht hat.

Wie versucht sich der moderne Islam darzustellen? Der Islam weiß, dass er nicht unbedingt attraktiv auf die Menschen des Westens wirkt. Gleichzeitig ist mit der Unabhängigkeit der arabischen Staaten, der Erfahrung des Erdöls als Machtmittel und dem Umsturz im Iran es zu einem islamischen und islamistischen Erwachen gekommen, das die Weltherrschaftsidee wieder aufgegriffen hat und, teilweise auch aggressiv, verfolgt. Gleichzeitig wird versucht, den Islam als eine „einfache Religion“ mit „universeller Gültigkeit“ darzustellen, als eine „allgemeine Lebensweise“ und „Verwirklichung sozialer Gerechtigkeit“, „Überwindung des Rassismus und der Sklaverei“ sowie „Gleichberechtigung der Frau“. Die Tatsachen sprechen allerdings auch hier eine völlig andere Sprache. Gerade in Afrika tritt der Islam immer wieder sehr arabisch-rassistisch auf, wie amerikanische schwarze Moslems feststellen mussten; es sind gerade islamische arabische Sklavenhändler gewesen, die im 19. Jahrhundert noch Sklavenhandel getrieben haben, ja, auch in der heutigen Zeit gibt es faktische und tatsächliche Sklaverei durch Araber und Moslems, in Ost- und Nordafrika. Von sozialer Gerechtigkeit kann bei den krassen Klassengegensätzen in den islamischen Staaten kaum eine Rede sein. Und eine „Gleichberechtigung der Frau“ ist gerade im Islam, schon aufgrund der Aussagen im Koran und der daraus abgeleiteten Rechtssätze und des Rechtes der Polygamie und Scheidung gar nicht machbar.

5. Die verschiedenen Richtungen innerhalb des Islam

Welche großen Richtungen lassen sich unterscheiden? Es gibt zwei große Gruppen oder Konfessionen innerhalb des Islam, die Sunniten und die Schiiten.

Was kennzeichnet die Sunniten? Die Sunniten erkennen im Gegensatz zu den Schiiten die ersten vier Kalifen als rechtmäßige Nachfolger Mohammeds an und haben neben dem Koran als grundsätzliche Autorität die sechs „echten“ Hadithen. Sie sind die größte Richtung innerhalb des Islam und haben ihr Zentrum in der El-Ahzar-Universität in Kairo.

Wie unterscheiden sich die Schiiten von ihnen? Die Schiiten erkennen nur die erbliche Reihenfolge der Kalifen innerhalb der Familie Mohammeds an, akzeptieren also von den Nachfolgern nur Ali, dessen Söhne dann hätten folgen sollen. Sie behaupten, dass der zwölfte Kalif, Imam-I Mahdi, noch lebe, aber verborgen sei umd zum Gericht wiederkomme. Die Schiiten haben sehr viele Hadithen. Eine Splittergruppe der Schiiten sind die Hodjas um den Aga Khan. In ihrer politisch-sozialen Haltung sind die Schiiten wesentlich extremer als die Sunniten.

Wer sind die Wahhabiten? Die Wahabiten sind eine Richtung innerhalb der Sunniten in Saudi-Arabien und leiten sich her von Abd-ab-Wahhab (* 1703), der Wahrsagerei, heilige Schreine und heilige Gräber, Drogen, Rauchen sowie das Tragen von Seide und Satin ablehnte und die „ursprüngliche Form“ des Islam wieder herstellen wollte. Mohammed Ibn-Saud beschützte ihn und heiratete Wahhabs Tochter. Sein Sohn Abd-el Asis eroberte Arabien, dessen Sohn Saud war bereits eine Gefahr für die Türkei. Die Grundrichtung der Wahhabiten ist eine sehr extremistische, wie ihr Grundspruch zeigt: „Tötet die Ungläubigen, die Gott jemand zugesellen!“ Das saudische Herrscherhaus sowie der Staat Saudi-Arabien ist wahhabitisch, was sich unter anderem zeigt in der extensiven Unterstützung islamischer Arbeit im Ausland und der starken Unterstützung islamistischer und terroristischer Gruppen durch Saudi-Arabien.

Wer sind die Alawiten? Die Nusairier oder Alawiten (auch: Aleviten) wurden nach Muhammed ibn Nusair benannt, der vom elften Imam (nach der schiitischen Zählung) geheime Offenbarungen empfangen haben will. Ihre Lehre ist eine Mischung von gnostischer Kosmogonie und der Vorstellung in Ali habe sich der urewige, namenlose Gott verkörpert. Sie glauben an die Seelenwanderung mit dem Ziel, das göttliche Licht zu schauen, und legen den Koran „geistlich“ aus, neigen also einer mehr liberalen Auffassung zu. In der Türkei halten sich wohl 15-25 % der Bevölkerung zu dieser Richtung. Im 20. Jahrhundert haben sie ihren Namen von Nusairier in Alawiten oder Aleviten geändert, also Anhänger Alis, um nicht als Ketzer dazustehen.

Was ist die Ahmadiya? Sie kommen von Mirza Ghulam Ahmed (1865-1908) her, der im Pundschab (Pakistan) lebte. Die Grundrichtung ist diejenige des allgemeinen sunnitischen Islam, allerdings leugnen sie Wunder und behaupten, Christus sei zwar am Kreuz gewesen und dort bewusstlos geworden, dann aber von Gott heruntergeholt worden und sei nach Srinagar (Kaschmir) gegangen und dort später gestorben. Ahmed behauptete von sich, er selbst sei der wahre Messias; die Ahmadiya ist sehr weltoffen und missionarisch, vertritt die Einehe und war zumindest früher pro-sozialistisch.

Was ist eigentlich der Sufismus? Der Sufismus stellt die mystische Form des Islam dar, eine pantheistische Ausbildung (alle Dinge seien Gott), die mönchisch-asketisch ausgerichtet ist und Scheiche als „Seelenführer“ hat. Sie suchen rechte Reue über die Sünde zu bekommen und streben die Herzensreinheit an, sie fliehen deshalb das Weltliche und suchen die Abgeschiedenheit. Sie glauben, Gemeinschaft mit Gott durch geistliche Übungen zu bekommen und meinen ihm in Verzückungen und Erfahrungen zu begegnen. Ziel ist die „Auflösung des Selbst in Gott“, was sie wiederum durch bestimmte technische Mittel erreichen wollen: rhythmische Tänze, bestimmte Musik. Es bestehen – wie bei der Mystik allgemein immer wieder feststellbar – starke Parallelen zum Hinduismus und Buddhismus. So lehren sie auch einen Dualismus von Geist und Leib und sind, wie zumeist bei der dualistischen Auffassung, leibfeindlich. Zugleich leugnen sie den Unterschied von gut und böse und behaupten, alles sei eins. Teilweise vertreten sie Güter- und Frauengemeinschaft.

Welche Richtungen gibt es noch? Die Mutaziliten entstanden um 732 und lehnten die Aussage konkreter Eigenschaften Gottes ab, behaupteten, der Koran sei erschaffen, nicht schon ewig im Himmel. Außerdem lehnten sie die absolute Vorherbestimmung ab und propagierten den freien Willen des Menschen, leugneten auch ein ewiges Gesetz für den Menschen und nahmen insgesamt eine rationalistische Richtung ein. Seit ca. 830 sind sie weitestgehend unterdrückt.

    Der Babismus leitet sich von Mirza-ali-Muhammed (1821-1850) her, der aus Persien stammte und sich als „Bab“ (= Tür) bezeichnete, durch den man zu Gott käme. Er wurde als Ketzer hingerichtet. Seine Anhänger gingen zur Bahai-Bewegung von Mirza Hussein-ali-Nuri (1817-1892), der für sich universelle Bedeutung in Anspruch nahm und das Ideal gegenseitiger Liebe und guter Werke propagierte. Er strebte eine Universalsprache und eine Universalreligion an. Er sah sich als der wiedergekommene Christus sowie die Reinkarnation Krishnas und den fünften Buddha und die Verkörperung Husseins, des Sohnes Alis. So strebte er eine Verschmelzung von Christentum, Hinduismus, Buddhismus und Islam an.

5. Die Lehre des Islam

A) Die Lehre über Allah

    Der Koran lehrt, Sure 112, dass Allah ein einziger, unwandelbarer Gott sei, der niemanden gezeugt habe (eine Aussage, die sich gegen die biblische Lehre von der Dreieinigkeit sowie insbesondere gegen die Gottessohnschaft Christi richtet, wobei allerdings Mohammed ganz irrig von eine körperliche Zeugung Christi darunter verstanden hat). Allah sei ein absoluter Herrscher über das Universum, dem man sich unterwerfen müsse („Islam“). Ihm werden im Koran 99 Titel oder Namen zugeordnet, die seine Macht, Souveränität, Gnade, Barmherzigkeit, Absolutheit ausdrücken, ihn als Schöpfer und Richter darstellen sollen – aber auch, dass er hasst und rachsüchtig ist sowie unberechenbar und willkürlich. (Hier wird der Gegensatz zum biblischen wahren Gott ganz greifbar, der sich in Jesus Christus als unser Vater vorstellt, der sich zudem festlegt in seinem Wort durch seine Verheißungen, den wir also wirklich „beim Wort nehmen“ können und sollen.) Dies geht bis dahin, dass es in Sure 13,40 heißt, dass nur Allah aktiv sei, während alle anderen passiv sind. Dies hängt eng zusammen mit der Lehre von der Vorherbestimung („qadar“ oder „taqdir“), Sure 76,30-32, die besagt, dass all unser Tun und Werden völlig von Allah bestimmt sei, bis hin zu den Sünden (so dann die Hadithe). Dadurch ist im Islam der Begriff der persönlichen Freiheit und Verantwortlichkeit, wie er mit dem christlich-jüdisch-europäischen Gottes- und Menschenbild verbunden ist, gar nicht vorhanden und auch nicht möglich. Der Mensch steht nach koranischer Lehre unter Zwang und könne nicht zur Verantwortung gezogen werden.

    Dies läuft auf eine doppelte Prädestination hinaus, nämlich dass Allah auch Menschen für die Hölle geschaffen habe, Sure 7,179-180; 4,89; 11,119-120; 91,8-9. Die Willkür Allahs drückt sich dabei darinnen aus, dass er verzeiht, wem er will und bestraft, wen er will, Sure 5,19. (Die öfter aufgestellte Behauptung, Allah führe nur die in die Irre, die schon bei sich beschlossen hätten, nicht der wahren Religion zu folgen, findet keinerlei Deckung im Koran.)

    Während wir aus der Bibel wissen, dass Gott bei der Schöpfung von Herzen beteiligt war, sich der Menschen insbesondere angenommen hat und annimmt, ist nach dem Koran Allahs Herz nicht an der Schöpfung beteiligt gewesen, auch hätte er nichts davon, wenn alle gläubig würden, wie er auch keinen Schaden von unseren Untugenden habe (Al-Barkhawi). Allah tritt uns somit völlig gefühllos gegenüber. (Gott als der gute Hirte, der ringt um uns, dem sein Herz blutet um unseretwillen, ist im Islam unvorstellbar.) Während die Bibel nicht müde wird, immer wieder die Liebe Gottes zu uns herauszustellen (insbesondere Johannesevangelium 3,16), betont der Koran, dass Allah keine Bedürfnisse habe, er auch nicht liebe (Al-Ghazzah).

B) Die Lehre über den Koran

    Vom Koran heißt es, er sei von Ewigkeit her im Himmel gewesen und Gabriel habe Mohammed stückweise den Koran beigebracht (da Mohammed ja nicht lesen konnte).Bis heute lernen viele große Teile des Koran auswendig (Hafiten).

    Nach Mohammed Tod befahlen Abu Bekr und Omar dem Said-ibn-Thabit, den Koran aufzuschreiben.

    Irgendwelche Kritik am Koran ist für die Muslime undenkbar. Widersprüche innerhalb des Koran, die von den Moslems nicht abgestritten werden, versucht man dadurch zu überwinden, dass man zwischen älteren und neueren Suren unterscheidet und sagt, dass dasjenige gelte, was in den neueren Suren stehe, Sure 16,102; 2,107. (Tatsächlich sind die Widersprüche damit nicht aufgehoben, da es zugleich heißt, dass doch Allah in seiner Auffassung unwandelbar sei. Wie kann er dann erst das eine und dann das andere offenbaren, wenn sich beides widerspricht?)

Was kann über die Thesen gesagt werden, mit denen die Göttlichkeit des Koran versucht wird zu untermauern?

    Die literarische Qualität kann keine Beglaubigung sein für die Göttlichkeit des Islam, ebensowenig, dass viele große Teile davon auswendig können, was bei einem fotographischen Gedächtnis sehr wohl möglich ist.

    Im Gegensatz zur Bibel enthält der Koran praktisch keinerlei Heilsgeschichte und hat menschliche und persönliche Dinge sowie politische Angelegenheiten einzig aus der Zeit Mohammeds, was sehr stark anzeigt, dass er ein Buch Mohammeds ist. So ist auch Mohammed der einzige Zeuge für die angebliche Göttlichkeit des Koran.

    Wäre der Koran tatsächlich göttlich, bräuchte man eine kritische Analyse desselben nicht fürchten. Gottes Botschaft kann keine Widersprüche und Irrtümer enthalten, beides aber hat der Koran.

    Da die arabischen Unterscheidungs- und Vokalzeichen erst in der Nach-Koran-Zeit eingeführt wurden, ist eine Veränderung der Bedeutung durch falsch gesetzte Zeichen nicht auszuschließen.

    Es ist zudem belegt, dass beim Niederschreiben des Koran durch Said-ibn-Thabit „Offenbarungen“ ausgelassen wurden, andere, die nicht von Mohammed kamen, dagegen hinein kamen.

    Es ist üblich und nötig, dass der Koran durch die Hadithe ausgelegt wird, die aber wiederum menschliches Werk sind.

    Othman hat alle Manuskripte zerstören lassen, die außer seinem Text existierten, unter anderem die Versionen des Hijâsi, die Kufische, Basranische, Syrische und Persische Version.

    Selbst da, wo der Koran eine Geschichte der Bibel unverändert übernimmt, bringt er doch nicht die Botschaft der Bibel mit. Der Koran stellt daher keinerlei Verbesserung der Bibel dar, wie aus einer evolutiven Religionsauffassung behauptet wird, dass sich die Offenbarung immer mehr verbessert und entfaltet habe.

Stammen Bibel und Koran aus der gleichen Quelle?

    Es ist unmöglich, dass Bibel und Koran gleichermaßen von Gott sind, da sie sich in vielen Dingen widersprechen. Eines der beiden Bücher muss daher falsch sein.

    Viele Stellen des Koran bejahen die Bibel, 2,137; 3,3-4; 4,137; 5,4.7.49-52.69; 10,38.95; 29,47; 6,93. Das hängt damit zusammen, dass Mohammed ja zunächst meinte, er bringe das, was in der Bibel steht; so forderte er ja auch auf, die „Buchbesitzer“ zu fragen, Sure 21,8. Hier wird deutlich, dass er davon ausgeht, dass die Bibel nicht verfälscht ist. Gleichzeitig sagt er ja auch, dass das Wort Gottes unveränderlich ist, Sure 10,65; 6,35. Von daher widerspricht sich der Islam, wenn er jetzt behauptet, die Bibel sei verfälscht. Zugleich stellt sich der Koran selbst in Frage, weil viele Geschichten, die der Koran aufgreift, anders als in der Bibel dargestellt werden, ja, offensichtliche Fehler im Koran vorkommen (z.B. Abraham sei ein Sohn von Adam, Sure 6,75; Abraham hätte Ismael, nicht Isaak geopfert, 37,100-114; Maria als Schwester Moses, Sure 19,28-29; Mose hätte für seine Frau 8-10 Jahre dienen müssen, 28,23-29; Noahs Sohn sei bei der Flut ertrunken, 11,43-47) oder aber biblische Lehre, wie die Kreuzigung Jesu, rundweg abgelehnt wird, Sure 4,158 oder, wie bei den Opfern, ein völlig anderes Verständnis hat, 22,35-38.

    Die Bibel bestätigt sich selbst durch die Erfüllung der Prophetie, sowohl in der alttestamentlichen Zeit als auch im Blick auf die Erfüllung alttestamentlicher Weissagungen auf Jesus Christus.

    Auch die Profanwissenschaft – Archäologie wie Literaturwissenschaft – bestätigt die Authentizität der Bibel – und die Bibel selbst warnt eindringlich vor Veränderungen, Offenbarung 22,18-19.

    Die Behauptung der Muslime, die Bibel sei verfälscht, hängt letztlich in der Luft, da sie weder angeben, wann, von wem, an welchen Stellen – und es auch nicht beweisen können.

    Etliche Aussagen des Koran über die biblisch-christliche Lehre zeigen, dass Mohammed das Christentum missverstanden hat oder durch Sektenvertreter falsch informiert wurde. So sieht der Koran in der Dreieinigkeit eine Dreigötterlehre mit Gott, Jesus Christus und Maria, was ja völlig unbiblisch ist, und meinte, Jesus sei körperlich von Gott gezeugt worden.

Gibt es Widersprüche oder Veränderungen im Koran?

    Im Koran selbst werden Änderungen zugegeben, 2,107-109; 16,102-103. Hier taucht dann sofort die Frage auf: Wenn doch Allah vollkommen ist und sein Wort unveränderlich – warum hat er dann den Koran geändert? Warum hat er Texte zurückgezogen und durch andere ersetzt? Hier liegt ein ganz offenbarer Widerspruch vor. Die Anzahl dieser Änderungen werden sehr unterschiedlich zwischen 5-500 Verse geschätzt, man vergleiche etwa Sure 4,8 mit 4,12; 73,3-5 mit 73,21; 4,16 mit 24,3. Was die Lehre über die Strafen angeht, so besteht ein klarer Widerspruch zwischen 2,179 und 5,46 sowie 17,34; im Blick auf den Djihad ist er in 9,5 während der heiligen Monate verboten, in 9,36 erlaubt. Im Blick auf die Schöpfung heißt es einmal, sie sei in vier Tagen geschehen, 7,55, ein anderes mal, in acht Tagen, 41,10-23. Schließlich wird Gott gar als Urheber des Irrtums und der Schuld hingestellt, 6,36.40.

    Als Zaid-ibn-Thâbith den Koran nach Mohammeds Tod niederschrieb, ließ er mindestens drei Offenbarungen weg; wegen Textdifferenzen wurde unter Utman die Originalfassung des Koran verbrannt. Zur Zeit der Zusammenstellung des Koran gab es unterschiedliche Texte, nämlich vier Hauptversionen.

    Sure 2,106 besagt selbst, dass Verse aufgehoben und durch „bessere“ ersetzt wurden – aber wie stimmt das damit überein, dass Gottes Wort unveränderlich ist, Allah vollkommen? Muss er sich verbessern?

    Die diakritischen Zeichen und Selbstlaute wurden im arabischen Alphabet erst nach der Verbreitung des Koran eingeführt. Je nachdem, wie sie gesetzt werden, kann dies zu erheblichen Bedeutungsveränderungen führen und hat auch große Streitfragen verursacht.

    Ein Grund für die Abfassung der Hadithe ist ja, dass dadurch vergessene Koranverse identifiziert werden sollten. Es besteht also hinsichtlich des Koran gar keine Gewissheit, welche Verse herausgenommen wurden, welche eingefügt sind. Der Moslem hat tatsächlich nicht einmal im Blick auf den Koran eine feste Glaubensgrundlage.

C) Die Hadithe

    Die Hadithe stellen neben dem Koran – und eigentlich über ihm, da sie seiner Auslegung dienen – die hauptsächliche Autorität im Islam dar und sollen die überlieferte Tradition über Mohammed und sein Leben sein, Aussagen des Propheten und Berichte über seine Taten (Sunnatu ’l-fi’l) sowie Lehren und Vorschriften (Sunnatu ’t-taqrir). In der Praxis haben damit die Hadithe größere Bedeutung als der Koran und sollen dazu helfen, dem Muslim zum Wichtigsten zu helfen: den Lebensstil Mohammeds nachzuahmen.

Wie kamen die Hadithe zustande?

    Die Hadithe sind durch unterschiedliche Sammlungen zustande gekommen. Abu Da’du etwa akzeptierte von 500.000 Hadithen nur 4.800 und hat dabei diejenigen niedergeschrieben, die ihm authentisch oder beinahe authentisch erschienen. 40.000 Menschen sollen Hadithe rezitiert haben; al-Bukari erkannte nur 2.000 davon als zuverlässig an und wählte seinerseits von 600.000 Hadithen 7.200 aus. Allein diese Unterschiede zeigen, welche subjektiven Grundlagen der Islam hat. Dazu kommt, dass diese Sammlungen erst 250-300 Jahre nach Mohammeds Tod stattfanden und damit gar kein zuverlässiges Bild abgeben können. Gelehrte haben dann schließlich 1465 als „wahre Bücher“ ausgewählt, auf denen nun die gesamte Interpretation und das Gerichtssystem des Islam beruht.

D) Die Scharia

    Die Scharia stellt das Gesetz des Islam dar und beruht auf dem Koran und den Hadithen. Es geht dabei um die „Verbesserung“ des Menschen – mehr kann die „natürliche Religion“, als die der Islam sich selbst bezeichnet, auch gar nicht leisten. (Die Bibel aber kennt den Weg der Vollkommenheit, der aber nur aus Gnaden in der Vergebung gegangen werden kann.)

    Auch hier wird wieder deutlich: Es gibt im Islam keinerlei Hoffnung auf Erlösung, alles liegt bei der Willkür Allahs. Der Islam ist dabei nicht einmal eine der üblichen Gesetzesreligionen, da er nicht einmal feste Verheißungen gibt, dass die gute Lebensweise belohnt werde.

E) Die Sunna

    Bei der Sunna geht es um das Gesetz und die Lehre von der Nachahmung, nämlich darum, dem Lebensstil Mohammeds zu folgen. Angeblich werde dabei den Nöten des Menschen auf der Grundlage der Natur begegnet. Die Folge ist tatsächlich, dass vieles einfach rituell nachvollzogen wird, weil es Mohammed so gemacht hat, auch wenn man keinen wirklichen Grund dafür weiß. (Gott aber will tatsächlich keine rituellen Ausführungen, sondern er will unser Herz und hat uns an sein Wort und seine Verheißungen gebunden.)

F) Die letzten Dinge

Warum beerdigen Moslems einen Toten so schnell?

    Muslime beerdigen einen Toten entweder am Tag seines Todes oder am nächsten Tag, da sie glauben, es kämen zwei Engel an sein grab, die seine guten und bösen Taten aufschreiben würden und ihm vier Fragen stellen: Wer ist dein Gott? Wer ist dein Prophet? Welches ist deine Religion? Welches ist deine Gebetsrichtung? (Wie wir hier sehen, sind auch all das rein äußerliche Dinge, um die Herzenshaltung geht es gar nicht.)

Was lehrt der Islam über die Auferstehung und das Gericht?

    Es heißt, dass der Antichrist (!) (El-Dajjal) vor der Auferstehung komme, dass aber Jesus (!) dann kommen werde, um ihn zu töten, dann hier leben, heiraten, Kinder bekommen und das Kreuz zerstören werde.

    Nach Sure 69,14-38 komme es zu einer Scheidung in zwei Lager, Sure 39,69-74 und Sure 21,48 schreiben davon, dass die guten und schlechten Taten gewogen würden – Barmherzigkeit oder Vergebung gibt es also im Islam gerade auch im Blick auf das Gericht nicht. Nach der Waage müsse die Person noch über die Brücke Sirat, die Dünner als ein Haar und schärfer als ein Schwert sei – ein Guter ginge blitzartig darüber, ein Böse würde von der Brücke herunter in die Hölle fallen (diese Auffassung ist aus dem Parsismus übernommen).

    Die Hadithe sagen zwar, dass ein gläubiges Zitieren der Kalima (islamisches Glaubensbekenntnis) die Fürsprache Mohammeds sichere, aber der Koran sagt das nicht, da gilt nur: Wen er, Allah, will! Die Aufteilung im Paradies ist interessant: zwei Drittel würden Moslems sein, ein Drittel Juden und Christen.

    Über die Hölle gibt es unterschiedliche Auffassungen: Einige sagen,dass die Strafen ewig wären, andere, dass sie für Moslems nur zeitlich seien, was aber Sure 78,22-24; 9,68; 42,46; 2,168 widerspricht, die aussagen, dass deer Glaube sich im Gehorsam zeige und Heuchler den Ungläubigen gleichstellen. Neben Mohammed sind auch andere Fürsprecher bekannt – aber der Koran steht dem entgegen, Sure 2,124; 17,16. Daher gilt: Es gibt keine Heilsgewissheit, keinen Frieden mit Allah.

E) Das Heil im Islam

    Allah befindet sich jenseits aller verbindlichen Maßstäbe. Eine „Gnade Allahs“ ist nicht vorhersehbar, auch das Gesetz hilft letztlich nicht – es liegt alles an Allahs Willkür. Über allen Worten, die im Blick auf Allahs Barmherzigkeit und Vergebung gesagt werden, steht: „Wenn es Allah gefällt.“

    Muslime haben keine Heilsgewissheit, keine persönliche Verbindung zu Gott, etwa im Gebet.

F) Feste und Riten im Islam

    Da der Islam eine äußerliche, gesetzliche Religion ist, spielen Feste und Riten eine große Rolle. Es gibt dabei die „fünf Säulen“, nämlich das Glaubensbekenntnis aufsagen, die fünfmaligen Gebete am Tag einhalten, das Fasten im Ramadan, die Pilgerreise nach Mekka, das Geben der Zakat (Armensteuer).

    Als große Feste gibt es: das große Opferfest ’du’l-Azha, Sure 22,35-38. Dieses Opferfest ist dem jüdischen großen Versöhnungstag abgesehen, an dem Mohammed zunächst teilnahm, als er sich ein Eingehen der Juden auf seine Lehre erhoffte. Allerdings dient das Opfer nicht zur Vergebung, auch ist es kein Hinweis auf Christi Opfertod am Kreuz. Es soll an Abrahams Opfer erinnern, wobei sie die Geschichte dahingehend verfälscht haben, dass die behaupten, Abraham hätte Ismael opfern sollen. Das „kleine Fest“ ist die Beendigung des Ramadan ’du’l-Filr, das mit großen Festlichkeiten und neuer Kleidung begangen wird. Der Fastentag Ashûrâ soll der Erschaffung Adams, Evas, Mimmels, der Hölle und des Gesetzes sowie von Leben und Tod erinnern. Außerdem wird noch der Tag Maulid, der Geburtstag Mohammeds, begangen.

G) Heiliger Krieg

    Einerseits wird behauptet, der Djihad sei ein Verteidigungskrieg – zugleich aber gilt er auch als Einnahmequelle, ist ein Raubzug – wie passt das zusammen? Einerseits soll es keinen Zwang zum Glauben geben, 2,257, aber bei der Eroberung sollen die Götzendiener getötet werden, 9,5; 47,5. In Sure 9 wird zum Kampf gegen die Juden und Christen aufgerufen, bis sie sich unterwerfen.

    Hadayah II, S. 140 gibt eindeutig an, dass der Heilige Krieg ein Vorwand für Beute ist, denn es wurde ein Anrecht gegeben auf das Eigentum dessen, der erschlagen wurde, selbst Frauen und Kinder werden als Beute betrachtet, selbst verheiratete Frauen zu Nebenfrauen gemacht. In Mishkat II, S. 406 heißt es in der Anmerkung, der Djihad sei die beste Methode des Gewinns.

    Mohammeds Kriege waren zumeist Angriffskriege, keine Verteidigungskriege.

    Gerade im Hinblick auf die Gewalt überhaupt ist der Islam eindeutig ein Ausdruck des arabischen Umfelds, stellt gegenüber der Bibel mit ihrem Gebot der Feindesliebe einen schrecklichen Rückfall dar.

    Die Behauptung, Djihad bedeute eigentlich nicht „heiliger Krieg“, sondern den Kampf mit sich selbst, zur moralischen Verbesserung, ist eine moderne Behauptung, die aufgekommen ist, um das Ansehen des Islam in der westlichen Welt zu verbessern, hat aber mit der islamischen Theologie nichts zu tun. Muslimische (Rahman: Islam, S. 86; in: Afschar) wie westliche Islamwissenschaftler (Watt: Muhammed, S. 108; in: Afschar) übersetzen deshalb normalerweise „Djihad“ mit „heiliger Krieg“. Ein libanesischer Gelehrter schreibt: „In der Fachsprache bedeutet der Djihad Krieg und kriegerische Aktivität, wozu auch Ausgeben von Geld und sonstige Arbeiten zählen. Auch in der Alltagssprache wird der Djihad in diesem Sinne verwendet. Muslimische Rechtsgelehrte und Denker gebrauchen das Wort ebenfalls in diesem Sinne, so dass, wenn das Wort Djihad ausgesprochen wird, keinem Menschen, ob einfach oder gebildet, eine andere Bedeutung einfällt als eben Krieg.“ (Makki: Djihad al-Umma. S. 20; in: Afschar) Selbstverständlich kennt der Islam auch die Bedeutung dieses Wortes für den Kampf gegen schlechte Charaktereigenschaften und es wird nach einem nicht sicheren Wort Mohammeds dann unterschieden zwischen dem „großen heiligen Krieg“ (gegen die schlechten Charaktereigenschaften) und dem „kleinen heiligen Krieg“ (gegen die Ungläubigen), wobei der „große Krieg“ als Voraussetzung für den „kleinen Krieg“ gilt. Tatsächlich also geht es nicht um ein Entweder-Oder, sondern Sowohl-als-auch in der Bedeutung, wobei aber geläufig der Begriff ‚Djihad’, wie auch weiter dargelegt wird, für den bewaffneten Kampf gilt.

    In der frühen Zeit Mohammeds in Mekka spielte – da er mit seiner Gemeinde noch schwach war – der Krieg allerdings keine Rolle. Anders wurde es in Medina, wo er erstarkte, da kam dann Sure 22,39: „Denjenigen, die gegen die Ungläubigen kämpfen, ist die Erlaubnis zum Kampf erteilt worden, weil ihnen vorher Unrecht passiert ist.“ Als sie noch stärker wurden, wurde der Kampf zur Pflicht: „Euch ist der Kampf vorgeschrieben, obwohl er euch zuwider ist. Aber vielleicht ist euch etwas zuwider, während es gut für euch ist.“ (Sure 2,216). Firuzabadi (I, 316 f.) spricht in seinem Kommentar eindeutig von Krieg. So war auch der erste Krieg Mohammeds ein reiner Raubkrieg, hatte mit Verteidigung gar nichts zu tun (624 bei al Badr lässt er eine Karawane überfallen und ausrauben). Im Blick auf die Eroberung Mekkas heißt es etwa: „Sind die heiligen Monate verflossene, so erschlaget die Götzendiener, wo ihr sie findet, und packet sie und belagert sie und lauert ihnen in jedem Hinterhalt auf. So sie jedoch bereuen und das Gebet verrichten und die Armensteuer zahlen, so lasst sie ihres Weges ziehen. Siehe, Allah ist verzeihend und barmherzig.“ (Sure 9,5)

    Der Djihad ist eine eindeutige Forderung des Koran: „O du Prophet, führe Krieg gegen die Ungläubigen und Heuchler und sei hart gegen sie. Denn ihre Herberge ist die Hölle, und schlimm ist die Fahrt dahin.“ (Sure 9,73) „Und kämpft gegen sie, bis niemand mehr versucht, Gläubige zum Abfall vom Islam zu verführen und bis nur noch Allah verehrt wird.“ (Sure 2,193; siehe aauch 47,4-6; 8,17) Dafür wird dann den muslimischen Gefallenen das Paradies versprochen (Sure 3,169). Auch in den Hadithen wird der Djihad als Krieg eindeutig gelobt als höchstes Werk.

Was sagt das islamische Recht über den Djihad?

    Auch die islamischen Rechtsgelehrten fassen den Djihad als Krieg auf. So schreibt Ibn Abidin dazu: „Während durch die Ehe die Vermehrung der Muslime zustande kommt, dient der Djihad, dessen Hauptziel die Tötung der Ungläubigen oder ihre Unterwerfung unter die Schutzgarantie ist, der Sicherung des Bestands der Muslime.“ (Radd al-Muhtar ala ad-Durr al-Mukhtar, II, S. 255; in: Afschar) „Muslime sollen gegen die ‚Feinde Allahs’ so lange kämpfen, bis diese entweder an Allah, seinen Gesandten und die heiligen Schriften glauben oder sich bereit erklären, die Kopfsteuer zu zahlen.“ (Baghdadi: Kitab Usul ad-Din, S. 193 f.; in: Afschar)

    Tahanawi schreibt dazu: „Djihad bedeutet in der arabischen Sprache die äußerste Anstrengung durch Wort und Tat. Im islamischen Gesetz jedoch bedeutet Djihad die Bekämpfung der Ungläubigen, d.h. sie anzugreifen, ihre Besitztümer zu rauben, ihre Tempel zu zerstören u.ä. Der Djihad ist also zunächst der Aufruf der Ungläubigen zum Islam und ihre Bekämpfung, wenn sie die Annahme des Islam ablehnen.“ (Mawsu’at Istilahat al-Ulum al-Islamiyya. I, S. 197; in: Afschar)

    Dabei gibt es Stufen des Djihad, die sich nach der Stärke der Muslime richten: „In Mekka waren die Muslime eine Minderheit ohne Kraft. Wenn zwischen ihnen und den Heiden damals ein Krieg ausgebrochen wäre, hätte man sie leicht ausgerottet. Deshalb gefiel es Allah, dass sie sich zuerest mehrten, Freunde und Helfer gewannen und sich unter dem Dach eines Staates versammelten, der sie schützte. Nachdem sie nach Medina ausgewandert waren und ihre Anzahl größer wurde, gab Allah ihnen die Genehmigung, gegen ihre Feinde zu kämpfen.“ (Sabuni: Rawa ’i al-Bayan Tafsir Ayat al-Ahkam min al-Qu’ran, Bd. 1, S. 229; in: Afschar). Sabunis weitere Ausführungen lassen sich so zusammenfassen: Der Krieg ist im Islam ein heiliger Krieg; sein Ziel ist, die Erde vom Schmutz der Ungläubigen zu reinigen. Der Krieg auf dem Wege Allahs bleibt in der islamischen Gemeinde so lange eine verbindliche Pflicht, bis kein einziger Heide auf der Erde übrigbleibt. Der heilige Krieg dient zur Erhöhung des Wortes Allahs und zur Stärkung seiner Religion. Der Krieg soll die Belästigung der Heiden abwehren; den Versuch der Ungläubigen, Muslime von ihrem Glauben abzubringen, völlig beseitigen und die Verbreitung des Islam sicherstellen. (II, S. 458 f.; I, S. 235; in: Afschar)

    Der international anerkannte Fachmann des islamischen Kriegsrechts Khadduri schreibt: „Gemäß der islamischen Rechtstheorie herrscht zwischen dem ‚Haus des Islam’ und dem ‚Haus des Krieges’ Kriegszustand, bis das ‚Haus des Islam’ das letztere unterwirft. Der Kriegszustand geht also dann zu Ende, wenn das Haus des Krieges verschwunden ist.“ (The Islamic Law of Nations. Shaybani’s Siyar, S. 17; in: Afschar)

    Wenn islamische Staaten allerdings nicht stark genug sind, dürfen sie auch mit der Eroberung, Unterwerfung der anderen Staaten warten, sogar „Friedensabkommen“ schließen, die aber nach islamischer Rechtsauffassung nur „Waffenstillstand“ (hudna) sind. So hatte es ja Mohammed auch gemacht.

    Mohammed, dessen Lebensweise (sunna) als Vorbild im Islam gilt, hat sich auch nicht gescheut, Killerkommandos auszusenden, um Feinde zu ermorden, wie etwa gegen den jüdischen Dichter Ka’b b al-Aschraf.

Gibt es aber nicht immer wieder auch Äußerungen von muslimischen Gelehrten, die sagen, dass der Islam eigentlich friedfertig sei und der Krieg allein ein Verteidigungskrieg wäre?

    Es sind vor allem liberale Moslems, die dies äußern. Aber selbst bei ihnen findet der Begriff des „Verteidigungskrieges“ eine eigenartige Ausdehnung. Sie zählen darunter auch den Angriff, wenn ein Vertragspartner „vertragsbrüchig“ geworden sei oder wenn muslimische Missionare nicht frei arbeiten könnten. Auch letzteres gilt selbst „liberalen“ Moslems als „Abwehr der Feindseligkeit“ (Abu Zahra: al-Mu ’djiza al-Kubra, S. 540-542; in: Afschar). (Gleichzeitig aber ist christliche Mission in islamischen Ländern verboten, denn „es ist im Haus des Islam verboten, den Islam, seinen Propheten oder seine Lehre zu verunglimpfen“ (Zaidan: Madjmu ’a Buhuth Fiqhiyya, S. 130; in: Afschar).

    Die traditionellen Rechtsgelehrten gehen vom Leben Mohammeds aus und damit davon, wie die Lage gegenüber den „Ungläubigen“ ist – und dementsprechend äußern sie sich. Dabei ist taqiyya, also Täuschung, besser: Lüge, für den Moslem durchaus erlaubt.

    Die radikalen Moslems oder Islamisten sagen letztlich auch nichts anderes als dies, dass die Gewalt, der Terror, der Krieg der Ausbreitung des Islam dienen soll. Tatsächlich sagen also alle drei Richtungen das gleiche, nur dass die beiden ersten westlichen Kreisen gegenüber nach dem Vorbild Mohammeds zurückhaltender sind.

    Die Gelehrten der bedeutenden al-Azhar-Universität in Kairo rechtfertigen etwa auch die Selbstmordanschläge gegen Israel als „heiligen Krieg“ (21.12.2001; in: Afschar).

    Nicht selten sagt ein und dieselbe Person gegenüber westlichen Medien anders aus als gegenüber den eigenen arabischen. So hat Scheich Tantawi die Selbstmordanschläge als „verdienstvolle Selbstverteidigung“ in der saudischarabischen Tageszeitung al-Hayat gelobt, gegenüber einem deutschen Nachrichtenmagazin aber gesagt, es sei ein Verbrechen. (Al Hayat 04.08.1997; Focus 14/1997; in: Afschar)

    Allein aus dieser Stellung zum Krieg und zur Gewalt sehen wir, wie grundsätzlich verschieden der Islam von dem biblischen christlichen Glauben ist. Krieg, Gewalt zur Ausbreitung des Glaubens finden wir nirgends in der Bibel, weder im Alten noch im Neuen Testament. Im Gegenteil. Jesus Christus ruft uns auf, unsere Feinde zu lieben, sie zu segnen, ihnen Gutes zu tun, Matthäusevangelium 5; Römerbrief 12. Das einzige Mittel, den Glauben, das Reich Gottes auszubreiten, ist das Wort in Gesetz und Evangelium (zum Evangelium gehören auch die Sakramente). Die Kreuzzüge und andere Kriege, die der „Verbreitung“ des Glaubens dienen sollten, sind also klar gegen die Bibel, ja, auch jegliche Gewalt im Zusammenhang mit dem Glauben. Der lebendige Gott ist ein wahrhaftiger Gott, der sich an sein Wort, das unveränderbar ist, gebunden hat. Dagegen begegnet uns bei Mohammed, dem Koran und Islam Widersprüchlichkeit, Falschheit, Hinterhältigkeit, Heuchelei, Mord, Raublust, Unterdrückung.

H) Toleranz im Islam?

    Hat nicht Mohammed gegenüber den Juden in Medina Toleranz geübt? Ja, anfangs, als er mit seiner Gemeinde noch nicht stark war, erwirkte er einen „Gemeinschaftsvertrag“, der auch den Juden (es gab dort drei jüdische Stämme) Mitspracherechte einräumte. Sobald er aber erstarkt war, wurden die Juden unter scheinheiligen Vorwänden vertrieben, ein Stamm unter einem falschen Vorwand, während einer Belagerung der Medinas durch die Mekkaner mit den Feinden zusammengearbeitet zu haben, ausgerottet.

    Nicht anders verfuhr Mohammed mit den Mekkanern. Weil er 628 bei seinem Marsch auf Mekka noch nicht stark genug war, ließ er sich schließlich auf einen zehnjährigen Vertrag ein. Im darauffolgenden Jahr jedoch war er stärker, behauptete, die Mekkaner hätten den Vertrag gebrochen und begann den Krieg erneut.

    Durch den „Schwertvers“ (Sure 9,5) sind nach islamischer Theologie all diejenigen Verse ungültig geworden, die Muslime dazu aufrufen, Ungläubigen zu verzeihen, mit ihnen Freundschaft zu schließen. Es handelt sich um insgesamt 124 Verse. (Djassas: Ahkam al-Qu’ran, III, S. 100; Suyuti: al-Itqan fi Ulum al-Qu’ran, II, S. 24; in: Afschar) (Hier haben wir wieder diese höchst eigenartige, in sich widersprüchliche Sache, dass Koranverse andere Koranverse aufheben!)

I) Prädestination, Willensfreiheit und Verantwortung

Was lehrt der Islam hinsichtlich Prädestination oder Willensfreiheit? Nach Rsaleh-i-Barkhaui tut nur Allah etwas; wenn zum Beispiel der Mensch schreibt, gäbe Allah ihm den Willen, die Schrift, setzt die Hand in Bewegung, der Mensch sei völlig passiv. Damit ist jegliche Willensfreiheit in allen Bereichen völlig abgetötet und wird Allah die Ursache von allem, auch von der Sünde. Das hat aber auch zur Folge, dass es nach islamischer Lehre dem Menschen unmöglich ist, tatsächlich moralische oder andere zu verantwortende Entscheidungen zu treffen.

Wie wirkt sich das im Blick auf das Sündenverständnis aus? Die Hadithe (Salih Mushim, S. 1396-98, in: Christen fragen Moslems, S. 45) behaupten, Allah hätte Adam zur Sünde bestimmt, ja, Allah hätte auch das Maß an Ehebruch festgelegt, das ein Mensch begeht und das er zwangsläufig tun müsse (siehe auch Sure 57,23). Ebenso sei es auch von Allah bestimmt, ob ein Mensch glauben könne oder nicht (Sure 76,30-32). Allerdings gibt es hier Widersprüche zu diesen Aussagen in Sure 42,31. Die ganze Linie dieser Aussagen ist aber eindeutig im Gegensatz zur Bibel, die allerdings die Rettung ganz als Gottes Werk beschreibt, Epheserbrief 2,4-9, aber dass ein Mensch verloren geht, das schreibt sie ganz seiner Verantwortung zu, Hosea 13,9. Insbesondere verwirft sie die Anschauung, dass Gott selbst die Ursache der Sünde wäre, Psalm 5,5; Jak. 1,13-15 und dass Gott von vornherein einen Teil der Menschheit zur Verdammnis vorherbestimmt hätte, Röm. 9,22.

Wie zeigt sich in diesem Artikel das islamische Gottesverständnis? Die Hadithe lehren klar, dass Allah sich nicht um das Schicksal der Menschen bekümmert; er ist also in keiner Weise vergleichbar dem lebendigen Gott, der ein Vater ist und darum auch betrübt wird von der Sünde der Menschen und ihrer Sündennot und sie gerne retten will, 1. Timotheusbrief 2,4; 1. Johannesbrief 3,1; 4,7-10.16. Allah dagegen erscheint als despotisch und willkürlich, Sure 13,40; 3,57; 32,14; 16,94; 2,7-8; 7,179-180; 91,8-9; 35,9; 74,32; 6,150; 5,19. Nach al-Ghazzali ist Allah auch über alle moralischen und ethischen Normen erhoben und kann alles willkürlich ändern, Sure 17,87, während der lebendige Gott zwar sehr wohl ein Herr des Gesetzes ist, aber das Gesetz zugleich Ausdruck seiner wesensmäßigen Heiligkeit ist. Allahs Namen oder Bezeichnungen, wie barmherzig, kennzeichnen nicht sein Wesen (Ibu-Hazim), im Gegensatz zu den Darlegungen über den lebendigen Gott in der Bibel, 2. Buch Mose 34,6-7; Ich-bin-Worte. Allah hat (al-Ghazzah) keine Bedürfnisse, daher auch keine Liebe, ist nicht vergleichbar mit dem guten Hirten, Johannesevangelium 10,14-18.

J) Gerechtigkeit oder Gnade

Wie begegnen uns Gerechtigkeit und Gnade im christlichen Glauben? Der lebendige Gott ist heilig, gerecht und wahrhaftig, 1. Petrusbrief 1,16. Aber aus Liebe hat er seinen Zorn über die Sünde an seinem eingeborenen Sohn Jesus Christus entladen, damit seiner Gerechtigkeit Genüge getan wird und er in Christus uns gnädig begegnen kann, Johannesevangelium 3,16; 1. Johannesbrief 4,9.10. Am Kreuz Christi begegnen sich so Gerechtigkeit und Liebe Gottes, 2. Korintherbrief 5,19; Prophet Jeremia 31,34; Psalm 103,1.2; 1. Johannesbrief 1,9. Darum ist das neue Leben aus Glauben kein Leben unter dem Gesetz, sondern aus der Liebe zu Jesus Christus, 2. Korintherbrief 5,14.15; Buße, Bekehrung, Wiedergeburt sind nicht menschliche Werke, sondern Gottes Heilstat am Menschen, Epheserbrief 2,4-6. Das neue Leben ist die Frucht der Wiedergeburt, die als Antwort des Glaubens zur Hingabe an den Heiland führt, sie ist aber nicht Ursache des neuen Lebens, Epheserbrief 4,22 ff.

    Dieses neue Leben geschieht aber ebenfalls nicht aus menschlicher Kraft, sondern aus Gottes Kraft, Epheserbrief 2,10, aus der Kraft der Liebe Gottes, 2. Korintherbrief 5,14.15; Titusbrief 2,11-14; Römerbrief 12,1.2. Diese im Evangelium geoffenbarte und wirkende Liebe Gottes macht uns frei für das Gute und verändert das Herz.

Wie ist dagegen der Islam gestaltet? Der Islam ist dagegen ganz eindeutig Gesetzesreligion, wie es auch nicht anders sein kann, denn er lehnt die Person des Heiligen Geistes ab und damit auch das Heilswirken des Heiligen Geistes im Menschen. So erscheint der Islam zwar äußerlich als moralisch, das Herz des Menschen aber wird nicht verändert. Darum muss der Islam, um die Sünde einzuschränken, auch Druck, Zwang, Gewalt anwenden, bis hin zum Gruppenzwang. Daher kennt der Islam folgerichtig weder Gewissensfreiheit noch eine Gewissensentscheidung, während doch Jesus Christus frei macht, Johannesevangelium 8,31.32. Daher bleibt der Moslem letztlich in Ungewissheit über sein Heil. Die Verheißungen des Islam sind Verheißungen des Gesetzes, also stets an Bedingungen gebunden, die eine Erfüllung durch den Menschen fordern, ehe die Verheißung ausgeführt wird.

Leben und Haltung Mohammeds

    a) Mohammed war auch nach dem Koran ein normaler Mensch, der Allah wegen seiner Sünden um Vergebung bitten musste, Sure 33,38; 40,56; 47,21, denn er war ein Mörder und Ehebrecher.

    Nach dem Tod befindet er sich auch nach islamischer Auffassung in einem „Zwischenzustand“ und wartet auf den Tag des Gerichts, und es ist ungewiss, was mit ihm werden wird.

    b) Mohammed wurde nicht nur der Besessenheit beschuldigt, sondern er machte tatsächlich auf seine Zeitgenossen aufgrund seines Verhaltens den Eindruck eines Besessenen und Zauberers, Sure 15,6; 37,35; 44,13; 52,29-30; 68,2; 81,11; 10,2; 38,3; 17,50; 25,9; 69,41-42; 41,5. Auch der Koran bekennt, dass Mohammed mit Geistern Kontakt hatte, Sure 46,28-31; 72,1-15.

c) Mohammed suchte für sich selbst Ruhm, Ehre, Macht, Ansehen, Reichtum; sein gesamtes Leben ist daher ein einziger elementarer Gegensatz gegen Jesus Christus, das Kreuz, die biblische christliche Ethik der Hingabe, Demut, Sanftmut, Niedrigkeit, des Leidens und der Selbstverleugnung. Der Geist des Islam ist daher dem des Christentums diametral entgegengesetzt.

    d) Mohammed führte Kriege, bejahte den Krieg als Mittel der Ausbreitung der Religion („Heiliger Krieg“), führte auch Raubkriege, ließ Gefangene hinrichten (z.B. Nadir und Ocbas), erteilte Mordbefehle, Sure 4,89; 9,5, etwa gegen Ka ’b ibnu ’l Ashraf; Ibn Abil Auqaiq in Khaiar; Abu Atak (der 100 Jahre alt war) und dessen Tochter Marvân. SeinReich war ein irdisches Reich, das Staat und Religion vermengt.

    Die Haltung ist, dass Unrecht eher getan wird als erlitten.

    e) Mohammed hat die Polygamie selbst exzessiv gelebt und auch im Islam verankert, und zwar mit vier Hauptfrauen und unbegrenzter Zahl an Nebenfrauen. Wie Sure 66 zeigt, hat er sich dazu sogar „Offenbarungen“ geben lassen, die sogar einen Eidbruch rechtfertigten.

    Mohammed hat auch nicht davor zurückgeschreckt, die Frau seines Adoptivsohnes zu heiraten und hatte eine ausgedehnte Mätressenwirtschaft, Sure 33,51-58. Gegen Sure 4,26 hat er dabei auch eine im Krieg erbeutete Frau (Rihanah) als Nebenfrau behalten, ohne sie zu heiraten; ebenso hatte er, gegen Sure 4,24, zwei Schwestern (Maria und Schirina) als Nebenfrauen.

Leben und Haltung Jesu Christi

    a) Jesus Christus ist wahrer Gott und wahrer Mensch in einer Person, Joh. 1,1-3.14; Gal. 4,4.5. Er war und ist ohne Sünde, Joh. 8; 2 Kor. 5,21. Selbst der Koran schreibt von ihm, dass er der fleischgewordene Logos sei, Sure 4,171.

    Christus ist im Gegensatz zu Mohammed nicht im Tod geblieben, sondern er ist auferstanden, Matth. 28; Mark. 16; Luk. 24; Joh. 20; 1 Kor. 15, und lebt, ist aufgefahren gen Himmel und sitzt zur Rechten Gottes, des Vaters, Mark. 16; Luk. 24; Apg. 1. Dies ist auch eine Erfüllung von Psalm 110,1.

    b) Die Angehörigen Jesu sprachen zwar auch einmal die Vermutung aus, er könne besessen sein, aber er gab tatsächlich keinerlei Anzeichen dafür an, auch die anderen Mitmenschen behaupteten es nicht, denn er gebärdete sich nicht so, wirkte auch nicht unnatürlich.

    Die „Begegnungen“ Jesu mit Geistern in der Wüste waren eindeutig Kämpfe mit Satan und seinen Dämonen, Matth. 4,1-11; die Dämonen, die ihm begegneten, fürchteten sich, denn Christus hatte die Gabe der Geisterunterscheidung und vertrieb sie.

    c) Jesus Christus ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele. Matth. 20. Er wollte nicht groß sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an und ward gehorsam bis zum Tode, ja, bis zum Tode am Kreuz, Phil. 2,5 ff.

    d) Jesus Christus hat Gewalt zur Ausbreitung des Glaubens eindeutig abgelehnt, Matth. 26,52 f., der geistliche Kampf ist ohne Waffen, nur mit Wort und Gebet. Das Kennzeichen des Lebens Jesu und seiner Nachfolger ist Hingabe, Kreuz, Schwachheit, 2 Kor. 12,10; Sach. 4,6.

    Die christliche Ethik ist geprägt von der Feindesliebe, Matth. 5,38-48, vom Ertragen des Unrechts, 1 Kor. 6,7, von der Nächstenliebe, vom Verzicht auf Rache, Röm. 12.

    Christi Reich ist nicht von dieser Welt, Joh. 18,36, sondern ist ein geistliches Reich, ein Reich des Friedens und der Gerechtigkeit.

    e) Jesus Christus hat nicht nur Reinheit und Keuschheit gelehrt, sondern auch gelebt und hat eindeutig, gemäß der Einsetzung der Ehe 1 Mose 2,24, die Einehe gelehrt und die Scheidung (außer bei Ehebruch) verboten, Matth. 19,3-9.

    Auch die christliche Ethik lehrt das Herrsein des Mannes, Eph. 5, aber ebenso, dass der Mann die Frau lieben soll wie Christus die Gemeinde geliebt hat. Im Heil besteht eindeutig eine Gleichwertigkeit, wenn auch keine Gleichberechtigung insgesamt aufgrund der unterschiedlichen Aufgaben, die Gott gegeben hat.

    Mohammed hat auch die Scheidung ermöglicht und für den Mann sehr leicht gemacht, während sie für die Frau eigentlich unmöglich ist.

    Eine Gleichwertigkeit von Mann und Frau, ganz zu schweigen von einer „Gleichberechtigung“ gibt es im Islam nicht. Die Tochter erhält nur halb so viel an Erbe wie der Sohn; eine Frau hat nur eine halbe Stimme im Gericht, verglichen mit einem Mann.

Verwendete Literatur:

- Gerhard Nehls: Was Christen über Moslems wissen sollten. Neuhausen-Stuttgart: Hänssler-Verlag 1984. (Telos-Bücher. Nr. 309)

- Gerhard Nehls: Christen fragen Moslems. Neuhausen-Stuttgart: Hänssler-Verlag 1985. (Telos-Bücher. Nr. 307)

- Moussa Afschar: Der heilige Krieg – Lizenz zum Töten im Namen Allahs. Martin-Blaich-Verlag 2002.

- Abd al-Masih: Der Islam unter der Lupe. Villach/Österreich: Licht des Lebens. o.J.

DAS JUDENTUM

Ist das heutige Judentum noch identisch mit dem Judentum, das wir in der Bibel, besonders im Alten Testament, finden? Nein, das heutige Judentum unterscheidet sich vom alttestamentlichen Judentum in vielen sehr entscheidenden Punkten: 1) Selbst das orthodoxe Judentum hält nicht die Lehre des Alten Testamentes fest, sondern hat insbesondere nur die Gesetze im Auge. 2) Selbst da, wo der messianische Gedanke noch lebendig ist, vor allem im orthodoxen Judentum, wird der Messias nicht als Erlöser, sondern als Erneuerer eines jüdischen Weltstaates angesehen. 3) Mit dem Wegfall des Tempels ist auch der gesamte Opferdienst weggefallen. Es gibt keinen Hohenpriester, keine Priester und auch keine Leviten mehr. 4) Durch die völlige Verkehrung der biblischen Lehre ist das Judentum zu einer stark innerweltlichen Wohlfahrtsrelgion geworden, besonders in den Kreisen des Reformjudentums. 5) Das alttestamentliche Israel war eine Theokratie (Gottesherrschaft) als Sonderzeit auf den Messias. Das ist nun vollendet. Das heutige Judentum kann auch die Stammeseinteilung nicht mehr durchführen.

Wie ist es zu diesem Bruch innerhalb des Judentums gekommen? Für die gesamte Entwicklung entscheidend ist die Ablehnung des Messias Jesus von Nazareth, mit dem die alttestamentlichen Prophetien und Verheißungen zu ihrem Ziel gekommen sind. Durch diese Ablehnung hat sich das Judentum selbst von seiner Wurzel abgeschnitten und ist immer mehr auf Abwege gekommen. Allerdings war bereits das Judentum der Zeit Jesu und der Jahrzehnte davor gekennzeichnet durch eine immer stärkere Auflösung der biblischen Lehre (Sadduzäer) und eine Zunahme mystizistisch-apokalyptischer Elemente.

Welche Lehren sind für das heutige Judentum bedeutsam? Im Zentrum steht der Monotheismus, der auch täglich im Gebet bekannt wird: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist ein einiger Herr. 5. Buch Mose 6,4. (Schema Yisrael Adonai Elohenu Adonai Echod). Hier liegt das Zentrum des jüdischen Glaubens überhaupt, der als Folgerung daraus zum einen die umfassende Heiligung des gesamten Lebens fordert und so auch keine Trennung von Sakralem und Profanem kennt. Der nachchristliche jüdische Monotheismus ist allerdings zugleich gekennzeichnet durch die Leugnung der schon im Alten Testament gelehrten Dreieinigkeit. Dadurch hat sich das moderne Judentum tatsächlich vom Gott der Bibel gelöst.

    Im Blick auf den Menschen leugnet das Judentum die Erbsünde und die abgrundtiefe Verdorbenheit des natürlichen Menschen und behauptet, die Welt und der Mensch seien gut und der Mensch könne zwischen Gut und Böse wählen. Daraus wird dann gefolgert, alle Menschen könnten Unsterblichkeit erwerben durch ein gutes Leben. Daraus kommt es, dass die Werkgerechtigkeit, die guten Werke, das soziale Engagement, die Wohltätigkeit eine so überragende Rolle im jüdischen Leben spielen. Es gehe dabei darum, durch sozial-zivilisatorische Arbeit das messianische Zeitalter vorzubereiten.

    Innerhalb der jüdischen Gemeinschaft nimmt die örtliche Gemeinde die herausragende Stellung ein. Sie ist völlig autonom, es gibt über ihr keine weitere religiöse Organisation. Alle Institutionen, die es sonst gibt, sind rein menschliche Hilfseinrichtungen, Verbände, aber es gibt keine organisierte jüdische Kirche über der Gemeinde, die neben dem Vorsteher den Rabbiner hat, der in etwa dem Pastor oder Prediger entspricht, dazu noch Leser, Kantore haben kann.

    Was sind die Grundlagen für das heutige Judentum? Das Judentum anerkennt das Alte Testament, wobei insbesondere die Thorah oder die fünf Bücher Mose eine besondere Bedeutung haben. Daneben steht der Talmud als eine Sammlung der Lehre der Rabbinen für das tägliche Leben. Er wurde um 200 nach Christi Geburt von Jehuda ha-Nassi gesammelt, und zwar zunächst die Mischna, nämlich der Kommentar zur Thora. Zwischen dem 3. und 6. Jahrhundert kam dann noch die Gemara dazu, die Diskussionen über die Mischna aufzeichnete. Beide zusammen bilden den Talmud. Sein Inhalt wird auch gegliedert in Halacha, das ist der normative Teil, und Haggada, das ist der erzählende Teil.

Wie ist das jüdische Leben geordnet? Das jüdische Leben, das, durchaus biblisch, ein Familienleben ist, ist in allen seinen Bereichen von der Religion bestimmt. Das zeigt sich im Wochenlauf, der vom Sabbath beherrscht wird als dem Höhepunkt der Woche, der am Freitagabend beginnt und bis Samstagabend geht und an dem eigentlich das gesamte sonstige Leben ruht, dafür Zeit ist für die Familie, für Besuche, für die Synagoge. Wichtig ist vor allem das Ritual der Sabbathfeier mit den Kerzen und Gebeten und Segnungen. Ebenso wird dann aber auch der Jahreslauf durch die verschiedenen Feste beherrscht: das jüdische Neujahrsfest, das Passahfest zum Gedenken an die Verschonung bei Gottes Gericht über Ägypten und den Auszug aus Ägypten; Schawuot oder das Pfingstfest, an dem an die Gabe der Zehn Gebote gedacht wird; Yom Kippur oder der Große Versöhnungstag, der eigentlich Bußtag ist; Sukkoth oder das Laubhüttenfest, das an das Leben während der Wüstenwanderung erinnert; Purim, zum Gedenken an die Bewahrung des jüdischen Volkes durch die Königin Esther im Perserreich; Chanukka, an dem der Sieg der Makkabäer und die Wiederherstellung des Tempels durch sie begangen wird. Auch der Lebenslauf ist religiös bestimmt: Beschneidung, Bar Mizwa, Hochzeit, Begräbnis sind die herausragenden Ereignisse, wobei die beiden ersten aber nur die männlichen Glieder betreffen.

    Schon immer war für das Judentum die Erziehung und Bildung besonders wichtig. Wenn möglich, unterhalten die jüdischen Gemeinden oder Verbände eigene Wochenendschulen oder auch Tagesschulen und andere Bildungseinrichtungen.

    Welche Richtungen gibt es innerhalb des Judentums? Seit dem Einbruch des Rationalismus in die Geistesgeschichte überhaupt, gibt es auch in der Zerstreuung kein einheitliches Judentum mehr. Man unterscheidet heute:

   a) die orthodoxen Juden: Sie halten an Thorah und Talmud (babylonischer Talmud) als verbindlichen Autoritäten fest, wobei für sie schriftliche und mündliche Überlieferungen gleichermaßen Autorität haben. Sie anerkennen, dass der Thorah göttliche Offenbarung ist und warten auf den Messias und durch ihn die Erneuerung eines israelischen Großreiches, einschließlich des Tempels. Die Gebete in den Gottesdiensten geschehen auf Hebräisch, die Predigten in der jeweiligen Landessprache.

    Eine Sonderrichtung innerhalb der orthodoxen Juden nimmt das chassidische Judentum ein. Die Chassidim sahen sich als eine aus dem Ostjudentum kommende Erneuerungsbewegung an um den Rabbi Israel ben Elieser (1698-1759) und sind sozusagen das „enthusiastische Judentum“, legten sehr viel Wert auf die Nähe zu Gott, das menschliche Tun, die Gebetsekstase und waren stark antiritualistisch. Mit ihrer Kabbala sind aber auch esoterische Elemente in das Judentum eingedrungen.

    b) die konservativen Juden: Sie stellen die Mittelgruppe zwischen den Orthodoxen und den Reformjuden dar. Von den Orthodoxen haben sie die Autorität der Thorah und der Tradition übernommen, die hebräische Gebetssprache und die Kopfbedeckung während des Gottesdienstes, von den Reformjuden die Übernahme kultureller Einflüsse aus der Umgebung, das gemeinsame Sitzen von Mann und Frau in der Synagoge sowie die Instrumente im Gottesdienst. Für die Reformjuden ist Gott ein ethisches Wesen, bestimmt von Liebe, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit. Gottes Rache und Gericht werden völlig ignoriert

    c) die Reformjuden: Sie sind das liberale Judentum, das der Thorah keine absolute, alleinige Bindung zukommen lässt, sondern behauptet, dass Offenbarung sich entwickele. Die Erwartung an einen persönlichen Messias haben sie allgemein aufgegeben, erwarten aber ein „messianisches Zeitalter“. Sie unterstützen zwar Israel, aber weniger aus religiösen Gründen denn als Zufluchtsstätte für verfolgte Juden.

    d) die Rekonstruktionisten: Diese bisher wohl hauptsächlich in den USA auftretende Gruppe ist extrem rationalistisch, fasst die Religion als eine sich entwickelnde Größe auf, die aus den natürlichen Gegebenheiten und den Ergebnissen der Wissenschaft sich speise.

Verwendete Literatur:

- Frank S. Mead: Handbook of Denominations in the United States. 8th ed. Nashville: Abingdon Press 1984.

- F.E. Mayer: The Religious Bodies of America. 4th ed. Saint Louis, Missouri: Concordia Publishing House 1961.

- Die großen Religionen der Welt. München, Zürich: Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. 1976.

DER HINDUISMUS

Welche Grundauffassung hat der Hinduismus von sich selbst? Die Inder sagen zu ihrem Glauben, er sei das Santana Dharma, das ewige Gesetz. Es gibt dabei allerdings einen sehr großen Pluralismus innerhalb des Hinduismus, sehr große innere Unterschiede. Der Hinduismus neigt dazu, alles zu integrieren und nichts absolut auszuschließen. Nach hinduistischer und buddhistischer Auffassung gäbe es keinen falschen religiösen Weg, sondern nur unterschiedliche Wege, die aber alle schließlich zum Ziel führen würden. Für die einen sei der Weg länger, für die anderen kürzer, niemand aber würde letztlich ewig verloren werden. (Diese Auffassung ist sehr verführerisch, besonders für den modernen Menschen, weil hier die Wahrheitsfrage ausgelöscht wird, weil die Frage nach Schuld und Sünde umgangen wird und weil jedem suggeriert wird, letztlich doch ans Ziel zu kommen. Jesus Christus aber sagt: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als durch mich. Johannesevangelium 14,6. Und darum bezeugt Petrus durch den Heiligen Geist: Es ist in keinem anderen Heil, ist auch kein anderer Name den Menschen unter dem Himmel gegeben, darinnen sie sollen selig werden. Apostelgeschichte 4,12.)

Wo liegen die Ursprünge des Hinduismus? Der Hinduismus dürfte einen seiner Ursprünge wohl in der Fruchtbarkeitsreligion der Ureinwohner Indiens haben, bei denen Entsagung, Reinigung und Selbsterlösung eine große Rolle spielten. Zu ihnen stießen dann die arischen Völker, die lebensbejahend waren und die Opfer mitbrachten. Bei ihnen entstanden, ca 1500-900 vor Christi Geburt, die Veden, das sogenannte „heilige Wissen“. Das Opfer galt dabei als Quelle des Lebens, diente der Wiederherstellung der Ordnung. (Hier sind durchaus interessante Züge darinnen, denn allerdings liegt im Opfer – und zwar im Opfer Christi für uns – die Quelle zu allem echten Leben und allerdings hat Jesus Christsu durch sein Opfer das Gesetz, die Ordnung Gottes erfüllt und den Satan besiegt. Dieser Bezug allerdings fehlt dann im arisch-hinduistischen Opferverständnis.) Die Arier bauten ein Kastensystem auf und gaben dabei der Priesterkaste eine starke Stellung, insbesondere den Brahmanen.

Wie hat sich der Hinduismus dann weiterentwickelt? Nach der Sesshaftwerdung der Arier dürfte es zu einer Vermischung der arischen Religion mit derjenigen der Ureinwohner gekommen sein, wobei sich vor allem der Brahmanismus mit einer fast uneingeschränkten Macht der Brahmanen entwickelt hat. Gegen sie hat es im 6. Jahrhundert vor Christus Reformbewegungen gegeben, die unter anderem zum Jainismus und Buddhismus führten und die Erlösung in der Erkenntnis, in der Logik suchten. (Damit aber blieben sie auch in einem innerweltlichen, menschlichen Erlösungsversuch und erkannten nicht, dass es unmöglich ist, dass wir Menschen selbst uns das Heil erschaffen, dass es vielmehr uns von außen geschenkt werden muss.)

    Die Brahmanen setzten sich in den religiösen Auseinandersetzungen schließlich durch. Es kam in diesem Zusammenhang aber zu Abwandlungen des Hinduismus durch die Upanishaden oder Vedanta, einer philosophischen Bewegung, die weiter Kritik an den Brahmanen übten, einen Hang zur Askese hatten und die Flucht aus der Welt der Materie propagierten.

    Hier findet sich dann auch das Samsara, das Rad der Wiedergeburten, verknüpft mit dem Karma, dem Urteil über die Taten im Leben, wodurch der neue Stand in der Wiedergeburt verursacht wird. Damit ist das Kastensystem eng verknüpft. (Es wird also sehr wohl deutlich, dass der natürliche Mensch, wie er ist, unmöglich vor bestehen kann – aber der Hinduismus bleibt in innerweltlichen Erlösungsversuchen gefangen, der Verzweiflung immer neuer „Wiedergeburten“.)

    An die Stelle der Opfer tritt jetzt die Meditation, die das Ziel hat, mit dem Übernatürlichen in Kontakt zu treten; der Priester wird damit zum Guru, zum Familienpriester.

    Im 3. Jahrhundert kommt dann noch eine Bewegung auf, die eine persönliche Frömmigkeit bei besonderer Hinwendung zu einer der Götter propagiert (Bhagavad Gita).

Was ist denn das Ziel des Hinduismus? Das Ziel aller Richtungen des Hinduismus ist die „Wiederherstellung“ der Einheit zwischen „kosmischem Sein“ (Brahman) und dem „individuellen Sein“ (Atman), die der Hinduismus als zerstört ansieht. Dieses „kosmische Sein“ wird dabei allerdings eben zumeist nicht personal, nicht als der lebendige Gott, gesehen. (Dadurch fehlt dem Hinduismus der rechte Begriff der Sünde, der Verantwortung vor dem lebendigen Gott, vom Gericht, aber auch von der Gnade, Vergebung, Erlösung, da für den Hindu seine Götter ja auch nur Dinge des Diesseitigen sind.) Es geht also im Hinduismus – und der Buddhismus läuft hier parallel, letztlich um das Auslöschen der Persönlichkeit, der Existenz, ja, um Selbstmord der Seele. (Jesus Christus aber hat uns vorhergesagt, Johannesevangelium 5,28.29, dass die Stunde der Auferstehung aller Toten kommen wird, für die einen zum Gericht, für die anderen zur ewigen Herrlichkeit.)

Welches Gottesvorstellung hat der Hinduismus? Im Hinduismus gibt es keine einheitliche Gottesvorstellung; es gibt Richtungen innerhalb des Hinduismus, die gar nicht an einen Gott glauben. Aber auch die „Götter“ im Hinduismus (und Buddhismus) sind letztlich nur etwas höhere Wesen, die nach hinduistischer Auffassung auch dem „Gesetz von Werden und Vergehen“ unterworfen sind. Im strengen Sinne ist also der Hinduismus eine atheistische Philosophie, da er einen allmächtigen, persönlichen Gott ablehnt. (Gottes Wort aber bezeugt uns, dass der wahre Gott in seiner Allmacht und Heiligkeit erkannt werden kann a) aus seinen Werken, nämlich der Schöpfung, Römerbrief 1,19.20, zum anderen b) durch unser Gewissen, Römerbrief 2,14.15, und dass alle Unkenntnis dieses wahren Gottes, oder gar seine Verleugnung, dem menschlichen Aufruhr gegen Gott entspringt, weil der Mensch meinte, weiser zu sein als Gott und so zum Narren wurde, Römerbrief 1,22.)

Welche Auffassung hat der Hinduismus von der Welt? Während die Bibel den Kosmos, die sichtbare Welt klar als Schöpfung des lebendigen Gottes bekennt, die er der Krone der Schöpfung, den Menschen, anvertraut hat, erklärt der Hinduismus die sichtbare Welt zur „Illusion“ (Maya); die Seele, das „individuelle Sein“ (Atman) sei das wahre Sein, das danach strebe, mit dem „kosmischen Sein“ (Brahman) sich wiederzuvereinigen. Das sei die „Erlösung“. Aufgrund dessen erkennt der Hindu zwar, dass es in dieser Welt Schuld, Böses gibt, zugleich aber stellt er sie hin als Resultat einer Sinnestäuschung. Sich dieser „Täuschung“ bewusst zu werden, sei der erste Schriftt der „Selbstbefreiung“. (Tatsächlich aber ist dies eine Flucht vor der Realität, eben weil man merkt, dass wir Menschen von uns aus diese Realität nicht überwinden, verbessern können.) Auch Widersprüche werden als „Täuschung“ angesehen. Daher wird auch die personale Größe des Bösen – Satan – geleugnet.

Welche Rolle spielt dabei das „Urgesetz“(Dharma)? Das „Urgesetz“ wird als eine unpersönliche Größe, Macht angesehen, die alles reguliert – und jedes Lebewesen müsse die ihm vom „Dharma“ vorgegebene Lebensweise akzeptieren. Je nachdem, wie gut dies geschieht, hat dies Auswirkungen darauf, als was man in den „Wiedergeburt“ erneut auf die Welt komme. Dies ist die Last des Hindu, dass er einem „Rad der Wiedergeburten“ ausgeliefert ist, und es ist sein Ziel (molesha), diesem Rad zu entkommen, eben im „Einssein“ mit Brahman, im Nirwana. Diese Lehre ist zwar einerseits ein schwerer Druck auf dem Leben jedes einzelnen Hindu (und Buddhisten), andererseits aber sucht er dadurch der Todesangst zu entgehen, insbesondere dem Wissen um eine letzte Verantwortung vor Gott und der Verdammnis, da er sich sagt, es gäbe doch immer noch eine Chance, es das nächste Mal besser zu machen. Der lebendige Gott aber bezeugt uns durch seinen Apostel: Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben – und danach das Gericht... Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, dass ein jeglicher empfange, nachdem er gehandelt hat bei Leibesleben, es sei gut oder böse. Hebräerbrief 9,27; 2. Korintherbrief 5,10. Aber er bietet uns auch durch das Evangelium an und reicht uns dar die Erlösung, die allen Menschen gilt: In Jesus Christus haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden, nach dem Reichtum seiner Gnade. Epheserbrief 1,7.

Welche Lebensauffassung hat der Hinduismus? Der Hinduismus schreibt keine Lebensweise zwingend vor. Er akzeptiert das Vergnügen ebenso wie das Machtstreben, aber als höhere Lebensweisen zeigt er die Selbstverleugnung und schließlich das Nirwana.

Welche Erlösungswege bietet der Hinduismus an? Entsprechend diesen unterschiedlichen Lebensweisen kennt der Hinduismus auch unterschiedliche Erlösungswege, die aber immer Selbsterlösung bleiben. Da ist zum einen der „Weg der Werke“, der vor allem von den unteren Kasten beschritten wird; dann gibt es den „Weg der Erkenntnis“, den die gebildeteren Schichten benutzen, mit dem Ziel, durch Meditation, Versenkung, Yoga eins zu werden mit Brahman; und es gibt den „Weg der Hingabe“ in der Verehrung einer Gottheit.

Was wird unter Yoga verstanden? Yoga ist ein hinduistisches Denksystem, das zur mentalen Disziplin anleiten soll, ist Instrument zur Meditation, Besinnung, Kontemplation. In seiner vollständigen Form beinhaltet Yoga acht Schritte, die als Ziel die totale Befreiung aus der Welt der Gedanken und Sinne angeben, das Einswerden mit dem „kosmischen Sein“, also das Nirwana. Da der Hindu keinen persönlichen, allmächtigen Gott kennt, so kennt er auch kein Gebet zu ihm – sondern nur die Meditation als Selbstgespräch.

Gibt es nicht auch ein nichtreligiöses Yoga, das rein gymnastische oder Entspannungswirkung hat? Besonders im Westen ist die Meinung weit verbreitet, dass Yoga auch rein zur Entspannung, Selbstheilung, Steigerung der vitalen Kräfte verwendet werden könnte. Tatsächlich aber beruhen alle Formen von Yoga „auf der Lehre der heiligen Schriften“ und jegliche Form von Yoga ist „Weg zur vollkommenen Befreiung, auf den der ganzheitliche Mensch, nicht eine körperliche, seelische oder geistige Funktion von ihm, geführt wird. Keine Yoga-Form, nicht einmal die rein gymnastischen Übungen der Hatha-Yoga oder seine Atemschulung, ist unabhängig von der ihr zugrunde liegenden indischen Philosophie.“ (Ursula von Mangold) Die Verharmlosung von Yoga (und dem auf ihm beruhenden autogenen Training) ist daher sachlich falsch und geistlich lebensgefährlich.

Wie zeigt sich der moderne Hinduismus, vor allem dem Westen? Das Zusammentreffen des Hinduismus mit dem Christentum, vor allem durch die koloniale Unterwerfung Indiens, hat zur Bildung eines Reformhinduismus geführt, der mit Namen wie Ram Mohun Roy (1772-1833) oder Rabindranath Tagore (1861-1841) verbunden ist. Vor allem aber tritt der Hinduismus heute als Guruismus auf, das heißt Gurus bestimmen die religiöse Richtung. Sie kann von Guru zu Guru sich sehr stark unterscheiden, ja, widersprechen. Es gibt dabei eine mehr traditionell hinduistische Richtung, der etwa die Hare-Krishna-Sekte angehört, eine nichttraditionell hinduistische, aus der die Sekte Transzendentale Meditation (TM) kommt und schließlich eine transzendent-esoterische.

    Die Auffassung darüber, was ein Guru ist, geht auch weit auseinander. Etliche sehen in ihm eine „Offenbarung Gottes“ oder „Fleischwerdung des Brahman“, andere eine „Vergöttlichung des Menschen“ dritte eine Zwischenstufe zwischen Mensch und Gott. Auf jeden Fall lehrt der Guru mit absoluter Autorität, wobei die Lehre selbst nicht so sehr wichtig ist. Was herausragt, ist vielmehr die Erfahrung, die er vermittelt, sowie die absolut verbindliche Gemeinschaft mit einem entsprechenden Lebensstil. Toleranz im westlichen Sinne kennt das Gurusystem nicht.

    Zugleich aber treten Hinduismus wie Buddhismus auf als tolerante Religionen, eben in dem Sinne, dass es keine absolute religiöse Wahrheit gäbe, keinen allmächtigen, persönlichen, heiligen Gott, vor dem wir uns einst verantworten müssen, keine Verdammnis, sondern dass schließlich jeder Weg zum Ziel führe. Damit liefern sie, neben dem synkretistischen Denken des modernen Katholizismus, die Grundbausteine einer antichristlichen Welteinheitsreligion, die unter dem Deckmantel einer „neuen Religiosität“, einer „neuen Spiritualität“ immer mehr um sich greift, insbesondere durch die verschiedenen Meditationsübungen, Yogaschulen, autogenem Training, fernöstlichen Heilmethoden (wie Akupunktur, Akupressur, Homöopathie), fernöstliche Bau„schulen“ (feng shui). Die Mystik aller Religionen tritt letztlich in diesem meditativen Bereich zusammen, denn sie ist ein menschlicher Weg zu Gott oder zum Sein. (Darum ist christliche Mystik ein Irrweg, ja, ist die Abkehr vom biblischen Wort und Sakrament, in denen Gott zu uns kommt.)

    Es darf auch nicht übersehen werden, dass die Meditation eine bewusste Veränderung der Persönlichkeit beinhaltet, ein sich gegen Gott Stellen, der das Ich als Person geschaffen hat, und oft mit magischen Mitteln beeinflusst wird, etwa Zauberworten, Götzennamen (Mantras), Zauber- und Götzenbilder (Mandalas, Yantras), die unter Umständen zu Dämonenbegegnungen führen können oder auch zu geistiger Verwirrung.

Ist es nicht möglich, die Meditationstechniken zu reinigen von den heidnisch-magischen Bestandteilen und sie so zur Vertiefung des christlichen Glaubens zu nutzen? Diese Behauptung, die immer wieder angeführt wird, ist schlicht falsch und zudem zutiefst gefährlich. Man geht dabei von der irrigen Meinung aus, dass es in sich neutrale „Meditationstechniken“ gäbe, was aber gar nicht der Fall ist, da die Meditation selbst ein Teil der magisch-mystischen Religiosität ist. Außerdem ist es mit dem christlichen Glauben unvereinbar, wenn wir durch menschliche Techniken uns Gott nähern wollen – es ist einfach unmöglich. Wir können von uns aus gar nicht zu Gott kommen oder die Sünde, die ja im Wege steht, ausräumen. Gott ist in Jesus Christus zu uns gekommen und hat sich mit uns auf Golgatha versöhnt. Allein durch den Glauben an Jesus Christus können wir Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott haben. Wir können ihm allein dort begegnen, wo er zu uns kommt, wofür wir auch seine Verheißung haben, nämlich in Wort, Taufe und Abendmahl.

In welchen Bereichen dringen hinduistische und buddhistische Religiosität auch noch in unseren Kulturbereich ein? Viele der sogenannten „Lebenshilfe-“ und „Motivationsprogramme“ beruhen auf dem hinduistisch-buddhistischen Weltbild, dass in uns eine geheimnisvolle Kraft sitze, die nur mobilisiert werden müsse. (Dies entspricht letztlich der Lüge der Schlange im Paradies: Ihr werdet sein wie Gott.) Es wird dann von „neuem Bewusstsein“, von „positivem Denken“ gesprochen, davon, dass der Mensch sein Leben und seine Umstände ganz nach eigenem Willen gestalten und bestimmen könne und solle, da er ein Teil der geistigen Kraft Brahman sei, aus dieser „inneren Kraft“ sich seine Wünsche und Sehnsüchte erfüllen könne. Dahinter steht ja die schon oben angeführte Irrlehre, dass alles Reale nur Täuschung bzw. das Ergebnis von (falschem) Denken und Bewusstsein sei (siehe auch „Christliche Wissenschaft“) und so durch „richtiges“, „positives Denken“ das Gute, Gewünschte erzeugt werden könnte (siehe auch das Ziel- und Visionendenken der Gemeindewachstumsbewegung). Tatsächlich versucht hier der Mensch, sich Allmacht anzueignen. (Der Christ aber weiß, dass der lebendige, dreieinige Gott der allmächtige Gott ist, der alles erschaffen hat und auch in der Hand hält und regiert. Er gestaltet unser Leben nach seinem Willen. Dazu nimmt er uns selbst, mit unserer Vernunft, zwar mit hinein, aber er bleibt der Herr – und wir können nur handeln mit der Bitte und Maßgabe: Dein Wille geschehe... So der Herr will und wir leben. Und wir wissen: Denen, die Gott lieben, müssen alle Dinge zum Besten dienen.)

Welche Ansatzmöglichkeiten gibt es für uns Christen in der Begegnung mit Hindus? Der zentrale Ansatzpunkt ist die Religiosität an sich, die beim Hindu stark vorhanden ist, mit dem Wissen, dass der Mensch ein heilsbedürftiges Wesen ist. Der echt religiöse Hindu kennt auch den Gehorsam aus dem Glauben und ist für viele ethische Ansätze – Wahrhaftigkeit, Ehrlichkeit, Barmherzigkeit – offen. Hieer gibt es Möglichkeiten, ein Gespräch anzuknüpfen. Im Verlauf des Gespräches müssen dann aber auch die Unterschiede angesprochen werden, wobei der wahre Weg der Erlösung, das Heil in Jesus Christus, im Zentrum steht, von dem aus dann auch das Bekenntnis zum lebendigen, persönlichen Gott kommt und damit auch die Frage nach der Wahrheit an sich und nach der Offenbarung Gottes in der Geschichte.

Verwendete Literatur:

- Johannes Reimer: Hinduismus – Ewige Lehre oder ewige Täuschung? Lage: Logos-Verlag 1999. (Reihe Aufklärung. Bd. 22)

- Detlef Löhde: Die Schlange fernöstlicher Religion spricht: „Ihr werdet sein wie Gott!“ Hinduistische und buddhistische Einflüsse in unserer Zeit. 2. Aufl. Sottrum: Lutherische Stunde 2003.

DER BUDDHISMUS

In welchem Verhältnis stehen Hinduismus und Buddhismus zueinander? Der Hinduismus ist der Ausgangspunkt auch des Buddhismus. Siddhârtha Gautama (* um 563 vor Christi Geburt, + um 483 vor Christi Geburt) war Hindu von seiner Herkunft, aus der Kriegerkaste, und er hat im Buddhismus sowohl die hinduistische Lehre der Seelenwanderung und des Karma, wie auch die Geister und Götter beibehalten, ja, insbesondere die Lehre der Reinkarnation, des Rades der Wiedergeburten ist eine Voraussetzung für den Buddhismus, denn es ging Gautama in seiner Lehre um die Erlösung aus dem Kreis der Wiedergeburten. Seine Bewegung war eine der Reformbewegungen im Hinduismus des 6. Jahrhunderts vor Christi Geburt.

Was ist über das Leben Siddhârtha Gautamas bekannt? Berichte über sein Leben wurden erst Jahrhunderte später aufgeschrieben, so dass Wahrheit und Legende nicht mehr unterschieden werden können. Er stammte aus der Kriegerkaste, sein Vater war ein Râjâ, ein regionaler Fürst. Gautama war mit seiner Kusine Yashodara verheiratet (eventuell auch noch mit weiteren Frauen) und verließ nach der Geburt seines Sohnes Râhula das Haus seines Vaters, um eine Antwort auf das Leid der Welt zu finden. Sechs bis sieben Jahre soll er unterwegs gewesen sein, von zwei Eremiten sich haben belehren lassen und schließlich mit fünf Mönchen ein asketisches Leben geführt mit Fasten und Meditation. Dann habe er plötzlich die „Erleuchtung“ (bodhi) bekommen, durch die er ein „Erleuchteter“ (buddha) geworden sei: Die wahre Befreiung läge im Mittelweg mit Erinnerung an die früheren Daseinsformen, Erkenntnis der Wiederverkörperungen, dem Wissen um den „vier edlen Wahrheiten“ und Vernichtung der „vier Grundübel“. Die Erlösung sei also Erkenntnis, liege in uns. (Dies ist genau der von der Schlange schon im Paradies vorgegebene Weg, sein zu wollen wie Gott, es aus eigener Kraft zu können. Tatsächlich aber ist in uns gar nichts Gutes, sondern nur Böses, Römerbrief 7, sind unser Verstand und Wille verfinstert, Epheserbrief 4,17)

Wie hat sich der Buddhismus weiter ausgebreitet? Gautama hat mit seinen Jüngern eine Mönchsgemeinschaft (sangha) gebildet, von der er erklärte, dass sie außerhalb des Kastensystems stünde (während er die Kasten an sich anerkannte, aber zuließ,dass aus allen Kasten zu dieser Mönchsgemeinschaft zugelassen würden). Durch die Mönche wurde der Buddhismus über einen längeren Zeitraum über Indien, Hinterindien, China, Japan, Korea und Indonesien ausgebreitet. Nach Gautamas Tod haben seine Anhänger seine Lehre zusammengefasst, die dann um 80 vor Christi Geburt schriftlich erfasst wurde im Pali Kanon, auch tripitaka (= drei Körbe) genannt, wobei es um „rechtes Benehmen“, „ethische Normen“ und „spirituelle Erfahrung“ geht.

Was lehrt der Buddhismus? Im Kernstück geht es im Buddhismus um die vier Wahrheiten: über das Sein des Menschen; über des Aufhören des Lebensdurstes; über die Aufhebung des Leides; über das Geheimnis des achtfachen Weges.

    Über das Sein des Menschen hat der Buddhismus zwar in Einzelheiten Unterschiede zum Hinduismus, lehrt aber im Grundzug wie dieser, dass der Mensch gefangen sei im Kreislauf der Wiedergeburten, und zwar aufgrund des Lebensdurstes, der Lebensgier, die aber nicht befriedigt werden kann, weshalb es zum Leid kommt, so dass Gautamas Aussage in dem Wort gipfelt, Leben sei Leiden. Er lehrt damit die Sinnlosigkeit der Existenz. (Wie ganz anders doch der lebendige, dreieinige Gott es uns in der Bibel zeigt. Die Existenz ist nicht sinnlos, denn wir sind Gottes Geschöpfe, wir leben, weil er uns gewollt und geschaffen hat, 1. Buch Mose 1;2; Psalm 139. Nicht das Leben an sich ist Leiden, sondern das Leid ist eine Folge der Sünde, der Entfremdung von Gott. Diese Entfremdung aber können wir nicht selbst aufheben – aber der dreieinige Gott, der uns liebt, hat sie selbst, aus reiner Gnade, überwunden, indem Jesus Christus für uns am Kreuz starb, unsere Sünde trug und so den Weg zur Gemeinschaft mit Gott wieder bereitet hat, 2. Korintherbrief 5,17-21.)

    Wenn der Mensch erkannt habe, dass alle Existenz sinnlos ist, dann käme es zum Erlöschen des Lebensdurstes und mit ihm auch zum Ende der vier Grundübel, nämlich Sinneslust, Werdelust, Unglauben und Nichtwissen.

    Wenn aber der Lebensdurst überwunden sei, dannn sei auch das Leiden zu Ende, denn dann sei man allem Geschehen, allem, was auf einen zukomme gegenüber gleichgültig und käme so zur Seelenruhe (Nirwana), es gäbe dann keine Begierden, keine Leidenschaften mehr, nur noch absolute Gleichgültigkeit – und das sei die Erlösung. (Erlösung ist also nach buddhistischer Lehre Nichts, das Auslöschen alles Seins, die Auflösung der Persönlichkeit, auch wenn der Mensch selbst, wie Gautama selbst, noch weiterleben könne. Der Buddhismus ist, wie der Hinduismus, letztlich lebensfeindlich eingestellt. Jesus Christus aber sagt von sich, dass er das Leben sei und dass er gekommen sei, dass wir das Leben und volle Genüge haben. Er kommt als der Retter, der Befreier, nicht als der, der unsere Persönlichkeit auslöscht.)

    Der Weg zum Nirwana werde beschritten durch Konzentrations- und Meditationsübungen, die der Abtötung des Lebenswillens dienen. Gautama spricht dabei von dem „mittleren Weg“ als einem achtfachen Pfad.

    Die Stellung der Frau ist im Buddhismus, wie in vielen Religionen, eine sehr herabwürdigende. Gautama sagte über die Frauen zu Ananda: „Frauen sind böse, Ananda, Frauen sind eifersüchtig, neidisch und dumm.“

Wie hat sich der Buddhismus weiterentwickelt? Der Buddhismus hat sich im Laufe der Zeit in zwei Hauptrichtungen aufgespalten: den Kleinen Wagen (Hinayana) und den Großen Wagen (Mahayana), aus dem wiederum sich der Vajrayana oder Tantrische Wagen (Lamaismus) als Sonderrichtung herausentwickelt hat.

    Der Kleine Wagen oder südliche Buddhismus findet sich vornehmlich auf Sri Lanka, in Thailand und Burma. Er lehnt jegliche Vermittlung der „Erlösung“ durch Dritte ab und ist ziemlich eng an der ursprünglichen Lehre Gautamas geblieben und wird auch als „fundamentalistischer“ Buddhismus bezeichnet.

    Der Große Wagen oder nördliche Buddhismus hat sich in China, Tibet, der Mongolei, Korea und Japan ausgebreitet. Er lehrt um die „Erlösung“ zu empfangen oder den Weg, den Kreislauf der Wiedergeburten zu verlassen, sei der Einsatz von Botthisatvas wichtig, also von Menschen, die das Nirwana schon erreicht hätten, aber im Leben weiter verblieben, um noch andere anzuleiten. Dies hat in der Folge zu einer Vergöttlichung und gleichzeitigen Depersonalisierung Buddhas geführt, so dass im Mahayana von drei Körpern Buddhas gesprochen wird, nämlich dem historischen Buddha, dem ewigen Buddha oder Buddha-Ideal und dem universellen Buddha oder der unveränderbaren Wahrheit. Erlösung sei dann die Erfahrung unter Führung eines Erfahrenen.

    Der Tantrische Wagen oder Lamaismus ist vor allem in Tibet und der Mongolei verbreitet und benutzt zur Erreichung des Nirwanas magische Formeln und Prozesse, die in Schriften (Tantras) aufgezeichnet sind, um dadurch übernatürliche Kräfte zu erhalten und so zur Erleuchtung zu gelangen. Bei der Meditation spielten Mantras (Audiotechnik des Aussprechens heiliger Formeln), Yantras (visueller Ausdruck durch symbolische Zeichen) und Mudras (Körperbewegungen) eine wichtige Rolle, um so „spirituellen Kräften“ zu begegnen. Dies können allerdings vielfach Dämonen seien und ist nicht ungefährlich, weshalb es der Anleitung durch einen Lama (Priester) bedarf, der wiederum als Reinkarnation eines Erleuchteten angesehen wird. Im Lamaismus wird auch behauptet, dass jeder Buddha ein weibliches Gegenüber (prajna) habe, das für das Prinzip der Weisheit stehe und erst die Vereinigung beider Prinzipien führe zur Erreichung des Nirwanas. In einigen lamaistischen Kreisen hat dies zum rituellen Missbrauch der Sexualität geführt.

    Der Zen-Buddhismus (Ch’an) lehrt, dass die Erleuchtung eine plötzliche Erfahrung sei, Askese, Meditation, gute Werke nur Mittel dazu.

    Ähnlich wie der Hinduismus wird durch die schon beim Hinduismus angeführten Methoden auch der Buddhismus in andere Kulturbereiche transportiert, etwa auch auf dem Weg fernöstlicher „Heilkünste“, etwa einer „Pulsdiagnose“ „zur Wiederherstellung der energetischen Harmonie“. (Der Dalai Lama hat allerdings nicht gezögert, bei einer Darmerkrankung die westliche konventionelle Medizin sofort in Anspruch zu nehmen.) Gleichzeitig wird versucht, Präparaten der tibetischen Medizin den Weg in die westlichen Gesundheitssysteme zu bahnen

Wie können wir als Christen den Buddhisten begegnen? Auch hier ist der Einsatz derjenige über Ähnlichkeiten im ethischen Bereich, etwa dem friedlichen Miteinander (das aber keineswegs allgemein den Buddhismus prägt), der Wahrhaftigkeit, Ehrlichkeit, Barmherzigkeit. Vor allem aber ist es die Sehnsucht, die den Buddhisten prägt, zur Erlösung zu gelangen, aus dem Kreislauf der Wiedergeburten herauszukommen, die einen guten Ansatz schenkt. Von daher können wir auf den Erlöser, Jesus Christus zu sprechen kommen und dadurch auch auf den persönlichen, lebendigen dreieinigen Gott, auf die Sünde als der Ursache allen Leidens und dass es um die Erlösung aus eben der Sünde gehen muss. Als besonders wichtig im Ringen um die Buddhisten hat sich aber das erneuerte und veränderte Leben der Christen erwiesen, das etwas zeigt von dem, was neu geworden ist.

Verwendete Literatur:

- Johannes Reimer: Buddhismus – der Weg zur Erleuchtung? Lage: Logos-Verlag 1999. (Reihe Aufklärung. Bd. 23.)

- Detlef Löhde: Die Schlange fernöstlicher Religion spricht: „Ihr werdet sein wie Gott!“. Hinduistische und buddhistische Einflüsse in unserer Zeit. 2. Aufl. Sottrum: Lutherische Stunde 2003.

DER ANIMISMUS

Was wird unter dem Begriff „Animismus“ verstanden? In dem Begriff steckt das lateinische Wort ‚anima’, Seele. Die Richtung der Religion, die ‚Animismus’ genannt wird, hat zum Kern, dass sie eine Art „Allbeseelung“ glaubt, also meint, alle Dinge, Menschen, Tiere, organische Objekte, anorganische Stoffe hätten eine Seele.

Welche Folgen hat diese Annahme? Dies führt dazu, dass man meint, man müsse den Geistern Opfer bringen, und zwar derart, dass man die Materie vernichte, weil dadurch „die Seele“ frei würde, und die würde sich der Geist aneignen.

Welche schlimmen Auswirkungen hat die Annahme der Allbeseeltheit noch? Der Eingeborene, der dem Animismus anhängt, meint, er sei von geheimnisvollen Kräften umgeben, die zwar nicht wahrnehmbar seien, aber doch stofflich gebunden. Diese „Seele“ oder der „Seelenstoff“ würde die Dinge so durchdringen, dass man schon in einem Teil jeweils das ganze habe. So befinde sich angeblich beim Menschen der Seelenstoff auch in den Fingernägeln, den Haaren, ja, im Schatten und dem Namen.

    Das Ergebnis ist, dass der Eingeborene in ständiger Angst vor eben diesen geheimnisvollen Kräften lebt und ihren Wirkungen.

Welche Annahmen hat der Animist? Der Animist glaubt, dass vor allem Pflanzen, Tiere und Kinder durch die geheimnisvollen Kräfte bedroht wären und dass man gegen diese Kräfte Abwehrkräfte in Bewegung setzen müsse.

Zu welchen Abwehrkräften greift der Animist? Die Abwehrkraft, die er meint, einsetzen zu müssen, ist die Zauberhandlung. In allem wird ein Zauber angewandt: Jedes Vorhaben, jedes Gelingen einer Arbeit sei von einem Zauber abhängig. Durch den Zauber glaubt der Animist, auch die Vorgänge in der Natur, wie Pflanzenwachstum, Regen, Sonnenschein beeinflussen zu können. Es gibt dabei Segen- und Fluchzauber.

    Misslingen, Unfall, Misswuchs dagegen wird als Wirkung eines bösen Gegenzaubers angesehen oder als ein Racheakt der Geister. Die Papuas auf Neuguinea kannten z.b. keine natürlichen Ursachen für Krankheiten oder Tod.

Welche Auffassung von dem Wirken der geheimnisvollen Kräfte besteht im Animismus? Der Animist glaubt an die Magie, an magische Kräfte, die durch Berührung, Worte, Blicke übertragen werden könnten, zumeist durch einen Zauberspruch. So werden Dinge zu Trägern magischer Kräfte oder es wird bestimmten Dingen von vornherein eine große magische Kraft zugesprochen, z.B. Totenknochen, Dingen von Gräbern oder dem Gehirn. Dabei ist der Animist der Meinung, er könne sich diese Kraft anessen. Wenn er das Gehirn oder die Leber eines tapferen Kriegers verspeise, so werde er selbst so tapfer werden. Das ist der Hintergrund des mit dem Animismus eng verbundenen Kannibalismus.

Welche weiteren Annahmen sind mit dem Animismus verbunden? Die Animisten sind der Meinung, dass der Geist eines Verstorbenen in der Sippe weiterlebe und Macht über sie habe. Daraus ist der Ahnenkult erwachsen, dass man nämlich meint, für das Wohlergehen des Verstorbenen Sorge tragen zu müssen, dies sei eine heilige Pflicht. Die oberste Pflicht dabei sei, den Tod zu rächen. Das hat zur Folge, dass jeder Tod unweigerlich Krieg nach sich zieht, um dadurch den mutmaßlichen Zauberer oder jemanden aus seiner Sippe zu töten – dadurch käme der Geist des Verstorbenen zur Ruhe. Tatsächlich kann es durch weitere Tote im Krieg zu einer Kettenreaktion kommen.

    Die Folge ist, dass das Leben von einer allgemeinen Verunsicherung und Furcht bestimmt ist, denn das schonungslose Morden, die Grausamkeiten geschehen aus religiösem Zwang.

Wäre es nicht möglich, diese grausamen Bräuche einfach zu verbieten? Ein bloßes Abschaffen dieser Bräuche führt zu keiner guten Wirkung, da dadurch zwar mittelfristig die schrecklichen Folgen dieses heidnischen Unglaubens beseitigt werden könnten, zugleich der Mensch aber in eine geistliche Leere fiele und damit in den schrecklichsten Materialismus. Nur die Mission, die ihm ja auch ewige Rettung bringt, kann echte Hilfe schaffen und nicht nur über die wahren Strukturen der sichtbaren und unsichtbaren Welt aufklären, sondern verkündigt ja den, der die finsteren Mächte besiegt hat und Herr ist über alles, Jesus Christus.

Verwendete Literatur:

- Georg Pilhofer: Die Geschichte der Neuendettelsauer Mission in Neuguinea. Neuendettelsau: Freumund-Verlag 1961. Bd. 1.

DER SCHAMANISMUS

Was ist unter „Schamanismus“ zu verstehen? Schamanismus ist ein System magischer Geheimlehren. Der Begriff selbst kommt von den Tungusen und heißt soviel wie „von Geistern beeinflusster Mensch“.

Wo findet man der Schamanismus? Der Schamanismus ist letztlich die „kulturelle“ Basis der sogenannten „Naturvölker“. Er war in Europa und Nordamerika durch das Christentum, die Aufklärung und den Rationalismus eigentlich verdrängt, dringt aber in den letzten Jahren auch hier immer stärker wieder ein, nicht zuletzt auch durch die sogenannte „grüne Bewegung“.

Was sind Schamanen? Schamanen sind Heiler, Magier, Hexer, Hexendoktoren, Wahrsager, Medizinmänner, Zauberer.

Was ist die Grundanschauung des Schamanismus? Die Grundsicht des Schamanismus ist, dass es neben der sichtbaren, materiellen Welt noch eine jenseitige, unsichtbare, transzendentale Welt gebe (die für den Schamanen die eigentliche Welt ist). Auch die Bibel kennt die Unterscheidung zwischen sichtbarer und unsichtbarer Welt, aber sie verachtet die sichtbare Welt nicht, denn diese ist die – einst gute – Schöpfung Gottes, die wir bewahren sollten. Außerdem kennt die Bibel auch innerhalb der unsichtbaren Welt zwei Reiche, die jeweils ihre Auswirkungen auf die sichtbare Welt haben, nämlich das Reich des Lichtes oder Reich Gottes oder Christi und das Reich der Finsternis oder Reich des Teufels. Gottes Reich ist gekennzeichnet durch Wahrheit, Liebe, Gnade und Barmherzigkeit, die sich insbesondere in Jesus Christus geoffenbart haben. Der Teufel und sein Reich sind dagegen gekennzeichnet von Hass, Lüge, Grausamkeit, Mord, Zerstörung, Johannesevangelium 8,44; 10,10, auch dann, wenn er sich zuweilen in einen Engel des Lichtes verstellt, 2. Korintherbrief 11,14.

    Nach dem Schamanismus gibt es in der unsichtbaren oder transzendenten Welt geistige Wesen, Mächte mit übernatürlichen Fähigkeiten. Auch die Bibel weiß davon. Im Reich Gottes haben wir den dreieinigen Gott selbst, der unendlich ist, dann aber auch die Engel Gottes, dienstbare Geister, Hebräerbrief 1,14. Im Reich der Finsternis wirken die Mächte der Finsternis, Satan und die bösen Geister und Dämonen, die in der Luft herrschen, Epheserbrief 2,1-3; 610 ff.

Was sagt die Bibel im Blick auf diese unsichtbare Welt? Gott der Herr hat aus gutem Grund uns die Tür zu dieser unsichtbaren Welt fest verschlossen und verbietet Wahrsagerei, Magie, Hexerei und Zauberei, 3. Buch Mose 19,26; 20,6.27; 5. Buch Mose 18,10 ff. Schamanen sind Magier, Zauberer, Wahrsager.

    Gott der Herr zeigt uns auch die Folgen auf, die diejenigen treffen können, die sich nicht an ihn und sein Wort halten, sondern sich diesen bösen Mächten öffnen, auf sie eingehen: Unruhe und Unfrieden, Prophet Jesaja 48,22; Jes. 57,21; Besessenheit; Fluch des Ungehorsams (kann sein: Armut, Verschuldung, Krankheit, geistliche Blindheit, sozialer und moralischer Verfall; siehe 5. Buch Mose 28,15 ff.); schließlich: ewige Verdammnis, Offenbarung 21,8 ff.; 22,15.

Welches Bild hat der Schamanismus vom Menschen? Für den Schamanismus lebt der Mensch in seinem Körper wie in einem Haus und könne diesen Körper verlassen in die Himmels- oder in die Unterwelt, und zwar durch Öffnungen. Der Mensch müsse den gleichen Weg zurücknehmen, sonst könne es sein, dass er seinen Körper nicht mehr finde und sterbe oder wahnsinnig werde (schamanische Reisen). Dies ist also eine Welt außerhalb von uns. Um die Tür zu solchen Außenwelten zu öffnen bedürfe es schamanischer Rituale und Techniken. Ist die Tür geöffnet, so können umgekehrt auch transzendente Mächte in den Menschen eindringen und ihm übernatürliche Fähigkeiten geben. Krankheit sei ein geistiges oder seelisches Problem, das heißt, entweder habe die Seele den Körper verlassen oder ein fremder Geist habe von dem Körper Besitz genommen.

Was sagt die Bibel zu diesem Bild des Menschen? Die Bibel bekennt, dass es in der unsichtbaren Welt zwei Reiche gibt. Jeder Mensch kann Teil des Reiches Gottes werden. Dafür gibt es nur einen Weg, nur eine Tür: Jesus Christus. Wer an ihn als seinen Erlöser glaubt, der ist Glied des Reiches Gottes schon jetzt; Johannesevangelium 14,6. In die okkulte Welt gibt es allerdings vielerlei Wege, ja, jeder Verstoß gegen Gottes Gebot und das Beharren in der Sünde gibt dem Teufel ein Anrecht an uns

    Gottes erstes Gebot fordert eindeutig, dass wir Rat, Hilfe und Beistand bei niemand anders als bei dem lebendigen Gott suchen sollen. Schon in dieser Hinsicht ist der Schamanismus eindeutig ein Verstoß gegen das erste Gebot. Weiter sollen wir daher uns auch kein Abbild Gottes machen – während der Schamanismus im Blick auf seine schamanischen Techniken genau das fordert.

Was sind solche schamanischen Techniken oder okkulten Grundmuster, die auch immer mehr in unsere Gesellschaft eindringen? Es sind Techniken der Bewusstseinstransformation (BWT) oder Trance-Induktion, zum Beispiel: Ekstase, Drogen, Gifte, Halluzinogene, entsprechende rhythmische Tänze, rhythmisch-ekstatische Musik (Rockmusik z.B.); körperliche Erschöpfungen durch Askese, Isolierung; Konzentrationsübungen, rituelle Körperhaltungen, Geistentleerung; rhythmisches Sagen von Wörtern, Phrasen, Lautformen (siehe auch die Parallelen bei pfingstkirchlicher Musik). Dazu gehören auch sogenannte „heilige Orte“ und „magische Zeiten“.

    Dann sind es Techniken der wechselseitigen Kommunikation (KOM): Beschwörungs- oder Suggestionsformeln, Visualisierungen oder Imaginationen; Träume und Visionen, außerkörperliche Reisen, Verehrungen, Opfer (oft Opfer von Verwandten); Techniken der außerkörperlichen Erfahrung (AKE), etwa durch Visualisierung von Höhlen, Löchern, Konzentration auf Mandalas; Inkorporationstechniken transzendenter Mächte (INK), etwa durch Nachahmung des „Krafttieres“ oder „Geistes“ (So etwas zeigt sich dann etwa an unkontrolliertem Verhalten, Zittern, Zuckungen, Zappeln, Verkrampfungen, Verrenkungen, Tierstimmen, unkontrolliertem Lachen, Umfallen, Grimassen, fremdem Stimmen. (Das alles findet sich vor allem im Voodoo-Kult.)),und schließlich die Entwicklung magischer Fähigkeiten (MAG) wie Schmerzunempfindlichkeit, Unverwundbarkeit im Feuerlauf, Hellsehen, Gedankenlesen und ähnliches.

Wie also ist der schamanische Weg kurz zu beschreiben? Der schamanische Weg ist der Weg der Ekstase, der Trance und der Stille oder Leere. Die Bibel dagegen lehrt uns, dass wir nüchtern und wachsam sein sollen, Matthäusevangelum 26,41; Markusevangelium 13,33; 14,38; Lukasevangelium 12,35 ff.; 21,36; 1. Thessalonicherbrief 5,6; 2. Korintherbrief 4,2; 2. Thessalonicherbrief 5,6; 1. Petrusbrief 5,8. Wir sollen uns gerade nicht leer machen, sondern wir sollen erfüllt sein mit Gottes Wort, Gottes Geist, Matthäusevangelium 12,43; Epheserbrief 5,13. Die Bibel weiß sehr wohl, dass dämonische Mächte von Menschen Besitz ergreifen, ihn besetzen können. Jesus Christus aber hat diese Mächte überwunden und kann den Menschen davon befreien.

    Gott hat in seltenen Fällen in Träumen und Visionen zu seinen Propheten und Auserwählten gesprochen. Aber er hat dies getan, wann ER wollte, nicht, wann wir es wollten. Gott hat wohl auch den Seinen besondere Reisen gegeben, etwa Hesekiel, Paulus, Johannes, aber das auch wiederum, wann ER es wollte, ohne besondere Techniken unsererseits.

Was sagt der Schamanismus über den Schamamen? Derjenige, der zum Schamanen erwählt wird, kann dies zwar ablehnen, wird danach aber entweder geisteskrank oder stirbt. Wer Schamane wird, hat ein furchtbares, qualvolles Leben vor sich, gepeinigt von den Geistern; auch die sogenannten außerkörperlichen Reisen sind unangenehm und gefahrvoll. Viele Schamanen werden geisteskrank und sterben qualvoll. Schamane sind Besessene, die im Besitz oder unter der Kontrolle der transzendenten bösen Mächte stehen, denen sie ihre besonderen Fähigkeiten verdanken.

Wie dringt der Schamanismus in unsere Gesellschaft ein? Das Eindringen des Schamanismus geschieht auf sehr verschiedene Weise: Zum einen durch die Popularität die hinduistische und buddhistische Praktiken erfahren (Autogenes Training, Yoga, Meditation); dann über den pädagogischen Bereich durch sogenannte „Fantasiereisen“, „Stilleübungen“ und das Konzept der „Klasse 2000“, das magische und tranceinduzierte Entspannungs- Atem- und Visualisierungsübungen sowie Anleitungen zu außerkörperlichen Reisen (zum Beispiel „Kapitän Nemo“). Sie sollen dabei etwas sehen, fühlen, hören, tun, was sie in Wirklichkeit nicht erleben, mit Hilfe vorgetragener Texte sollen sie sich vorstellen, in einer anderen, virtuellen Welt zu sein.

    Ebenso dringt der Schamanismus über Motivations- und Managementseminare ein, insbesondere im Rahmen der neurolinguistischen Pädagogik (NLP), bei denen Krafttiere oder Geister mit Gesten, Lauten, Symbolen imitiert werden. Auch durch die Medien, insbesondere das Fernsehen, werden in verschiedener Weise schamanische Praktiken gezeigt oder durch Filme, in denen Horror- und Geistwesen vorkommen oder im Zentrum stehen. In der Medizin wird teilweise mit Entspannung und Visualisierung gearbeitet, um dadurch einen Trancezustand zu erreichen; ähnlich im Bereich der transpersonalen Psychologie und der klassischen Psychoanalyse nach Freud und Jung. Auch bei den Techno-Parties handelt es sich letztlich um Rituale, die in Trance versetzen sollen, etwa durch langandauernde rhythmische Musik, Drogen, dunkles Licht, körperliche Erschöpfung, Flickerlicht, Rauch- und Aromastoffe, Feuerlaufen. Auch das Aufkommen von Halloween hat solchen Hintergrund.

Verwendete Literatur:

- Reinhard Franzke: Was ist Schamanismus? 2. Auflage. Lage: Logos Verlag GmbH 1999. (Reihe Aufklärung. Bd. 11.)

DER SATANISMUS

Was ist unter Satanismus zu verstehen? Wohl sind alle Religionen außerhalb des christlichen Glaubens das Werk des Teufels, ein Ausdruck der Rebellion und des Ungehorsams gegenüber dem lebendigen Gott, der sogenannte „Satanismus“ ist aber in besonderer Weise ein Ausdruck des zerstörerischen Werkes des Teufels, der ein Lügner und Mörder von Anfang ist, Johannesevangelium 8,44, und alle Barrieren einreißen will. Unter Satanisten werden daher solche Gruppen verstanden, die sich in besonderer Weise dem Teufel verschrieben haben, um durch ihn besondere Kräfte zu gewinnen, die ihm Opfer bringen und in diesem Zusammenhang auch alle natürlichen Ordnungen Gottes zu zerstören trachten.

Wie tritt der Satanismus auf? Der Satanismus tritt nach außen nur durch bestimmte Zeichen, etwa das Pentagramm oder Drudenfuß auf, durch die schwarze Kleidung der Satanisten, teilweise auch durch einen offen zur Schau gestellten Hass gegen alles Göttliche, insbesonders alles Christliche; außerdem ist er verknüpft mit magischen Mächten. Nicht wenige Rockbands haben sich auch dem Satanismus verschrieben, wie auch die Rockmusik insgesamt heidnisch-dämonischen Ursprungs ist.

Wie wird der Satanismus ausgeübt? Die satanistischen Praktiken werden zumeist im Geheimen ausgeübt, etwa auf Friedhöfen, aber auch in Privathäusern. Zu den ausgeübten Praktiken zählen unter anderem sexuelle Ausschweifungen, Missbrauch von Kindern, bis hin zum Opfern von Kindern, insbesondere neugebornen Säuglingen; Zoophilie; Kannabalismus; Mord.

ANHANG I

DIE ALLVERSÖHNUNGSLEHRE

Was besagt die Lehre von der „Allversöhnung“ oder „Wiederbringung aller Dinge“? Die Allversöhner lehren, dass schließlich alle Menschen, ja, überhaupt alle „Wesenheiten“, auch der Satan und seine Dämonen, überhaupt der gesamte Kosmos mit Gott versöhnt werde, es also überhaupt keine Verdammten geben werde.

Worauf gründen sich diese Allversöhner? Sie ziehen unter anderem 1. Korintherbrief 15,22-28 zu Rate, wo es unter anderem heißt, dass Gott schließlich sein wird alles in allem. Diese Aussage besagt aber tatsächlich überhaupt nicht, dass alle mit Gott versöhnt sein werden, sondern nur, dass es keinerlei Mächte und Kräfte mehr gegen Gott gibt, dass es auch keine verschiedenen Reiche mehr gibt, sondern nur noch das Reich, darinnen der dreieinige Gott der Herr ist. Weiter behaupten die Allversöhner, dass der Begriff „ewig“ vom Griechischen und Hebräischen her nicht unbedingt und immer „ewig“ heißt, sondern auch nur auf die Dauer eines Zeitalters bezogen sein könne. Das ist grammatisch durchaus richtig. Die Allversöhner haben dabei aber einen Bruch in ihrem Verständnis: Sie beziehen nämlich bei allen Aussagen der Bibel, die auf die Strafen und das Gericht gehen, das Verständnis des Begriffes „ewig“ auf „Zeitalter, aioon, während sie die oft im gleichen Vers gemachten Aussagen über die Herrlichkeit der Erlösten, wo das gleiche Wort steht, dann als „ewig“ im Sinn von „endlos“ stehen lassen, zum Beispiel Matthäusevangelium 25,46. Auch beachten sie nicht die Aussagen von Markusevangelium 9,44.46 und Prophet Jesaja 66,24, wo es eindeutig von den Verdammten und ihrer Pein heißt, dass „ihr Wurm nicht stirbt und ihr Feuer nicht verlöscht“.

    Der in Offenbarung 19,3 und 20,10 im Grundtext verwendete Ausdruck für „ewig“, „endlos“, den die Allversöhner als nur auf ein Zeitalter bezogen deuten, steht genauso auch an vielen anderen Stellen, wo er eindeutig „ewig“, „endlos“ heißt, da er anders die gesamte Lehre von Gott angreifen würde: von Gottes Herrlichkeit Galaterbrief 1,5; 1. Timotheusbrief 1,17; 2. Timotheusbrief 4,18; Hebräerbrief 13,21; vom Thron Gottes Hebräerbrief 1,8; von der Macht und Herrlichkeit Gottes 1. Petrusbrief 4,11; 5,11; Offenbarung 1,6; 10,6; 15,7; von der Lebensdauer Jesu Christi Offenbarung 1,8; von der Lebensdauer Gottes Offenbarung 4,9.10.

Wie sehen die Allversöhner dann das Gericht? Für sie findet zwar auch ein Gericht statt, aber sie geben ihm nur eine zeitliche Beschränkung; es hätte sozusagen nur eine pädagogische Aufgabe, eine Art „Fegfeuer“ wie bei den römischen Katholiken.

Wenn es aber doch in der Bibel eigentlich gar keine Grundlage für diese Lehre gibt, wie ist sie dann aufgekommen? Wenn man die Biographien bedeutender Allversöhner betrachtet, Origenes, Jeane Leade, Johann Christoph Oetinger, Friedrich Oetinger, Johann Michael Hahn, Gregor Dalliard, so stellt man immer wieder fest, dass sie ihre Lehre keineswegs aus der Bibel geschöpft haben, sondern sie im Zusammenhang mit außerbiblischen Mächten bekommen haben, nämlich esoterische oder okkulte Kontakte hatten, Visionen, Neuoffenbarungen, Verbindungen zur Geisterwelt, sich intensiv mit der jüdisch-okkulten Kabbala beschäftigt haben. Hier fließen Elemente der Mystik ein, einer außerbiblischen Frömmigkeit, bei der der Mensch versucht, sich mit Gott zu vereinen, sich in Gott zu versenken. Hier finden wir die Auswirkungen, wenn Gottes Weisung, sich nicht mit anderen Mächten einzulassen, keine anderen Autoritäten zu dulden, umgestoßen, umgangen, also gegen das erste Gebot verstoßen wird.

ANHANG II

DIE FREIMAUREREI

Was ist die Freimaurerei? Die Freimaurer verstehen sich zwar nicht mehr als Geheim-, wohl aber als geschlossene Gesellschaft. Nach ihrem eigenen Verständnis knüpfen sie an die Bauhütten des Mittelalters an, und zwar die Steinmetzhütten, und verknüpfen damit aber esoterisches, philosophisches und gesellschaftliches Denken.

Was ist das Anliegen der Freimaurerei? Nach ihren Aussagen geht es ihnen um den Bau eines „Tempels der Humanität“, um eine „Weltbruderschaft der wahrhaft Aufgeklärten“. Sie propagiert Humanität, Toleranz, Brüderlichkeit und hat die Schlagworte der französischen Revolution – Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – geprägt. Es geht ihr um eine „Erziehung des Menschengeschlechts“, darum, einen „neuen, besseren Menschen“ zu schaffen. Die Freimaurerei richtet sich dabei insbesondere gegen den Absolutheitsanspruch der biblischen Wahrheit – wie überhaupt jeglicher Religion -, will die „Versöhnung der Gegensätze“, will ein sittliches Leben im Diesseits. Sie lehnt dabei verbindliche Dogmatik ab und will nur eine Ethik haben, die auf Pflicht und Entlohnung aufbaut. Dabei misstraut sie dem Wort und setzt dagegen auf die Kraft der Symbole. Deshalb sind auch keine Diskussionen, etwa über Glaubensfragen, in der Loge erlaubt. Die Freimaurerei ist zwar – bis auf die französische Loge Grand Orient de France – deistisch, anerkennt also die Existenz eines persönlichen Gottes („Allmächtiger Baumeister aller Welten“), ohne aber näher über ihn etwas auszusagen, aber ansonsten völlig diesseitig orientiert.

Was müssen wir von der Bibel zu diesem Ansatz der Freimaurerei sagen? Die Freimaurerei ist, wie sich auch im weiteren zeigen wird, ganz eindeutig aufgebaut auf der Ursünde, dem „sein wollen wir Gott“, 1. Buch Mose 3, sich selbst regieren wollen, sich selbst verwirklichen und vervollkommnen wollen (was auch zu den Zielen der Freimaurerei gehört), keine Autorität über den Menschen dulden, vor allem keine absolute, verbindliche. So edel, rein innerweltlich, die Aussagen der Freimaurerei auch klingen mögen, sie sind gegen Gott, gegen Christus gerichtet. Die Sündenverdorbenheit des Menschen wird geleugnet, damit auch seine Erlösungsbedürftigkeit allein aus Gnaden, allein um Christi willen, allein durch den Glauben. Anstatt an den Heiland wird der Mensch an sich selbst verwiesen. Das Misstrauen gegen das Wort ist eindeutig auch gegen die Bibel als dem Wort gerichtet. Die Freimaurerei sucht also tatsächlich in allen Bereichen eine Gegenmacht gegen Christus und sein Reich aufzurichten. Der Mensch könne durch seine Leistung, durch eigene Anstrengung zum Ziel kommen. Die Freimaurerei will, wenn man es so ausdrücken kann, teilweise christliche Ziele ohne Christus verwirklichen.

Wie zeigt sich die Grundrichtung der Freimaurerei weiter? Während die Bibel uns Abel als den Mann des Glaubens und ersten Märtyrer hochhält, verherrlicht die Freimaurerei Kain und seine Nachkommen als „Tatmenschen“. Ja, es liegt in der Freimaurerei tatsächlich Menschenkult, Menschenverherrlichung vor. Während Christus uns auf sein Reich verweist, das nicht von dieser Welt ist, Johannesevangelium 18,36, auf das wir uns nur in dieser Welt schon vorbereiten, schon hier Teil dieses geistlichen Reiches durch den Glauben sind, ist das, was die Freimaurer anstreben, ein „Reich Gottes auf Erden“. Die Freimaurerei ist völlig diesseitig ausgerichtet. Ihnen geht es um die menschliche Leistung, die sie verherrlichen, um menschliches Können, um menschliches Verdienst – im Gegensatz zur Heiligen Schrift, die uns eindeutig die Sündenverdorbenheit des Menschen vor die Augen stellt, uns deutlich macht, dass alle menschliche Leistung im Blick auf die Ewigkeit gar nichts nutzt und wir allein aus Gnaden durch den Glauben an Jesus Christus erlöst werden können. Freimaurerei und biblisches Christentum sind also schon vom Grundansatz her völlig entgegengesetzt und unvereinbar.

Ist die Freimaurerei antireligiös? Nein, die Freimaurerei lehnt Religion nicht grundsätzlich ab, verwirft aber den ganz natürlichen Absolutheitsanspruch und Wahrheitsanspruch der Religionen, versucht, alles zu relativieren, keine festen Ordnungen, Werte mehr stehen zu lassen, alles solle durch den Menschen frei bestimmt werden. In der Hochgradfreimaurerei des Schottischen Ritus wird es mit den drei Stufen – jüdisch-architektonisch, religiös-christlich und freiheitlich-aufklärerisch – ganz deutlich, dass Religionen nur Zwischenstationen auf dem Weg der Erkenntnisentwicklung der Menschheit seien. Die Freimaurerei selbst hat durchaus religiöse Züge und knüpft dabei bei den Mysterienkulten und der Kabbala an. Zu den „Künsten“, die sie pflegt, gehören neben den „freien Künsten“ und der „königlichen Kunst (Baukunst)“ auch die sogenannten „hermetischen Künste“, bei denen es eindeutig um Okkultismus, um esoterisches Wissen geht, die sowohl nach außen wie gegenüber den unteren Graden geheim gehalten werden. Dabei gilt das sprechen darüber noch nicht einmal als „Enthüllen“, da das Wort es nicht sei, worum es gehe – es müsse „erlebt“ werden.

    Der Gottesbezug bei den Freimaurern ist nur relativ, da sie ja den wahren Gott nicht kennen und auch nicht kennen wollen. Jeder Freimaurer hat das Recht, irgendeiner Religion anzugehören, er darf sie nur nicht als die Wahrheit proklamieren. Nicht Gott erwählt sich also Menschen – der Mensch wählt sich Gott, das ist die Haltung der Freimaurer.

    Auch diese Geheimhaltungen dessen, was da vor sich geht, das Bestreben, eine geschlossene Gesellschaft zu sein, unterscheidet die Freimaurerei grundsätzlich vom biblischen Christentum, das ja offen und frei auftritt und durch Mission alle Menschen erreichen möchte.

Aber enthält die Freimaurerei nicht auch Elemente aus dem Juden- und dem Christentum? Dies wird zwar zeitweilig behauptet, auch gibt es ja bei den Hochgradfreimaurern Grade, deren Bezeichnungen dies andeuten, und in Schweden spricht man sogar von einer „Christlichen Freimaurerei“, aber tatsächlich hat die Freimaurerei nichts mit dem Judentum und biblischen Christentum zu tun. Wenn Elemente aus der Bibel entnommen werden, so haben sie in der Freimaurerei eine völlig andere Bedeutung, dienen nur als Kulisse, werden vermengt mit völlig anderen Elementen. Christus – oder Jesus, wie er zumeist genannt wird – wird dabei seiner Einzigartigkeit entkleidet, vermenschlicht und nur als Vorbild hingestellt, der etwas getan habe, was jeder andere Mensch auch erreichen und tun könne. Sein Leben und seine Lehre wird auf Liebe und Mitmenschlichkeit reduziert. Die sogenannte „Christliche Freimaurerei“ in Schweden hat mit dem biblischen Christentum gar nichts zu tun, sondern knüpft an der Irrlehre und dem Irrweg der Gnosis an.

Welche Gefahren liegen in dem Denkansatz und der Weltanschauung der Freimaurer? Neben der grundsätzlichen Christusfeindlichkeit und der Diesseitigkeit der freimaurerischen Weltanschauung sind die hauptsächlichen Gefahren vor allem folgende: die Relativierung der Wahrheit und damit aller verbindlichen Werte, Ordnungen, Autoritäten. Dies hat unter anderem die Säkularisierung aller Gebiete des menschlichen Lebens in den letzten dreihundert Jahren geprägt und zu der faktischen geistig-geistlichen Anarchie in den westlichen Ländern geführt. Die von der Freimaurerei propagierte absolute Glaubens- und Gewissensfreiheit wird ohne Bindung an eine absolute Wahrheit verfochten – und muss damit im Chaos enden, da der Mensch eben nicht, wie die Freimaurer behaupten, selbst zum Licht finden kann. Mit dem Ansatz, „wertfrei“ zu arbeiten und zu forschen sprengt sie die vorgegebenen ethischen Grenzen. Dass die Freimaurerei gerade mit dem liberalen, bibelkritischen Protestantismus zusammenfindet, ist dabei nicht verwunderlich, denn in der Bibelkritik haben sie gemeinsamen Boden. Die Lage, in der sich die westliche Welt – von den Freimaurern bewusst gewollt – derzeit befindet, ist ein Ergebnis des Wirkens der Freimaurer und ihrer Vorstellungen: nämlich ohne verbindliche Werte, ohne verbindliche Grenzen, ohne verbindliche Autoritäten. Alles sei diskutiertbar, alles frei entscheidbar. Der Mensch wird zum Maß aller Dinge gesetzt. Hier treffen die Worte Gottes: Gottes Wahrheit haben sie verwandelt in die Lüge und haben geehret und gedienet dem Geschöpf mehr als dem Schöpfer, der da gelobet ist in Ewigkeit... Da sie sich für weise hielten, sind sie zu Narren geworden.  Wenn die Freimaurer sich für die Menschenrechte eingesetzt haben, für die Einschränkung des staatlichen Absolutismus, für den Rechtsstaat, dann eben nicht deshalb, weil sie die Verdorbenheit des Menschen und damit die Notwendigkeit, seine Machtausübung einzuschränken, erkannt hätten, sondern weil die einfach gegen die Autoritäten an sich sind – die doch aber von Gott im Staat gemäß Römerbrief 13 eingesetzt sind – und daher auch zugesehen haben, sie ideologisch und praktisch zu unterminieren und zu stürzen. Daher war und ist die Freimaurerei auch antimonarchisch, antinational und geht auf einen Weltstaat aus.

Übt die Freimaurerei denn politische und gesellschaftliche Macht aus? Die Macht, die die Freimaurer ausüben, ist eine indirekte, nämlich durch ihre Mitglieder, von denen sie hoffen – und wo es möglich ist, sie auch darin fördern – dass sie an entscheidende Machtstellen des Staates, der Gesellschaft kommen, um von dort aus im Sinne der Weltanschauung der Freimaurer wirken zu können. So ist der Anfang der französischen Revolution eindeutig ein Werk der Freimaurer, die allein 477 der 578 Abgeordneten des Dritten Standes stellten, wenn auch später die Revolution über sie hinweggegangen ist, sich verselbständigt hat. Auch Napoléon Buonaparte hat die Freimaurer gewähren lassen, ziemlich alle seiner Marschälle waren Freimaurer, wie übrigens auch die bedeutenden Offiziere der Gegenseite (Blücher, Gneisenau, Scharnhorst, Wellington). In den angelsächsischen Staaten ist ihr Einfluss besonders groß: das britische Königshaus ist eng mit der Freimaurerei verbunden, fünf Könige waren selbst Mitglieder; viele bedeutende britische Politiker (unter anderem Disraeli, Churchill) waren Freimaurer; ebenso auch die meisten amerikanischen Präsidenten. Ja, die USA sind überhaupt eine freimaurerische Gründung, waren doch Washington, alle Gouverneure in den 13 Gründungsstaaten, die meisten der Generäle Washingtons, auch Benjamin Franklin und Thomas Jefferson Freimaurer und sind auch die Dollarnoten mit einem Freimaurerzeichen und –spruch gekennzeichnet. Auch der fünfzackige Stern (Pentagramm, Drudenfuß) ist ein Zeichen der Freimaurer.

Welche Organisationen dienen der Freimaurerei, um ihr Menschen zuzuführen? Der Lions Club International, wie auch der Rotary Club International und Kiwami sind Einrichtungen, die nach außen als gesellschaftliche Organisationen auftreten, die sich der Mitmenschlichkeit und sozialen Unterstützung verpflichtet fühlen, vor allem aber Verbindungen knüpfen und den Weg in die Logen vorbereiten sollen. Sie sind dazu auch von Freimaurern gegründet worden.

Wie muss sich die Gemeinde Jesu Christi zur Freimaurerei stellen? Biblisches Christentum und Freimaurerei sind aus dem Ausgeführten her unvereinbar, ja, die Freimaurerei stellt in allem die biblische Lehre auf den Kopf und ist ein vollkommener Ausdruck der Rebellion des Menschen gegen Gott, sein Wort, seine Ordnungen. Die Freimaurerei kann somit als eine Art Gegenreligion gegen das biblische Christentum verstanden werden. Kein Christ kann daher, wenn er wirklich Gottes Wort annimmt und Jesus Christus nachfolgen will, Mitglied einer Loge oder ihr nahestehender Organisationen sein, noch an ihren Treffen, insbesondere ihren rituellen Veranstaltungen und Gebeten teilnehmen. Denn Jesus Christus sagt von sich eindeutig: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; keiner kommt zum Vater als durch mich. Jesu Herrschaftsanspruch über die ganze Welt und damit auch über das einzelne Leben seiner Gläubigen und jedes Menschen wird entschieden abgelehnt. Diesen Anspruch bekämpft die Freimaurerei unbedingt. Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde, ihren Gliedern diese Unvereinbarkeit deutlich vor die Augen zu stellen und solche, die einer Loge angehören, zum Austritt aufzurufen. Hier ist allerdings Geduld nötig; aber auf die Dauer ist es nicht möglich, dass jemand, der der Loge angehört, auch einer christlichen Gemeinde angehört oder gar ein Amt in ihr innehat. Wer auch nach eingehender Unterweisung und Beratung in der Loge verbleiben will, den muss die Gemeinde Jesu Christi ausschließen.

Verwendete Literatur:

- Martin Hohl-Wirtz: Freimaurerei – Wurzeln, Ziele, Hintergründe. Lage: Logos Verlag GmbH 1999. (Reihe Aufklärung. Bd. 16.)

Beigabe

KURZE DARSTELLUNG DER LEHRE DER (bibel- und bekenntnistreuen) EVANGELISCH-LUTHERISCHEN KIRCHE

1. GOTT UND SEINE OFFENBARUNG

    1. Es gibt nur einen wahren Gott. Er hat sich, schon im Alten Testament, als der dreieinige Gott geoffenbart, ein Wesen in drei Personen: Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist. Dies zeigt uns Jesu Missions- oder Reichsbefehl an seine Jünger, zu taufen "im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes", Matth. 28,19; aber auch schon die Mehrzahlform bei der Schöpfung "Lasset uns Menschen machen", 1 Mose 1,26; auch 2 Sam. 23,1.2; Jes. 6,3. Jeder, der diesen Gott nicht allein ehrt, verehrt einen anderen, einen falschen Gott, einen Gott, den es tatsächlich gar nicht gibt, der ein Götze ist, denn Jesus Christus sagt: "Wer den Sohn nicht ehret, der ehret den Vater nicht, der ihn gesandt hat." Joh. 5,23.

    2. Gott läßt sich für jedermann durch die natürliche Gotteserkenntnis erkennen, nämlich aus Gottes Offenbarung in der Natur und im Gewissen, denn "Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, und die Feste verkündiget seiner Hände Werk." Ps. 19,2. "Gottes unsichtbares Wesen, das ist, seine ewige Kraft und Gottheit, wird ersehen, so man des wahrnimmt an den Werken, nämlich an der Schöpfung der Welt." Röm. 1,20; und "Des Gesetzes Werk sei beschrieben in ihrem Herzen, da ihr Gewissen sie bezeuget, dazu auch die Gedanken, die sich untereinander verklagen oder entschuldigen." Röm. 2,15. Darum gibt es für den Gottesleugner keine Entschuldigung. Wir haben zwar in der Natur nur eine teilweise Offenbarung Gottes, eine, die ganz unzureichend ist zur Seligkeit, aber "dieweil sie wußten, daß ein Gott ist, haben sie ihn nicht gepriesen als einen Gott, noch gedanket, sondern sind in ihrem Dichten eitel geworden, und ihr unverständiges Herz ist verfinstert." Röm. 1,21.

    3. Gott hat sich uns völlig offenbart in seinem Heiligen Wort und in seinem Sohn, unserem Herrn Jesus Christus. "Niemand hat Gott je gesehen. Der eingeborne Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat es uns verkündiget." Joh. 1,18. Besonders hat sich Gott in Jesus Christus als der Heiland geoffenbart, der "also ... die Welt geliebet hat, daß er seinen eingebornen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben." Joh. 3,16.

    4. Gott hat seine Heilige Schrift, die Bibel, gegeben, um uns Menschen seine Gnade in Jesus Christus zu verkündigen. Im Alten Testament hat Gott wiederholt seinem Volk den göttlichen Erlöser von Sünde, Tod und Hölle verheißen. Das Neue Testament bezeugt, daß die Verheißung erfüllt, daß dieser Erlöser in der Person Jesu von Nazareth gekommen ist. Die gesamte Schrift Alten und Neuen Testamentes zeugt von Jesus Christus. Er sagt selbst von der Schrift: "Sie ist's, die von mir zeuget." Joh. 5,39; Luk. 24,27; 1 Kor. 2,2.

    5. Gott der Heilige Geist hat uns die Schrift gegeben durch Menschen, die er dazu erwählte und die er gebrauchte, mitsamt der Sprache, die sie kannten, und dem Schreibstil, der ihnen eigen war. Er gebrauchte Mose und die Propheten, um das Alte Testament in der hebräischen Sprache (einige Teile in der aramäischen) zu schreiben, und die Evangelisten und Apostel, um das Neue Testament in der griechischen Sprache zu schreiben, indem er es ihnen Wort für Wort einhauchte, 2 Tim. 3,16.

    6. Gott der Heilige Geist hat also durch ein Wunder, das über alle menschliche Wissenschaft geht, diese heiligen Männer inspiriert, daß sie  sein Wort geschrieben haben. Diese "heiligen Menschen Gottes haben geredet, getrieben von dem Heiligen Geist", 2 Petr. 1,21. Was sie redeten, wurde geredet "nicht mit Worten, wwelche menschliche Weisheit lehren kann, sondern mit Worten, die der Heilige Geist lehret", 1 Kor. 2,13. Jeder Gedanke, den sie ausdrückten, jedes Wort, das sie verwendeten, wurde ihnen vom Heiligen Geist eingehaucht. Paulus schreibt an Timotheus: "Alle Schrift ist von Gott eingegeben." 2 Tim. 3,16. Wir bekennen darum die wörtliche Inspiration der Schrift, eine Inspiration Wort für Wort (Verbal- oder Wörterinspiration).

    7. Die Heilige Schrift, als des Heiligen Geistes Buch, das allein Gott als Autor, Urheber und Verfasser hat, ist ein geschlossenes Ganzes, absolut wahr, irrtumslos und widerspruchslos in allem, was sie sagt, auch den naturwissenschaftlichen und historischen Aussagen; denn unser Heiland sagt: "Die Schrift kann nicht gebrochen werden." Joh. 10,35. Sie ist daher die unfehlbare Autorität und der Wegweiser für alles, was wir glauben und tun. Sie ist vollkommen ausreichend, daß sie uns alles klar lehrt, was wir zur Seligkeit, Errettung, wissen müssen, uns "unterweisen kann zur Seligkeit durch den Glauben an Christus Jesus", 2 Tim. 3,15, und geschickt machen kann zu allem guten Werk, 2 Tim. 3,17. Weitere Offenbarungen sind nicht verheißen und nicht zu erwarten.

    8. Die Heilige Schrift ist darum absolut glaubwürdig und zu nehmen gemäß ihren eigenen Bedingungen, indem wir als sachliche Geschichte annehmen, was sie als Geschichte vorträgt, als Bildsprache erkennen, was die Schrift selbst als solche andeutet, als Poesie lesen, was als solche augenscheinlich ist. Die Schrift erklärt sich selbst, indem die klaren Stellen die schwieriger zu verstehenden erleuchten Keine andere Autorität, sei es die menschliche Vernunft, die Wissenschaft oder die Gelehrsamkeit, darf über die Schrift zu Gericht sitzen oder das Schriftverständnis leiten oder beeinflussen. Rechte, von Gott geleitete, Christus unterworfene Gelehrsamkeit wird treulich den wahren Sinn der Schrift zu erörtern suchen, ohne sich anzumaßen, über sie zu urteilen.

    9. Die Heilige Schrift kann nur dann richtig verstanden werden, wenn die beiden Predigtweisen Gottes, Gesetz und Evangelium, richtig unterschieden, 2 Tim. 2,15, und recht angewandt werden: Das Gesetz, das nur fordert, straft, verdammt, aber nichts gibt, weckt in uns durch die Reue die Frage nach der Errettung im Jüngsten Gericht, Apg. 16,30. Kern und Stern der Heiligen Schrift ist das Evangelium Gottes in Christus Jesus von der freien Errettung des Sünders allein aus Gnaden, allein um Christi willen, allein durch den Glauben. Nur wenn wir darum das Zentrum der Schrift, Jesus Christus, den Gekreuzigten, suchen, lesen wir die Bibel recht, 1 Kor. 2,2; Joh. 5,39; Eph. 2,8.9; Röm. 3,28.

    10. Die wahre Lehre der Bibel drücken die drei allgemeinen Glaubensbekenntnisse - das Apostolische, das Nizänische, das Athanasianische - sowie die lutherischen Bekenntnisse im Konkordienbuch des Jahres 1580 und die Kurze Lehrdarstellung aus dem Jahr 1932 aus. Weil die Lehren, die sie bekennen, nur der Schrift entnommen sind, sind wir auch in unserem Glauben, Lehren und Leben an sie gebunden und muß alles Predigen und Lehren in den rechtgläubigen, bibeltreuen Kirchen und Schulen mit diesen Bekenntnissen übereinstimmen.

    11. Wir verwerfen daher die Behauptung, nur ein Teil der Schrift sei Gottes Wort; es sei möglich, daß es in der Schrift wirkliche Fehler gebe, es sei auf religiösem wie nicht-religiösem Gebiet.

    12. Wir verwerfen alle Ansichten, die die Heilige Schrift nicht als Gottes absolut irrtumslose und widerspruchlose Offenbarung anerkennen; ebenso alle, die in ihr nur eine menschliche Urkunde von Gottes Offenbarung sehen, die der menschlichen Unvollkommenheit unterworfen sei.

    13. Wir verwerfen den Versuch, Jesus Christus, das Wort Gottes, zu trennen von dem geschriebenen Gotteswort und ihn anderswo als allein im geschriebenen Gotteswort zu suchen.

    14. Wir verwerfen jeden Versuch, die Bekenntnisse zu bloß zeitbedingten, historischen Dokumenten herabzusetzen, die für die Kirche heute nur bedingte Verbindlichkeit hätten oder sie durch neue "Einigungsdokumente" zweitrangig zu machen. Wir verwerfen ebenso die Behauptung, daß die Kirche nur an diejenigen Schriftlehren gebunden sei, die in den Bekenntnissen dargelegt seien und nicht an alle Schriftlehren.

    Das lehrt die Bibel über Gott und seine Offenbarung; darum glauben, lehren und bekennen wir es.

2. DIE SCHÖPFUNG, DER MENSCH UND DIE SÜNDE

    1. Das Universum, die Erde, der Mensch und alle Lebewesen sind am Anfang aller Zeit von dem dreieinigen Gott durch sein Wort geschaffen worden, jedes nach seiner Art; und alles war sehr gut, 1 Mose 1 und 2; 2 Mose 20,11; Hebr. 11,3. Das geschah während sechs normaler Tage durch die Kraft des göttlichen Allmachtswortes, da er sprach: "Es werde."

    2. Die Bibel gibt uns in ihren ersten beiden Kapiteln einen absolut richtigen, wahren historischen Bericht von der Schöpfung.

    3. Gott schuf den Menschen zu seinem Ebenbilde, 1 Mose 1,26, das heißt heilig und gerecht. Das Denken, Begehren und Wollen der ersten beiden Menschen, Adams und Evas, war in völligem Einklang mit Gott, Kol. 3,10; Eph. 4,24, und ihnen war die Fähigkeit gegeben, sich Gottes Schöpfung untertan zu machen, 1 Mose 1,28.

    4. Aber wir Menschen haben dieses göttliche Ebenbild verloren, als der Mensch in die Versuchung Satans im Garten Eden einwilligte, an Gottes Wort zwweifelte, sein wollte wie Gott und so dem Gebot Gottes unbehorsam war, 1 Mose 3. Dies brachte über ihn die Wirkung des Urteils Gottes: "Du wist des Todes sterben." 1 Mose 2,17. Seit der Zeit ist die Menschheit in Sünden umpfangen und geboren, Ps. 51,7, "Fleisch, vom Fleisch geboren", Joh. 3,6, allem Guten abgeneigt und allem Übel zugeneigt, abgrundtief verdorben, kurz: tot in Übertretungen und Sünden, unfähig, von sich aus an Gott zu glauben, Gott zu lieben, Gutes zu tun, sich selbst mit Gott zu versöhnen oder auch nur irgendetwas dazu beizutragen, 1 Mose 8,21; Eph. 2,1-3. (Erbsünde, oder sündiges Wesen, woraus alle Charakter- und Tatsünden folgen.) (Der Tod, die Folge der Sünde, ist ein dreifacher: der geistliche Tod ist die erste Wirkung, eben dieses tot sein in Übertretungen und Sünden, das Getrenntsein von Gott. Das muß überwunden werden, wenn uns nicht der Tod als das körperliche Sterben oder die Trennung von Leib und Seele, was über alle Menschen kommt, sogleich in den ewigen Tod, die Verdammnis, die ewige Trennung von Gott, führen soll. Der geistliche Tod kann nur überwunden werden durch die geistliche Wiedergeburt oder Bekehrung, die Gott durch sein Evangelium in Taufe und Wort an uns Menschen wirken will, indem er uns zur Erkenntnis unserer Sünde und Verlorenheit führt und dann den Glauben an den einzigen Heiland Jesus Christus weckt. Zwar muß auch der Christ noch den leiblichen Tod sterben, aber er ist dann doch errettet vom ewigen Tod oder der Verdammnis, und der leibliche Tod ist für ihn der Übergang ins Paradies, die ewige Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott.

    5. Wir verwerfen die Evolutionstheorien (theistische und atheistische), die entgegen der Bibel die Entstehung des Universums und des Menschen in einer, wenn vielleicht auch von Gott angestoßenen, natürlichen Entwicklung sehen.

    6. Wir verwerfen alle Auslegungen, die die ersten Kapitel der Bibel zu einer Erzählung von symbolischen Fabeln oder poetischen Berichten, die keinen sachlichen historischen Inhalt liefern, reduzieren.

    7. Wir verwerfen alle Ansichten, die im Menschen noch innewohnendes Gutes sehen, und seien es nur Reste, die durch die Gnade nur angeregt werden müßten, die seine natürliche Anlage bloß als Schwäche, die nicht sündlich sei, ansehen und so die abgrundtiefe Verdorbenheit leugnen.

    Das lehrt die Bibel über die Schöpfung, den Menschen und die Sünde; darum glauben, lehren und bekennen wir es.

3. CHRISTUS UND DIE ERLÖSUNG

    1. Jesus Christus ist der ewige Sohn Gottes, von Ewigkeit her vom Vater geboren, nicht geschaffen, Joh. 1,1.2. In der Fülle der Zeit, also als Gottes Zeit da war, nahm er die wahre, vollständige menschliche Natur, doch ohne Sünde, in seine göttliche Person auf, Gal. 4,4, als er durch ein Wunder des Heiligen Geistes als Kind in der Jungfrau Maria empfangen wurde. Der Engel Gabriel bezeugt: "Das in ihr geboren ist, das ist von dem Heiligen Geist." Matth. 1,20. Jesus Christus ist der wahre Gottmensch, wahrer Gott und wahrer Mensch in einer Person, in der die beiden Naturen unvermischt und unzertrennt in innigster Gemeinschaft zusammen sind und einander ihre Eigenschaften mitteilen, Kol. 2,9. Er ist der Immanuel, der Gott mit uns, Matth. 1,23.

    2. Jesus Christus hat von Ewigkeit die Fülle der Gottheit, also alle göttliche Macht, Weisheit und Herrlichkeit, besessen, Kol. 2,29, auch während seines Erdenlebens. Nur hat er sie während seines Erdenlebens zumeist verborgen gehalten; nur zuweilen trat sie hervor, etwa in seinen Wundern, Joh. 2,11. Denn während er auf Erden lebte, nahm er die Gestalt eines Knechtes an und hielt die stete und volle Offenbarung und den Gebrauch seiner göttlichen Eigenschaften verborgen, Phil. 2,5-8. Während dieser Zeit sehen wir ihn wie einen Mensch unter Menschen leben, indem er selbst das Gesetz, für uns, erfüllt, indem er, für uns, Leiden erträgt und sich erniedrigt zum schmachvollen Tod am Kreuz, Phil. 2,7.8. Aber er ist mit verklärtem Leibe wieder auferstanden aus dem Grabe, dann gen Himmel gefahren und sitzt dort zur Rechten Gottes erhöht und herrscht mit Macht über die Welt, mit Gnade in seiner Kirche und mit Herrlichkeit in Ewigkeit, Phil. 2,9-11.

    3. Jesus Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch, wurde vom Vater gesandt, um sich zur Erlösung der Menschheit zu erniedrigen; und er wurde dann erhöht zum Beweis, daß er diese seine Aufgabe, die vor aller Zeit im Rate der Dreieinigkeit beschlossen war, Eph. 1,4, vollkommen erfüllt hat. Jesus Christus kam, um das Gesetz stellvertretend für uns vollkommen zu erfüllen, Matth. 5,17, so daß durch seinen vollkommenen Gehorsam alle Menschen als gerecht vor Gott angesehen werden sollten, Röm. 5,19. Er kam, "unser aller Sünde" "als das Lamm Gottes" zu tragen, Jes. 53,4-6; Joh. 1,29, und uns durch sein Opfer für die Sünde auf dem Altar des Kreuzes loszukaufen, Matth. 20,28; 1 Petr. 1,18.19 und Gottes Zorn zu stillen, Röm. 5,9.10. Er ist der von Gott bestimmte Stellvertreter für alle Menschen: Seine Gerechtigkeit ist vom Vater als unsere Gerechtigkeit angenommen, die Welt ist versöhnt, 2 Kor. 5,18.19; sein Tod für die Sünde ist als unser Tod angenommen, 2 Kor. 5,21. Die Auferstehung Jesu Christi ist Gottes Siegel auf Christi Lehre, Leben und Opfer für uns und bestätigt uns, daß Gott sein Opfer zur vollständigen Genugtuung für unsere Sünden angenommen hat, Röm. 4,25.

    4. Gott hat in Christus "die Welt mit ihm selber" versöhnt, 2 Kor. 5,19, denn Jesus Christus ist das "Lamm Gottes, welches der Welt Sünde trägt", Joh. 1,29. Die Barmherzigkeit und Gnade Gottes in Jesus Christus ist also allumfassend und gilt allen Menschen aller Zeiten, Joh. 4,42; die Versöhnung durch Christus ist allgemein, also für die ganze Welt, alle Menschen, geschehen, 2 Kor. 5,19; Röm. 5,18; der Freispruch oder die Gerechtsprechung der Sünder, die Vergebung der Sünden, ist eine vollbrachte Tatsache für alle Menschen. Wegen des stellvertretenden Werkes Christi hat Gott die ganze Menschheit gerechtfertigt, das heißt, er hat das Urteil: "Nicht schuldig" über sie ausgesprochen. Das bildet den festen, objektiven Grund dafür, daß der Sünder seiner Seligkeit gewiß sein kann, nämlich daß er trotz seiner tatsächlich vorhandenen Sünde jetzt und im Jüngsten Gericht freigesprochen ist, Joh. 5,24 (objektive Rechtfertigung).

    5. Wir verwerfen jegliche Lehre, die das Werk Christi im Blick auf die Reichweite oder Vollständigkeit beschränkt, sei es die Allgemeinheit der Erlösung oder die volle Bezahlung des Lösegeldes (Genugtuung) einschränkt.

    6. Wir verwerfen die Ansichten derer, die in den Berichten in den Evangelien die Verkündigung und Deutung Jesu durch die alte Kirche sehen anstatt einen wahren Bericht von dem, was wirklich in der Geschichte geschehen ist. Wir verwerfen daher die Versuche all derer, die die Geschichtlichkeit des Tatsachen des Lebens Jesu als unwichtig oder zweifelhaft ansehen. Wir verwerfen auch die Versuche, eine "gegenwärtige Begegnung mit dem lebendigen Christus" in der Verkündigung in solch einer Weise zu betonen, daß dadurch die objektiven historischen Fakten, Christi Erlösungswerk damals in Israel, und die biblische Lehre insgesamt, nebensächlich, unwichtig werden daneben.

    Das lehrt die Bibel über Christus und die Erlösung; darum glauben, lehren und bekennen wir es.

4. DIE RECHTFERTIGUNG DURCH DEN GLAUBEN ALLEIN

    1. Gott hat alle Sünder gerechtfertigt, das heißt, er hat sie um Christi willen für gerecht erklärt: "Denn Gott war in Christus und versöhnete die Welt mit ihm selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung." 2 Kor. 5,19 und damit im Blick auf das Jüngste Gericht freigesprochen. Das ist die Hauptlehre der Heiligen schrift, auf welcher das Dasein der Kirche beruht. Es ist das die Botschaft, die die Menschen aller Zeiten und aller Orte, aller Menschenrassen und sozialer Schichten angeht, denn es ist "die Verdammnis über alle Menschen gekommen", Röm. 5,18. Alle benötigen die Rechtfertigung vor Gott - und Gott erklärt in der Bibel, daß grundsätzlich alle gerechtfertigt sind, denn es ist "die [freie Gabe] der Rechtfertigung des Lebens über alle Menschen gekommen", Röm. 5,19.

    2. Diese freie Gabe der Vergebung der Sünden durch Christus empfängt aber der Einzelne nicht durch Werke oder irgendein Dazuhelfen seinerseits, sondern allein durch den Glauben: "Denn aus Gnaden seid ihr gerettet worden durch den Glauben. Und dasselbige nicht aus euch; Gottes Gabe ist es, nicht aus den Werken, auf daß sich nicht jemand rühme." Eph. 2,8.9. Rechtfertigender Glaube ist Vertrauen auf Christus und sein Erlösungswerk, nämlich daß Christus nicht nur der Welt Heiland ist, sondern damit auch mein Heiland; daß er nicht nur der Welt Sünde getragen und dafür bezahlt hat, sondern auch meine Sünde getragen und vollständig bezahlt hat; daß Gott nicht nur mit der Welt, sondern damit auch mit mir versöhnt ist. Dieser Glaube rechtfertigt nicht darum, weil er irgendeinen eigenen besonderen Wert habe, eine Tugend sei, sondern nur werkzeuglich, nämlich als die Nehmehand, die die Erlösung ergreift: "Dem aber, der nicht mit Werken umgehet, glaubet aber an den, der die Gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit." Röm. 4,5. "Wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden", Mark. 16,16, lehrt die Schrift, obwohl Jesus Christus für alle Menschen gestorben ist: denn der nicht an Christus Glaubende hat die Gnade, die Vergebung nicht, die Gott ihm im Evangelium darreicht.

    3. Diesen rechtfertigenden Glauben oder dieses Vertrauen in Jesus Christus kann kein Mensch in seinem eigenen Herzen selbst schaffen oder auch nur etwas zu seinem Entstehen hinzutun, denn "der natürliche Mensch vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit", 1 Kor. 2,14. "Fleischlich gesinnet sein, ist eine Feindschaft gegen Gott." Röm. 8,7. Der Heilige Geist muß ihm durch das Evangelium das Herz bewegen, ihn berufen, erleuchten, bekehren, damit er dann im Glauben vertrauensvoll "Jesus einen Herrn" nennen kann, Röm. 10,14-17; 1 Kor. 12,3.

    4. Schon in Ewigkeit, vor Erschaffung der Welt, hat Gott in Jesus Christus durch das Evangelium diejenigen erwählt, die er in der Zeit durch das Evangelium von Christus zum rettenden Glauben an Jesus Christus bekehren und im Heiligen Geist heiligen und so im glauben zum ewigen Leben bewahren wird, Eph. 1,4-6; Röm. 8,29.30; 2 Tim. 1,9. Diese Erwählung zum Glauben und zur Seligkeit ist durch nichts in, an, bei uns Menschen verursacht worden, sondern sie soll uns zeigen, daß unsere Errettung und Seligkeit allein auf Gottes Gnade beruht, Röm. 11,5.6.

    5. Wir verwerfen jede Lehre, die dem Menschen in irgendeiner Form ein Mittun an seiner Errettung, an seiner Annahme im Jüngsten Gericht, eine Zusammenarbeit mit Gott im Blick auf seine Bekehrung und Bewahrung zuschreibt. Wir verwerfen darum alle Versuche, den Glauben als eine Bedingung darzustellen, die der Mensch erfüllen muß, um die Rechtfertigung zu erlangen oder vollständig zu machen. Wir verwerfen auch jede Lehre, die behauptet, daß die Rechtfertigung durch gute Werke vervollständigt werden müßte, um im Jüngsten Gericht bestehen zu können. Wir verwerfen auch jede Lehre, die besagt, daß es einerlei sei, was man glaubt, wenn man nur irgendetwas glaube.

    6. Wir verwerfen die Behauptung, die Lehre von der Rechtfertigung sei für den "modernen Menschen" nicht mehr bedeutungsvoll oder der Mensch könne, müsse sich selbst oder sein Dasein vor Gott rechtfertigen.

    7. Wir verwerfen die Schlußfolgerung, daß, weil Gott etliche zur Erretung durch den Glauben an Jesus Christus erwählt hat, er demzufolge die anderen von vornherein zur Verdammnis bestimmt hätte oder an ihnen mit seiner Gnade vorübergehe und nicht ernsthaft wolle, daß sie auch selig werden. (s. 1 Tim. 2,4)

    Das lehrt die Bibel über die Rechtfertigung allein durch den Glauben; darum glauben, lehren und bekennen wir es.

5. DIE HEILIGUNG ODER DIE GUTEN WERKE, DAS GEBET UND DAS KREUZ IM CHRISTENLEBEN

    Der Glaube an Jesus Christus ist eine lebendige Kraft, die gottgefällige Werke natürlicherweise, als Frucht des Geistes, hervorbringen muß. "Der Glaube, wenn er nicht Werke hat, ist er tot an sich selber." Jak. 2,17. Ein Christ, als eine Rebe an Christus, dem Weinstock, bringt gute Frucht hervor, Joh. 15,5, aus Liebe und Dankbarkeit gegen Gott, 2 Kor. 5,14.15, zur Ehre Gottes und aus Liebe und zum Dienst am Nächsten, Matth. 23,37.

    2. Der Glaube ist lebendig und wirkkräftig, fruchtbar, aber nur, wenn er in Jesus Christus bleibt, Joh. 15,5, was allein geschieht durch das Wirken des Heiligen Geistes durch das Evangelium, Kol. 3,16; 2 Tim. 3,16.17. Die Triebkraft des christlichen Lebens ist also nicht das Gesetz, sondern das Evangelium.

    3. Der Glaube setzt nicht seine eigenen Maßstäbe, was Gott wohlgefällige Werke sind, Matth. 15,9, sondern wahrer Glaube wird durch Gottes Wort belehrt und freut sich, nur das zu tun, was mit dem heiligen Willen Gottes übereinstimmt. Darum benötigt auch der Christ das Gesetz Gottes nicht nur als Spiegel, um seine Sünde zu erkennen, sondern auch als Regel, um den Willen Gottes zu erkennen, Eph. 4 und 5; Kol. 3.

    4. Diese Werke, die Früchte des Glaubens sind, sind von den Werken der bürgerlichen Gerechtigkeit, die ein nicht an Christus Glaubender tut, streng zu unterscheiden. Wenn Ungläubige Werke hervorbringen, die äußerlich als gut und rechtschaffen vor den Menschen erscheinen, so sind diese Werke zwar nützlich für das menschliche Zusammenleben, aber in Gottes Augen nicht gut, sondern Sünde, denn "ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen", Röm. 14,23; Hebr. 11,6. Ein Mensch kann damit nicht einmal den Anfang machen, seine Pflicht gegenüber Gott zu erfüllen.

    5. Auch der Christ ist, obwohl er durch den Glauben gerechtgesprochen ist, immer noch Sünder, Ps. 130,3; 143,2, und bedarf darum täglicher Buße und Vergebung der Sünden, Joh. 13,10. Auch die besten Werke der Christen sind noch mit Sünde befleckt, denn das Fleisch, der "alte Adam", belastet immer noch den Christen, so daß er das Gute, das er will, nicht tut, sondern das Böse, das er nicht will, Röm. 7,19. Er muß bekennen, daß alle seine Gerechtigkeit wie ein unflätiges Kleid ist, Jes. 64,6. Aber um Christi willen werden diese unvollkommenen Werke der Christen von unserem himmlischen Vater als heilig und ihm wohlgefällig angesehen.

    6. Auch das Gebetsleben ist eine Frucht des Glaubens, denn nur der kann den lebendigen, dreieinigen Gott anrufen, der an ihn glaubt, Röm. 10,14. Zuversichtlich, durch den Glauben an ihren Heiland, kann der Christ mit dem himmlischen Vater und Anbetung, Lob und Dank, Fürbitte und Bitte reden und ihm auch alle Nöte vortragen. Solche Gebete sind ihm eine Freude, und er wird unsere Bitten nach seiner Weisheit gewähren.

    7. Gott ordnet nach seiner weisen Erziehung und Pädagogik in das Leben seiner Christen auch das Kreuz hinein, nämlich Lasten, die um des Glaubens willen zu tragen sind, sei es Krankheit, sei es Einsamkeit, sei es Verlassenheit, Anfeindung, Verlust von Gut oder Heimat, Verzicht auf beruflichen Aufstieg oder irdische Freuden, aber auch Anfechtungen und Versuchungen, Mark. 8,34-38.    

    8. Wir verwerfen jegliche Ansicht, daß die guten Werke der Christen etwas zur Erlangung oder Bewahrung der Seligkeit beitragen.

    9. Wir verwerfen jeglichen Versuch, das unabänderliche natürliche Gesetz Gottes als einen absoluten Maßstab für alle Menschen abzuschaffen oder durch eine "neue Moral" zu ersetzen.

    10. Wir verwerfen eine Lehre, die das Gebet als ein Gnadenmittel betrachtet oder es nur als etwas ansieht, das eine gute psychologische Wirkung auf den Beter habe.

    11. Wir verwerfen die Lehre, daß alle Gebete Gott gefällig wären, auch solcher, Menschen, die Christus gar nicht kennen. Wir verwerfen auch die Lehre, daß auch mit jenen gemeinsam gebetet werden könne, mit denen keine Einheit im Glauben und in der Lehre besteht.

    12. Wir verwerfen eine Lehre, die behauptet, daß den Christen Kreuz, Leid nicht mehr treffen dürfe oder ein Anzeichen sei für Schwächen oder Mängel im Glauben.

    Das lehrt die Bibel über die guten Werke, das Gebet und das Kreuz im Christenleben; darum glauben, lehren und bekennen wir es.

6. DER HEILIGE GEIST

    1. Der Heilige Geist ist von Ewigkeit her wahrer Gott mit dem Vater und dem Sohn; von Ewigkeit her vom Vater und dem Sohn ausgehend, gleich ewig, gleich allmächtig, gleich allwissend, gleich allgegenwärtig mit dem Vater und dem Sohn. Der Heilige Geist ist nicht  eine persönliche Kraft Gottes oder ein Machtstrom, sondern Person und hat teil an den Werken der Schöpfung und Heiligung und an der göttlichen Verehrung und Anbetung. Da er Person ist, so ist er auch zu unterscheiden von dem Geist des Menschen und den Gaben, die er, der Heilige Geist, gibt und die an ihn gebunden sind. Matth. 28,18.19; 2 Kor. 13,13; Joh. 15,26; Röm. 8,9; Apg. 5,3.4; Ps. 33,6.

    2. Der Heilige Geist schenkt uns Menschen zunächst das natürliche Leben und erhält es auch, Ps. 104,29.30, und will uns durch die Gnadenmittel Gottes zu Gottes Kindern machen, Joh. 16,8-15. Darum hat er uns auch die Bibel gegeben, die er Wort für Wort den heiligen Schreibern eingehaucht hat und die sein Buch, die Geist und Leben ist, 2 Tim. 3,16; 2 Petr. 1,20; Joh. 6,63. Er, der Heilige Geist, ist und bleibt dabei der Herr der Mission, der zu seiner Zeit durch die Gnadenmittel zu seinem Ziel kommt, 1 Kor. 3,7.

    3. Das Wirken des Heiligen Geistes ist zutiefst christozentrisch, das heißt, er verherrlicht Christus und sein Erlösungswerk, Joh. 16,13.14, und zielt nicht in erster Linie auf Erlebnisse und Erfahrungen.

    Dieses Christus verherrlichende, die Sünder rettende und im Glauben bewahrende Wirken des Heiligen Geistes wird auch als die Heiligung im weiteren Sinne (s. 7. Die Heilsordnung) bezeichnet. Er heiligt aber nicht nur die noch Ungläubigen, indem er sie zu Christus bekehrt, sondern er wirkt auch durch das Wort in den Gläubigen, indem er durch Gesetz und Evangelium sie immer wieder erneuert, den alten Menschen in den Tod gibt, den neuen Menschen hervorbringt, damit die Frucht des Geistes sich zeigt, Gal. 5,22.

    4. Durch das Wort und die Sakramente rüstet er auch die Gemeinde Jesu Christi aus, begabt sie mit Hirten und Lehrern und führt sie auf den Wegen des Herrn. In bestimmten heilsgeschichtlichen Schnittzeiten (Mose, beginnende Prophetenzeit bei Elia und Elisa, Zeit Jesu und der Apostel) hat der Heilige Geist die Gemeinde, in letzerer Zeit gebunden an die Apostel, mit besonderen Gnadengaben ausgerüstet, für die die Gemeinde aber keine dauerhafte Verheißung hat und über die auch weiter er, der Heilige Geist, der souveräne Herr blieb und die darum nicht der Gemeinde oder dem Einzelnen einfach verfügbar waren.

    Die Gemeinde Jesu Christi hat die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, damit sie Zeugin Jesu Christi sein in aller Welt, Apg. 1,8.

    5. Wir verwerfen jede Lehre, die das Personsein des Heiligen Geistes leugnet. Wir verwerfen auch jede Lehre, die leugnet, daß der Heilige Geist gleichwertige Person der Heiligen Dreieinigkeit ist und vom Vater und vom Sohn ausgeht.

    6. Wir verwerfen eine Lehre, die das Wirken des Heiligen Geistes von Wort und Sakrament trennt. Wir verwerfen auch eine Lehre, die behauptet, die besonderen Gaben, Zeichen und Wunder der heilsgeschichtlichen Schnittzeiten müßten für die Gemeinde aller Zeiten verfügbar sein.

    Das lehrt die Bibel über den Heiligen Geist; darum glauben, lehren und bekennen wir es.

7. DIE HEILSORDNUNG

    1. Das Werk, das dem Heiligen Geist insbesondere zugeschrieben wird, woran aber auch die anderen Personen der Heiligen Dreieinigkeit beteiligt sind, ist die Heiligung oder das Werk der Seligmachung, Errettung eines Menschen. Die verschiedenen Handlungen oder Wirkungen des Heiligen Geistes am Menschen durch die Gnadenmittel zu diesem Zweck werden durch die Heilsordnung dargestellt, die eine logische, aber keine zeitliche Abfolge beschreibt. 

    2. Die Berufung umfaßt im weiteren Sinne zunächst das Werk  des Gesetzes, das dem Sünder seine Sünde, seine Schuld vor die Augen stellt und da, wo das Widerstreben des Sünders überwunden wird, ihn erweckt, so daß er durch das Gesetz klar sein Sündenelend und Gottes Zorn darüber sowie die angedrohte Strafe, die ewige Verdammnis, erkennt, auch tiefe Reue über seine Sünde empfindet, Luk. 15,7; 17,3.4, sie gerne ungeschehen machen würde, sie verabscheut, ein geängstetes und zerschlagenes Herz über seine Sünde und Verlorenheit hat, Ps. 51,15.19. Das ist die Buße im eigentlichen Sinne, die Abkehr von der Sünde:  eine tiefgreifende Erkenntnis der eigenen Sündenverdorbenheit, des Zornes Gottes und seiner Strafe und somit der eigenen Verlorenheit, Ps. 51,3, was Voraussetzung ist für die grundsätzliche Bekehrung, so daß ein solcherart Erweckter fragt: Was muß ich tun, damit ich errettet werde? Apg. 16,30.31. Die Berufung im engeren Sinne arbeitet auf diesem durch das Gesetz zuvor gepflügten Boden und ist dasjenige Werk des Heiligen Geistes durch das Evangelium in Wort und Taufe, wodurch er dem Sünder die in Christus erschienene und durch den Heiland ihm erworbene Heilsgnade verkündigt, zur gläubigen Annahme ruft und zugleich durch diesen Ruf den rettenden Glauben weckt, Joh. 6,44; 1 Petr. 1,23; Röm. 10,14-17.

    Durch diese äußeren Mittel arbeitet der Heilige Geist am Herzen des Menschen, um ihn zu Christus zu bekehren. Dieser Ruf ist immer ernst gemeint, Luk. 14,23.24; 1 Tim. 2,4 - aber ihm kann durch den Menschen widerstanden werden. Er gilt allen Menschen gleichermaßen, da Gottes Gnade universell ist und Christus der Heiland der Welt, Joh. 4,42, das Lamm Gottes, das der Welt Sünde trägt, Joh. 1,29. Der Grund der Berufung ist nicht menschliches Verdienst, sondern allein Gottes Erbarmen in Christus, Eph. 1,9; Röm. 8,28.29; 2 Tim. 1,9.

    Wir verwerfen die Lehre, die behauptet, der Mensch könne, müsse sich auf das berufende, bekehrende Werk des Heiligen Geistes vorbereiten, etwa sein Widerstreben brechen, mildern. Wir verwerfen die Lehre, die behauptet, der Gnadenruf gelte nicht allen Menschen gleichermaßen. Wir verwerfen auch die Lehre, daß Gottes Gnadenruf unwiderstehlich sei. Wir verwerfen die Meinung, daß das richtende und verdammende Gesetz nicht der Berufung durch das Evangelium vorangehen müsse

    3. Der natürliche Mensch steht unter der Gewalt der Finsternis, Kol. 1,13, und kann daher von sich aus weder Gottes Wort verstehen, 1 Kor. 2,14, noch dem Evangelium glauben, 2 Kor. 3,5. Darum erleuchtet der Heilige Geist den Sünder mit dem Licht der Gnade, 2 Kor. 4,6, damit er nicht nur eine bloß wissensmäßige Kenntnis hat, sondern zu einer rechten, lebendigen Erkenntnis Christi als seines Retters kommt und somit in Gewißheit des Glaubens das Heil ergreift, Apg. 26,18; Eph. 5,8.9.14. Wer aber dem Ruf Gottes widerstrebt, den kann der Heilige Geist nicht erleuchten, er steht in der Gefahr, auf Dauer verblendet zu werden, 2 Kor. 4,3.

    Wir verwerfen die Ansicht, daß die Finsternis und das Nichtverstehen beim unbekehrten Menschen durch psychologische oder soziokulturelle Methoden (keine Liturgie, kein Kreuz, moderne Musik, Theater) überwunden werden könnte oder solche Methoden den Gnadenmitteln zusätzliche Kraft verleihen könnten oder müßten.

    4. Da, wo der Mensch durch das Gesetz erweckt, zu einer gründlichen, tiefen Buße, Reue geführt und durch den Heiligen Geist durch das Evangelium erleuchtet ist, daß er Jesus Christus als seinen Sünderheiland erkennt und im Glauben ergreift, da ist er vom Heiligen Geist bekehrt worden von der Finsternis zum Licht, von den Abgöttern zu dem lebendigen Gott, 1 Thess. 1,9, ist zurückgebracht worden in die Gottesgemeinschaft, Ps. 51,12; Jer. 31,18 - kurz: der Glaube an Jesus Christus als den eigenen Sünderheiland wurde entzündet. Sie, die Bekehrung, schließt dabei in sich die von Gott gewirkte Sinnesänderung, die recht nun aus dem Evangelium kommt und in Reue über die Sünde und Glauben an Christus, den Heiland für Sünder, sich äußert, Mark. 1,15; Apg. 20,21.

    Die Wiedergeburt ist der Akt des Heiligen Geistes, durch den er den geistlich toten Menschen geistlich lebendig macht, nämlich durch das Evangelium im Wort allein oder in der Taufe, dem Bad der Wiedergeburt, Tit. 3,5. Er weckt dabei in dem Menschen den rettenden Glauben an Jesus Christus, 1 Petr. 1,23; 1 Joh. 3,9; 4,7; 5,1.4; Joh. 1,13; 3,6; Tit. 3,5. Diese Wiedergeburt kann verloren gehen, sei es, daß der Mensch sie von vornherein hindert, sei es, daß er im Laufe der Zeit sich wieder der Sünde zuwendet, sei es, daß er ihrer Erneuerung widerstrebt.

    Wiedergeburt und Bekehrung sind einzig und allein Gottes Werk, das der Mensch an sich aus Gnaden um Christi Verdienst willen erfährt, Joh. 1,13; 3,3; Ps. 100,3.

    Wir verwerfen die Lehre, daß Gott und Mensch in der Bekehrung zusammenwirken würden; daß der Mensch auch etwas in der Bekehrung tun müsse, etwa den Glauben (als eigene Leistung oder Antwort) bringen, die Tür des Herzens für Gott öffnen, sich für Jesus Christus entscheiden, sich ihm übergeben.

    Wir verwerfen die Ansicht, es sei nicht nötig, daß jeder zu einer tiefgreifenden Sündenerkenntnis und Erkenntnis seiner Verlorenheit und seiner Rettung allein durch Christus kommen muß, um im rettenden Glauben an Christus beharren zu können.

    Wir verwerfen die Ansicht, daß die Taufe die Wiedergeburt nur darstelle, nicht aber sie darreiche, schenke.

    Wir verwerfen die Lehre, daß die Wiedergeburt unverlierbar sei.

    5. Zur Bekehrung, Wiedergeburt genügt es also nicht, daß ein Mensch in der Berufung erweckt wurde und zu einer lebendigen Erkenntnis seiner Sündenverdorbenheit und -verlorenheit gekommen ist, denn auch in diesem Zustand der Reue ist er noch nicht wiedergeboren, bekehrt, sondern noch geistlich tot (siehe Judas), wenn auch der Heilige Geist schon an ihm arbeitet, sondern es ist unabdingbar notwendig, daß er nun, gewirkt durch das Evangelium, im Glauben das Verdienst Jesu Christi für sich, die Vergebung der Sünden, die Versöhnung Gottes, den Freispruch im Jüngsten Gericht ergreift und so das ewige Leben erlangt, Apg. 11,21; 26,18.

    Der Glaube ist das durch das Evangelium Gottes gewirkte persönliche Vertrauen auf Gottes Wort, insbesondere die Zusage der Vergebung der Sünden in Christus; ist also das persönliche (subjektive) Ergreifen der objektiven Heilstat Christi als auch für mich geschehen, Röm. 10,14.9.10; Joh. 8,33; Apg. 17,11.12. Obwohl der rechte Glauben die guten Werke als natürliche Folge hat, haben sie in der Frage nach der Errettung im Jüngsten Gericht keinerlei Platz, Röm. 3,28; 4,5.

    Die Rechtfertigung ist der richterliche Akt Gottes, durch den er aus freier Gnade, allein um des Verdienstes Christi willen, ohne irgendein Verdienst oder Voraussetzung des Menschen, den tatsächlich sündigen, deer ewigen Strafe verfallenen Sünder freispricht, für gerecht erklärt, ihm die durch Christi Gehorsam, Leiden und Sterben erworbene Gerechtigkeit zurechnet. Diese Rechtfertigung ist für alle Menschen grundsätzlich auf Golgatha geschehen, wo Gott durch Christus mit der Welt versöhnt wurde, 2 Kor. 5,18.19 (objektive Rechtfertigung). Durch die Berufung und Erleuchtung ruft der Heilige Geist den Sünder dazu, diesen Freispruch allein aus Gnaden, allein um Christi Verdienst willen, im Glauben auf sich persönlich zu beziehen, zu ergreifen und so persönlich im Glauben das Losgesprochensein von aller Sündenschuld ergreift (persönliche oder subjektive Rechtfertigung), gerade auf dem Hintergrund der Tatsache, daß er allerdings der Anklage des Gesetzes recht geben muß, aber dann gegen das Gesetz Christi Gerechtigkeit hält, Röm. 5,6.8.10; 2 Kor. 5,21; Jes. 53,4-6.

    Die Wirkung der Rechtfertigung ist der Eintritt in den Gnadenstand, das Versöhntsein mit Gott, somit die Gewißheit des Heils, Röm. 8,37-39; 1 Joh. 5,12.

    Wir verwerfen die Lehre, daß der rettende Glauben zumindest zum Teil eine menschliche Leistung sei; daß der Glaube rechtfertige, weil oder insoweit er in der Liebe tätig sei.

    Wir verwerfen die Lehre, daß die Gnade Gottes vorallem eine Kraft sei, die dem Menschen eingegossen werde, um Gott gehorsam zu sein oder in der Rechtfertigung mitzuwirken; daß die Rechtfertigung ein Prozeß in dem Sinne sei, daß sie durch unser Mittun wachse; daß in die Rechtfertigung die Veränderung oder Erneuerung des Menschen gehöre und somit die Rechtfertigung nicht allein ein richterlicher Akt Gottes ist; daß die Gerechtsprechung aller Menschen nicht grundsätzlich auf Golgatha schon geschehen sei; daß ein persönliches Ergreifen dieses Freispruches im Glauben an Christus nicht nötig sei. 

    6. Mit dem rechtfertigenden Glauben nimmt der Sünder nicht nur Christi Gerechtigkeit an, sondern Christus selbst, ja, der dreieinige Gott macht Wohnung im Gläubigen, Joh. 14,23; 1 Kor. 3,16; 2 Kor. 6,16: Es kommt zur innigstmöglichen Gemeinschaft auf Erden, nämlich einer realen Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott durch dessen Einwohnung im Menschen, aber ohne Vermischung der Substanzen, ohne Vergottung des Menschen. Diese Gemeinschaft kommt zustande allein durch Wort, Taufe und Abendmahl und den Glauben.

    Wir verwerfen die Ansicht, die Einwohung geschehe nur geistlich; die Einwohnung stelle eine Vereinigung der Substanzen dar.

    7. Das Werk, das Gott angefangen hat, nämlich den Sünder für die Ewigkeit zu retten, das vollendet er auch, Phil. 1,6, das ist: Er will den wiedergeborenen, bekehrten Sünder auch im rettenden Glauben erhalten zum ewigen Leben aus seiner göttlichen Kraft, 1 Petr. 1,5. Dazu wendet Gott die gleichen Mittel an, durch die er uns bekehrt hat, nämlich sein Wort, vornehmlich das Evangelium, und die Sakramente: Durch das Gesetz führt er uns immer neu zur Sündenerkenntnis, Reue und Buße, durch das Evangelium aber führt er uns immer wieder unter das Kreuz, damit wir Christi Gnade und Vergebung ergreifen (tägliche Buße) und dann aus Dankbarkeit und Liebe uns anreizen lassen, in der täglichen Heiligung den alten Menschen zu töten, gegen die Sünde zu kämpfen, Röm. 12,1.2; Gal. 5,26, gute Werke zu tun, wenn auch diese Heiligung immer unvollkommen bleibt und darum auch immer wieder zu Buße und Glauben führen muß, Röm. 7.

    Wir verwerfen die Ansicht, daß der Mensch bei seiner Bewahrung mitwirken müsse und sie nicht allein ein Werk der Gnade Gottes sei.   

    8. Frucht und Folge der Wiedergeburt ist die Erneuerung und Heiligung und Vollbereitung im Glauben, nämlich daß der im Glauben neugeborene Mensch nun in täglichem Kampf gegen die Sünde, Gal. 5,14 ff., den alten Menschen in den Tod gibt, ja, aus der Kreuzigung des alten Menschen in der Taufe lebt, Röm. 6,3 ff., der Sünde widerstrebt und danach trachtet, Christus gleichförmig (d.i. immer ähnlicher) zu werden, ihm in allem zu gehorchen, ihm bewußt und konsequent nachzufolgen, Röm. 12,1.2; Kol. 3,4-12; Eph. 4,22-24; Röm. 6,11-23. Die Heiligung ist ein Kampf, ist in diesem Leben nie fertig, führt zwar auch immer wieder zu Niederlagen, aber gerade auch zum Sieg in Christus und ist ein fortschreitender Reinigungsprozeß, ein Wandel im neuen Gehorsam. Darum ist die Buße nicht beschränkt auf die grundsätzliche Bekehrung, sondern wir bedürfen der täglichen Umkehr, Abwendung von der Sünde, Hinwendung zu Christus, täglicher Erkenntnis unserer Sünde und Verdorbenheit und so des täglichen Ergreifens der Gnade und Vergebung in Christus, sonst fallen wir aus der Gnade, Joh. 13; Eph. 4,22-24. Die Heilsordnung ist also keine einmalige Abfolge im Christenleben, sondern dieses Wirken des Geistes setzt sich mit dem richtenden und heilenden Rufen, mit dem Erleuchten und Stärken des Glaubens, mit der Verherrlichung der Rechtfertigung durch Christus und dem Leiten im Kampf gegen die Sünde im gesamten Christenleben fort bis zum Tode.

    Die Heiligung ist das Werk des Heiligen Geistes in uns durch das Evangelium, Röm. 12,1; 2 Kor. 5,14.15; Tit. 2,11, wodurch der Gläubige willig mitwirkt, Kol. 3,; Eph. 4. Kennzeichen und Frucht der Heiligung sind die aus Liebe und Dank gegen Gott und Liebe zum Nächsten getanen guten Werke, die ja allein der Glaube tun kann, Röm. 14,23.

    Im Blick auf diese Heiligung bleiben wir in diesem Leben unvollkommen, Ps. 130,3; 143,2; Röm. 7, aber wir sollen in der vollen Glaubenshingabe an Christus, die Christi Gnadenhand immer fester ergreift, auch in der Heiligung in Selbstverleugnung um Kampf zu wachsen suchen. Diejenige christliche Vollkommenheit, die wir schon jetzt haben, ist die im Glauben zugerechnete Vollkommenheit Christi, Eph. 4,13, nicht eine Vollkommenheit unseres Lebens - aber sie kann nicht getrennt werden von dem ringenden, wenn auch auf Erden nie zum Ziel kommenden, Streben nach der sittlichen Vollkommenheit, Phil. 3,12-14.

    Wir verwerfen die Lehre, daß der Mensch schon auf Erden auch lebensmäßig vollkommen werden könnte. Wir verwerfen die Ansicht, daß die Heiligung eine höhere Stufe im Christenleben sei als die Rechtfertigung.

    Das lehrt die Bibel über die Heilsordnung; darum glauben, lehren und bekennen wir es.

8. DIE GNADENMITTEL

    1. Gott läßt den Sündern alle geistlichen Segnungen durch besondere Mittel, die von ihm eingesetzt sind, zukommen. Das sind die Gnadenmittel, nämlich das Evangelium in Wort und Sakrament.

    2. Durch das Evangelium von Christi Sühnopfer für Sünder wirkt der Heilige Geist den rettenden Glauben im Herzen des Menschen, dessen fleischliche Gesinnung doch Feindschaft gegen Gott ist, Röm. 8,9. "So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Gottes." Röm. 10,17. Als Frucht dieses Glaubens oder der Wiedergeburt schafft der Heilige Geist im Menschen eine Erneuerung, die aber in diesem Leben nie abgeschlossen ist, Eph. 4,22 ff.

    3. Auch die heilige Taufe ist Gnadenmittel des Heiligen Geistes, in der er das Evangelium dem Sünder zueignet, ihn neu gebiert, Tit. 3,5, und reinigt von aller Ungerechtigkeit, Apg. 2,38; Eph. 5,26. Der Herr Jesus Christus weist auf den Segen der Taufe hin, wenn er verheißt: "Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden." Mark. 16,16. (Diesem wiedergebärenden Handeln des Heiligen Geistes kann aber widerstanden werden; die Taufe wirkt nicht magisch und auch nicht in Zwang. Wer dem Heiligen Geist widerstrebt, der hat nicht, was er darreicht.) Der Segen der Taufe ist für alle Menschen bestimmt, Matth. 28,19, die kleinen Kinder eingeschlossen, denn auch sie sind Sünder und benötigen die Wiedergeburt, die durch die Taufe bewirkt wird, Joh. 3,5, und können ja auch wirklich glauben, Mark. 10,13-16.

    4. Die Taufe ist nicht allein Wasser, sondern "das Wasser in Gottes Gebot gefaßt und mit Gottes Wort verbunden". Das heißt: Erst das Wort Gottes macht das Wasser wirklich zur Taufe und ist das Wichtigste dabei, Matth. 28,18-20.

    5. Der Glaube macht die Taufe nicht erst zur Taufe, macht sie auch nicht erst gültig, sondern er ergreift das, was Gott in der Taufe darreicht - ohne den Glauben aber haben wir das nicht, was Gott uns durch die Taufe schenkt, sondern gehen dann trotz der Taufe verloren, Mark. 16,16.

    6. Die Bedeutung der Taufe beschränkt sich nicht auf den Tauftag, sondern umfaßt unser gesamtes Leben, denn in der Taufe wird unser sündiges Fleisch in den Tod gegeben und der neue Mensch erweckt, Röm. 6,3 ff. - was der Glaube ergreift. Darum lebt nur der recht aus der Taufe, der in innigem Anhangen an Jesus Christus seinen sündigen Leib mit allen Lüsten und Begierden täglich kreuzigt, Gal. 5,24, täglich neu die Vergebung der Sünden durch Christus und die Reinigung ergreifen, Joh. 13, und in frohem Gehorsam Gott in Jesus Christus dienen, Röm. 6,11.

    7. Alle, die am heiligen Abendmahl teilnehmen, genießen aufgrund von Jesu Christi Einsetzung, Befehl und Ordnung "in, mit und unter" dem Brot und Wein mit dem Munde in übernatürlicher Weise den wahren Leib und das wahre Blut Christi. Das ist wahr, weil der Herr, als er das Sakrament einsetzte, sprach: "Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird. ... Das ist der Kelch, das neue Testament in meinem Blut, das für euch vergossen wird." Luk. 22,19.20. Er hat das heilige Abendmahl eingesetzt, damit er uns durch sein mit den sichtbaren (Brot und Wein) und unsichtbaren (Leib und Blut) Elementen verbundenem Wort ("für euch gegeben zur Vergebung der Sünden") die Vergebung der Sünden darreiche, stärke, gewiß mache, denn das Wort ist neben dem Essen und Trinken die Hauptsache im Abendmahl. Wohl empfängt jeder Teilnehmer wahrhaft Christi Leib und Blut mit den sichtbaren Elementen, auch der ungläubige - aber die verheißene Vergebung der Sünden empfängt allein der Glaube. Wer ohne den rettenden Glauben an Christus und das rechte Verständnis von seinem Abendmahl es sich nimmt, der nimmt es sich zum Gericht, 1 Kor. 11,27-29.

    8. Gott hat sein Evangelium seiner Gemeinde, und damit auch jedem einzelnen Christen, gegeben, damit sie als Werkzeug des Heiligen Geistes es gebraucht, damit Menschen zum Glauben an Jesus Christus als ihren Heiland kommen und darin erhalten werden: "Gehet hin in alle Welt und machet zu Jüngern alle Völker, indem ihr sie taufet auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und sie lehret halten alles, was ich euch befohlen habe." Matth. 28,19. Durch dieses Mittel, das Evangelium in Wort und Sakrament, erhält Gott seine Kirche und breitet sie aus. Darum sollen wir treu und fleißig sein im Gebrauch dieser verordneten Gnadenmittel, bei uns selbst wie auch in der Mission - denn es sind die einzigen Mittel, durch die unsterbliche Seelen zum Glauben und zur Rettung, Seligkeit, gebracht werden.

    9. Wir verwerfen alle Ansichten, die Gottes Gnade und die seligkeit unabhängig oder neben dem Evangelium erwarten. Wir verwerfen auch die Ansicht, daß das Gesetz zu den Gnadenmitteln gehöre.

    10. Wir verwerfen jede Lehre, die leugnet, daß die Taufe Gottes Gnadenmittel ist oder die aus der Taufe eine menschliche Handlung, einen Gehorsamsakt gegenüber Gott macht. Wir verwerfen jede Ansicht, die die Säuglingstaufe ablehnt.

    11. Wir verwerfen alle Lehre, die im Abendmahl nichts mehr als Zeichen und Sinnbilder für den Glauben sieht und somit leugnet, daß Christi wahrer Leib und Blut mündlich im Abendmahl empfangen wird. Wir verwerfen damit auch die Behauptung, daß die Ungläubigen und Heuchler im Abendmahl nicht Christi Leib und Blut empfingen sowie die Ansicht, daß Christi Leib und Blut nur geistlich, durch den Glauben, empfangen werde. wir verwerfen auch die Ansicht, daß die wahre Gegenwart Christi im Abendmahl nur die Gegenwart seiner Person sei, wie auch sonst im Evangelium.

    12. Wir verwerfen die Lehre, daß das Abendmahl nur durch einen besonders "geweihten Diener" ausgeteilt werden dürfe bzw. daß Christi Leib und Blut nur aufgrund eines besonderen "Weiheaktes" oder einer "Verwandlung" gegenwärtig seien, auch unabhängig vom Empfang. Wir verwerfen auch die Lehre, daß im Abendmahl Christus nochmals unblutig geopfert werde oder daß die Gemeinde teilnehme am Opfer oder sich selbst mit hinopfere. 

    Das lehrt die Bibel über die Gnadenmittel; darum glauben, lehren und bekennen wir es.

9. DIE KIRCHE ODER GEMEINDE JESU CHRISTI

    1. Die Kirche Jesu Christi ist die eine heilige christliche Kirche, die ewig ist, Matth. 16,18, die der Tempel Gottes ist, 1 Kor, 3,16, der Leib Christi, Eph. 1,23; 4,12. Die Gleider dieser einen Kirche sind alle diejenigen, welche "Gottes Kinder durch den Glauben an Christus Jesus sind", Gal. 3,26. Jeder, der glaubt, daß Jesus Christus für seine Sünden gestorben und zu seiner Rechtfertigung wieder auferstanden ist, Röm. 4,25, gehört zur Kirche oder Gemeinde Christi. Die Kirche (im eigentlichen Sinne) besteht also nur aus Gläubigen oder Heiligen, die Gott um der von Christus erworbenen und dem Glauben zugerechneten Gerechtigkeit willen für heilig ansieht, 2 Kor. 5,21. Diese Heiligen sind in der ganzen Welt zerstreut. Jeder wahre Gläubige, ganz abgesehen von der Nation, der Rasse, dem Kirchenkörper, dem er angehört, ist ein Glied dieser einen heiligen christlichen Kirche.

    2. Die eine heilige christliche Kirche ist eine Tatsache, obwohl sie nicht eine äußerlich sichtbare Organisation ist. Weil "ein Mensch siehet, was vor Augen ist; der Herr aber siehet das Herz an", 1 Sam. 16,7, kennt nur der Herr "die Seinen", 2 Tim. 2,19. Die Glieder der heiligen christlichen Kirche sind Gott allein bekannt; wir können zwischen wahren Gläubigen und Heuchlern nicht unterscheiden. Die eine heilige christliche Kirche ist daher eine verborgene Gemeinschaft des Glaubens und kann nicht mit einer Kirchengemeinschaft oder mit der Gesamtzahl aller Kirchen gleichgesetzt werden.

    3. Die Gegenwart der einen heiligen christlichen Kirche jedoch kann erkannt werden. Wo immer das Evangelium gepredigt wird und die Sakramente verwaltet werden, da ist die eine heilige christliche Kirche zugegen, weil durch die Gnadenmittel der wahre Glauben erzeugt und erhalten wird, Jes. 55,10.11; Röm. 10,17; 1 Petr. 1,23. Die Gnadenmittel werden darum die Kennzeichen der Kirche genannt.

    4. Gott hat aber nicht nur allgemein seiner Kirche die Gnadenmittel gegeben, sondern es ist sein offenbarer Wille, Mandat und Ordnung, daß die Christen zu Versammlungen zusammenkommen, in denen Gottes Wort recht gepredigt und die Sakramente stiftungsgemäß verwaltet werden, unabhängig davon, ob solch eine Versammlung oder "örtliche" oder "Basis-Gemeinde" groß oder klein ist, als einzige oder eine von mehreren an einem Ort besteht oder vielleicht auch über eine ganze Region verstreut ist, Matth. 18,20; Apg. 1,4; 2,41.47; Hebr. 10,25.

    5. Die Verfassung oder Form solch einer Versammlung ist frei, z.B. ob sie mehrere Predigtplätze hat oder sich als Gesamtgemeinde aus mehreren Gemeinden zusammensetzt oder ob sie verschiedene Kreise für besondere Gemeindeteile zusätzlich bildet zur besseren Austeilung des Wortes neben dem Gemeindegottesdienst. Gottes Ordnung und Mandat ist nur, daß sie das heilige Predigtamt in ihrer Mitte aufrichtet, Tit. 1,5.

    6. Solch eine äußere Versammlung um Wort und Sakrament ist immer ein gemischter Haufen, Matth. 13,48 f., das heißt, neben Christusgläubigen werden auch Heuchler und Scheinchristen dabei sein, da der Glaube im Herzen verborgen ist, Luk. 17,20.21, und nur Gott bekannt, 2 Tim. 2,19. Wo aber der Gottlose durch seine Lehre oder seine Taten offenbar wird, muß er nach eingehender Ermahnung, wenn sie fruchtlos ist, ausgeschlossen werden, Matth. 18 - denn eine solche gemischte Versammlung ist um der Gläubigen in ihrer Mitte willen wirklich Kirche und hat diese Vollmacht, Gal. 1.

    7. Diese örtlichen oder Basisgemeinden können sich zur besseren Ausübung des Aufrages der Kirche - Evangelisation, Mission, Reinhaltung der Lehre, Bau der Gemeinden, Heranbildung von Hirten und Lehrern, diakonische Arbeit - nach menschlicher Übereinkunft miteinander verbinden, wie sie es für richtig halten, und dabei größere Kirchen (zusammengesetzte Kirche) bilden, ohne daß damit die örtlichen oder Basisgemeinden aufhören, Kirche zu sein. Eine rechte geistliche Ordnung besteht dann, wenn die örtliche Gemeinde auch in solch einer zusammengesetzten Kirche ihre Rechte und Pflichten nicht verliert, sondern selbstregierend unter Christus als dem Haupt und seinem Wort bleibt (Gemeindeversammlung der stimmfähigen Männer) und die Versammlung der zusammengesetzten Kirche (Synode oder Repräsentation (Vertreterversammlung) der Kirche) nur beratende Funktion hat.

    8. Gott gebietet, daß seine Kirche einmütig, eines Sinnes, einer Rede sei, 1 Kor. 1,10; Röm. 15,5.6, daß sie bleibe bei Jesu Rede, Lehre, Joh. 8,31.32; Matth. 28,18-20. Darum kann und darf die Gemeinschaft des Glaubens nur da geübt werden, wo sie tatsächlich, nämlich in der Einigkeit in Lehre und Bekenntnis und darausfolgender Praxis besteht, ansonsten aber muß die Trennung bleiben oder festgestellt werden, Röm. 16,17.18; 2 Kor. 6,14-18. Damit wird kein Urteil über den Heilsstand der Glieder einer Kirche abgegeben. Die Gliedschaft in einer Kirche stellt aber auch ein Bekenntnis zur Lehre und Praxis der betreffenden Kirche dar. Für die Gemeinschaft nicht notwendig ist eine Übereinstimmung in Dingen, die Gott nicht geboten hat (z.B. Liturgie, Kirchenordnung). Da aber, wo die Einigkeit im Glauben festgestellt wurde, da werden Christen ihrer Gemeinschaft in Christus auch Ausdruck verleihen, wo immer das möglich ist, etwa durch gemeinsamen Gottesdienst, gemeinsame Verkündigung des Evangeliums, gemeinsame Abendmahlsfeier, gemeinsames Gebet oder andere gemeinsame kirchliche Aktivitäten.

    11. Wir verwerfen jeglichen Versuch, die eine heilige christliche Kirche mit einer bestimmten Kirchengemeinschaft gleichzusetzen oder das Heil bzw. die Fülle des Heils an eine äußerliche Kirchengemeinschaft zu binden.

    12. Wir verwerfen als falsche Ökumenizität jede Ansicht, die die wahre Einheit der Kirche in einer Art von äußerlicher Vereinigung sucht, auf Kosten der biblischen Wahrheit und der Einheit in der Lehre. Wir verwerfen damit jegliche Union oder Allianz glaubens- und bekenntnisverschiedener Kirchen und Christen.

    13. Wir verwerfen die Behauptung, Gott habe über die örtliche oder Basisgemeinde hinaus noch andere christliche Versammlungen angeordnet.

    Das ist es, was die Bibel über die Kirche oder Gemeinde Jesu Christi lehrt; darum glauben, lehren und bekennen wir es.

10. DAS PRIESTERTUM ALLER GLÄUBIGEN UND DAS HEILIGE PREDIGTAMT

    1. Jeder Christ ist vor Gott ein Priester und König, 1 Petr. 2,9. Alle Gläubigen haben durch Christus, unseren Mittler, unmittelbaren und gleichen Zugang zum Gnadenthron Gottes, Eph. 2,18. Allen Gläubigen hat Gott die Gnadenmittel zur Verwaltung und zum Gebrauch anvertraut, Joh. 20,21-23. Alle Christen sollen die Tugenden des verkündigen, der sie berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht, 1 Petr. 2,9. In diesem Sinne sind alle Christen Zeugen des Evangeliums.

    2. In der Gemeinde aber als der äußerlichen Versammlung um Wort und Sakrament, in der alle Christen gleiche Rechte haben und alle gleichermaßen geistliche Priester sind, ist es nicht nur um der Ordnung willen nötig, daß die Gemeinde Einzelne beruft, die für die anderen die Gnadenmittel in ihrem Namen öffentlich verwalten, sondern Gott selbst hat in der örtlichen oder Basisgemeinde das heilige Predigtamt oder Ältestenamt oder Amt des Hirten und Lehrers eingesetzt, Matth. 10,1; Apg. 20,28; 1 Kor. 10,29; Eph. 4,11; Tit. 1,5 und beruft durch die Gemeinde geeignete Männer in dieses Amt, Apg. 14,22; Tit. 1,5, die Christi, nicht der Menschen, Diener sind, Gal. 1,9, Diemer am Evangelium, nicht Herren über die Gemeinde, 1 Kor. 3,22; 1 Petr. 5,3. Dieses heilige Predigtamt umfaßt alle nötigen Aufgaben, wie Lehre, Unterweisung, Kinder- und Jugendarbeit, Evangelisation, Mission, Seelsorge, Ausbildung, Aufsicht. Es steht dabei in der Freiheit der Gemeinde, durch ihre Berufung die Strukturen oder Formen festzulegen, in denen das Amt durch wieviel Berufene ausgeübt werden soll. Sie kann je nach Notwendigkeit Zweig- und Hilfsämter bilden, Apg. 6,1-3.

    3. Der Auftrag der Gemeinde Jesu Christi gilt aber nicht nur, dafür zu sorgen, daß die Gemeinde selbst mit Gesetz und Evangelium geweidet wird, sondeern sie soll sich auch derer annehmen, die die frohe Botschaft noch nicht gehört haben, denn allein im Glauben an Jesus Christus ist Rettung vor der Verdammnis im Jüngsten Gericht, Apg. 4,12. Darum soll die Gemeinde mit ihrem Pastor Evangelisation und Mission betreiben und, für sich oder zusammen mit anderen Gemeinden, Evangelisten und Missionare (Sendboten) aussenden, Röm. 10,14-17; Apg. 13,1-3.

    Dieser Auftrag gilt gegenüber allen Menschen, auch gegenüber den Juden, denn Christus will, daß auch aus ihnen noch viele ihn als den verheißenen Heiland erkennen und so gerettet werden, Röm. 9-11. Die Gemeinde Jesu Christi als das geistliche Israel des Herrn ist Gemeinde von solchen, die aus der Judenschaft und von solchen, die aus der Heidenschaft zum Glauben an Jesus Christus gekommen sind und nun eins sind in Christus, Joh. 10,16; Eph. 2,11-18.    

    4. Wir verwerfen die Ansicht, daß die Kirche Jesu Christi im Amt gegründet sei oder einer Hierarchie bedürfe bzw. eine solche göttlicher Ordnung sei. Wir verwerfen damit auch die Lehre von einem Papstamt, sei es als 'Amt der Einheit' oder 'der Gemeinschaft in versöhnter Verschiedenheit' oder als niemanden unterworfenes Herrscheramt.

    5. Wir verwerfen die Lehre, daß das konkrete Predigtamt heilsnotwendig sei bzw. nur ordinierte Diener am Wort wirksam und gültig Wort und Sakrament austeilen könnten.

    6. Wir verwerfen die Ansicht, Gott habe außer dem heiligen Predigtamt, das er der Basisgemeinde gegeben hat, noch andere Ämter geordnet.

    7. Wir verwerfen die Lehre, daß es außerhalb von Christus, etwa in anderen Religionen, Errettung, Gnade geben könne. Wir verwerfen auch die Ansicht, daß die Juden automatisch, von Volks wegen, gerettet würden.

    Das ist es, was die Heilige Schrift vom allgemeinen Priestertum und dem heiligen Predigtamt lehrt; darum glauben, lehren und bekennen wir es.

11. DIE GEMEINDE JESU CHRISTI UND DER STAAT

    1. Nicht nur die Kirche, sondern auch die Obrigkeit, alle obrigkeitliche Gewalt, ist von Gott gestiftet worden. "Wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott verordnet." Röm. 13,1. Christen werden darum um des Gewissens willen der Obrigkeit gehorchen, die über sie herrscht, Röm. 13,5, es sei denn, daß die Obrigkeit ihnen etwas befiehlt, womit sie Gott ungehorsam wären, Apg. 5,29.

    2. Kirche und Staat haben von Gott völlig unterschiedliche Aufgaben gekommen: Die Kirche soll den Sünder zur Buße rufen, die Vergebung der Sünden durch das Kreuz Christi verkündigen, die Gläubigen zu einem einem christlichen Leben anleiten. Das Ziel ist, daß die Auserwählten Gottes durch den Glauben an Christus zur ewigen Seligkeit geführt werden. Dem Staat oder der Obrigkeit hat der Herr die Erhaltung der guten äußerlichen Ordnung und des Friedens, die Einrichtung aller bürgerlichen Angelegenheiten, zugewiesen, Röm. 13,4.5. Das Ziel dabei ist, "daß wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit", 1 Tim. 2,2.

    3. Das einzige Mittel, das Gott der Kirche gegeben hat, um ihre ihr anvertraute Aufgabe zu erfüllen, ist sein in der Schrift geoffenbartes Wort in Gesetz und Evangelium, zusammen mit den Sakramenten, Mark. 16,15.16. Nur durch das Predigen von Gesetz und Evangelium, Sünde und Gnade, Buße und Glauben, Gottes Zorn gegen die Sünde und der Gnade Gottes in Christus, werden Menschen bekehrt und weise gemacht zur Seligkeit. Andere Gewalt soll und darf die Kirche nicht benutzen oder in Anspruch nehmen, 2 Kor. 10,4. Dem Staat dagegen hat Gott das natürliche Gesetz und die staatliche Gewalt gegeben, welche nach dem Licht der Vernunft (was die natürliche Erkenntnis Gottes mitsamt seinem eingeschriebenen Gesetz einschließt) unter Anleitung des Gewissens eingesetzt und gebracht werden sollen, Röm. 13,4.

    4. Das rechte Verhältnis zwischen Kirche und Staat wird nur dann bewahrt, wenn beide, die Kirche und der Staat, streng getrennt sind und in dem ihnen von Gott zugewiesenen Gebiet bleiben und die ihnen von Gott anvertrauten Mittel gebrauchen, Matth. 22,21. Die Kirche soll nicht bürgerliche Gewalt gebrauchen, noch soll sie dem Staate hinderlich sein, während der Staat seine Aufgaben erfüllt. Der Staat soll nicht ein Bote des Evangeliums werden, noch soll er die Kirche an ihrer Predigtaufgabe hindern. Die Kirche soll nicht das Zivilgesetz und Gewalt zu gebrauchen versuchen, damit Menschen zu Christus zu führen. Der Staat soll nicht durch das biblische Gesetz oder das Evangelium oder die Bibel im Allgemeinen zu regieren versuchen.

    5. Wir verwerfen jeglichen Versuch des Staates, die freie Ausübung des Religion im Allgemeinen und des Amtes der Kirche im besonderen zu beschränken oder zu hindern.

    6. Wir verwerfen jede Ansicht, die der Kirche direkten oder indirekten Einfluß auf den Staat und die Verwaltung seiner Angelegenheiten geben will.

    7. Wir verwerfen jeglichen Versuch, daß die Kirche vom Staat finanzielle ode andere Unterstützung in der Ausführung ihrer Heilsaufgabe bekommen solle.

    8. Wir verwerfen jede Meinung, daß es den Bürgern eines Staates freistehe, solche Gesetze, mit denen er nach persönlichem Urteil, ohne Weisungen der Heiligen Schrift, nicht übereinstimmt, zu übertreten.

    Das lehrt die Heilige Schrift über das Verhältnis von Kirche und Staat; darum glauben, lehren und bekennen wir es.

12. EHE UND FAMILIE

    1. Die Ehe, die durch rechtmäßiges Verlöbnis zustandegekommene lebenslange Verbindung eines Mannes und einer Frau zu einem Fleisch, ist nicht aus menschlicher Überlegung oder Willen entstanden, sondern Gottes heilige Stiftung, schon in der Schöpfung, 1 Mose 1,27.28; 2,14-24; Matth. 19,4-9, wobei die Frau dem Mann eine Gehilfin sein soll, die um ihn ist. Die Ehe ist der einzige, rechtmäßige, von Gott geordnete Raum geschlechtlicher Gemeinschaft. Jede geschlechtliche Gemeinschaft außerhalb der Ehe oder Verlockung oder Anreizung zu ihr ist Sünde, Matth. 5,27 ff. Eine besondere Greuelsünde stellt der gleichgeschlechtliche Umgang, sowie der geschlechtliche Umgang mit Kindern und Tieren dar, Röm. 1,18 ff.

    2. Gemäß der göttlichen Ordnung ist der Mann das Haupt der Frau, Eph. 5,22.23; 1 Kor. 11,3, die Frau soll ihm untertan sein in dem Herrn, Eph. 5,22.24, der Mann aber seine Frau lieben, wie Christus die Gemeinde geliebt hat, Eph. 5,25.

    3. Die Ehe ist eine lebenslange Verbindung, bei der Gott es sich vorbehalten hat, sie durch den Tod eines der Partner zu beenden. Darum ist eine Scheidung, ausgenommen nach erlittenem Ehebruch, Matth. 19,6, Sünde und dem Ehebruch gleichgesetzt.

    4. Eine der Zwecke der Ehe ist, wenn Gott Gnade gibt, die Fortpflanzung. Kinder sind eine Gabe Gottes, ein Geschenk, ein Segen Gottes, Ps. 127,3-5. Es steht daher nicht in der Gewalt von Mann und Frau, festzulegen, wann sie ein Kind bekommen wollen und wieviel. Abtreibung ist bewußtes, vorsätzliches Töten eines von Gott geschenkten Menschen und daher Mord.

    5. Neben der Ehe hat Gott auch etliche mit der Gabe der Ehelosigkeit ausgerüstet, Matth. 19,12, die aber kein höherer, sondern der Ehe gleichgestellter Stand ist und nicht in menschlicher Verfügungsgewalt (Gelübde) liegt.

    6. Wir verwerfen daher die Ansicht, die Ehe sei eine menschliche Ordnung, entstanden aus kulturellen, sozialen, volklichen Umständen, daher den zeitlichen Entwicklungen unterworfen.

    7. Wir verwerfen die Meinung, daß eine Ehe durch Scheidung auch ohne vorhergegangenen Ehebruch beendet werden könne.

    8. Wir verwerfen die Haltung, die das Hauptsein des Mannes leugnet.

    9. Wir verwerfen Abtreibung und Geburtenkontrolle.

    Das lehrt die Bibel über Ehe und Familie; darum glauben, lehren und bekennen wir es.

13. DIE WIEDERKUNFT JESU CHRISTI UND DAS JÜNGSTE GERICHT

    1. Jesus Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch, der vom Tode auferstanden und zur rechten Hand Gottes aufgefahren ist, wird wiederkommen, wie seine Jünger ihn haben zum Himmel fahren sehen, Apg. 1,11.

    2. Niemand kann die genaue Zeit der Wiederkunft Jesu Christi wissen. Diese Kenntnis ist sogar den Engeln im Himmel verborgen, Matth. 24,36. Dennoch hat uns der Herr Zeichen gegeben, um uns in fortdauernder Erwartung seiner Wiederkunft zu erhalten. Er hat uns gesagt, daß wir auf uns selbst achtgeben und wachen sollen, damit dieser Tag uns nicht unerwartet überfalle, Luk. 21,34.

    3. Mit Jesu Wiederkunft wird diese gegenwärtige Welt zu Ende kommen. "Wir warten aber eines neuen Himmels und einer neuen Erde nach seiner Verheißung, in welchen Gerechtigkeit wohnet." 2 Petr. 3,13.

    4. Wenn Jesus Christus wiederkommt mit seinen Engeln und seine Stimme in der ganzen Welt erschallt, werden alle Toten auferstehen und zusammen mit denen, die noch leben, vor seinem Gerichtsthron erscheinen, die einen, die durch den Glauben mit Christi Blut Gereinigten, zur ewigen Herrlichkeit, die anderen, die Ungläubigen, zur ewigen Verdammnis, Joh. 5,28.29.

    5. Wir verwerfen jede Form der Lehre eines besonderen Tausendjährigen Friedensreiches zusätzlich zur neutestamentlichen Heilszeit. Wir verwerfen auch die Meinung, daß "alle" Juden in den letzten Tagen bekehrt werden oder gar, daß alle Menschen die ewige Herrlichkeit schließlich genießen werden.

    6. Wir verwerfen jegliche Leugnung der leiblichen Auferstehung und der Realität der Hölle.

    7. Wir verwerfen jeglichen Versuch, die eschatologischen Stellen des Neuen Testamentes, die von Jesu Wiederkunft und Gericht reden, bloß bildlich zu verstehen oder diese eschatologischen Ereignisse als sich jetzt in der Geschichte ereignend zu sehen.

    Das lehrt die Bibel über Jesu Wiederkunft und das Jüngste Gericht; darum glauben, lehren und bekennen wir es auch.